Die Glühlinge auf Budensuche

sabine simon

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Die Glühlinge auf Budensuche

Die Apfelbaumhöhle war gut und die kleinen Glühlinge hatten sich prima an sie gewöhnt. Doch, der Chef war unzufrieden.Eines Morgens sprach er Frau Schnecke darauf an. Die beiden diskutierten lang und breit, wo die kleinen Glühlinge wohl am besten noch wohnen könnten. Nicht zu hoch, nicht zu tief, nicht zu windig, nicht zu nass.

"Ich würde lieber tiefer wohnen," meinte Frau Schnecke. "Vielleicht auch in die Erde eingraben." "Das könnte bei Regen zu schnell nass werden, " fürchtete der Chef.

Da streckte Finchen den Kopf aus der Höhle: "Warum fragt ihr nicht Doktor Meise? Er ist der einzige, der es geschafft hat, dass Randolph Respekt vor ihm hat. Und sowas hat außer ihm noch keiner geschafft. Der weiß bestimmt eine gute Lösung."

Leider musste der Chef das zugeben, lieber hätte er zwar gehört, dass er auch mit Randolph fertig wurde, aber Randolph schaffte es immer wieder, auch ihn zu überraschen. Er gab deshalb zu: "Du hast recht. Wenn Doktor Meise das Quartier aussucht, meckert er wenigstens nicht rum."

Nachmittags traf er sich mit Doktor Meise am Bach. Sie diskutierten lange hin und her, ein Unterschlupf war zu hoch, der andere zu niedrig, der nächste zu windig, der vierte zu nass, dann wieder zu nah bei einem Ameisennest u.s.w.

Da raschelte es plötzlich, und alle kleinen Glühlinge standen am Bach. Der Chef, der geglaubt hatte, sie machten ihr Mittagsschläfchen in der Höhle, bekam einen Schreck. Und Randolph sauste vorneweg, Finchen hastete hinterdrein. Randolph blubberte los: "Wenn ihr eine Höhle sucht, nehmen wir nur eine, die mir auch gefällt, sonst geh ich da nicht rein!"

Finchen schmunzelte sofort über alle Backen: "Und eine die mir gefällt, und eine, die Fitzwilliam gefällt, und Kleopatra und Nofretete und Julia und Romeo und Caesar..." "Caesar gibts bei uns nicht, du nimmst mich auf den Arm," knurrte Randolph. Finchen schmunzelte und die anderen kicherten ziemlich laut. Randolph knurrte noch lauter.
"Aber es ist wirklich so, wir alle wollen wissen, was ihr da macht, wir wollen nirgendwohin, wo es uns nicht gefällt." brummte Fitzwilliam.

Der Chef klingelte ganz nervös. "Wir schleppen euch doch nirgendwohin, wo ihr nicht hinwollt." - Dann überlegte er: "Wie seid ihr überhaupt aus der Höhle gekommen?" Da hinter den Kleinen die liebe Frau Schnecke auftauchte, merkte er, dass sie ihnen geholfen hatte.

Es war ihm gar nicht recht, dass alle Kleinen jetzt aufgetaucht waren. Er wollte erst mit Doktor Meise in Ruhe reden. Das konnte Frau Schnecke natürlich nicht wissen, deshalb bedankte er sich höflich, aber das Ganze machte die Wohnungssuche nur noch dringender.

Doktor Meise war durch ständiges Ausbrüten seiner Frau und dem damit verbundenen Kindersegen geübt und hatte die Glühlinge schnell im Griff: "Ihr geht mal dort drüben hin, und baut uns ein paar Beispiele..."
Er zeigte ihnen kurz etwas Baumaterial, Blätter, Äste, Zweige, Gras.

Dann kam er zu den anderen zurück. "Die sind erstmal beschäftigt."
Der Chef sah ziemlich erleichtert aus.Und nun überlegte er mit Doktor Meise und Frau Schnecke gründlich, Frau Doktor Meise kam auch noch dazu. Zu einem Ergebnis kamen sie nicht...

