Der Ölbaum

Der Affe

Mitglied
Wunderschön sah der Baum aus, als sie ihn betrachtete, während sich die noch schwachen Strahlen der Morgendämmerung hinter ihm ausbreiteten. \"Bist du bereit?\", fragte Nasir. Ein trauriges Lächeln stand im Widerspruch zu seinem entschiedenen Blick.

Seit über drei Monaten schon hatten sie es geplant und sich geschworen es an diesem bestimmten Tag zu tun, obwohl sie insgeheim immer hofften, es müsste nicht so weit kommen. Als sie darüber nachdachte, fand sie diese Naivität lächerlich. Was hätte ihre miserable Lage schon verbessern können? Ihr Vater hätte natürlich plötzlich von seiner streng konservativen und herrischen Art abweichen und einmal nicht nur an sich und sein Ansehen im Dorf denken können. Dieser Gedanke ließ sie innerlich nur verbittert auflachen. Da war es wahrscheinlicher, dass er an einem Schlaganfall als Folge einer seiner cholerischen Wutausbrüche starb. Einmal hat er sie windelweich geprügelt, weil sie sich mit Nasir, diesem \"wertlosen Bauerntölpel\" getroffen hatte. \"Du nutzloses Stück ruinierst meinen Ruf\", schrie er, während der Gürtel ihr die Haut an den Armen aufriss. Sie wünschte ihm den längst überfälligen Schlaganfall.

\"Woran denkst du, Houria?\" Nasirs Augen wanderten zum Baum, an dessen ᅣsten sie zwei Seile angebracht hatten. トWir haben nicht mehr viel Zeit, hier werden sie zuerst suchenモ. Sie folgte seinem Blick. \"Ja, ich weiß\". Früher war der Ölbaum ihr Freund gewesen. In seinen dicken Ästen fühlte sie sich vor ihrem Vater sicher, während sie mit Nasir spielte. Heute sollte er sie wieder beschützen. Zu Hause ist ihr Verschwinden sicher schon aufgefallen. Hourias Mutter wollte sie an ihrem großen Tag natürlich schon früh wecken.

Sie war glücklich, hier bei Nasir zu sein. Allein die Vorstellung, von ihrer Mutter und ihrer Tante im Gesicht bepinselt zu werden, damit sie ihrem Bräutigam gefiel, war ihr zuwider. Sie kannte ihn nicht, wusste nur, dass er 37 Jahre alt und wohlhabender als ihre Eltern war. Niemals würde sie ihre Freiheit aufgeben und sich einer Zwangsehe unterwerfen.

Sie sah Nasir entschlossen in die Augen. \"Wir haben die richtige Entscheidung getroffen\". Im Osten dämmerte die Sonne.
 

Sebahoma

Mitglied
Hallo!
Willkommen bei der LL! Ich habe deinen Text gerne gelesen und finde ihn gelungen! Er geht natürlich ein sehr ernstes Thema an, aber ich finde, dass er es gut darstellt. Gut gefällt mir auch die Namenswahl der beiden. Weiter so!
Gruß, Sebahoma
 
U

USch

Gast
Hallo Der Affe,
ein sehr wichtiges Thema, das du hier in kurzer Form gut dargestellt hast. Du solltest aber den Text formal überarbeiten, wie z.B. die vielen Schrägstiche bei den wörtlichen Reden und die verzerrten Umlaute. Du hast wahrscheinlich nicht mit einem professionellen Textprogramm gearbeitet. Aber du kannst die Änderungen direkt im LL-Text vornehmen. Einfach unten den Button [blue]Bearbeiten/Lö[/blue] anklicken und Änderungen vornehmen.
LG USch
 

