Die Ballade vom Zehner

Die Ballade vom Zehner


Zwei junge Männer kamen vom Bierfest angewankt,
Sie hatten den Abend schon wacker im Zelt getankt.
Es war recht düster, kein Mond noch Sterne zu sehen.


Mit viel Alk im Blut, das Wummern noch laut im Ohr,
Nahmen sich beide das nächtliche Schwimmbad vor.
Die Freunde kniffen im Nu ein Loch in den Zaun.


„Du traust dich doch nie vom Zehner, du feiges Kind!
Dort drüben steht der Turm, wo die drei Pappeln sind!“
Ein Lachen, ein Johlen – im Baum, da riefen die Dohlen.


Und es roch nach altem Urin und nach kaltem Chlor,
Verwirrte Glühwürmer schwirrten die Leitern empor.
Die alten Pappeln, sie zitterten und wisperten.


Beider Blick war vernebelt, die Sinne benommen,
Bald waren sie in bedrohliche Höhen gekommen.
Tief unten, da grinste blau ein lauerndes Becken.


„O-le-Ooo-leeee!“ So dröhnte fröhlicher Mutgesang,
Aus gekachelter Tiefe ein hohles Echo erklang.
Ein Anlauf, ein Rudern – zwei nackte Körper, sie flogen!


Ein Klatschen, ein letztes Blitzen der Synapsen in Rot,
Kein kühlendes Nass empfing sie, sondern der Tod.
Ihr Blut kroch über die Fliesen, als man sie morgens fand.
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Lieber Artbeck,

"wo die [blue]drei [/blue]Pappeln sind" - klingt etwas unglücklich mit der Betonung auf "drei";

"ein letztes Blitz[blue]en der Syn[/blue]apsen" - das sind drei Unbetonte nebeneinander, es sei denn, Du willst den Artikel betonen.
Vielleicht besser:
"ein letzter Blitz der Synapsen" -

grusz, hansz
 
Hallo, Hansz!

Habe etwas länger über deine Vorschläge nachgedacht.

Den ersten Vers in der letzten Strophe werde ich jetzt so ändern, wie du es vorgeschlagen hast ("Blitz" statt "Blitzen")- so klingt es etwas straffer.

Schwieriger ist es es mit den Pappel-Versen. Dass es "drei Pappeln" sind, hat auch keine besondere Bedeutung; es bietet sich deshalb an, in S3V2 "die alten Pappeln sind" zu nehmen und dann in S4V3 "Silberpappeln" zu verwenden, wenn es dort eh schon "nach altem Urin" riecht.

Vielen Dank für deine Anregungen!

Gruß,
Artbeck
 
Die Ballade vom Zehner


Zwei junge Männer kamen vom Bierfest angewankt,
Sie hatten den Abend schon wacker im Zelt getankt.
Es war recht düster, kein Mond noch Sterne zu sehen.


Mit viel Alk im Blut, das Wummern noch laut im Ohr,
Nahmen sich beide das nächtliche Schwimmbad vor.
Die Freunde kniffen im Nu ein Loch in den Zaun.


„Du traust dich doch nie vom Zehner, du feiges Kind!
Dort drüben steht der Turm, wo die alten Pappeln sind!“
Ein Lachen, ein Johlen – im Baum, da riefen die Dohlen.


Und es roch nach altem Urin und nach kaltem Chlor,
Verwirrte Glühwürmer schwirrten die Leitern empor.
Die Silberpappeln, sie zitterten und wisperten.


Beider Blick war vernebelt, die Sinne benommen,
Bald waren sie in bedrohliche Höhen gekommen.
Tief unten, da grinste blau ein lauerndes Becken.


„O-le-Ooo-leeee!“ So dröhnte fröhlicher Mutgesang,
Aus gekachelter Tiefe ein hohles Echo erklang.
Ein Anlauf, ein Rudern – zwei nackte Körper, sie flogen!


