Die 'Anti-Handy-Bewegung'

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Maribu

Mitglied
Die 'Anti-Handy-Bewegung'

Es waren im Bus noch einige Sitzplätze neben aufs Handy starrende,
tippende, telefonierende und mehr oder minder verkabelte Mitfahrerinnen frei.
Trotzdem setzte er sich, obwohl ich der einzige war, der ein Buch las, neben mich. Er war ungefähr in meinem Alter, Mitte bis Ende sechzig, und deswegen musste ich breit grinsen.
Er reagierte sofort und sagte: "Sie sind ja hier im Bus der einzige Exot!"

"Was ich von Ihnen nicht behaupten kann!", erwiderte ich belustigt."Wie kann man sich nur solche 'Klopper' auf die Ohren setzen?!"
Seine 'Muschelkopfhörer' in weiß/metallic hatten einen sehr breiten Bügel, der sein schütteres Haar in der Kopfmitte gnädig verdeckte. Die Muscheln hatten die Größe von Untertassen, und in Anbetracht seines Alters wirkte er sehr komisch.
Mir war aber nicht nach Lachen, ich war empört und ergänzte, da er keine Reaktion zeigte, "Wie haben Sie sich vor dreißig oder vierzig Jahren im Bus oder in der Bahn beschäftigt? Haben Sie da Zeitung gelesen, stoisch aus dem Fenster geschaut oder hübsche Frauenbeine betrachtet?"

Er lachte. "Ich habe die 'Hamburger Morgenpost' gelesen, weil mir die 'Bild-Zeitung' zu unhandlich war. - Solche Leute wie Sie - Brüder im Geiste - suche ich! Ich möchte eine 'Anti-Handy-Bewegung' aufbauen."

"Ausgerechnet Sie, mit den überdimensionalen Kopfhörern?!"

"Sehen Sie an meinen 'Over-Ears' irgendwelche Kabel?"

"Nein. Vielleicht ist das ja eine neue kabellose Technik."

"Ich habe mir die Kopfhörer nur angeschafft, um die ganzen Verrückten damit zu verarschen! Es ist nur eine Hülle; sie haben überhaupt kein Innenleben!"

"Wollen Sie damit sagen, dass Sie keine Musik hören und überhaupt nichts empfangen können?" fragte ich überrascht.

"Genau! Ich ziehe aber die Aufmerksamkeit auf mich! Einige fragen, wo ich diese wunderbaren Kopfhörer gekauft habe, wie teuer sie sind und ob sie noch 3D-Ton oder schon den neuesten
'Astronauten-Sound' haben. Andere sind begeistert, dass das Kabel so versteckt ist und ich kläre sie dann auf, dass ich alles über Funk übermittelt bekomme."

"Und das macht Ihnen Spaß?"

"Ja! Aber wie gesagt, früher habe ich Zeitung gelesen. Heutzutage lohnt sich die Geldausgabe nicht mehr. Werbeprospekte und Anzeigen bekomme ich jedes Wochenende gratis vom Postboten und den Text habe ich ja schon am Vorabend im Fernsehen mitbekommen! Außerdem fällt es mir mit dieser "Verkleidung" leichter, zu Leuten wie Ihnen Kontakt herzustellen und sie vielleicht für meine Bewegung zu begeistern!"

Ich musste erstmal tief Luft holen. Mir fehlten die Worte!
Er fragte zaghaft: "Darf ich mal erfahren, was Sie da lesen?"

"Es ist ein Sachbuch über dieses Thema und vor ein paar Wochen erst ins Deutsche übersetzt worden. Der Autor ist der weltbekannte italienische Psychologe Dr. Allessandro Galla.
Er beschreibt, wie schädlich die Digitalisierung für die Menschheit sein wird. Besonders die Nutzung des Smartphones für Kinder. Es führt zu Lese- und Rechtschreib-Schwäche, Sprachlosigkeit und bei vielen sogar zur Verblödung!"

Er lachte schallend. "Dass kann ich bestätigen! Mein Nachbar ist ungefähr zehn Jahre älter als ich. Sein Arzt hat ihm geraten, weil er schlecht laufen kann und sich meistens in der Wohnung aufhält, 5000 Schritte am Tag zu machen.
Nun hat er sich ein Smartphone mit einer App gekauft, die seine Schritte zählt. Da es zu langweilig ist, ständig im Wohnzimmer im Quadrat zu gehen, läuft er jetzt zwanzig Mal, statt vorher dreimal am Tag, in die Toilette. Seine Frau, die nichts davon weiß und froh ist, dass ihr Festnetztelefon funktioniert, will ihn nun unbedingt beim Urologen anmelden."

"Ja, das ist der Anfang der Verblödung!", erwiderte ich schmunzelnd. "Sie können mir mal Ihre Adresse geben. Dass mit Ihrer Gegenbewegung hört sich spannend an! Ich werde mich bestimmt bei Ihnen melden!"

"Ja, gerne! Und Sie können mir mal den Titel des Buches zeigen, weil ich es mir auch kaufen will."

