Das rote Auto

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Alles was sich Sven zum Geburtstag wünschte war das feuerrote Elektroauto aus dem Spielzeugladen. Immer, wenn er mit Mama in die Stadt ging, drückte er sich die Nase am Schaufenster platt, um es zu bestaunen. Es glänzte leuchtend rot, hatte echte Lichter,schwarze Sitze und einen goldenen Schlüssel. Er liebte dieses Auto. Mama sagte: „ Komm Sven, steh hier nicht immer rum, wir müssen weiter.“ Mama hatte es immer ziemlich eilig, wenn sie ihn aus dem Kindergarten abholte gingen sie noch schnell einkaufen, dann schnell nach Hause, dann kochte Mama schnell das Mittagessen....so ging das den ganzen Tag schnell, schnell. Sven hätte stundenlang das feuerrote Auto ansehen können, aber Mama hatte wie immer keine Zeit. „Oh Mama, sieh doch nur wie schön es aussieht, kann ich nicht dieses Auto zum Geburtstag bekommen. Ich bin doch schon bald fünf, und schon groß genug um damit zu fahren. Mama bitte!“ „ Sven, komm jetzt, das Auto ist viel zu teuer. Such dir doch etwas anderes aus, ein kleineres Auto vielleicht, oder ein Parkhaus“. Mama ging einfach weiter, ohne dem Auto auch nur einen Blick zu schenken. Sven war traurig. Als er am Abend in seinem Bett lag, kullerten ihm dicke Tränen über die Wangen. Warum wollte Mama ihm denn bloß nicht seinen Wunsch erfüllen. Er beschloss noch einmal mit ihr zu reden und stieg aus seinem Bett. Als er in den Flur trat, hörte er Gemurmel aus dem Wohnzimmer. Papa und Mama saßen auf dem Sofa und unterhielten sich. „ Fred,“ sagte Mama „ ich weiß nicht mehr was ich Sven noch erzählen soll. Er wünscht sich das feuerrote Auto so sehr.“ „ Wir können uns dieses Luxusfahrzeug einfach nicht leisten“, sagte Papa „ Ich fahre mit dem Bus zur Arbeit und mein Sohn bekommt einen feuerroten Sportwagen zum fünften Geburtstag, vergiss es, Silke, dass kommt gar nicht in Frage. Der Junge muss lernen zu verzichten.“ Leise ging Sven wieder zurück in sein Bett. Aus der Traum. Kein Auto zum Geburtstag.

In dieser Nacht passierte etwas merkwürdiges. Das feuerrote Auto stand vor seinem Bett und hupte. Sven stieg ein, ließ den Motor an und machte eine Probefahrt durch die nächtliche Wohnung. Der Motor brummte leise. Plötzlich erhob sich das Auto und flog mit Sven aus dem offenen Fenster. Sie drehten ein paar Runden um das Dach des Hauses und ließen sich von einer Katze bestaunen, die dort auf dem Kamin saß und auf ihren Liebsten wartete. Sie flogen sie immer höher, hinauf in die unendliche Weite des Weltalls. Sie umkreisten mehrere Planeten und winkten den Bewohnern von oben herab zu. Die staunten nicht schlecht, als sie Sven in seinem roten Flitzer sahen.

Was war das? Der Motor fing an zu stottern und Sven bekam ein wenig Angst. Langsam sank das Auto auf den Planeten, den sie eben noch umkreisten. Es landete auf einer blauen Wiese. Sven stieg aus dem Wagen und schaute sich hilflos um. Was sollte er jetzt tun? Die Batterien des Elektroautos waren leer. Die Anzeige stand auf null. Wie sollte er jetzt wieder nach Hause kommen? Kein Mensch weit und breit der ihm helfen konnte.

Hatte sich da eben nicht etwas bewegt?

