Die Kellnerin

4,00 Stern(e) 2 Bewertungen

Daunelt

Mitglied
Die Kellnerin


Am Abend hat alle Mühe ein Ende. Der Holzhauer läßt die schwere Arbeit, der Bergmann taucht aus dem kalten Schacht der Grube, die Glocke ruft den Bauern vom Feld heim. Schweigen deckt das Tal, aber im Wirtshaus summt es von Menschen. Jetzt ist jeder Knecht ein Herr.

Und die Kellnerin hastet durch die dampfenden Knäuel der Männer, verteilt Bier und Wein. Beleidigungen und gierige Blicke steckt sie ein wie ein Boxer die Schläge und schweigt sogar, wenn ihr einer der Kerle ins Bein kneift. Für jeden hat sie noch ein Lächeln übrig, daß ist ihr Beruf. Nur manchmal, zwischen Küche und Tresen, fällt es von ihr aber wie eine Maske. Nicht mehr als ein Fußabtreter ist sie für diese Menschen. Doch sie richtet sich auf, glättet das Haar und serviert den Anblick ihres Körpers mit dem scharfen Schnaps zugleich.

Aber keinen der Männer, die mit geröteten Gesichtern die Konturen ihres Busens abtasten, wird sie in ihr Bett lassen. Lieber schläft sie allein, träumt vielleicht von einem besseren, erfüllteren Leben und manchmal wohl auch von blonden Prinzen und garstigen Drachen. Am Morgen, wenn die Bauern, die Holzhauer und Bergleute fluchend die Decken zurückschlagen und mit schwerem Tritt unter ihrem Fenster vorbei zur Arbeit stolpern, klingt es nur störend in ihren Schlaf und lächelnd streicht ihr nackter Arm über das Kissen.
 
O

Orangekagebo

Gast
wie ein Boxer die Schläge
würde ich streichen


Nur manchmal, zwischen Küche und Tresen, fällt es von ihr aber wie eine Maske.
Vielleicht eher so wie:
Nur manchmal, zwischen Küche und Tresen, dort wo keiner sie sieht, erlaubt sie sich Gefühle.

Doch sie richtet sich auf, glättet das Haar und serviert den Anblick ihres Körpers mit dem scharfen Schnaps zugleich.
Vorschlag:
Doch sie richtet sich auf, glättet das Haar und serviert maskengleich weiter.

Den Text mit "ins Bett lassen" würde ich persönlich komplett rausnehmen. Über sowas denkt deine Prot. bestimmt nicht nach.

Am Morgen, wenn die Bauern, die Holzhauer und Bergleute fluchend die Decken zurückschlagen und mit schwerem Tritt unter ihrem Fenster vorbei zur Arbeit stolpern, klingt es nur störend in ihren Schlaf und lächelnd streicht ihr nackter
Vielleicht einfach enden lassen, Beispiel so:

Erst am Morgen, wenn sie das Fluchen der Bauern, der Holzhauer und der Bergleute auf dem Weg zur Arbeit hört, lächelt sie und räkelt sich genüsslich in ihrem Bett.

Nur Vorschläge, Daunelt, wie ich persönlich es noch besser fände.

Gruß, Karsten
 
G

Gelöschtes Mitglied 8846

Gast
Hallo Daunelt,

meine ehemalige Deutschlehrein hätte gesagt: Idee geht so, Ausdruck und Umsetzung mangelhaft.
Ich würde den ersten Absatz streichen und die anderen gründlich überarbeiten.
Hier noch ein paar Tipps:
In der Regel trinken Männer Bier und Schnaps, kneifen in den Po, betatschen.
Beleidigung ist ein hartes Wort, eher Beschimpfungen, Gemecker, Wutausbrüche, u.ä.
Einige Sätze finde ich gut, aber sie könnten schärfer sein, andere wiederum sind nicht stimmig. (Nicht Gesichter tasten den Busen ab, wohl eher die Augen.)
Vielleicht auch in die heutige Zeit setzten. Nicht klar ist mir auch, weshalb die Kellnerin sich als Fußabtreter fühlen soll/muss. Irgendwann wollen die Kerle doch mehr von ihr!?

LG Franka
 
G

Gelöschtes Mitglied 7520

Gast
hallo daunelt,

im gegenstatz zu meinen "vorkritikern" finde ich die miniatur gelungen. sicher könnte man den ersten, letzten, mittigen absatz streichen, aber ich geh mal davon aus, dass du dir das so gedacht hast (vielleicht im sinne von oskar maria graf, o. ä.). der erste absatz ist schon wichtig, damit das "bergdorf" als szenarium überhaupt auftaucht. und der erste satz ist gut, weil er ja im textverlauf widerlegt wird. eine(r) ist immer der depp, der noch arbeiten muss.

"Nur manchmal, zwischen Küche und Tresen, fällt es von ihr [strike]aber[/strike] [blue]ab[/blue] wie eine Maske."
den boxer vielleicht als kirmesboxer, oder anders gescheitert? über die ein oder andere satzstellung kann man sicher auch diskutieren. trotzdem gut.

grüße
nofrank
 

Daunelt

Mitglied
Hallo,

Danke für Eure Kritik und Anregungen. Ich werde gerne einiges in Eurem Sinn verbessern. Die Sprache des kleinen Textes ist wohl nicht zeitgemäß, aber ich habe, nachdem mir die ersten Sätze so aus der Feder fielen, versucht, diese etwas irreale Stimmung beizubehalten, vielleicht spielt das ganze so um 1900; die Gegenwart hat dieses Dorf jedenfalls noch nicht erreicht (oder heimgesucht). Und das wollte ich eigentlich so lassen. Auf den Gedanken mit dem Nicht-ins-Bett-lassen bin ich bei Hannes Wader in seinem schönen Lied "Wieder eine Nacht" gekommen, da geht es um eine Bardame. Was ich versucht habe ist, die Einsamkeit der Kellnerin darzustellen, ihren Stolz und ihren Mut, sich nicht unterkriegen zu lassen. Für mich ist sie eine Art Engel in einem großen Misthaufen.