Ich drehte das Buch zu ihm, und er las laut und triumphierend:
"'Herdenvieh'!"
 
G

Gelöschtes Mitglied 14278

Gast
Hallo Maribu,

da mach ich mit ... ;)

Aber vorher schenk doch bitte dem ersten Satz noch ein paar "n":
Es waren im Bus noch einige Sitzplätze neben aufs Handy starrende[blue]n[/blue],
tippende[blue]n[/blue], telefonierende[blue]n[/blue] und mehr oder minder verkabelte[blue]n[/blue] Mitfahrerinnen frei.
Gruß Ciconia
 

Maribu

Mitglied
Die 'Anti-Handy-Bewegung'

Es waren im Bus noch einige Sitzplätze neben aufs Handy starrenden,
tippenden, telefonierenden und mehr oder minder verkabelten Mitfahrerinnen frei.
Trotzdem setzte er sich, obwohl ich der einzige war, der ein Buch las, neben mich. Er war ungefähr in meinem Alter, Mitte bis Ende sechzig, und deswegen musste ich breit grinsen.
Er reagierte sofort und sagte: "Sie sind ja hier im Bus der einzige Exot!"

"Was ich von Ihnen nicht behaupten kann!", erwiderte ich belustigt."Wie kann man sich nur solche 'Klopper' auf die Ohren setzen?!"
Seine 'Muschelkopfhörer' in weiß/metallic hatten einen sehr breiten Bügel, der sein schütteres Haar in der Kopfmitte gnädig verdeckte. Die Muscheln hatten die Größe von Untertassen, und in Anbetracht seines Alters wirkte er sehr komisch.
Mir war aber nicht nach Lachen, ich war empört und ergänzte, da er keine Reaktion zeigte, "Wie haben Sie sich vor dreißig oder vierzig Jahren im Bus oder in der Bahn beschäftigt? Haben Sie da Zeitung gelesen, stoisch aus dem Fenster geschaut oder hübsche Frauenbeine betrachtet?"

Er lachte. "Ich habe die 'Hamburger Morgenpost' gelesen, weil mir die 'Bild-Zeitung' zu unhandlich war. - Solche Leute wie Sie - Brüder im Geiste - suche ich! Ich möchte eine 'Anti-Handy-Bewegung' aufbauen."

"Ausgerechnet Sie, mit den überdimensionalen Kopfhörern?!"

"Sehen Sie an meinen 'Over-Ears' irgendwelche Kabel?"

"Nein. Vielleicht ist das ja eine neue kabellose Technik."

"Ich habe mir die Kopfhörer nur angeschafft, um die ganzen Verrückten damit zu verarschen! Es ist nur eine Hülle; sie haben überhaupt kein Innenleben!"

"Wollen Sie damit sagen, dass Sie keine Musik hören und überhaupt nichts empfangen können?" fragte ich überrascht.

"Genau! Ich ziehe aber die Aufmerksamkeit auf mich! Einige fragen, wo ich diese wunderbaren Kopfhörer gekauft habe, wie teuer sie sind und ob sie noch 3D-Ton oder schon den neuesten
'Astronauten-Sound' haben. Andere sind begeistert, dass das Kabel so versteckt ist und ich kläre sie dann auf, dass ich alles über Funk übermittelt bekomme."

"Und das macht Ihnen Spaß?"

"Ja! Aber wie gesagt, früher habe ich Zeitung gelesen. Heutzutage lohnt sich die Geldausgabe nicht mehr. Werbeprospekte und Anzeigen bekomme ich jedes Wochenende gratis vom Postboten und den Text habe ich ja schon am Vorabend im Fernsehen mitbekommen! Außerdem fällt es mir mit dieser "Verkleidung" leichter, zu Leuten wie Ihnen Kontakt herzustellen und sie vielleicht für meine Bewegung zu begeistern!"

Ich musste erstmal tief Luft holen. Mir fehlten die Worte!
Er fragte zaghaft: "Darf ich mal erfahren, was Sie da lesen?"

"Es ist ein Sachbuch über dieses Thema und vor ein paar Wochen erst ins Deutsche übersetzt worden. Der Autor ist der weltbekannte italienische Psychologe Dr. Allessandro Galla.
Er beschreibt, wie schädlich die Digitalisierung für die Menschheit sein wird. Besonders die Nutzung des Smartphones für Kinder. Es führt zu Lese- und Rechtschreib-Schwäche, Sprachlosigkeit und bei vielen sogar zur Verblödung!"

Er lachte schallend. "Dass kann ich bestätigen! Mein Nachbar ist ungefähr zehn Jahre älter als ich. Sein Arzt hat ihm geraten, weil er schlecht laufen kann und sich meistens in der Wohnung aufhält, 5000 Schritte am Tag zu machen.
Nun hat er sich ein Smartphone mit einer App gekauft, die seine Schritte zählt. Da es zu langweilig ist, ständig im Wohnzimmer im Quadrat zu gehen, läuft er jetzt zwanzig Mal, statt vorher dreimal am Tag, in die Toilette. Seine Frau, die nichts davon weiß und froh ist, dass ihr Festnetztelefon funktioniert, will ihn nun unbedingt beim Urologen anmelden."

