Der Ton aus alten Zeiten klingt wie Hohn - Petrarca Sonett

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Walther

Mitglied
Der Ton aus alten Zeiten klingt wie Hohn
Und schmeichelt Déjà-vus aus Deiner Zunge.
Du ahnst, der Krebs zerhustet Deine Lunge:
Der Atem pfeift verdächtig lange schon.

Du redest Dich in falsche Emotion
Und hast Dir den Humor so abgezwungen!
Gelehrsamkeit tönt leer, wie ausgewrungen:
Die Sätze quietschen unter der Torsion,

Der Du sie unterworfen hast in Wut,
Enttäuschung und dem Zorn des nie Geehrten.
Verbergen willst Du sie und klingst nach Stahl,

Der, ausgehärtet, in der heißen Glut
Zum Schwert geschmiedet, Unversehrten
Ins Ohr getrieben wird zu schlimmster Qual.
 
G

gitano

Gast
Lieber Walther!
Daß wir beide Sonettliebhaber sind ist klar...trotz des langen Weges, hin zum geglückten Sonett.
und deshalb im Sinne einer Tenzone (und mehr zum Spaß ein Antwortsonettchen (Ich stelle es noch im Board ein)machst Du mit?

So nette Kleingefäße für Gedanken...

Der Ton aus alten Zeiten wirkt wie Mohn.
Erjambt erlallt befremdliches Gedusel.
Aus Mythenwelten aufgestockter Grusel
ergreift nur noch Gelehrte in Pension.
Noch immer sitzt Francesco auf dem Thron,
beblättert mit Gewürz! Metaphernfusel
ergießt sich in Gelehrsamkeitsgewusel.
Die Kunst zu lieben ist erstarrt im Klon.

So nette Kleingefäße für Gedanken...
Was soll denn das Geschrei von Redekunst!?
Kein Gott braucht solche Reimeranken!
Der Spott ist schnell und wird von dem gegrunzt,
der kaum ein Herz je angerührt mit Worten.
Die Liebe liebt - und öffnet neue Pforten.

Sei gegrüßt und vielleicht erheitert
gitano
 

Walther

Mitglied
Nicht schlecht, Herr Specht, sagt hier der Angesprochene. Jedoch,

lb. gitano,

zum Antwortsonett erbitte ich Dispens. Und der kann dauern! :D

Erheitert zurückgrüßend

W. ;)
 

Walther

Mitglied
Und hier ist er schon:
Da will mich wohl der alte Fluch ergreifen:
Es wird nicht rund, was sich nicht rundet, und
Es wird gesund nicht, was erkrankt. Der Schund,
Genau der, welcher, ließe man es schleifen,

Rasch um sich griffe, ließe man ihn reifen,
Ist es, dem es zu wehren gälte. Grund,
Sich zu ereifern, man tut’s lautstark kund,
Nach allen Regeln höchster Kunst zu keifen!

Das ist der Fluch, den ich hier jetzt verfluche:
Er schleicht sich ein, er macht sich breit, kennt keine,
Ich wiederhole, keine Gnade mit den Texten!

Ob ich mich nochmal am Sonett versuche?
Ach, geht mir weg und lasst mich doch alleine,
Mit diesem ganzen Formkram, dem verhexten!
Lb. gitano, werter Sonettmeister, sei gegrüßt!

W. :)
 

Walther

Mitglied
Korrigiert: :D
Da will mich wohl der alte Fluch ergreifen:
Es wird nicht rund, was sich nicht rundet, und
Es wird gesund nicht, was erkrankt. Der Schund,
Genau der, welcher, ließe man es schleifen,

Rasch um sich griffe, ließe man ihn reifen,
Ist es, dem es zu wehren gälte. Grund,
Sich zu ereifern, man tut’s lautstark kund,
Nach allen Regeln höchster Kunst zu keifen!

Das ist der Fluch, den ich hier jetzt verfluche:
Er schleicht sich ein, er macht sich breit, kennt keine,
Ich wiederhole, Gnade mit den Texten!

Ob ich mich nochmal am Sonett versuche?
Ach, geht mir weg und lasst mich doch alleine,
Mit diesem ganzen Formkram, dem verhexten!
 
G

gitano

Gast
Ach so!...es geht weiter ;)
na dann:

Plädoyer mit Eukalyptusöl...

Erneut will ich für Dich das Wort ergreifen
auch gern beim Eukalyptuslutschen und
mytholisiere meinen rauhen Schlund
bis alle Viren resümieren: Kneifen!
bevor die Backen Siegeslieder pfeifen!
Der Kampf ist sinnlos gegen dieses Pfund!
Das atemkühle Öl salbt mich zum Bund
der Rache nimmt, die Viren abzustreifen.

Der Sieg, in schleimbefreiten Nebenhöhlen
erstarkt die Freude, auch mal laut zu gröhlen:
Ich halte Dir erfrischt die Bündnistreue!
so nette Form, an der ich mich erfreue!
Wohin? Wenn nicht zum Klang in Deinem Herzen!
So laß mich Dir verliebt in Terzen scherzen!


Vielen Dank Walther! Für den tollen Spaß!
 
G

gitano

Gast
hehe!
ich liebe solchen Spontikram janz dolle!
dat entkrampft die grauen Canyons in der Birne!
Mit Dir Walther schreibe ich mal Hypoconder-Tenzonen oder Hausmittel bei "allerley Erkältngen" oder wir machen eine Kurzserie zu "Kokette Sonette im Bette" :D
Schade daß der Tom und die Julia gerade Pause machen...die hätten hier noch wunderbar reingepaßt!..die haben beide einen verblüffenden Humor!
...als ich die 4 Sonette nochmal hintereinander las hatte ich fast Tränen vor lachen in den Augen!
...und Reschpekt mein Lieber! Mehrere Dialog-Sonette an einem Abend...
Was man liebt - damit beschäftigt man sich...hier ganz klar zu erkennen!
Also bis zur nächsten Freude
gitano
 

Walther

Mitglied
Der Ton aus alten Zeiten klingt wie Hohn
Und schmeichelt Déjà-vus aus Deiner Zunge.
Du ahnst, der Krebs zerhustet Deine Lunge:
Der Atem pfeift verdächtig lange schon.