Aber Doktor Meise hatte die Idee, dass sie sich erst einmal verschiedene Behausungen ansehen sollten und auch noch Baumeister Buntspecht befragen, denn die Wohnung sollte einbruchsicher, regenfrei und bei guter Nahrungsquelle sein.
"Und man muss da gut rein- und rauskommen und gut spielen können und viel Spaß haben.." Die Kleinen standen schon wieder hinter dem Busch und hatten zugehört und natürlich wollten alle mit. Auch Randolph kam schnell angerannt.

Aber Doktor Meise war fix und kindergeübt: "Frau Meise möchte sich eure Vorschläge ansehen." Und die ging sofort forsch los, denn sie hatte verstanden, was ihr Mann vorhatte. Während sie die Kleinen beschäftigte, würde der Chef mit den anderen Wohnungen besichtigen.

Frau Schnecke versprach, sich bei ihren Freundinnen zu erkundigen, ob sie weitere Vorschläge hätten. Der Chef krabbelte vorsichtig auf Doktor Meises Rücken und der flog los zu Baumeister Buntspecht.
Der Flug gefiel dem Chef richtig gut, denn es ging ganz hoch hinaus bis in die höchste Kastanie. Oben trafen sie Baumeister Buntspecht. Das war ein lustiger bunter Geselle. "Ich hab euch schon von oben kommen sehen," meinte dieser. "Ihr hattet wohl Stress mit euren kleinen Kerlchen da?" Und er zeigte mit der Flügelspitze auf Frau Doktor Meise, die von oben ganz klein aussah.

Unten am Bach herrschte emsiges Getriebe. "Deine Frau macht den Kerlchen Beine, und sie lässt sie ackern." Der Chef grinste. "Sie wollen natürlich mitreden, aber wenn so ein rundes Dutzend Glühlinge durcheinanderredet, dann bauen wir ein Höhlenpfahlnesthaus mit und ohne Balkon, ebenerdig als dreigeschossiger Bungalow mit fünf Etagen, also schlichten Quatsch."
Der Baumeister grinste. "Meine Blagen sind auch nicht ohne, wenn die anfangen, Löcher zu kloppen, das hast du fünfundzwanzig Löcher, aber keine Höhle und alles zu nix zu gebrauchen."

Doktor Meise rettete das Ansehen der kleinen Glühlinge. "Romeo und Julia sind ganz pfiffig und Fitzwilliam und Finchen auch, Randolph braucht natürlich immer eine Extra-Wurst, zum Glück merkt er nicht, wie komisch er ist." Baumeister Buntspecht zeigte auf die Kleinen am Bach. "Ist das der, der sich halb im Sand eingebuddelt hat und so schimpft?"

Doktor Meise kicherte und erzählte Baumeister Buntspecht ganz schnell
von Randolphs Geschrei, als ihm die Ameise in den Hals gerutscht war. Der kriegte sich gar nicht mehr ein.
"Aber schaut doch mal, ein paar von denen stellen sich aber nicht dumm an. Schau mal der auf dem Ast, der ist geschickt." "Das ist Fitzwilliam," meinte der Chef und wurde ein bischen rot, weil einer seiner Schützlinge gelobt worden war.

"Wir sollten neu denken,"meinte Baumeister Buntspecht. "Ihr könnt nicht fliegen, also darf es nicht zu hoch sein. Zu tief darf es aber auch nicht sein, denn sonst erreichen euch Raubtiere. Ein Nest geht nicht, das ist für euch zu löchrig, da pfeift der Wind durch, und ihr habt keine Federn zum Schutz."
"Tja, weißt du, wenn du runterschaust, siehst du, dass die kleinen Glühlinge ganz schön selbständige Kerlchen sind. Irgendwie finde ich das gut, aber irgendwie muss ich sie auch unter Aufsicht haben. Und - eigentlich finde ich unsere bisherige Höhle ja ideal, aber um alle Glühlinge rauszubekommen, brauche ich jedes Mal Frau Schnecke, sonst gibt es eine Katastrophe."