"Ja, das ist der Anfang der Verblödung!", erwiderte ich schmunzelnd. "Sie können mir mal Ihre Adresse geben. Dass mit Ihrer Gegenbewegung hört sich spannend an! Ich werde mich bestimmt bei Ihnen melden!"

"Ja, gerne! Und Sie können mir mal den Titel des Buches zeigen, weil ich es mir auch kaufen will."

Ich drehte das Buch zu ihm, und er las laut und triumphierend:
"'Herdenvieh'!"
 

Maribu

Mitglied
Hallo Ciconia,
vielen Dank für deinen Hinweis.
Wie kann ich bloß so einen dummen Fehler machen?!
Der disqualifiziert ja den ganzen Text!

Lieben Gruß!
Maribu
 

Maribu

Mitglied
Hallo anbas,
vielen Dank für Deine Bewertung!

Lieber Andreas, sehen wir uns mal wieder
bei der "Spätlese/Gogolin"?

Ich habe vor, am 21. November zu lesen.

Lieben Gruß
Maribu
 

Maribu

Mitglied
Hallo Rumpelstilzchen,

Herzlichen Glückwunsch! Du bis ja der tüchtigste (Aus)Blender
der Leselupen-Redaktion!

Anstatt deine Autorität auszuspielen, solltest du dich lieber
beim Autor "Maribu" bedanken, dass er deinem Forum so eine
gute und zeitgenössische Satire zugedacht hat!

Trotzdem ein schönes Wochenende!

Maribu
 

Maribu

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Die 'Anti-Handy-Bewegung'

Es waren im Bus noch einige Sitzplätze neben aufs Handy starrenden,
tippenden, telefonierenden und mehr oder minder verkabelten Mitfahrerinnen frei.
Trotzdem setzte er sich, obwohl ich der einzige war, der ein Buch las, neben mich. Er war ungefähr in meinem Alter, Mitte bis Ende sechzig, und deswegen musste ich breit grinsen.
Er reagierte sofort und sagte: "Sie sind ja hier im Bus der einzige Exot!"

"Was ich von Ihnen nicht behaupten kann!", erwiderte ich belustigt."Wie kann man sich nur solche 'Klopper' auf die Ohren setzen?!"
Seine 'Muschelkopfhörer' in weiß/metallic hatten einen sehr breiten Bügel, der sein schütteres Haar in der Kopfmitte gnädig verdeckte. Die Muscheln hatten die Größe von Untertassen, und in Anbetracht seines Alters wirkte er sehr komisch.
Mir war aber nicht nach Lachen, ich war empört und ergänzte, da er keine Reaktion zeigte, "Wie haben Sie sich vor dreißig oder vierzig Jahren im Bus oder in der Bahn beschäftigt? Haben Sie da Zeitung gelesen, stoisch aus dem Fenster geschaut oder hübsche Frauenbeine betrachtet?"

Er lachte. "Ich habe die 'Hamburger Morgenpost' gelesen, weil mir die 'Bild-Zeitung' zu unhandlich war. - Solche Leute wie Sie - Brüder im Geiste - suche ich! Ich möchte eine 'Anti-Handy-Bewegung' aufbauen."

"Ausgerechnet Sie, mit den überdimensionalen Kopfhörern?!"

"Sehen Sie an meinen 'Over-Ears' irgendwelche Kabel?"

"Nein. Vielleicht ist das ja eine neue kabellose Technik."

"Ich habe mir die Kopfhörer nur angeschafft, um die ganzen Verrückten damit zu verarschen! Es ist nur eine Hülle; sie haben überhaupt kein Innenleben!"

"Wollen Sie damit sagen, dass Sie keine Musik hören und überhaupt nichts empfangen können?" fragte ich überrascht.

"Genau! Ich ziehe aber die Aufmerksamkeit auf mich! Einige fragen, wo ich diese wunderbaren Kopfhörer gekauft habe, wie teuer sie sind und ob sie noch 3D-Ton oder schon den neuesten
'Astronauten-Sound' haben. Andere sind begeistert, dass das Kabel so versteckt ist und ich kläre sie dann auf, dass ich alles über Funk übermittelt bekomme."

"Und das macht Ihnen Spaß?"

"Ja! Aber wie gesagt, früher habe ich Zeitung gelesen. Heutzutage lohnt sich die Geldausgabe nicht mehr. Werbeprospekte und Anzeigen bekomme ich jedes Wochenende gratis vom Postboten und den Text habe ich ja schon am Vorabend im Fernsehen mitbekommen! Außerdem fällt es mir mit dieser "Verkleidung" leichter, zu Leuten wie Ihnen Kontakt herzustellen und sie vielleicht für meine Bewegung zu begeistern!"