Du redest Dich in falsche Emotion
Und hast Dir den Humor so abgezwungen!
Gelehrsamkeit tönt leer, wie ausgewrungen:
Die Sätze quietschen unter der Torsion,

Der Du sie unterworfen hast in Wut,
Enttäuschung und dem Zorn des nie Geehrten.
Verbergen willst Du sie und klingst nach Stahl,

Der, ausgehärtet, in der heißen Glut
Zum Schwert geschmiedet, bisher Unversehrten
Ins Ohr getrieben wird zu schlimmster Qual.
 

Walther

Mitglied
Lb. gitano,

war mir ein Vergnügen, Dich erfreut zu haben. Ich hoffe, die anderen sind nicht zu sehr gelangweilt ... ;)

LG W.
 

Label

Mitglied


ich rätsle aber worüber da sonnetiert wurde

sobald ich glaube den Inhalt eines Sonnets verstanden zu haben wirft mich das Antwortsonett wieder in die Nachbargalaxie.

von ganz weit weg grüßend
Label
 
G

gitano

Gast
Hallo Label!
Walther hat es mal kürzlich auf die Formel gebracht:
Zitat:
Nun, das Sonettieren (eine Zusammenführung aus Sonetten und Dilettieren) macht mir Spaß - und gitano auch, wie wir mit Freunden lesen! Ab und zu haut man dann mal einen/s raus, das/der irgendwie zu passen scheint. Aber das sollte man nicht überbewerten. Zum richtigen Dichter fehlen Meilen, und wir machen hier allenfalls Meter (gut).
Zitatende

Gut getroffen, wie ich finde...
unsere Befindlichkeiten beim Sonettieren im Sonett-Dialog

Nur Quatsch ist dies natürlich nicht...mal abgesehen von der formalen Übung schielen wir ein wenig in Richtung Tenzone (Streitgedicht) ...bevorzugt in Sonettform.

das Argumentieren müssen, das eingehen auf Argumente (nicht auf alle) , die Übernahme von mindestens zwei Reimpaaren im Antwortsonett verscärfen die ohnehin schon recht strengen Vorgaben eines Sonetts...Unser Dialog hier ist eher spaßig gemeint. In einem ernsten Disput ist schlüssigeres Argumentieren gefragt und echte Konkurenz in der Formulierungsschärfe (hier eher kleine sprachliche Gags zum Thema). In Sachen "Sonett-Scholastik" befinden wir uns also in der Grundschule...und es ist noch nicht entschieden ob wir die Orientierungsstufe erreichen werden.

Auf der anderen Seite ist aber schon weit mehr als bloßes Formengedresche! Die formalen äußeren Anforderungen machen uns weit weniger Mühe als die inneren Anforderungen eines guten Sonetts...und so darf man nach Bemühungen auch mal wieder über eigentlich (für uns) ernste Themen mal lachen...und sich selbst auf die Schippe nehmen, bzw. genommen werden.

Keine Ahnung wie weit Du mit der Form vertraut bist...Aber die FormulierungsSchärfe einiger Bilder dürfte wohl aufgefallen sein: Beispiele:

Der Ton aus alten Zeiten klingt wie Hohn
Und schmeichelt Déjà-vus aus Deiner Zunge.

Und hast Dir den Humor so abgezwungen!

Die Sätze quietschen unter der Torsion,

Verbergen willst Du sie und klingst nach Stahl,

Der, ausgehärtet, in der heißen Glut
Zum Schwert geschmiedet, bisher Unversehrten
Ins Ohr getrieben wird zu schlimmster Qual.


Im Dialog / Streitgedicht animiert man sich, treibt ich gegenseitig an.
Diese vier Dialogsonette sind dicht hintereinander innerhalb von drei oder vier Stunden entstanden...

So weit ersteinmal...
Liebe Grüße und danke für´s Lesen und Kommentieren
gitano
 

Walther

Mitglied
Lb. Label,

mein Gedicht hatte einen durchaus ernsten Hintergrund, der allerdings durch die die Dichtwut von gitano und mir etwas in den Hintegrund geriet. Du darfst die Werke, die ja separat ebenfalls eingestellt sind, gerne separat bewerten und diskutieren! :)

LG W.

Lb. gitano,

wir machen nur ein wenig Werbung für das Sonett. :D

LG W.
 
A

AchterZwerg

Gast
Hier,
ihr2, werte ich nur den Waltherschen Erstling in dieser Reihe, obwohl auch die anderen Sonetttiere brav & schön sind.
Ein interessantes Teilchen, Walther, voll der Bitternis und des klammheimlichen Schwarzhumors. -
So lasse ich mir die alten Formen gern gefallen. Durch den inhärenten Leisewitz erhalten die Vorgaben Tempo und Aktualität.
Fein, fein,
Heidrun
 

Walther

Mitglied
Lb. gitano,

das Sonetten ist Dein Pläsier, mein Pläsier, Bernds Pläsier, AchterZwergs Pläsier, ... ;) Schön, das!

LG W.

Lb. Dank, 8.Zwerg, vielen Dank! LG W.

Lb. revilo, es ist schön, ab und zu Zustimmung zu ernten. Aber wem sage ich das! Glückwunsch zu Deiner Nominierung für das Best-of-Album der Lupe! LG W.
 



 
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