Baumeister Buntspecht sah Frau Schnecke unten im Gras ein Mittagsschläfchen halten. Er nickte: "Im Moment hat sie keine kleinen Schnecklein, da schafft sie das." Doktor Meise pflichtete bei: "Wir müssen uns also etwas überlegen, und das auch noch schnell."

Unten bei den Kleinen war die Bauerei in vollem Gang. Es machte ihnen richtig Spaß. Randolph hatte sich im Sand eingebuddelt und Finchen stülpte gerade ein Blatt über ihn. Allgemeines Gekreische, Randolph am lautesten.
Baumeister Buntspecht zeigte auf Fitzwilliam: "Was macht denn der da?" "Der knotet was aus Grashalmen."
"Romeo und Julia basteln da etwas ganz Raffiniertes" meinte der Chef. "Es steht auf Stelzen im Wasser." Doktor Meise war ganz begeistert: "Die sind wirklich fix, deine kleinen Glühlinge." Der Chef wurde rosa vor Stolz.

Unten hatte Frau Doktor Meise alle Hände voll zu tun, denn Randolph maulte mal wieder, jetzt, weil ihm jemand das Blatt vom Kopf geklaut hatte. Schnell pflückte sie ein neues, aber auch Kleopatra und Nofretete fingen an, Unsinn zu machen.
Die flinken Glühlinge hielten Frau Doktor Meise ganz schön auf Trab. Sie sorgte dafür, dass Kleopatra und ihre Zwillingsschwester nicht ins Wasser fielen, denn die beiden waren auf einen Zweig geklettert und wollten sich ein Nest bauen und gleichzeitig fliegen lernen.
In der Zwischenzeit hatte Randolph Sand im Mund und machte ein riesiges Krakeel.
Finchen war verschwunden und Fitzwilliam turnte halsbrecherisch auf seinen Grashalm-Seilen herum, Randolph krakeelte schon wieder, und Fido und Dora versuchten auszubüchsen.

Als der Chef mit der Gruppe eintraf, war Frau Doktor Meise erleichtert. "Ich bin froh, dass du da bist, da ist ja Flöhe hüten einfacher."

Der Chef machte einen lauten, durchdringenden Klingelton und alle kleinen Glühlinge stellten sich sofort in einer Reihe auf.
"Wie ihr wisst, suchen wir nach einer guten Wohnung. Wenn ihr Ideen habt, freuen wir uns. Dass ihr aber Frau Doktor Meise möglichst viel nervt, das macht mir keinen Spaß. Wie soll ich eine schöne Wohnung für uns suchen, wenn ich von der Beratung mit Baumeister Buntspecht und Doktor Meise zurückkommen muss, weil hier einer mault oder solche Dummheiten macht?"
"Aber süß sind sie schon," meinte Frau Doktor Meise. "Dieses Geklingel und Geleuchte...." Der Chef kicherte: "Vorsicht, damit unterhalten sie sich, so können sie etwas aushecken, ohne dass es ein Nicht-Glühling versteht."

Und da Frau Doktor Meise ihm vorgeschlagen hatte, mit den Kleinen erst einmal ein paar Spiele zu machen, ließ er sich die Bauwerke zeigen, sagte: "Hm,hm, ja, ja," aber sonst nicht viel und setzte sich dann wieder mit Baumeister Buntspecht zusammen. Doktor Meise hörte ihnen aufmerksam zu und rauchte sein Pfeifchen.
"Vielleicht gehen wir in eure Höhle, da können wir am besten überlegen und, " er wackelte lachend mit dem Kopf, "vielleicht auch am ruhigsten..." Alle mussten schmunzeln.