Ich musste erstmal tief Luft holen. Mir fehlten die Worte!
Er fragte zaghaft: "Darf ich mal erfahren, was Sie da lesen?"

"Es ist ein Sachbuch über dieses Thema und vor ein paar Wochen erst ins Deutsche übersetzt worden. Der Autor ist der weltbekannte italienische Psychologe Dr. Allessandro Galla.
Er beschreibt, wie schädlich die Digitalisierung für die Menschheit sein wird. Besonders die Nutzung des Smartphones für Kinder. Es führt zu Lese- und Rechtschreib-Schwäche, Sprachlosigkeit und bei vielen sogar zur Verblödung!"

Er lachte schallend. "Das kann ich bestätigen! Mein Nachbar ist ungefähr zehn Jahre älter als ich. Sein Arzt hat ihm geraten, weil er schlecht laufen kann und sich meistens in der Wohnung aufhält, 5000 Schritte am Tag zu machen.
Nun hat er sich ein Smartphone mit einer App gekauft, die seine Schritte zählt. Da es zu langweilig ist, ständig im Wohnzimmer im Quadrat zu gehen, läuft er jetzt zwanzig Mal, statt vorher dreimal am Tag, in die Toilette. Seine Frau, die nichts davon weiß und froh ist, dass ihr Festnetztelefon funktioniert, will ihn nun unbedingt beim Urologen anmelden."

"Ja, das ist der Anfang der Verblödung!", erwiderte ich schmunzelnd. "Sie können mir mal Ihre Adresse geben. Dass mit Ihrer Gegenbewegung hört sich spannend an! Ich werde mich bestimmt bei Ihnen melden!"

"Ja, gerne! Und Sie können mir mal den Titel des Buches zeigen, weil ich es mir auch kaufen will."

Ich drehte das Buch zu ihm, und er las laut und triumphierend:
"'Herdenvieh'!"
 

Maribu

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Die 'Anti-Handy-Bewegung'

Es waren im Bus noch einige Sitzplätze neben aufs Handy starrenden,
tippenden, telefonierenden und mehr oder minder verkabelten Mitfahrerinnen frei.
Trotzdem setzte er sich, obwohl ich der einzige war, der ein Buch las, neben mich. Er war ungefähr in meinem Alter, Mitte bis Ende sechzig, und deswegen musste ich breit grinsen.
Er reagierte sofort und sagte: "Sie sind ja hier im Bus der einzige Exot!"

"Was ich von Ihnen nicht behaupten kann!", erwiderte ich belustigt."Wie kann man sich nur solche 'Klopper' auf die Ohren setzen?!"
Seine 'Muschelkopfhörer' in weiß/metallic hatten einen sehr breiten Bügel, der sein schütteres Haar in der Kopfmitte gnädig verdeckte. Die Muscheln hatten die Größe von Untertassen, und in Anbetracht seines Alters wirkte er sehr komisch.
Mir war aber nicht nach Lachen, ich war empört und ergänzte, da er keine Reaktion zeigte, "Wie haben Sie sich vor dreißig oder vierzig Jahren im Bus oder in der Bahn beschäftigt? Haben Sie da Zeitung gelesen, stoisch aus dem Fenster geschaut oder hübsche Frauenbeine betrachtet?"

Er lachte. "Ich habe die 'Hamburger Morgenpost' gelesen, weil mir die 'Bild-Zeitung' zu unhandlich war. - Solche Leute wie Sie - Brüder im Geiste - suche ich! Ich möchte eine 'Anti-Handy-Bewegung' aufbauen."

"Ausgerechnet Sie, mit den überdimensionalen Kopfhörern?!"

"Sehen Sie an meinen 'Over-Ears' irgendwelche Kabel?"

"Nein. Vielleicht ist das ja eine neue kabellose Technik."

"Ich habe mir die Kopfhörer nur angeschafft, um die ganzen Verrückten damit zu verarschen! Es ist nur eine Hülle; sie haben überhaupt kein Innenleben!"

"Wollen Sie damit sagen, dass Sie keine Musik hören und überhaupt nichts empfangen können?" fragte ich überrascht.

"Genau! Ich ziehe aber die Aufmerksamkeit auf mich! Einige fragen, wo ich diese wunderbaren Kopfhörer gekauft habe, wie teuer sie sind und ob sie noch 3D-Ton oder schon den neuesten
'Astronauten-Sound' haben. Andere sind begeistert, dass das Kabel so versteckt ist und ich kläre sie dann auf, dass ich alles über Funk übermittelt bekomme."

"Und das macht Ihnen Spaß?"

"Ja! Aber wie gesagt, früher habe ich Zeitung gelesen. Heutzutage lohnt sich die Geldausgabe nicht mehr. Werbeprospekte und Anzeigen bekomme ich jedes Wochenende gratis vom Postboten und den Text habe ich ja schon am Vorabend im Fernsehen mitbekommen! Außerdem fällt es mir mit dieser "Verkleidung" leichter, zu Leuten wie Ihnen Kontakt herzustellen und sie vielleicht für meine Bewegung zu begeistern!"