Vagant

Mitglied
Hallo Affe, dies ist deine erste Arbeit hier, vielleicht sogar der erste Versuch eine Geschichte zu schreiben.
Eine Sache ist mir gleich im ersten Satz aufgefallen; bevor du beginnst, musst du dir Gedanken über die Erzählperspektive machen. Also: wer erzählt hier was. Dein Erzähler kann diesen Baum nicht mit einem Werturteil (wunderschön) belegen. Dies kann nur der Protagonist, oder ein Ich-Erzähler, oder ein personaler Erzähler der in der Story verortet ist. Um solche Fehler zu vermeiden, solltest du möglichst oft die Protagonistin zu Wort kommen lassen. Entweder durch wörtliche Rede, oder durch die Gedankenwiedergabe. In Sachen Erzählperspektive stimmt dann auch die Nennung des Wortes 'Zwangsehe' nicht, denn nur wir nennen es Zwangsehe, oder arrangierte Hochzeit, im Umfeld deiner Protagonisten ist es einfach eine kulturell gewachsene Normalität. Macht es deshalb trotzdem nicht schöner.
Dies soll nun keine Kritik am Text sein, halt nur so ein paar Gedanken die mir beim Lesen so in den Sinn gekommen sind. Noch viel Spaß beim schreiben, wünscht dir der Vagant.
 

Der Affe

Mitglied
Wunderschön sah der Baum aus, als sie ihn betrachtete, während sich die noch schwachen Strahlen der Morgendämmerung hinter ihm ausbreiteten. "Bist du bereit?", fragte Nasir. Ein trauriges Lächeln stand im Widerspruch zu seinem entschiedenen Blick.

Seit über drei Monaten schon hatten sie es geplant und sich geschworen es an diesem bestimmten Tag zu tun, obwohl sie insgeheim immer hofften, es müsste nicht so weit kommen. Als sie darüber nachdachte, fand sie diese Naivität lächerlich. Was hätte ihre miserable Lage schon verbessern können? Ihr Vater hätte natürlich plötzlich von seiner streng konservativen und herrischen Art abweichen und einmal nicht nur an sich und sein Ansehen im Dorf denken können. Dieser Gedanke ließ sie innerlich nur verbittert auflachen. Da war es wahrscheinlicher, dass er an einem Schlaganfall als Folge einer seiner cholerischen Wutausbrüche starb. Einmal hat er sie windelweich geprügelt, weil sie sich mit Nasir, diesem "wertlosen Bauerntölpel" getroffen hatte. "Du nutzloses Stück ruinierst meinen Ruf", schrie er, während der Gürtel ihr die Haut an den Armen aufriss. Sie wünschte ihm den längst überfälligen Schlaganfall.

"Woran denkst du, Houria?" Nasirs Augen wanderten zum Baum, an dessen Ästen sie zwei Seile angebracht hatten. "Wir haben nicht mehr viel Zeit, hier werden sie zuerst suchen". Sie folgte seinem Blick. "Ja, ich weiß". Früher war der Ölbaum ihr Freund gewesen. In seinen dicken Ästen fühlte sie sich vor ihrem Vater sicher, während sie mit Nasir spielte. Heute sollte er sie wieder beschützen. Zu Hause ist ihr Verschwinden sicher schon aufgefallen. Hourias Mutter wollte sie an ihrem großen Tag natürlich schon früh wecken.

Sie war glücklich, hier bei Nasir zu sein. Allein die Vorstellung, von ihrer Mutter und ihrer Tante im Gesicht bepinselt zu werden, damit sie ihrem Bräutigam gefiel, war ihr zuwider. Sie kannte ihn nicht, wusste nur, dass er 37 Jahre alt und wohlhabender als ihre Eltern war. Niemals würde sie ihre Freiheit aufgeben und sich einer arrangierten Ehe unterwerfen.

Sie sah Nasir entschlossen in die Augen. "Wir haben die richtige Entscheidung getroffen". Im Osten dämmerte die Sonne.
 

Der Affe

Mitglied
@Sebahoma Danke für das Lob, ich freue mich wenn mein Text jemandem gefällt

@USch Ich habe wohl nicht bemerkt, dass beim kopieren die Sonderzeichen und Umlaute verzerrt worden sind, aber ich habe den Text angepasst. Dankeschön

@Vagant Ich habe den Teil mit der Zwangsehe verändert.
Ich habe mir beim Text eine Mischung aus erlebter Rede und Erzählerbericht vorgestellt. Ich danke jedenfalls für die Anmerkung denn es ist wie du sagst wirklich der erste Versuch eine Geschichte zu schreiben.
 



 
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