Hier überlegten und grübelten sie lange und kamen zu keinem Ergebnis.
Währenddessen hatte Frau Doktor Meise alle Hände voll zu tun. Sie versuchte alle möglichen und unmöglichen Spiele. Kreisspiele, Fangen, Rätsel, Wettklingeln, Leuchtmorsen, ihr gingen langsam die Ideen aus. Irgendwann konnte sie nicht mehr, doch da hatte sie Glück, Frau Schnecke kam gerade vorbei...

Frau Doktor Meise ließ sich von Frau Schnecke ablösen. Diese war ruhiger als Frau Doktor Meise. Genau genommen war sie sogar zu ruhig, nämlich nicht wirklich wach: Und so versuchten die kleinen Glühlinge, Frau Schnecke zu überlisten, sie setzten sich vor sie, als könnten sie kein Wässerchen trüben. Und sobald Frau Schnecke eingeschlafen war, ging der Unfug los. Alle sausten herum, jeder in eine andere Richtung, Randolph verzog sich in seine Sandgrube und war bald eingeschlafen, Finchen kletterte im Busch herum, Romeo und Julia maulten, die anderen waren froh, endlich etwas Ruhe zu haben, um die rückwärtigen Teile des Buschs zu erkunden.

Währenddessen inspizierte der Chef mit seinen beiden Helfern das Loch. "Es müsste etwas größer sein," sagte Herr Doktor Meise. "Kein Problem," meinte Baumeister Buntspecht. "Aber die ganz kleinen Glühlinge kommen nicht hinein, ich selber kann soviel klettern, aber die anderen brauchen Frau Schnecke, und sie hat bald wieder genug mit ihren neuen kleinen Schnecklein zu tun. Die sind zwar nicht so fix, aber sie braucht ja ihre Pausen, das können wir nicht tun, wir dürfen Frau Schnecke nicht überfordern, obwohl ich weiß, dass sie uns richtig gerne hilft.."

Doktor Meise überlegte: "Und wenn ihr Stufen hättet?" "Das ist für mich kein Problem", meinte Baumeister Buntspecht. Aber Doktor Meise war doch nicht zufrieden: "Dann macht ihr allen Räubertieren den Weg frei."
Auf einmal sah Frau Meise zum Loch herein: "Tut mir leid, ich konnte nicht mehr, Frau Schnecke hat mich abgelöst, die Kleinen sind ja anstrengender als zwei Nester Meisen gleichzeitig."
Herr Doktor Meise musste schmunzeln, der Chef aber runzelte die Stirn. "Dann will ich sofort los. Frau Schnecke ist im Moment sehr erschöpft. Ich danke euch allen, aber wir reden später weiter."

Die anderen merkten, dass er sehr besorgt war und kamen mit.
Und es war wirklich höchste Zeit: Die kleinen Glühlinge waren schwer dabei, jede Menge Quatsch zu machen. Frau Schnecke war fest eingeschlafen. Als der Chef kam, guckte er die Kleinen streng an. Da bekamen alle vor Verlegenheit einen roten Kopf."Ich finde, ihr solltet euch zuerst bei Frau Doktor Meise entschuldigen. Denn ich bin ja nicht da, weil ich für euch eine neue Behausung suche. Frau Doktor Meise möchte uns helfen, und ihr macht Stress?"
Betreten sahen sie auf ihre Pfötchen. Das sah so süß aus, das Baumeister Buntspecht leise schmunzelte.

"Jetzt stellt Euch mal alle auf, wir müssen sehn,ob auch alle da sind." sprach der Chef streng. Dann zählte er durch, und seine Befürchtung bestätigte sich, zwei fehlten. Es waren Finchen und Randolph.
"Wir lassen Frau Schnecke schlafen." meint der Chef. "Sie hilft mir so viel, und sie ist so lieb, es wäre mir eher unangenehm, wenn sie sich jetzt auch noch Sorgen machen müsste." Frau Doktor Meise drückte ihn mit dem Flügel und die Kleinen wurden dunkelrot.
"Vielleicht können wir helfen, "sagte Fitzwilliam. "Wir müssen ja hier wieder etwas in Ordnung bringen."