Ein Klatschen, ein letztes Blitzen der Synapsen in Rot,
Kein kühlendes Nass empfing sie, sondern der Tod.
Ihr Blut kroch über die Fliesen, als man sie morgens fand.
 
Die Ballade vom Zehner


Zwei junge Männer kamen vom Bierfest angewankt,
Sie hatten den Abend schon wacker im Zelt getankt.
Es war recht düster, kein Mond noch Sterne zu sehen.


Mit viel Alk im Blut, das Wummern noch laut im Ohr,
Nahmen sich beide das nächtliche Schwimmbad vor.
Die Freunde kniffen im Nu ein Loch in den Zaun.


„Du traust dich doch nie vom Zehner, du feiges Kind!
Dort drüben steht der Turm, wo die alten Pappeln sind!“
Ein Lachen, ein Johlen – im Baum, da riefen die Dohlen.


Und es roch nach altem Urin und nach kaltem Chlor,
Verwirrte Glühwürmer schwirrten die Leitern empor.
Die Silberpappeln, sie zitterten und wisperten.


Beider Blick war vernebelt, die Sinne benommen,
Bald waren sie in bedrohliche Höhen gekommen.
Tief unten, da grinste blau ein lauerndes Becken.


„O-le-Ooo-leeee!“ So dröhnte fröhlicher Mutgesang,
Aus gekachelter Tiefe ein hohles Echo erklang.
Ein Anlauf, ein Rudern – zwei nackte Körper, sie flogen!


Ein Klatschen, ein letzter Blitz der Synapsen in Rot,
Kein kühlendes Nass empfing sie, sondern der Tod.
Ihr Blut kroch über die Fliesen, als man sie morgens fand.
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Versanfänge

Bei den "alten Pappeln" hat es jetzt eine Silbe zuviel (6 statt 5); man kann "alten" streichen, das würde genügen, dann klappts.

Es gibt einige Wechsel von unbetontem oder betontem Anfang, besonders hart bei "Mit viel Alk ...", wo der Vers mit zwei Unbetonten anfängt (Anapäst) und der folgende mit einer Betonten:
Mit viel Alk im Blut, das Wummern noch laut im Ohr,
Nahmen sich beide ...
Anapästisch auch:
"Und es roch ..."
"Beider Blick ..."
"Aus gekachelter ..."

Sonst überwiegen die iambischen Anfänge. D.h. "Nahmen sich beide ..." ist eine Ausnahme: könnte ein unbetontes Wörtchen davor vertragen.
 
Guten Morgen, Hansz!

Herzlichen Dank erneut für deinen genauen Blick!

Hier die metrische Feile anzusetzen, tut der Ballade bestimmt gut. Das Metrum hatte ich beim Verfassen nicht so im Fokus, eher das erzählerische Element.

Deine Vorschläge werde ich konkretisieren.

Gruß,
Artbeck
 
Die Ballade vom Zehner


Zwei junge Männer kamen vom Bierfest angewankt,
Sie hatten den Abend schon wacker im Zelt getankt.
Es war recht düster, kein Mond noch Sterne zu sehen.


Mit viel Alk im Blut, das Wummern noch laut im Ohr,
So nahmen sich beide das nächtliche Schwimmbad vor.
Die Freunde kniffen im Nu ein Loch in den Zaun.


„Du traust dich doch nie vom Zehner, du feiges Kind!
Dort drüben steht der Turm, wo die Pappeln sind!“
Ein Lachen, ein Johlen – im Baum, da riefen die Dohlen.


Und es roch nach altem Urin und nach kaltem Chlor,
Verwirrte Glühwürmer schwirrten die Leitern empor.
Die Silberpappeln, sie zitterten und wisperten.


Beider Blick war vernebelt, die Sinne benommen,
Bald waren sie in bedrohliche Höhen gekommen.
Tief unten, da grinste blau ein lauerndes Becken.


