Der Vogel Freiheit

Anonym

Gast
Als ich mich umdrehte und sagte:
Tschüss, ich geh nun in die Ferne,
da entdecktet ihr, was ich wagte,
erschrecktet, haben dich so gerne,

redetet ihr voll Inbrunst, klammertet
euch voll Liebe an meinem Herzen,
hobt die Arme sorgenvoll, jammertet,
du bereitest uns so arge Schmerzen

Lässt uns allein, wir lieben dich sehr,
hört ihr euch selbst nun klagen,
macht es mir möglichst schwer,
soll eure Last noch für euch tragen.

Nein, genug ist genug, sag ich nun,
hier gibt es nichts aufzuwiegen,
jetzt lasst los, lasst mich endlich tun,
was ich will, lasst mich frei und fliegen

Der Käfig, in dem ihr so wohlig haust,
ist mir zu eng, Stab an Stab, ein Grab,
dunkel geborgen, ach wie’s mich graust,
wozu denkt ihr, ich meine Flügel hab

Eh ’s zu spät, so habe ich beschlossen,
benutze ich die Gittertür, sie ist offen,
bald, so denke ich, wird scharf geschossen,
fliege ich jetzt, kann ich noch hoffen

Auf die Weite, den Himmel und die Sonne,
Wolken durchsichtig, weiße Schleier
freu’ mich auf des Lebens goldene Wonne,
Jammern klingt wie verstimmte Leier

Vielleicht werde ich auch Lieder singen,
von dem Glück, so frei zu sein in der Luft
und es wird zu euch die Kunde dringen,
von dem Vogel Freiheit ,bis in eure Gruft
 



 
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