Da hatte Frau Schnecke auf einmal die Augen offen. "Hallo, Chef," sagte sie freundlich. "hier ist alles in Ordnung. Ich habe alles im Blick, auch wenn hier jeder gedacht hat, ich schlafe. Aber, Fitzwilliam, deine Idee, etwas in Ordnung zu bringen, finde ich wirklich gut. Ich fand es nämlich nicht so wirklich nett, mir auf der Nase rumzutanzen. Trotzdem: Meine Augen waren zwar zu, aber ich weiß alles. Auch wenn meine Schneckchen nicht so flink sind wie ihr, pfiffig sind sie auch."
Dann wandte sie sich an den Chef: "Danke, dass du so lieb von mir denkst."
Und sie gab ihm einen saftigen Schneckenkuss. Da mussten alle herzlich lachen.

Dann nahm sie alles in die Hand. Alle staunten, wie flink Frau Schnecke auf einmal war: Zunächst machte sie alle auf Randolph aufmerksam, der oben im Geäst festhing.
Fitzwilliam war der erste, der zu ihm rief: "Entschuldige, lieber Randolph, wir haben so viel Quatsch gemacht, dass wir dich in den Ästen gar nicht bemerkt haben." Der quäkte sofort zurück: "Ich weiß! Ich hab immer gerufen, ich hab laut geklingelt, aber ihr habt mich nicht gehört. Das ist schon ganz schön blöd, wenn ihr nicht mal kuckt."

Fitzwilliam versuchte hochzuklettern, aber es klappte nicht. Zwischenzeitlich suchte der Chef Finchen.
Hier aber konnte Frau Schnecke helfen: "Sie schläft dahinten mit einem Blatt über dem Kopf."
"Lass mal, Chef, ich mach das," schlug Romeo vor. Er lief zu Finchen, Julia natürlich hinterher. Beide stellten sich rechts und links vom Blatt auf und begannen ganz laut über frische, kandierte Apfelblätter reden. Ruckartig schoß das Blatt in die höhe und Finchen kam zum Vorschein. "Wo?Wo?Wo?-Wie?Wie?Wie?-Was?Was?Was?" stammelte sie.
Da konnten alle wieder lachen. Und da Finchen einen Spaß vertragen konnte, lachte sie am lautesten.

Trotzdem saß Randolph noch fest. Er machte da oben ein ziemliches Geschrei.
Unten am Busch sah der Chef Fitzwilliam werkeln. Offfensichtlich hatte der irgendetwas vor. Das beruhigte ihn."Endlich geht alles wieder in die richtige Richtung, und der sinnlose Übermut ist weg," dachte er." Fitzwilliam holt Randolph schon runter."

Baumeister Buntspecht sah genau zu, was diese Kleinen machten.
Dann drehte er sich zum Chef um. "Wir können das gebrauchen, was die Kleinen da machen."
Der Chef schaute hin, verstand aber nichts. "Mmh," meinte Baumeister Buntspecht, "Du hast doch gesagt, eigentlich ist eure Höhle gar nicht so schlecht. Nicht zu hoch, nicht zu tief, könnte vielleicht etwas größer sein. Das könnte ich leicht machen."

Der Chef verstand immer noch nichts. Der Baumeister erklärte weiter: "Euer einziges Problem ist ein guter Zugang. Ihr könnt halt nicht selber klettern wie die Eichhörnchen."
Jetzt schaute der Chef genauer. Und dann verstand er.

Denn Fitzwilliam zog etwas hinter sich her, dass wie eine dicke Schnur aussah. Baumeister Buntspecht grinste. "So nervig die Kleinen gerade waren, so clever sind sie. Das ist die Lösung für euer Problem."

