Der Ausreißer

anemone

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Sie stieg ein, ohne Gepäck, nur so. Einfach so. Sie blickte in die staunenden Gesichter, die ihr aus dem Abteil entgegensahen. Ja sie war sozusagen ausgerückt. Hatte sich ihre Freiheit erzwungen und nun stand sie dort.

Der Zug rollte bereits seinen Weg voran. Immer Richtung Süden. Die Herren blickten sich an. Verständnisvoll. Ihr Blick eine stumme Verabredung. Sie fragte „Ist hier noch frei?“ und mit der Frage wusste sie, dass sie einen Fehler begangen hatte.

Vermutlich war sie nicht mehr ganz normal, ja, richtig, sie musste ihren Verstand verloren haben! Sie war jetzt ein Durchbrenner, wie das ihre Mutter zu sagen pflegte über Leute, die sich ihre Freiheit nahmen, wie zum Beispiel die Frau des Gärtners. Der jetzt mit 3 Kindern und der Gärtnerei alleine war. Sie war mit einem anderen Mann auf und davon, hatte genug von den alltäglichen Dingen, wollte das Leben spüren und genießen und die Alltagssorgen vergessen.

Die Beiden rückten zusammen, nahmen sie in ihre Mitte. Sie hatten sich viel zu erzählen, schlossen sie in ihr Gespräch mit ein, denn ihre Reise ging in die gleiche Richtung, doch Kiara liefen still und leise die Tränen herunter.

Es war ihr jetzt klar, sie hatte den zweiten Schritt vor dem ersten gemacht und das war nicht gut so. Ferdi sah ihre Tränen und wischte sie ihr ab.

„Es wird dir leid tun!“ sagte er zu ihr und er hatte recht, es tat ihr schon leid, denn sie fühlte sich wie ein Betrüger. Es hämmerte in ihrem Kopf und obwohl sie sich riesig auf die Buchmesse freute und darauf mit den Beiden ihre gemeinsamen Bücher zu präsentieren: sie tat es gegen den Willen ihrer Familie. Ihr schlug das Gewissen und sie hatte nur noch einen Wunsch: Zurück nach Hause!

Ihr war nicht zu helfen!
 



 
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