Ich musste erstmal tief Luft holen. Mir fehlten die Worte!
Er fragte zaghaft: "Darf ich mal erfahren, was Sie da lesen?"

"Es ist ein Sachbuch über dieses Thema und vor ein paar Wochen erst ins Deutsche übersetzt worden. Der Autor ist der weltbekannte italienische Psychologe Dr. Allessandro Galla.
Er beschreibt, wie schädlich die Digitalisierung für die Menschheit sein wird. Besonders die Nutzung des Smartphones für Kinder. Es führt zu Lese- und Rechtschreib-Schwäche, Sprachlosigkeit und bei vielen sogar zur Verblödung!"

Er lachte schallend. "Das kann ich bestätigen! Mein Nachbar ist ungefähr zehn Jahre älter als ich. Sein Arzt hat ihm geraten, weil er schlecht laufen kann und sich meistens in der Wohnung aufhält, 5000 Schritte am Tag zu machen.
Nun hat er sich ein Smartphone mit einer App gekauft, die seine Schritte zählt. Da es zu langweilig ist, ständig im Wohnzimmer im Quadrat zu gehen, läuft er jetzt zwanzig Mal, statt vorher dreimal am Tag, in die Toilette. Seine Frau, die nichts davon weiß und froh ist, dass ihr Festnetztelefon funktioniert, will ihn nun unbedingt beim Urologen anmelden."

"Ja, das ist der Anfang der Verblödung!", erwiderte ich schmunzelnd. "Sie können mir mal Ihre Adresse geben. Das mit Ihrer Gegenbewegung hört sich spannend an! Ich werde mich bestimmt bei Ihnen melden!"

"Ja, gerne! Und Sie können mir mal den Titel des Buches zeigen, weil ich es mir auch kaufen will."

Ich drehte das Buch zu ihm, und er las laut und triumphierend:
"'Herdenvieh'!"
 

Maribu

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Die 'Anti-Handy-Bewegung'

Es waren im Bus noch einige Sitzplätze neben aufs Handy starrenden,
tippenden, telefonierenden und mehr oder minder verkabelten Mitfahrerinnen frei.
Trotzdem setzte er sich, obwohl ich der einzige war, der ein Buch las, neben mich. Er war ungefähr in meinem Alter, Mitte bis Ende sechzig, und deswegen musste ich breit grinsen.
Er reagierte sofort und sagte: "Sie sind ja hier im Bus der einzige Exot!"

"Was ich von Ihnen nicht behaupten kann!", erwiderte ich belustigt."Wie kann man sich nur solche 'Klopper' auf die Ohren setzen?!"
Seine 'Muschelkopfhörer' in weiß/metallic hatten einen sehr breiten Bügel, der sein schütteres Haar in der Kopfmitte gnädig verdeckte. Die Muscheln hatten die Größe von Untertassen, und in Anbetracht seines Alters wirkte er sehr komisch.
Mir war aber nicht nach Lachen, ich war empört und ergänzte, da er keine Reaktion zeigte, "Wie haben Sie sich vor dreißig oder vierzig Jahren im Bus oder in der Bahn beschäftigt? Haben Sie da Zeitung gelesen, stoisch aus dem Fenster geschaut oder hübsche Frauenbeine betrachtet?"

Er lachte. "Ich habe die 'Hamburger Morgenpost' gelesen, weil mir die 'Bild-Zeitung' zu unhandlich war. - Solche Leute wie Sie - Brüder im Geiste - suche ich! Ich möchte eine 'Anti-Handy-Bewegung' aufbauen."

"Ausgerechnet Sie, mit den überdimensionalen Kopfhörern?!"

"Sehen Sie an meinen 'Over-Ears' irgendwelche Kabel?"

"Nein. Vielleicht ist das ja eine neue kabellose Technik."

"Ich habe mir die Kopfhörer nur angeschafft, um die ganzen Verrückten damit zu verarschen! Es ist nur eine Hülle; sie haben überhaupt kein Innenleben!"

"Wollen Sie damit sagen, dass Sie keine Musik hören und überhaupt nichts empfangen können?" fragte ich überrascht.

"Genau! Ich ziehe aber die Aufmerksamkeit auf mich! Einige fragen, wo ich diese wunderbaren Kopfhörer gekauft habe, wie teuer sie sind und ob sie noch 3D-Ton oder schon den neuesten
'Astronauten-Sound' haben. Andere sind begeistert, dass das Kabel so versteckt ist und ich kläre sie dann auf, dass ich alles über Funk übermittelt bekomme."

"Und das macht Ihnen Spaß?"

"Ja! Aber wie gesagt, früher habe ich Zeitung gelesen. Heutzutage lohnt sich die Geldausgabe nicht mehr. Werbeprospekte und Anzeigen bekomme ich jedes Wochenende gratis vom Postboten und den Text habe ich ja schon am Vorabend im Fernsehen mitbekommen! Außerdem fällt es mir mit dieser "Verkleidung" leichter, zu Leuten wie Ihnen Kontakt herzustellen und sie vielleicht für meine Bewegung zu begeistern!"

