Der Traumberuf

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glutexo

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Nachdem ich Zehn Jahre zur Schule gegangen bin und immer noch nicht wußte was ich denn mal beruflich machen möchte entschied ich mich noch ein Jahr auf eine Handelsschule zu gehen.
Innerhalb dieses Jahres beschäftigte ich mich mit dem Polizeidienst, das hörte sich alles sehr gut an für mich. Also bewarb ich mich. Man sagte mir, mein Schulabschluß würde leider nicht ausreichen, da man den mittleren Polizeidienst abgeschafft habe. Zwischen den Zeilen stand einfach: "Sie haben sich ein halbes Jahr zu spät beworben, jetzt müssen sie leider ihr Fachabitur nachholen!"

Man bot mir an, die elfte Klasse der "Fachoberschule für Verwaltung und Rechtspflege" zu besuchen. Im Klartext hieß das, ein Jahr Praktikum auf einer Polizeidienststelle und bis zu zwei mal die Woche die elfte Klasse zu besuchen. Nach diesem Jahr schließt sich die zwölfte Klasse an. Anschließend folgt eine erneute Bewerbung bei der Polizei und dann, sofern man den Test besteht, die Ausbildung.

Also bewarb ich mich für dieses Projekt. Ich schaffte ohne weitere Probleme den Einstellungstest und begann im Sommer 1995 bei der Polizei als Praktikantin.

Ich kam auf eine Polizeiinspektion in Hannover. Schon am ersten Tag verlor ich jeglichen Respekt vor der Polizei, als ich sah, wie es dort wirklich zugeht. Nämlich völlig normal, Menschen wie du und ich, die jede Menge Spaß während ihrer Arbeit haben. Manchmal konnte man die Abteilung aus ca. Zehn Männern und drei Frauen auch als Sauhaufen bezeichnen.

Alle waren sehr nett und witzig, auch das Arbeiten mit ihnen hat mir viel Spaß gemacht. So viel Spaß, daß ich die Schule, die ich ja bis zu zwei Tagen die Woche besuchte, total vernachlässigte.

Ich entdeckte versteckte Interessen und vielleicht auch Talente. Ich konnte es einfach, das was Polizisten so den ganzen Tag lang machen. Ich wäre eine gute Praktikantin sagte man mir, besser als mancher Anwärter der schon da gewesen ist. Ich war erfüllt von Stolz und Freude darüber.

Es stand fest, entweder Polizistin oder gar nix!

In der Schule lief es leider nicht so gut, ich versagte und fiel durch.
Jetzt erfüllte mich plötzlich Trauer und Wut. Ich war wütend auf mich, weil ich es nicht geschafft habe. Der Traum von der Polizei rückte in weite Ferne.

Ich durfte das Jahr wiederholen. Diesmal kam ich auf eine andere Polizeiwache.
Dort hatte ich nicht so viel Spaß wie vorher, aber es war auszuhalten.
In der Schule lief es leider auch nicht besser als vorher. Ich versuchte es also in anderen Bundesländern die den mittleren Dienst noch nicht abgeschafft hatten, Fehlanzeige. Es blieb also nur Niedersachen.

Aber trotz Nachhilfestunden schaffte ich es auch diesmal nicht. Wieder war ich traurig und wütend, für mich gab es doch nur die Polizei, ich liebte diesen Beruf. So wie der kleine Grisu Feuerwehrmann werden wollte, so wollte ich Polizistin werden. Leider fehlte mir der Ehrgeiz des kleinen Drachen.

Ich landete dann auf einer Rettungsassistentenschule. Den Beruf der Rettungsassistentin habe ich erfolgreich abgeschlossen. Eigentlich könnte ich jetzt eine zwölfte Klasse besuchen, aber mir fehlt das Geld um ein Jahr zur Schule zu gehen. Ich kann es mir einfach nicht leisten ein Jahr lang nicht zu arbeiten. Es sieht auch nicht so aus, als wäre es irgendwann mal möglich, nicht mehr lange und ich bin zu alt für die Polizei.
Der Traum vom Polizeiberuf ist endgültig geplatzt.

Es ist ja nicht so als würde mir mein Beruf keinen Spaß machen, aber es ist einfach nicht das gleiche.

Manchmal steigen mir die Tränen in den Augen wenn ich einen Streifenwagen sehe oder mich mit Polizisten unterhalte. So gerne würde ich wie sie sein, aber ich kann nicht und werde es auch nie können weil ich damals einfach nicht verstanden habe wie wichtig die Schule ist.
So gerne würde ich die Zeit zurück drehen um es diesmal richtig zu machen. Ich habe aus meinen Fehlern gelernt und bin dadurch sicherlich auch ein bisschen reifer geworden.

Dennoch bleibt mein Traumberuf nur ein Traum…
 



 
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