Die Flut in Weesenstein

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Smiliene

Mitglied
Die Flut in Weesenstein
(nach einem Augenzeugenbericht)

Ein Bächlein fließt
idyllisch rein,
als könnt's kein Wasser trüben
bevor vom Himmel sich ergießt
ein Wolkenbruch in Schüben.

Aus dem Bächlein
wird ein Strom,
mit reißerischer Kraft
fällt über unser Städtchen ein,
wo es Zerstörung schafft.

Die Zeit zum fliehn,
sie ist zu kurz,
die Flut kommt in der Nacht.
Und so hat dieser Wassersturz
Todesangst entfacht.

Auf Dächern harrt man
zitternd aus,
doch Rettung kommt erst spät.
Unter mir bröckelt das Haus,
ich schrei ein Stoßgebet.

Kein Strom, kein Licht,
doch Nässe pur
die Lebensgeister schwinden.
Das Wasser schwillt, ich hoffe nur
man wird uns baldigst finden.

Am Himmel ist
ein heller Schein,
ein wahres Morgengraun.
Ich höre laut ein Baby schrei'n,
die Flut verschlingt den Zaun.

Nach unendlich langer,
mürber Zeit
da taucht ein Schlauchboot auf.
Die Rettung ist nun nicht mehr weit,
ein Helfer nimmt uns auf.

Doch unser Dorf
das ist nicht mehr,
so wie es einmal war,
versunken in dem Schlickenmeer
stellt Bild des Grauens dar.

Doch bald schon
kommt die neue Flut,
Wellen von Nachbarschaft.
Das gibt den Opfern neuen Mut
und für den Aufbau Kraft!
 
S

Samoth

Gast
Hi Smiliene,

dieses Thema beschäftigt vermutlich momentan sehr viele Menschen. Es ist einfach schlimm, wieviele von dieser Flut betroffen sind.
Ich bin froh, daß so viel Anteilnahme in der Bevölkerung herrscht.
Und ich habe den Eindruck, daß wir Menschen wieder ein bißchen näher "zusammengewachsen" sind. Es ist nur schade, daß immer erst solche Ereignisse dazu führen...

Die Gedichtsform gefällt mir. Es ist ein ganz anderer (neuer) Stil von Dir?

liebe Grüße und gedanklich bin ich bei Dir

Thomas
 

Smiliene

Mitglied
Augenzeugenbericht

Hallo Thommy,

die Augenzeugenberichte von Weesenstein haben mich tief aufgewühlt. Ich glaube, dieses kleine Örtchen wurden am schlimmsten betroffen und daß es keine Toden gab, grenzt an ein Wunder.

Einen festen Gedichte-Stil hab ich wohl derzeit nicht. Nach Deiner (wohl berechtigten) Kritik vor ca. einem halben Jahr, daß der Aufbau meiner Gedichte immer mehr denen meiner Vorbilder ähneln, hab ich mir zu Herzen genommen und ich bin momentan noch am Experimentieren und köcheln eines eigenen Stils. Keine Ahnung, wie der mal aussieht. Aber in diesem Gedicht war's wohl eher ein Stilbruch (nach der zweiten Strophe), was ich aber als nicht weiter tragisch ansehe. Denn hier ging's mir allein um den Inhalt und nicht um lyrische Perfektion.

Herzliche Grüße nach München
Smiliene
 



 
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