Ich musste erstmal tief Luft holen. Mir fehlten die Worte!
Er fragte zaghaft: "Darf ich mal erfahren, was Sie da lesen?"

"Es ist ein Sachbuch über dieses Thema und vor ein paar Wochen erst ins Deutsche übersetzt worden. Der Autor ist der weltbekannte italienische Psychologe Dr. Allessandro Galla.
Er beschreibt, wie schädlich die Digitalisierung für die Menschheit sein wird. Besonders die Nutzung des Smartphones für Kinder. Es führt zu Lese- und Rechtschreib-Schwäche, Sprachlosigkeit und bei vielen sogar zur Verblödung!"

Er lachte schallend. "Das kann ich bestätigen! Mein Nachbar ist ungefähr zehn Jahre älter als ich. Sein Arzt hat ihm geraten, weil er schlecht laufen kann und sich meistens in der Wohnung aufhält, 5000 Schritte am Tag zu machen.
Nun hat er sich ein Smartphone mit einer App gekauft, die seine Schritte zählt. Da es zu langweilig ist, ständig im Wohnzimmer im Quadrat zu gehen, läuft er jetzt zwanzig Mal, statt vorher dreimal am Tag, in die Toilette. Seine Frau, die nichts davon weiß und froh ist, dass ihr Festnetztelefon funktioniert, will ihn nun unbedingt beim Urologen anmelden."

"Ja, das ist der Anfang der Verblödung!", erwiderte ich schmunzelnd. "Sie können mir mal Ihre Adresse geben. Das mit Ihrer Gegenbewegung hört sich spannend an! Ich werde mich bestimmt bei Ihnen melden!"

"Ja, gerne! Und Sie können mir mal den Titel des Buches zeigen, weil ich es mir auch kaufen will."

Ich drehte das Buch zu ihm, und er las laut und schaute dabei triumphierend in die Runde: "Herdenvieh!"
 

Maribu

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Die 'Anti-Handy-Bewegung'

Es waren im Bus noch einige Sitzplätze neben aufs Handy starrenden, tippenden, telefonierenden und mehr oder minder verkabelten Mitfahrerinnen frei.
Ein junges Paar hatte auch seinen Spaß. Er saß vorne hinter dem Fahrer auf dem Einzelsitz. Sie hatte sich auf die letzte Bank neben vier anderen in die Ecke gequetscht. Ich beobachtete sie schon eine ganze Weile. Wenn die Frau sprach, fing er oft an zu lachen. Wenn ihr Freund dran war, lächelte sie und unterbrach ihn manchmal.
Da ich von meinem Platz aus beide im Auge hatte, war ich mir ganz sicher, dass sie miteinander telefonierten. Wenn sie nebeneinander säßen, hätten sie sich nichts zu sagen gehabt. Insofern war diese Entwicklung ja nicht nur negativ!

Der zugestiegene Fahrgast setzte sich ausgerechnet neben mich, dem Einzigen, der ein Buch las. Er war ungefähr in meinem Alter, Mitte bis Ende sechzig, und deswegen musste ich breit grinsen.
Er reagierte sofort und sagte: "Sie sind ja hier im Bus der einzige Exot!"
"Was ich von Ihnen nicht behaupten kann!", erwiderte ich belustigt."Wie kann man sich nur solche 'Klopper' auf die Ohren setzen?!"
Seine 'Muschelkopfhörer' in weiß/metallic hatten einen sehr breiten Bügel, der sein schütteres Haar in der Kopfmitte gnädig verdeckte. Die Muscheln hatten die Größe von Untertassen, und in Anbetracht seines Alters wirkte er sehr komisch. Mir war aber nicht nach Lachen, ich war empört und ergänzte, da er keine Reaktion zeigte, "Wie haben Sie sich vor dreißig oder vierzig Jahren im Bus oder in der Bahn beschäftigt? Haben Sie da Zeitung gelesen, stoisch aus dem Fenster geschaut oder hübsche Frauenbeine betrachtet?"

"Ich habe Zeitung gelesen" - und jetzt lachend - "aber hübsche Frauenbeine sind mir auch nicht entgangen! Ich suche solche Leute wie Sie, die sind für mich wie Brüder im Geiste! Ich möchte nämlich eine 'Anti-Handy-Bewegung' aufbauen und suche dringend Mitstreiter."

"Ausgerechnet Sie, mit den überdimensionalen Kopfhörern?!"

"Sehen Sie an meinen 'Over-Ears' irgendwelche Kabel?"

"Nein. Vielleicht ist das ja eine neue Technik."

"Ich habe mir die Kopfhörer nur angeschafft, um die ganzen Verrückten damit zu verarschen! Es ist nur eine Hülle; sie haben überhaupt kein Innenleben!"

"Wollen Sie damit sagen, dass Sie keine Musik hören und überhaupt nichts empfangen können?" fragte ich überrascht.
"Ist das nur eine Atrappe?"

