Der unsichtbare Bildermacher

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Art.Z.

Mitglied
Ich bin der Bildermacher. Wenn Sie ein Bild brauchen, kommen Sie einfach zu mir und ich male. Meine Bilder können sprechen, also nutzen Sie auch den Sprach- und Wortlosen, den Blinden und nicht Sehenden. Wenn Sie ein vielsagendes Bild brauchen, kommen Sie einfach zu mir und ich male. Das Schöne ist, dass meine Bilder auch zuhören können. Sie hören auf Ihre Bedürfnisse und kümmern sich um Ihre Nöte. Wenn Sie ein offenes Ohr brauchen, kommen Sie zu mir, einfach, und ich male.
In meiner Geburtsstadt war ich sehr unglücklich. Die Menschen verstanden meine Kunst nicht. Wie soll das gehen? fragten sie, wie sollen Bilder das alles können? Und weil ich keine Antwort darauf hatte, verlachten sie meine Kunst. Damals war es mir nicht gegeben, mit Worten malen zu können, also konnte ich mich nicht erklären. So kam auch keiner mehr zu mir, aber ich malte trotzdem. Für mich. Wenn man für sich malt, also sein eigener Auftraggeber ist, treten ungeahnte Schwierigkeiten zwischen Pinsel und Leinwand. Oft ist man wählerischer als man denkt und will am Ende das Bestellte gar nicht mehr bezahlen. Doch wohin mit dem Bild in das man schon so viel Mühe gesteckt hat? Da muss man mit sich reden und vielleicht doch noch einen Kompromiss finden. Vielleicht kann man es geringfügig abändern, damit es doch noch Gefallen findet. Aber man wächst auch an den Aufgaben, die das Leben einem vorgibt. So gesehen ist das Leben der größte Auftraggeber. Ob man ablehnen kann? Aufschieben vielleicht. Nicht verdrängen. Da ist das Leben hart, noch härter, als ich mit mir bei meinen Aufträgen. Ich bin ja manchmal gnädig und lasse mit mir reden. Aber das Leben … erbarmungslos will es Ergebnisse sehen. Die Erwartungen sind hoch, die Vorgaben schwierig. Immer eine Herausforderung. Da kommt man nicht mit Bildern durch, die nur zeigen, sprechen und hören können. Aber was sollte ich machen? Ich kann nur diese Bilder malen und auch dahin war es ein langer Weg.
Ich bin genügsam und kenne meine Möglichkeiten. Irgendwann nützt es auch nichts, dem Horizont entgegen zu laufen. Da weiß man, dass der Regenbogen nur in der Ferne schön scheint.
Wissen Sie, ich lebe noch immer in meiner Geburtsstadt. Es hatte sich nie die Gelegenheit ergeben, hier wegzuziehen. Mein Zimmer war immer geheizt, der Tisch voll. Das Leben hat es wohl so gewollt. Schicksal. Ich glaube nicht daran, aber wer weiß, vielleicht ist es mein Schicksal nicht an Schicksal zu glauben. Aber das wäre wieder zu viel Ironie für ein anständiges Leben. Ich mag es nicht kompliziert. Das verwirrt mich. Schon damals in der Schule war ich nicht gut in komplizierten Sachen. Ich hatte immer nur gemalt. Nichts anderes interessierte mich. Nachdem ich zu meinem achten Geburtstag bunte Kreide bekommen hatte, verzierte ich den Asphalt vor unserem Haus mit … ich weiß gar nicht, wie ich das nennen soll. Abstrakte Kunst? Jedenfalls konnte keiner außer mir erkennen, was meine Bilder darstellten. Die älteren Damen kamen manchmal zu mir und wollten wissen, was ich denn da Schönes gemalt hatte. Und ich fragte sie immer, nach was es denn aussehe. Nie lag jemand von ihnen richtig. Und ich machte mir auch nicht die Mühe, es ihnen zu erklären. Ihre falschen Vermutungen wurden stumm abgenickt und ich malte weiter.
Sie wollen sicher wissen, wieso ich male? Alles hat seinen Grund – nur mein Malen nicht. Ich male einfach, weil ich es kann. Vogel fliegt, Fisch schwimmt, ich male.
Wollen Sie wissen, was ein gutes Bild ausmacht? Die Einzigartigkeit. Es muss für sich selbst sprechen können. Als Maler muss man sich zurücknehmen und dem Bild seinen Lauf lassen. Man muss ein Stück weit sterben, damit das Bild leben kann. Man muss unsichtbar werden, man muss zum Bild werden. Darin bin ich sehr geübt, das können Sie mir glauben. Fragen Sie nach meinem Namen. Keiner kennt mich. Ich bin ein Phantom, ein Unbekannter in dieser Stadt. Aber meine Bilder sprechen für mich.