Der Chef sah Fitzwilliam zu, der das komische Seil über seine Klingeln zog, so, dass er zum Klettern beide Hände frei hatte. Randolph hatte ihn gar nicht bemerkt und lamentierte laut los: "Wackel nicht so blöd an den Ästen, ich falle runter. Ich werde platt wie eine Flunder, wenn ich unten lande. Lass das- Auahhhh!"

Aber Fitzwilliam kümmerte sich gar nicht um das Geschrei. Gaanz, ganz vorsichtig kletterte an den wackligen Ästen immer höher. Randolph lamentierte immer weiter :"Mir ist schlecht, ich habe Hunger, ich will in die Höhle!"
Aber keiner hörte ihm zu, und da alle fasziniert Fitzwilliam anstarrten, wurde er ruhig.

"Was macht er da nur?" fragte der Chef den Baumeister. Denn er fand es prima, das Fitzwilliam um Randolph kümmerte, dass die Situation offensichtlich gut gelöst werden konnte, aber er begriff noch nicht wie. "Ob sich Fitzwilliam Randolph auf den Rücken bindet? Und warum ist das Seil so lang?"

Das, was Fitzwilliam hinter sich herschleppte, was ungeheuer lang, am Boden sah es zunächst nur wie ein Berg Stricke aus. Fitzwilliam hatte ein Ende der Stricke an seinem Arm festgemacht und kletterte und kletterte.

Der Chef machte sich Sorgen um Fitzwilliam. "Macht alle mal die Glühlampen an. Fitzwilliam braucht Licht, er muss sehen, wo er hinklettert, hier ist es doch etwas schattig."
Baumeister Buntspecht nickte: "Langsam wird es dunkel, und gleich müssen die zwei auch wieder runter." Zu Doktor Meise meinte: "Glühlinge sind doch praktische Wesen. Wenn meine Frau mal wieder einen Holzsplitter in der Kralle hat, dann bitte ich demnächst den Chef, mir zu leuchten, damit ich nicht immer danebenpicke." Und dann lachte er leise: "Fitzwilliam ist wirklich ein ganz Schlauer."

Vor Aufregung fingen die kleinen Glühlinge auch noch an zu klingeln. Aber der Chef dachte, besser ein leises Klingeln als Randolphs Geschrei. Der war inzwischen so kreidebleich geworden, dass er dem Chef fast leid tat.

Als Fitzwilliam oben angekommen war, hielten alle den Atem an. "Hoffentlich hält der Ast zwei Glühlinge aus und biegt sich nicht runter," meinte Finchen. "Pass auf, die Äste sind biegsam, das macht doch nichts, denn ihr seid leicht genug," meinte der Baumeister.
Tatsächtlich bog sich der oberste Ast langsam nach unten. Doktor Meise stupste den Chef leicht an: "Jetzt schau, was dein pfiffiger Fitzwilliam macht."

Der drehte nämlich das Seil auseinander, und sie konnten erkennen, das das dicke Seil aus zwei dünneren Stricken mit Querseilchen bestand.
"Eine Strickleiter," stöhnte der Chef. "Woher hat der die?"
"Die hab ich mit ihm zusammen gemacht," erklärte Finchen. "Wir sollten uns doch was ausdenken."Der Chef staunte. Finchen und Fitzwilliam brauchten wirklich keinen Aufpasser mehr, und er dachte, dass er ihnen viel mehr vertrauen und zutrauen sollte.

Fitzwilliam kletterte ganz vorsichtig ein Stück nach unten, damit Randolph auf die Seile steigen konnte.
Der fing sofort wieder an zu krakeelen. "Ihr bringt mich alle um, was soll das, ihr wollt mich hinunterstürzen!" Fitzwilliam erwiderte nur ruhig: "Ich kann wieder runtergehen, dann klettert du alleine runter."