Tatsächlich. Ein kleiner Stern kam hüpfend auf ihn zu. „ Wer bist du denn?“ fragte der Stern lächelnd. „ Ich heiße Sven und mein Planet ist die Erde“ sagte Sven mutig, denn der Stern sah freundlich aus. Er erzählte dem Stern die Geschichte vom roten Flitzer und wie er mit ihm durchs All gebraust ist und schließlich notlanden musste, weil seine Batterien schlapp gemacht hatten. „ So, so“, sagte der Stern und machte ein nachdenkliches Gesicht. „Vielleicht kann ich dir helfen. Ein paar Sterne aus meiner Bekanntschaft fliegen auch manchmal in rasender Geschwindigkeit durch das All. Ihr Menschen nennt sie Kometen. Sie reisen mit Hilfe des Sternenstaubes, der hat eine Menge Energie. Der Sternenstaub wächst auf den intergalaktischen Bäumen. Leicht dran zu kommen. Man muss ihn nur herunter schütteln. Komm mit, ich bringe dich zu einem dieser Bäume.“ Der Stern hüpfte vor Sven her bis zum Rand der blauen Wiese. Ein kleines, unscheinbares Bäumchen stand dort und schien, sekundenschnell, ein Feuerwerk nach dem anderen zu veranstalten. Funkenregen verbreitete sich um die Baumkrone. "Absolut erntereif", sagte der Stern und fing an das Bäumchen ordentlich zu schütteln. Ein Regen aus goldglitzerndem Sternenstaub ergoss sich über Sven und bedeckte ihn völlig. Nur seine Nasenspitze guckte noch heraus. Der hüpfende Stern befreite ihn aus dem Sternenstaubgebirge und forderte ihn auf, möglichst viel von den glitzernden Teilchen in seine Taschen zu stopfen. Hände voller Staub wanderten so in Svens Taschen, bis alle randvoll waren. „ Das dürfte für den Rückflug reichen“, sagte der Stern und sie machten sich auf den Weg zum roten Flitzer.
Sven füllte den gesammelten Sternenstaub in das Batteriefach. Er setzte sich in das feuerrote Auto und drehte den Schlüssel um, sofort erklang das leise Brummen des Motors und ehe er sich versah flog das Auto hinauf in die unendliche Weite des Weltalls. Er winkte dem Stern zu, der immer noch auf der blauen Wiese stand. Aus dem Auspuff des roten Flitzers stob eine Wolke goldenen Sternenstaubes. Mit einer rasenden Geschwindigkeit flog das Auto, kometengleich, auf die Erde zu, an der Katze vorbei , die noch immer auf dem Dach saß und wartete, bis auf den Teppich des Kinderzimmers. Sicher zu Hause angekommen, stieg Sven aus dem Kometenflitzer, legte sich in sein Bett und schlief sofort ein.

Am nächsten Morgen wurde er von Papa geweckt. Mama hatte schon den Frühstückstisch gedeckt. Sven setzte sich und aß hungrig seine Cornflakes. „ Hast du dich gewaschen?" fragte Mama. "Du glitzerst an deiner Nasenspitze.“ „Na klar!“, sagte Sven, „Das ist Sternenstaub.“ „Ja, ja, Sternenstaub“, sagte Mama und zwinkerte ihm zu. Sven“, sagte Papa, „wir können dir das rote Elektroauto leider nicht zum Geburtstag schenken. Es ist viel zu teuer.“ Papa sah ganz traurig aus. „ Das macht doch nichts Papa“, sagte Sven „ ich brauche kein Auto, mit dem man nur ein wenig hin und her fahren kann. Ich werde fünf und will richtige Abenteuer erleben!“ Sven grinste vor sich hin und freute sich schon auf den Abend. Heute wollte er früh ins Bett. Er hatte sich vorgenommen den hüpfenden Stern auf der blauen Wiese zu besuchen. Sven konnte den goldenen Schlüssel in seiner Tasche spüren.
 



 
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