Sie wollen sicher wissen, wie es sein kann, dass meine Bilder sprechen und zuhören können. Nun, dahin war es eine lange Reise, auf die mich der Zufall vor vielen Jahren schickte. Eines Morgens stand ich wie gewohnt auf, erledigte meine Morgenroutine und ging an die frische Luft, um ein paar Sonnenstrahlen aufzuschnappen. Vor meiner Tür stand ein Mann, den ich zuvor noch nie gesehen hatte. Er trug eine alte Militärjacke, eine braune Hose mit schwarzen Stiefeln. In der Hand hielt er einen Stock und seinen Arm zierte eine gelbe Binde mit drei schwarzen Punkten. Seine Augen wurden durch zwei runde Sonnenbrillengläser verdeckt.
„Guter Morgen, der Herr“, sprach er freundlich und schaute mir ins Gesicht.
Ich erwiderte seinen Gruß beiläufig beim Zuschließen der Tür und wollte mich bereits auf den Weg machen. Aber er sprach weiter: „Ein schöner Tag nicht? Können Sie die Blumen riechen? Es wird Frühling.“
„Ja, tolles Wetter“, sagte ich, „deswegen beeile ich mich auch ins Freie zu kommen.“
Ein zustimmendes Lächeln erstrahlte auf seinem Gesicht: „Ich komme zu Ihnen mit einem kleinen Auftrag. Hätten Sie vielleicht eine Minute für mich?“
„Natürlich. Wir können uns ja bei einem Spaziergang unterhalten“, antwortete ich und deutete mit meiner Hand einladend die Richtung an. Er sah sah mir aber unverändert ins Gesicht und reagierte nicht auf meine Bewegung. Sein Lachen wurde breiter: „Gerne, der Herr, aber da müssten Sie mir behilflich werden. Wie Sie sehen, sehe ich nichts.“
Erst da bemerkte ich, dass mein Gegenüber blind war. Irritiert und mehr als nur leicht verunsichert stammelte ich: „Es tut mir leid. Natürlich helfe ich Ihnen. Hier geht es lang.“
„Danke. Mein Anliegen ist vielleicht etwas außergewöhnlich. Da ich leider schon viele Jahre blind bin und die ersehenen Wunder dieser Welt nicht mehr genießen kann, muss ich Alternativen und Auswege suchen. Man sagt, die Sinne eines Menschen seien durch das fehlen eines von ihnen geschärft. Ich kann dies nur schwerlich beurteilen, da ich es versäumt hatte, all meine Sinne einzusetzen, als ich sie noch hatte. Aber ich habe die Kunst der Worte für mich entdeckt, die mir äußerstes Vergnügen zu bereiten im Stande ist. Deswegen wohl auch meine etwas seltsame Ausdrucksweise. Sie entschuldigen. Aber zur Sache. Ich will kein normales Bild. Wonach es mir beliebt ist eine akustische Abbildung der Realität. Ich glaube Sie können mir da sehr gute Dienste leisten.“
Ich runzelte die Stirn. Diese Bitte klang für mich etwas abenteuerlich: „Was genau meinen Sie? Ich habe so etwas noch nie gemacht? Wieso denken Sie, dass ausgerechnet ich Ihnen helfen kann?“
„Mein junger Freund. Ich kann Ihren Wissensdurst nicht aus den Quellen meiner Informationen stillen, aber so viel sei gesagt, ich weiß mit großer Sicherheit, dass Sie der Richtige sind. Vertrauen Sie mir.“ Und wieder lächelte er, sichtlich mit seinem Vortrag zufrieden.
Ich will Ihnen unnötige Details ersparen. So viel sei gesagt: ich nahm seinen Auftrag an und malte das erste Mal mit Worten. Ich sollte für ihn die Landschaft beschreiben, die sich vor uns erstreckte. Mein erstes Bild klang so: Das Gras ist blass grün, durch die Baumwipfel fällt milchiges Licht auf den Weg. Die Bäume erwachen und grüßen uns mit Duft in tausend Farben. Der Wind lässt unruhige Halme schwingen und tanzen. – Mein Kunde war sehr zufrieden und beauftragte mich für ein zweites Bild. So trafen wir uns jeden Tag und ich malte für sein Gehör, bis er eines Tages einfach nicht mehr kam. Ich wartete auf ihn, bis es dunkel wurde und ging dann nach Hause. Am nächste und übernächsten Tag bleib er ebenfalls fern. Ab da ging ich alleine spazieren und suchte Worte wie Farben für meine Bilder. Seitdem können meine Bilder sprechen und zuhören. Neben den normalen Bilder stehen sie ebenbürtig da und ergänzen das Spektrum meines Schaffens. Leider konnte ich bis jetzt noch keinen Kunden für diese Art Bilder finden. Sie bleiben unverstanden.
Dieses hier ist eine kleine Kostprobe für Sie. Vielleicht gefällt sie Ihnen und Sie bestellen ein Bild bei mir. Solange male ich weiter für mich und versuche ganz Bild zu werden, in dem Gemalten aufzugehen und immer weiter zu reisen – auf noch unbeschriebenen Pfaden.
Ich bin der Bildermacher. Wenn Sie ein Bild brauchen, kommen Sie einfach zu mir und ich male.
 
