Die Geschichte vom Weib, vom Teufel und von Gott (Eine Parabel)

1,00 Stern(e) 2 Bewertungen

Helmut D.

Mitglied
Die Geschichte vom Weib, vom Teufel und von Gott

Es war einmal ein Weib (die Geschichte spielte vor langer Zeit und da hieß die Frau noch Weib), und das Weib war wunderbar, attraktiv, verführerisch, erotisch und von einzigartiger Gestalt. Und eines Tages nun, als das Weib unschuldig auf der Welt wandelte, erblickte der Teufel von seiner finsteren Hölle aus das Weib und begann es zu begehren. So nahm der Teufel menschliche Gestalt an und verwandelte sich in einen wunderbaren Mann, der das Weib traf und zu überzeugen begann. Und weil der Teufel fast alles kann, zeigte er der Frau Schmuck und Juwelen, Gold und Diamanten und erzählte ihr, daß er ein großer Herrscher sei und ihr bei einem Verkehr mit ihm, alles geben wollte, was er besaß, nämlich sein halbes Reich. Die Frau war wegen der Kraft und dem Glanz des Teufels so beeindruckt, daß sie einwilligte und sich mit ihm einließ. Und so trieb es das Weib, das so wunderbar war, mit dem Teufel, und zwar immerzu, bis eines Tages ein Fremder auftauchte, der wie ein Mönch aussah und ununterbrochen von Gott zu predigen begann. Und da der Mönch den Teufel nicht erkannte, wollte er auch ihn bekehren und zu einem Freund Gottes machen. Das aber sind Dinge, die Teufel überhaupt nicht mögen und der Teufel, der vorher ein so nettes Gesicht trug, wurde im Beisein des Mönches immer böser und böser. Er schrie ihn an und verfluchte ihn und schlug ihn und verspottete Gott, weil im Beisein des Heiligen seine teuflische Natur zutage trat. Darüber wurde das Weib so erschrocken, weil sie doch gottesfürchtig erzogen worden war und fragte ihren Mann: Mann warum schlägst Du diesen Bruder Gottes, der Dir doch überhaupt nichts böses getan hat? Und der Mönch kniete sich nieder und flehte bei Gott um die Seele des Teufels und seiner Frau, ja er schrie Gott an, diesen Mann, der der Teufel war und seine Frau zu retten. Daraufhin wurde der Teufel so verrückt, daß er seine gesamte Menschengestalt abriß und jeder seinen teuflischen Körper, der so häßlich war, wie ihn noch nie jemand gesehen hatte, zeigte. Als das seine Frau sah, die sich ihm willenlos hingegeben hatte, als sie sah, daß der leibhaftige Satan vor ihr stand, erschrak sie fürchterlich und bereute zutiefst, was sie getan hatte. Aber der Teufel, kannte kein Mitleid und wollte die Hand der Frau ergreifen und sie in seine finstere Hölle entreißen. Und genau in diesem Augenblick warf der Mönch seinen Körper nieder und es erschien vor den beiden ein wunderbarer, junger Gott. Und für einen Moment standen alle drei stille da, der Teufel in seiner Bizarrheit, das ahnungslos Weib und der junge Gott.
Und eigentlich wäre die Geschichte jetzt schon aus, hätte der junge Gott nicht plötzlich für das Weib, das im Grunde wegen ihrer Untaten schon verloren war, etwas empfunden. Und so sprach der junge Gott zum uralten Teufel: Teufel, wenn Du nicht sofort dieses Weib losläßt und alles wieder aus ihr herausnimmst, was Du in sie hineingesteckt hast, wirst Du von mir augenblicklich niedergestreckt werden. Da lachte der Teufel nur und sagte: Niemals werde ich das tun. Nein, ich werde das Weib jetzt mit mir in die Hölle entreißen!
Da zog der junge Gott aus seiner Tasche eine Waffe, die aus Gold und Silber war und die funkelte wie ein Feuer und aus der kleine Blitze herausschossen, und er zögerte keinen Moment und streckte den Teufel nieder.
Daraufhin kniete sich das Weib nieder und betete den Gott an, denn mit seinem Tod, war auch alles teuflische wieder aus ihr heraus gekommen, was der Teufel in sie hineingegeben hatte und sie war rein und gut, vernünftig und klar im Kopf. Doch urplötzlich tauchten die drei Söhne des Teufels auf und schwangen bösartige Reden. Sie sagten zum jungen Gott, daß er jetzt selbst ein Teufel wäre, weil er ja jemanden getötet hätte und Götter nicht töten, sondern nur Teufel das tun.
Da holte der junge Gott eine kleine Silbertafel aus seiner Tasche und zeigte sie den Söhnen des alten Teufels, die keine Macht über ihn hatten. Und er sagte ihnen, daß auf dieser Silbertafel ein uraltes Gesetz geschrieben stände, das älter als die Zeit sei und das selbst für Gott und die Welt, für Menschen und Teufel, für Floh und Huhn und alle anderen gelte und das hieß: "Ja zum Ja und Nein zum Nein!" Also sprach der junge Gott, wenn ich Gott liebe, ist das in Ordnung, und wenn ich den Teufel erschieße auch. Denn Gott ist das Ja und der Teufel das Nein.

Danach wurde es finster und die drei Söhne des uralten Teufels verschwanden, weil sie noch zu jung waren, um erniedrigt zu werden. Und der junge Gott, den keiner kannte, fragte das Weib: Weib, willst Du mit mir gehen in den Himmel, in das Paradies, in das Goldland, in das Eldorado?
Und das Weib sagte ja und beide gingen, nein sie verschwanden einfach.
Und von diesem Augenblick an, weiß keiner, wie die Geschichte weiterging, da noch niemand dort gewesen ist, an den Orten, die so heißen.
Aber eines ist gewiß: Niemand wird den jungen Gott je verdammen können, denn er hat nur Nein zum Nein gesagt. Eines an dieser Geschichte ist aber sehr, sehr wichtig, und das muß zum Schluß noch erzählt werden: nämlich daß nur derjenige Nein zum Nein sagen darf, der das Ja genauso bejaht und liebt, wie er das Nein verdammt. Denn tut er das nicht, kommt er, und sei's ein Gott, sei's ein Mensch, sei' irgendwie aus seinem Gleichgewicht und das wäre schrecklich.
 



 
Oben Unten