Liebe Grüße
Daunelt
 

Daunelt

Mitglied
Die Kellnerin


Am Abend hat alle Mühe ein Ende. Der Holzhauer läßt die schwere Arbeit, der Bergmann taucht aus dem kalten Schacht der Grube, die Glocke ruft den Bauern vom Feld heim. Schweigen deckt das Tal, aber im Wirtshaus summt es von Menschen. Jetzt ist jeder Knecht ein Herr.

Und die Kellnerin hastet durch die dampfenden Knäuel der Männer, verteilt Bier und Wein. Beschimpfungen und gierige Blicke nimmt sie hin und schweigt sogar, wenn ihr einer der Kerle ins Bein kneift. Für jeden hat sie noch ein Lächeln übrig, daß ist ihr Beruf. Nur manchmal, zwischen Küche und Tresen, dort wo keiner sie sieht, erlaubt sie sich Gefühle. Nicht mehr als ein Fußabtreter ist sie für diese Menschen. Doch sie richtet sich auf, glättet das Haar und serviert den Anblick ihres Körpers mit dem scharfen Schnaps zugleich.

Aber keinen der Männer, die mit geröteten Augen die Konturen ihres Busens abtasten, wird sie in ihr Bett lassen. Lieber schläft sie allein, träumt vielleicht von einem besseren, erfüllteren Leben und manchmal wohl auch von blonden Prinzen und garstigen Drachen. Am Morgen, wenn die Bauern, die Holzhauer und Bergleute fluchend die Decken zurückschlagen und mit schwerem Tritt unter ihrem Fenster vorbei zur Arbeit stolpern, klingt es nur störend in ihren Schlaf und lächelnd streicht ihr nackter Arm über das Kissen.
 

Daunelt

Mitglied
Hallo Franka,

was ich eben vergessen habe, die Sache mit dem Fußabtreter. Die Kellnerin ist am Ende der sozialen Rangfolge, selbst von diesen Männern, die sich den ganzen Tag kujonieren lassen, wird sie angepöbelt und muß noch freundlich sein ("jetzt ist jeder Knecht ein Herr"). Natürlich wollen die mehr von ihr (obwohl, bei vielen wird es sicher bei Sprüchen bleiben), doch es wäre nur eine "schnelle Nummer" mit heruntergelassener Hose auf dem Gang zum Klo, gewürzt mit Bier- und Schweißgeruch (sorry, wenn das jetzt vielleicht zu deutlich war). Danach wäre sie für diese Gesellschaft noch weniger wert, eine Schlampe, die Dorfhure. Liebe wird ihr keiner geben, und auch nicht, was genauso wichtig ist, Achtung und Respekt. Dabei hat sie noch das "Glück", alleinstehend zu sein, sonst würde ihr Vater sie wohl an einen der Kerle verschachern. Diese Gedanken haben mich dazu gebracht, den Satz so zu formulieren.

Liebe Grüße
Daunelt
 
G

Gelöschtes Mitglied 8846

Gast
Hallo Daunelt,

da deine Geschichte so um 1900 spielt, müsste ihr Vater, da sie noch unverheiratet ist, sie doch gerade verschachern. Oder?

LG Franka,

die sich diesen Text noch etwas "knackiger" wünscht.
Z.B.:
Am Abend hat das Plagen ein Ende, für den Holzhauer, den Bergmann und den Bauern. Schweigen deckt das Tal, nur das Wirtshaus nicht. Hier ist jetzt jeder Knecht ein Herr.
Oder:
Jeder bekommt einen freundlichen Blick, dass ist ihr Beruf. Nur zwischen Küche und Tresen muss sie nicht lächeln.
 

Daunelt

Mitglied
Hallo Franka,

nochmals Danke für die Anregungen, werde darüber nachdenken. Aber, wie gesagt, den "Grundton" wollte ich beibehalten. Verschachert würde die Kellnerin sicher in der Realität (schwierig, eine gute Partie ist sie sicher nicht), aber wir können uns unsere Protagonisten ja zusammen bauen. Für mich steht sie alleine dar, innerlich stark, aber dabei verletzlich und voller Sehnsucht - bin wohl gerade dabei, mich in sie zu verlieben ;)

Gute Nacht
Daunelt
 
G

Gelöschtes Mitglied 7520

Gast
hallo daunelt,

die sprache ist absolut stimmig und die atmosphäre durchaus geglückt. und ich muss franka widersprechen was die "knackigeren Sequenzen" angeht. die wären zwar unserer zeit gemäßer, würden den erzählton aber ziemlich verändern. sicherlich kann man noch an dem einen oder anderen ausdruck feilen, aber behutsam.

und der vater/wirt will seine tochter zwar unter die haube bringen, aber nicht um jeden preis. wer soll den die wirtschaft machen, wenn sie weg ist?

grüße aus dem tal
nofrank
 



 
Oben Unten