U

USch

Gast
Hallo Art.Z.,
Ein interessantes Thema, fantasivoll beschrieben. Für meinen Geschmack etwas langatmig geraten.
Im Folgenden ein paar kleine Fehlerkorrekturen und Veränderungsvorschläge:
Wenn Sie ein vielsagendes Bild brauchen, kommen Sie einfach zu mir und ich male. Das Schöne ist, dass meine Bilder auch zuhören können. Sie hören auf Ihre Bedürfnisse und kümmern sich um Ihre Nöte. Wenn Sie ein offenes Ohr brauchen, kommen Sie zu mir.[strike], einfach,und ich male.[/strike]
Wdh.!
Mein Zimmer war immer geheizt, der Tisch voll. Das Leben hat es wohl so gewollt. [strike]Schicksal.[/strike] Ich glaube nicht daran, aber wer weiß, vielleicht ist es mein Schicksal nicht an Schicksal (vielleicht hier [blue]daran[/blue]) zu glauben.
zuviele Wdh.

Jedenfalls konnte keiner außer mir erkennen, was meine Bilder darstellten. Die älteren Damen kamen manchmal[strike] zu mir[/strike] und wollten wissen, was ich denn da Schönes gemalt hatte.
Ihre falschen Vermutungen wurden stumm abgenickt und ich [strike]malte [/strike][blue]machte [/blue]weiter.
[blue]Versuche das sehr häufige Wort malen ab und an zu ersetzen.[/blue]

„[blue]Guten [/blue]Morgen, der Herr“, sprach er freundlich ...
So viel sei gesagt: [blue]Ich [/blue]nahm seinen Auftrag an und malte das erste Mal mit Worten.
Am [blue]nächsten [/blue]und übernächsten Tag bleib er ebenfalls fern.
Neben den normalen [blue]Bildern [/blue]stehen sie ebenbürtig da und ergänzen das Spektrum meines Schaffens.
LG USch
 

Art.Z.