"Genau! Ich ziehe aber die Aufmerksamkeit auf mich! Und das will ich damit bezwecken! Einige fragen, wo ich diese wunderbaren Kopfhörer gekauft habe, wie teuer sie sind und ob sie noch 3D-Ton oder schon den neuesten 'Astronauten-Sound' haben. Andere sind begeistert, dass das Kabel so versteckt ist und ich erzähle Ihnen dann, dass ein Kabel nicht benötigt wird, da ich alles über Funk übermittelt bekomme."

"Und das glauben die und es macht Ihnen Spaß?"

"Ja! Aber wie gesagt, früher habe ich Zeitung gelesen. Heutzutage lohnt sich die Geldausgabe nicht mehr. Werbeprospekte und Anzeigen bekomme ich jedes Wochenende gratis vom Postboten und den Text habe ich ja schon am Vorabend im Fernsehen mitbekommen! Außerdem fällt es mir mit dieser "Verkleidung" leichter, zu Leuten wie Ihnen Kontakt herzustellen und sie vielleicht für meine Bewegung zu begeistern!"

Ich musste erstmal tief Luft holen. Mir fehlten die Worte!
Er fragte zaghaft: "Darf ich mal erfahren, was Sie da lesen?"

"Es ist ein Sachbuch über dieses Thema und vor ein paar Wochen erst ins Deutsche übersetzt worden. Der Autor ist der weltbekannte italienische Psychologe Dr. Allessandro Galla.
Er beschreibt, wie schädlich das alles für die Menschheit sein wird. Jetzt sollen auch noch sämtliche Schulen digitalisiert werden. Besonders die Nutzung des Smartphones für Kinder verteufelt er. Es führt zu Lese- und Rechtschreib-Schwäche, Sprachlosigkeit und bei vielen sogar zur Verblödung!"

Er lachte laut. "Das kann ich bestätigen! Mein Nachbar ist ungefähr zehn Jahre älter als ich. Sein Arzt hat ihm geraten, weil er schlecht laufen kann und sich meistens in der Wohnung aufhält, 5000 Schritte am Tag zu machen.
Nun hat er sich ein Smartphone mit einer App gekauft, die seine Schritte zählt. Da es zu langweilig ist, ständig im Wohnzimmer im Quadrat zu gehen, läuft er jetzt in den Flur und mindestens zwanzig Mal, statt vorher dreimal am Tag, in die Toilette. Seine Frau, der er nichts davon erzählt hat, die von Technik nichts wissen will und froh ist, dass ihr Festnetztelefon funktioniert, will ihn nun unbedingt beim Urologen anmelden."

"Ja, das ist der Anfang der Verblödung!", erwiderte ich schmunzelnd. "Sie können mir mal Ihre Adresse geben. Das mit Ihrer Gegenbewegung hört sich spannend an! Ich werde mich bestimmt bei Ihnen melden!"

"Ja, gerne! Und Sie können mir mal das Buch zeigen, weil ich es mir auch kaufen will."

Ich drehte es zu ihm. Auf dem Cover war ein kleiner Schädel mit riesigen Kopfhörern abgebildet, seinen nicht unähnlich, sowie eine offene hervorgestreckte Hand mit einem Handy.
Er fing schallend an zu lachen, schaute triumphierend in die Runde und nannte laut den Buchtitel: "'Alles Herdenvieh'"
 

Maribu

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Die 'Anti-Handy-Bewegung'

Es waren im Bus noch einige Sitzplätze neben aufs Handy starrenden, tippenden, telefonierenden und mehr oder minder verkabelten Mitfahrerinnen frei.
Ein junges Paar hatte auch seinen Spaß. Er saß vorne hinter dem Fahrer auf dem Einzelsitz. Sie hatte sich auf die letzte Bank neben vier anderen in die Ecke gequetscht. Ich beobachtete sie schon eine ganze Weile. Wenn die Frau sprach, fing er oft an zu lachen. Wenn ihr Freund dran war, lächelte sie und unterbrach ihn manchmal.
Da ich von meinem Platz aus beide im Auge hatte, war ich mir sicher, dass sie miteinander telefonierten. Wenn sie nebeneinander säßen, hätten sie sich nichts zu sagen gehabt. Insofern war diese Entwicklung ja nicht nur negativ!

Der zugestiegene Fahrgast setzte sich ausgerechnet neben mich, dem Einzigen, der ein Buch las. Er war ungefähr in meinem Alter, Mitte bis Ende sechzig, und deswegen musste ich breit grinsen.
Er reagierte sofort und sagte: "Sie sind ja hier im Bus der einzige Exot!"

"Was ich von Ihnen nicht behaupten kann!", erwiderte ich belustigt."Wie kann man sich nur solche 'Klopper' auf die Ohren setzen?!"