„O-le-Ooo-leeee!“ So dröhnte fröhlicher Mutgesang,
Aus gekachelter Tiefe ein hohles Echo erklang.
Ein Anlauf, ein Rudern – zwei nackte Körper, sie flogen!


Ein Klatschen, ein letzter Blitz der Synapsen in Rot,
Kein kühlendes Nass empfing sie, sondern der Tod.
Ihr Blut kroch über die Fliesen, als man sie morgens fand.
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
die "dritten Verse" der Strophen

Und wie es so ist, lieber Artbeck, bemerkt man bzw. bemerke ich die Abweichungen der 1. Verszeile erst später, als letztes. Das liegt daran, daß man sich erst einliest, so ab der zweiten Zeile im Rhythmus des Gedichtes schwingt, - also: die erste Zeile hat auch sechs statt der (sonst durchgängig) fünf Versfüße.
Vielleicht: "Zwei Männer kamen vom Bierfest angewankt"
oder: "Zwei Jungen kamen vom Bierfest angewankt"

Das Gedicht selbst finde ich gut gelungen. Man ahnt zwar schon früh, daß das Becken wohl leer ist, aber Du hast die Pointe nicht selbst vorweggenommen.
Es gewinnt auch an Lockerheit der Erzählweise dadurch, daß Du die jeweils dritten Verse der Dreiversstrophen als "Waise" offen läßt, d.h. ohne Reim.
Gerade diese verwaisten dritten Zeilen sind oft klanglich reizvoll formuliert. Weil sie aus der Reim-Mechanik "aussteigen", dürfen sie auch metrisch so frei sein wie (besonders)
Die Silberpappeln, sie zitterten und wisperten.
Auch der letzte Vers "steigt aus der Metrik aus", und gerade da paßt es besonder gut, denke ich.

Gerade dieses Auflockern, Entregeln, Entriegeln, klingt wunderbar in meinen Ohren.

grusz, hansz
 
Hallo, Hansz!

Freut mich sehr, dass du noch einmal einen Blick auf die Ballade geworfen hast und dass die Waisen offensichtlich auch eine bestimmte klangliche Wirkung erzielen können.

Stimmt, im ersten Vers ist eine Hebung zu viel - werde jetzt "junge Männer" durch "Burschen" ersetzen; das ergibt als Nebeneffekt auch eine Alliteration mit "Bierfest". Ein bisschen stört mich noch die geringe Silbenzahl(11).

Danke fürs Weiterbringen!

Gruß,
Artbeck
 
Die Ballade vom Zehner


Zwei Burschen kamen vom Bierfest angewankt,
Sie hatten den Abend schon wacker im Zelt getankt.
Es war recht düster, kein Mond noch Sterne zu sehen.


Mit viel Alk im Blut, das Wummern noch laut im Ohr,
So nahmen sich beide das nächtliche Schwimmbad vor.
Die Freunde kniffen im Nu ein Loch in den Zaun.


„Du traust dich doch nie vom Zehner, du feiges Kind!
Dort drüben steht der Turm, wo die Pappeln sind!“
Ein Lachen, ein Johlen – im Baum, da riefen die Dohlen.


Und es roch nach altem Urin und nach kaltem Chlor,
Verwirrte Glühwürmer schwirrten die Leitern empor.
Die Silberpappeln, sie zitterten und wisperten.


Beider Blick war vernebelt, die Sinne benommen,
Bald waren sie in bedrohliche Höhen gekommen.
Tief unten, da grinste blau ein lauerndes Becken.


„O-le-Ooo-leeee!“ So dröhnte fröhlicher Mutgesang,
Aus gekachelter Tiefe ein hohles Echo erklang.
Ein Anlauf, ein Rudern – zwei nackte Körper, sie flogen!


Ein Klatschen, ein letzter Blitz der Synapsen in Rot,
Kein kühlendes Nass empfing sie, sondern der Tod.
Ihr Blut kroch über die Fliesen, als man sie morgens fand.
 



 
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