Mitglied
Ich bin der Bildermacher. Wenn Sie ein Bild brauchen, kommen Sie einfach zu mir und ich male. Meine Bilder können sprechen, also nutzen Sie auch den Sprach- und Wortlosen, den Blinden und nicht Sehenden. Wenn Sie ein vielsagendes Bild brauchen, kommen Sie einfach zu mir und ich male. Das Schöne ist, dass meine Bilder auch zuhören können. Sie hören auf Ihre Bedürfnisse und kümmern sich um Ihre Nöte. Wenn Sie ein offenes Ohr brauchen, kommen Sie zu mir, einfach, und ich male.
In meiner Geburtsstadt war ich sehr unglücklich. Die Menschen verstanden meine Kunst nicht. Wie soll das gehen? fragten sie, wie sollen Bilder das alles können? Und weil ich keine Antwort darauf hatte, verlachten sie meine Kunst. Damals war es mir nicht gegeben, mit Worten malen zu können, also konnte ich mich nicht erklären. So kam auch keiner mehr zu mir, aber ich malte trotzdem. Für mich. Wenn man für sich malt, also sein eigener Auftraggeber ist, treten ungeahnte Schwierigkeiten zwischen Pinsel und Leinwand. Oft ist man wählerischer als man denkt und will am Ende das Bestellte gar nicht mehr bezahlen. Doch wohin mit dem Bild in das man schon so viel Mühe gesteckt hat? Da muss man mit sich reden und vielleicht doch noch einen Kompromiss finden. Vielleicht kann man es geringfügig abändern, damit es doch noch Gefallen findet. Aber man wächst auch an den Aufgaben, die das Leben einem vorgibt. So gesehen ist das Leben der größte Auftraggeber. Ob man ablehnen kann? Aufschieben vielleicht. Nicht verdrängen. Da ist das Leben hart, noch härter, als ich mit mir bei meinen Aufträgen. Ich bin ja manchmal gnädig und lasse mit mir reden. Aber das Leben … erbarmungslos will es Ergebnisse sehen. Die Erwartungen sind hoch, die Vorgaben schwierig. Immer eine Herausforderung. Da kommt man nicht mit Bildern durch, die nur zeigen, sprechen und hören können. Aber was sollte ich machen? Ich kann nur diese Bilder malen und auch dahin war es ein langer Weg.
Ich bin genügsam und kenne meine Möglichkeiten. Irgendwann nützt es auch nichts, dem Horizont entgegen zu laufen. Da weiß man, dass der Regenbogen nur in der Ferne schön scheint.
Wissen Sie, ich lebe noch immer in meiner Geburtsstadt. Es hatte sich nie die Gelegenheit ergeben, hier wegzuziehen. Mein Zimmer war immer geheizt, der Tisch voll. Das Leben hat es wohl so gewollt. Schicksal. Ich glaube nicht daran, aber wer weiß, vielleicht ist es mein Schicksal nicht an Schicksal zu glauben. Aber das wäre wieder zu viel Ironie für ein anständiges Leben. Ich mag es nicht kompliziert. Das verwirrt mich. Schon damals in der Schule war ich nicht gut in komplizierten Sachen. Ich hatte immer nur gemalt. Nichts anderes interessierte mich. Nachdem ich zu meinem achten Geburtstag bunte Kreide bekommen hatte, verzierte ich den Asphalt vor unserem Haus mit … ich weiß gar nicht, wie ich das nennen soll. Abstrakte Kunst? Jedenfalls konnte keiner außer mir erkennen, was meine Bilder darstellten. Die älteren Damen kamen manchmal und wollten wissen, was ich denn da Schönes gemalt hatte. Und ich fragte sie immer, nach was es denn aussehe. Nie lag jemand von ihnen richtig. Und ich machte mir auch nicht die Mühe, es ihnen zu erklären. Ihre falschen Vermutungen wurden stumm abgenickt und ich malte weiter.
Sie wollen sicher wissen, wieso ich male? Alles hat seinen Grund – nur mein Malen nicht. Ich male einfach, weil ich es kann. Vogel fliegt, Fisch schwimmt, ich male.
Wollen Sie wissen, was ein gutes Bild ausmacht? Die Einzigartigkeit. Es muss für sich selbst sprechen können. Als Maler muss man sich zurücknehmen und dem Bild seinen Lauf lassen. Man muss ein Stück weit sterben, damit das Bild leben kann. Man muss unsichtbar werden, man muss zum Bild werden. Darin bin ich sehr geübt, das können Sie mir glauben. Fragen Sie nach meinem Namen. Keiner kennt mich. Ich bin ein Phantom, ein Unbekannter in dieser Stadt. Aber meine Bilder sprechen für mich.
Sie wollen sicher wissen, wie es sein kann, dass meine Bilder sprechen und zuhören können. Nun, dahin war es eine lange Reise, auf die mich der Zufall vor vielen Jahren schickte. Eines Morgens stand ich wie gewohnt auf, erledigte meine Morgenroutine und ging an die frische Luft, um ein paar Sonnenstrahlen aufzuschnappen. Vor meiner Tür stand ein Mann, den ich zuvor noch nie gesehen hatte. Er trug eine alte Militärjacke, eine braune Hose mit schwarzen Stiefeln. In der Hand hielt er einen Stock und seinen Arm zierte eine gelbe Binde mit drei schwarzen Punkten. Seine Augen wurden durch zwei runde Sonnenbrillengläser verdeckt.
