Das Mastodon

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Sascha Noe

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DAS MASTODON




Seine Beine sind Stämme, Tümpel stampft
sein runder Fuß aus und sein Leib
ist ein wandernder Sinai. Nur die Sonne
ist höher und unter ihm Nacht.

Wenn das Mastodon den Morgen grüßt,
der es anglänzt, und brüllt vor Behagen, füllt sich
der ganze Himmel machtvoll wie der Bauch
eines donnerfressenden Gotts.

Über ihm ist nur noch, fern, die
Sonne: und backt seinen borstigen ziegel-
farbigen Rüssel. Das mag das Mastodon
gern.

Und unter ihm Nacht: die
säuft sein warmer Rüssel mittags schon
wie eine Pfütze aus und sprüht sie
zu den ewigkühlen Sternen.

Das Mastodon, wenn es die Wiesen zerwandert
hat, schwimmt im Ozean wie eine Insel;
Donnerwogen und Stürme brechen an ihm und
die Fische werden vor Wucht in die Wüsten gespült.

Wenn es durch die alten vielfarbigen Urwälder
walzt, zersplittert das Geäst an seiner Haut,
die Stämme brechen rollend unter seinen Leib und
Laub und Vögel verdaut es.

Und wenn das Mastodon auf Gebirge ging,
zerrissen die eisigen Wolken wie Hausspinnennetze oder
zerschmolzen zu Regen und wuschen sein Fell, aus dem
ziegelbraune Flüsse hinunter die Täler auffüllten.

Das Mastodon hat einen Schlaf so tief wie
Welt und Zeit, es schläft in hohen Höhlen,
und nur die Welt allein und ihre Zeit
wecken oder lassen es gewesen sein.-
 



 
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