Da verstummte Randolph schlagartig und Baumeister Buntspecht kicherte.
Fitzwilliam kletterte drei Schritte nach unten. Sofort brüllte Randolph wieder los.
Fitzwilliam sah ihn wortlos an."Schau mal, Randolph, es gibt nicht viele Möglichkeiten hier runter zu kommen,denn oben bleiben willst du doch nicht?" Der war so sauer, dass ihm nichts einfiel, was er dazu sagen sollte. Fitzwilliam fuhr leise fort: "Ich würde dir gerne helfen, deshalb bin ich zu dir geklettert. Wie ich unten wieder runtergehe, weiß ich."

"Wie denn?" flüsterte Randolph heiser. Fitzwilliam schaltete seine Glühlampe ein. "Setz deine Lupenbrille auf. Schalt die Leuchtfunktion ein. Siehst du, dass das Seil lauter Knoten hat? Es ist eine Strickleiter. Ich habe die Knoten selbst geknüpft, als meinen Vorschlag für unsere neue Behausung. Denn das einzige, was uns an unserer Höhle stört, ist, das wir nicht von selber reinkönnen."
Baumeister Buntspecht sagte zum Chef leise: "Ich habe ja gesagt, die sind helle, deine Glühlinge."
Der verfärbte sich dunkelrosa.

Oben machte Randolph große Augen: "Aber ich hab Angst." Fitzwilliam beruhigte ihn: "Deine Angst sorgt dafür, dass du gut aufpasst, denn wenn du das tust, was ich sage, wird alles gut gehen mit uns beiden. Ich klettere voraus, so siehst du, dass die Seile halten, denn ich bin ja schwerer als du. Bleibe einfach kurz über mir, wir klettern ganz langsam."

Unten hielten alle vor Spannung den Atem an. "Fitzwilliam muss wirklich Nerven wie Drahtseile haben", dachte der Chef. Denn Randolph hörte mit seiner Jammerei auf und fing tatsächlich an zu klettern.

Als sie ein Viertel des Weges geschafft hatten, machte er eine kleine Pause und er lobte Randolph, dem tatsächlich kleine Schweißperlen auf der Stirn standen. Danach ging es immer schneller, denn je näher sie der Erde kamen, um so mutiger wurde Randolph.

Als er unten ankam, hatte er bereits wieder eine große Klappe: "Ich kann nämlich Strickleiter klettern, und ihr nicht!"
"Au fein," sagte Baumeister Buntspecht, "dann kannst du uns sofort was vorklettern!"

Und er nahm die Strickleiter in den Schnabel und flog zu der Glühlinghöhle, band sie am Ast davor fest. "Nun komm, und zeig uns, was du kannst!"
Aber Randolph hatte sich blitzschnell hinter Fitzwilliam versteckt, und alle mussten schmunzeln.

"Ich trau mich das!" rief Finchen, und schon war sie auf der Leiter und kletterte in Windeseile rauf.
Das ließen sich die anderen nicht zwei Mal sagen und waren wie der Wind hinterher.

Der Chef staunte Bauklötze. "So klappt es doch," schmunzelte Baumeister Buntspecht. "Ich sag es doch, die sind pfiffig, deine Glühlinge."
Der Chef war hin und weg. "Das bedeutet, das heißt, wir brauchen keine neue Höhle, sondern nur die Strickleiter?"

"Und wenn alle drin sind, holst du sie rein," erklärte Doktor Meise.
Da musste der Chef sich setzen. "Ich werde dir morgen die Höhle etwas vergrößern, damit ihr auch bei Regenwetter mehr Platz habt." meinte der Baumeister, "das ist aber kein Problem."

Von oben rief Fitzwilliam runter: "Es gibt aber doch noch ein riesengroßes Problem. Unser Chef ist noch nicht raufgeklettert."

Da gab es ein großes Gelächter. Und der Chef musste sich beeilen. Und als er oben war, bekam er einen klingelnden Applaus.
 



 
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