„Guten Morgen, der Herr“, sprach er freundlich und schaute mir ins Gesicht.
Ich erwiderte seinen Gruß beiläufig beim Zuschließen der Tür und wollte mich bereits auf den Weg machen. Aber er sprach weiter: „Ein schöner Tag nicht? Können Sie die Blumen riechen? Es wird Frühling.“
„Ja, tolles Wetter“, sagte ich, „deswegen beeile ich mich auch ins Freie zu kommen.“
Ein zustimmendes Lächeln erstrahlte auf seinem Gesicht: „Ich komme zu Ihnen mit einem kleinen Auftrag. Hätten Sie vielleicht eine Minute für mich?“
„Natürlich. Wir können uns ja bei einem Spaziergang unterhalten“, antwortete ich und deutete mit meiner Hand einladend die Richtung an. Er sah sah mir aber unverändert ins Gesicht und reagierte nicht auf meine Bewegung. Sein Lachen wurde breiter: „Gerne, der Herr, aber da müssten Sie mir behilflich werden. Wie Sie sehen, sehe ich nichts.“
Erst da bemerkte ich, dass mein Gegenüber blind war. Irritiert und mehr als nur leicht verunsichert stammelte ich: „Es tut mir leid. Natürlich helfe ich Ihnen. Hier geht es lang.“
„Danke. Mein Anliegen ist vielleicht etwas außergewöhnlich. Da ich leider schon viele Jahre blind bin und die ersehenen Wunder dieser Welt nicht mehr genießen kann, muss ich Alternativen und Auswege suchen. Man sagt, die Sinne eines Menschen seien durch das fehlen eines von ihnen geschärft. Ich kann dies nur schwerlich beurteilen, da ich es versäumt hatte, all meine Sinne einzusetzen, als ich sie noch hatte. Aber ich habe die Kunst der Worte für mich entdeckt, die mir äußerstes Vergnügen zu bereiten im Stande ist. Deswegen wohl auch meine etwas seltsame Ausdrucksweise. Sie entschuldigen. Aber zur Sache. Ich will kein normales Bild. Wonach es mir beliebt ist eine akustische Abbildung der Realität. Ich glaube Sie können mir da sehr gute Dienste leisten.“
Ich runzelte die Stirn. Diese Bitte klang für mich etwas abenteuerlich: „Was genau meinen Sie? Ich habe so etwas noch nie gemacht? Wieso denken Sie, dass ausgerechnet ich Ihnen helfen kann?“
„Mein junger Freund. Ich kann Ihren Wissensdurst nicht aus den Quellen meiner Informationen stillen, aber so viel sei gesagt, ich weiß mit großer Sicherheit, dass Sie der Richtige sind. Vertrauen Sie mir.“ Und wieder lächelte er, sichtlich mit seinem Vortrag zufrieden.
Ich will Ihnen unnötige Details ersparen. So viel sei gesagt: Ich nahm seinen Auftrag an und malte das erste Mal mit Worten. Ich sollte für ihn die Landschaft beschreiben, die sich vor uns erstreckte. Mein erstes Bild klang so: Das Gras ist blass grün, durch die Baumwipfel fällt milchiges Licht auf den Weg. Die Bäume erwachen und grüßen uns mit Duft in tausend Farben. Der Wind lässt unruhige Halme schwingen und tanzen. – Mein Kunde war sehr zufrieden und beauftragte mich für ein zweites Bild. So trafen wir uns jeden Tag und ich malte für sein Gehör, bis er eines Tages einfach nicht mehr kam. Ich wartete auf ihn, bis es dunkel wurde und ging dann nach Hause. Am nächsten und übernächsten Tag blieb er ebenfalls fern. Ab da ging ich alleine spazieren und suchte Worte wie Farben für meine Bilder. Seitdem können meine Bilder sprechen und zuhören. Neben den normalen Bildern stehen sie ebenbürtig da und ergänzen das Spektrum meines Schaffens. Leider konnte ich bis jetzt noch keinen Kunden für diese Art Bilder finden. Sie bleiben unverstanden.
Dieses hier ist eine kleine Kostprobe für Sie. Vielleicht gefällt sie Ihnen und Sie bestellen ein Bild bei mir. Solange male ich weiter für mich und versuche ganz Bild zu werden, in dem Gemalten aufzugehen und immer weiter zu reisen – auf noch unbeschriebenen Pfaden.
Ich bin der Bildermacher. Wenn Sie ein Bild brauchen, kommen Sie einfach zu mir und ich male.
 

Art.Z.

Mitglied
Danke USch,
ich habe ein paar Fehler korrigiert. Ein paar deiner Anmerkungen habe ich nicht umgesetzt, da mir meine Version besser gefällt. Ich will nicht sturr oder uneinsichtig erscheinen, aber etwas dichterische Freiheit sei mir auch bei Prosa gestattet.^^

PS: Zu der Geschichte hat mich Saša Stanišić inspiriert.
 



 
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