Seine 'Muschelkopfhörer' in weiß/metallic hatten einen sehr breiten Bügel, der sein schütteres Haar in der Kopfmitte gnädig verdeckte. Die Muscheln hatten die Größe von Untertassen, und in Anbetracht seines Alters wirkte er sehr komisch. Mir war aber nicht nach Lachen, ich war empört und ergänzte, da er keine Reaktion zeigte, "Wie haben Sie sich vor dreißig oder vierzig Jahren im Bus oder in der Bahn beschäftigt? Haben Sie da Zeitung gelesen, stoisch aus dem Fenster geschaut oder hübsche Frauenbeine betrachtet?"

"Ich habe Zeitung gelesen" - und jetzt lachend - "aber hübsche Frauenbeine sind mir auch nicht entgangen! Ich suche solche Leute wie Sie, die sind für mich wie Brüder im Geiste! Ich möchte nämlich eine 'Anti-Handy-Bewegung' aufbauen und suche dringend Mitstreiter."

"Ausgerechnet Sie, mit den überdimensionalen Kopfhörern?!"

"Sehen Sie an meinen 'Over-Ears' irgendwelche Kabel?"

"Nein. Vielleicht ist das ja eine neue Technik."

"Ich habe mir die Kopfhörer nur angeschafft, um die ganzen Verrückten damit zu verarschen! Es ist nur eine Hülle; sie haben überhaupt kein Innenleben!"

"Wollen Sie damit sagen, dass Sie keine Musik hören und überhaupt nichts empfangen können?" fragte ich überrascht.
"Ist das nur eine Atrappe?"

"Genau! Ich ziehe aber die Aufmerksamkeit auf mich! Und das will ich damit bezwecken! Einige fragen, wo ich diese wunderbaren Kopfhörer gekauft habe, wie teuer sie sind und ob sie noch 3D-Ton oder schon den neuesten 'Astronauten-Sound' haben. Andere sind begeistert, dass das Kabel so versteckt ist und ich erzähle Ihnen dann, dass ein Kabel nicht benötigt wird, da ich alles über Funk übermittelt bekomme."

"Und das glauben die und es macht Ihnen Spaß?"

"Ja! Aber wie gesagt, früher habe ich die Tageszeitung gelesen. Im Bus oder in der U-Bahn auf dem Weg zur Arbeit. Jetzt interessieren mich nur noch die überregionalen Wochenzeitungen und Magazine. Heutzutage lohnt sich die tägliche Geldausgabe nicht mehr. Werbeprospekte und Anzeigen bekomme ich jedes Wochenende gratis vom Postboten. Der redaktionelle Teil ist meistens nur ein Abklatsch des Textes der Tagesschau vom Vorabend. Außerdem fällt es mir mit dieser "Verkleidung" leichter, zu Leuten wie Ihnen Kontakt herzustellen und sie vielleicht für meine Bewegung zu begeistern!"

Ich musste erstmal tief Luft holen. Mir fehlten die Worte!
Er fragte zaghaft: "Darf ich mal erfahren, was Sie da lesen?"

"Es ist ein Sachbuch über dieses Thema und vor ein paar Wochen erst ins Deutsche übersetzt worden. Der Autor ist der weltbekannte italienische Psychologe Dr. Allessandro Galla.
Er beschreibt, wie schädlich das alles für die Menschheit sein wird. Jetzt sollen auch noch sämtliche Schulen digitalisiert werden. Besonders die Nutzung des Smartphones für Kinder verteufelt er. Es führt zu Lese- und Rechtschreib-Schwäche, Sprachlosigkeit und bei vielen sogar zur Verblödung!"

Er lachte laut. "Das kann ich bestätigen! Mein Nachbar ist ungefähr zehn Jahre älter als ich. Sein Arzt hat ihm geraten, weil er schlecht laufen kann und sich meistens in der Wohnung aufhält, 5000 Schritte am Tag zu machen.
Nun hat er sich ein Smartphone mit einer App gekauft, die seine Schritte zählt. Da es zu langweilig ist, ständig im Wohnzimmer im Quadrat zu gehen, läuft er jetzt in den Flur und mindestens zwanzig Mal, statt vorher dreimal am Tag, in die Toilette. Seine Frau, der er nichts davon erzählt hat, die von Technik nichts wissen will und froh ist, dass ihr Festnetztelefon funktioniert, will ihn nun unbedingt beim Urologen anmelden."

"Ja, das ist der Anfang der Verblödung!", erwiderte ich schmunzelnd. "Sie können mir mal Ihre Adresse geben. Das mit Ihrer Gegenbewegung hört sich spannend an! Ich werde mich bestimmt bei Ihnen melden!"

"Ja, gerne! Und Sie können mir mal das Buch zeigen, weil ich es mir auch kaufen will."

Ich drehte es zu ihm. Auf dem Cover war ein kleiner Schädel mit riesigen Kopfhörern abgebildet, seinen nicht unähnlich, sowie eine offene hervorgestreckte Hand mit einem Handy.
Er fing schallend an zu lachen, schaute triumphierend in die Runde und nannte laut den Buchtitel: "'Alles Herdenvieh'"
 



 
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