Die Ankunft

Anonym

Gast
Freitag, 16:23 Uhr. Ich stehe auf dem Bahnsteig und warte auf den Zug, der dich zu mir bringt.
Es ist warm, ich beobachte die Frauen in ihren kurzen Röcken. In meinen Gedanken bin ich bei dir, frage mich, was du wohl tragen wirst. Ich muss schmunzeln, weiß ich doch, dass du einen guten Geschmack hast und ich mir keine Sorgen zu
machen brauche.

Dein Zug wird durchgesagt, jetzt ist es also soweit. Ich stelle mich an die Seite des Aufenthaltsraums, von dort habe ich einen
guten Blick über die aussteigenden Fahrgäste. Der Zug fährt ein, es herrscht eine allgemeine Unruhe. Meine Augen überblicken die Szene mit gewisser Neugier. Da! Jetzt habe ich dich entdeckt. Etwas zögerlich schaust du dich um, suchst mich, drehst dich im Kreis, aber du kannst mich nicht entdecken.
Ein Lächeln huscht über mein Gesicht. Fragst du dich jetzt zum ersten Mal seit unserem Kennenlernen, ob ich dir die ganze Zeit etwas vorgemacht habe?
Der Zug hat den Bahnhof wieder verlassen, es kehrt Ruhe ein. Noch immer stehst du da und wartest. Langsam gehst du mit deiner Reisetasche auf eine Bank zu und setzt dich. Du schaust angestrengt in Richtung Treppe, zündest dir eine Zigarette an.
Ich sehe das Zittern deiner Hände und deine zwei vegeblichen Versuche, dem Feuerzeug eine Flamme zu entlocken.
Vorsichtig verlasse ich meinen Standort, gehe um das Gebäude herum und nähere mich deiner Bank von hinten.
Wie schön du bist! Ich kann meinen Blick nicht von dir nehmen, und eine angenehme Unruhe, eine Vorfreude auf dich
nimmt mich in Besitz. Leise ziehe ich das Halsband aus meiner Hosentasche und warte, bis du deine Zigarette aufgeraucht hast.
Du schaust wieder den Bahnsteig auf und ab, ich höre dich seufzen. Du neigst deinen Kopf nach vorn, ich erkenne, wie du dein Handy aus der Tasche nimmst. Nein, du hast keinen Anruf von mir verpasst, Liebes, auch eine SMS habe ich dir
nicht geschickt. Der Moment, dich zu fangen, ist gekommen.
Ich trete direkt hinter dich, meine Hände schlingen blitzschnell das Band um deinen schlanken Hals. Du erschrickst, ein kurzer Aufschrei entströmt deiner Kehle, doch du bist zu überrascht, um dich zu wehren.
"Hallo mein Augenstern, dachtest du etwa, ich würde dich nicht ordnungsgemäß empfangen?
Oder hattest du Angst, dass ich dich gar nicht abhole und du einem Fake aufgesessen bist?"
Ich schließe die Schnalle am Halsband eng, löse ein Seil von meiner Gürtelschlaufe, ziehe es
vorne durch den Metallring und beide Seilenden rechts und links nach hinten.
Dabei halte ich kurz inne und streiche mit meinen Händen sanft über deinen Hals bis in den Nacken.
So weich ist deine Haut und so angenehm warm! Ich beuge mich zu dir hinunter und hauche
dir von hinten einen Kuss auf deine linke Wange. Leise flüstere ich: "Jetzt gehörst du mir, Liebes. Du bist ganz allein, aus freien Stücken zu mir gekommen, damit du mir in jeder Sekunde große Freude bereiten kannst, ist es nicht so?"
"Ja, Herrin", kommt deine Antwort prompt. Kurz und heftig ziehe ich an dem Seil deinen Kopf nach hinten.
"Fällt dir keine andere Bezeichnung für mich ein als diese triviale Anrede? Ich dachte, du seist besser als die anderen Objekte. Wo ist deine Kreativität?"
"Ja, Freya.....entschuldige bitte"
Meine rechte Hand umfasst beide Seilenden fester, während meine Linke sich in deine Haare krallt.
"Und deine Entschuldigungen sparst du dir besser auch für andere auf, vielleicht begeistern sie ja den Fotografen."
Mit einem Ruck stoße ich deinen Kopf nach vorne, lasse das Seil los. Ich gehe um die Bank herum und kann dich nun das erste Mal ganz betrachten. Was ich sehe, lässt mein Herz höher schlagen, dein schlanker Körper wirkt
wie ein Magnet auf mich. Ich trete ganz dicht vor dich hin, meine rechte Hand legt sich unter dein Kinn und zwingt dich, deinen Kopf zu heben um mich anzusehen. Du siehst das Leuchten in meinen Augen und ein leises Lächeln in meinem Gesicht.
"Willst du mich denn gar nicht begrüßen, Augenstern?" Ich kann deine Unsicherheit spüren, dein Abwägen. "Wir hatten das doch schon im Chat ausdiskutiert", grinse ich, während meine Hände abwechselnd, zweimal in dein Gesicht klatschen. Ah, es ist so schön, dich zu schlagen! Innerlich flehe ich dich an, mir einen Haufen Gründe
dafür zu liefern. "Nun steh endlich auf!" Deine Wangen färben sich langsam rot, meine Lieblingsfarbe auf deiner Haut, sie steht dir ausgezeichnet. Langsam stehst du auf, ich halte deinen Blick mit meinem fest. Zögernd umarmst du mich.
"Hallo meine Freya", höre ich dich leise sagen. Die Berührung deines Körpers an meinem ist ein einziger Genuss, dein Duft unvergleichlich. Ich erwidere deine Umarmung fest. "Ich bin froh, dass du gekommen bist, Liebes. Wie geht es dir,
fühlst du dich gut?" Ich schiebe dich ein wenig von mir weg, um dich noch einmal von oben bis unten zu mustern.
Ja, du bist eine Schönheit! Mein Blick bleibt schließlich auf deinem sinnlichen Mund haften.
Wir haben so oft Küsse im Chat getauscht, dass es absurd wäre, es jetzt nicht zu tun. Schelmisch funkeln meine Augen in deine, während ich in deinen Nacken greife, um deinen Kopf zu mir zu ziehen. Mit dem Daumen streiche ich sanft
über deine Lippen, bevor ich sie behutsam küsse. Ein Schauer rieselt über meinen Rücken, schickt mir die Lust nach mehr von dir in meinen Kopf. Ich kann es kaum erwarten, dich völlig hilflos vor mir zu haben. Meine Hand wandert zu dem Seil an deinem Halsband. "Komm, Liebes, nimm deine Tasche, wir müssen jetzt gehen. Der Fotograf erwartet dich unten im Bahnhof auf der Toilette,
und du musst dich noch umziehen und schminken. Alles, was du brauchst, liegt in meinem Auto in der Tiefgarage." Damit drehe ich mich um und ziehe mein Eigentum am Seil hinter mir her in Richtung Treppe.

Mittlerweile sind neue Reisende auf den Bahnsteig gelangt, die uns beide mit ihren ungläubigen Blicken verfolgen.
Ich freue mich über ihre stille Anteilnahme an deinem Schicksal und verteile ein paar Augenaufschläge in ihre verdutzten Gesichter, die sich schließlich verschämt abwenden.
 



 
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