Die Manen von O.

Anonym

Gast
Dunkelheit beschützt die Feste
reglos stanzt die Silhouette
Finsternis ins Grau und lässt den Wald verstummen
als die ersten hohen Gäste in die Mauern dringen
angezogen von dem einen Licht im Innern
füllt sich bald der klamme Rest der Burg.

Wild im Wesen eingefangen
knechtet wahrer Geist
sich und seiner Sippe Sprossen
mit Seufzer voller Qualen
allesamt nur ahnungsvoll
doch bedeutsam und sehr laut

In den Gebeinen staken Löcher
wo das ungeschärfte Beil
mit Kraft das Fleisch zerriss
und Wunden in den Körper schlug
Vergangenheit wie Wurm und Made
deren Ahnen heute noch am Nagen sind

Doch trübt kein Loch den Tanz der Knochen
über nackten Fels und totes Holz
was einst von Hand und Knie
zu diesem prächtig hohen Saal geformt
zu Buckeln und zu Füsilieren
ganz im Gegenteil zur Totenstarre

Hauch und Schrei zu hohen Melodei
das Klapppern gibt den Takt,
wer was verliert, dem bricht's entzwei
das Knirschen alter Dielen wird ganz stumpf vom Staub
gemahlen aus zerstampften Zehn und Rippen
es trommeln Unterschenkel durch die Nacht

Hastig saugt der Tau sich in Halle
klebt Diademe in die Netze
verrät den Hungrigen wo Spinnen harren
oder fest verschnürte Opfergaben
hört sie speisen, seht sie mampfen
gierig in den langen Schatten nassen Samts

Doch noch liegt in der Mitte
schön und voller Blut - sie
die sorglos in die Ohnmacht floh
als nur ein Hauch der Kälte ihre Haut anfror
entblättert wie der Wald im Herbst
und aufgespießt vom Mondenschein so kühl.

Und enger ziehn sie ihre Runden
voller Lust und körperlich zerstört
den reinen Schein zu trüben
der aus der Geschichte ruft und winkt
ein Lachen aus der Tage Kinderstube
fast zu fern um durch den Äther herzuweh'n.

Ahnungsvoll streckt sich die Schöne,
gleicht wird ihr der Geist die Augen öffnen
nur um in das Grauen ringsumher zu schaun
wird sie wohl schrein, erneut entschwinden
oder brach von Angst am Schreck ersterben
bezaubernd selbst im letzten Augenblick?

Da flattern ihre Rippen und auf den Lippen liegt
ein Wort an unbekannte Helfer
das verstummt als ihr der Raum sich offenbart
das Heer der Geister und Gespenster stockt
so einzigartig offen ist der Schlag der Zeit
ein winzigkleiner Punkt im Immerfort der Welt

Vorbei - das Mädchen springt empor
mit flügelgleichen Armen fährt sie
durch die aufmarschierten Regimenter
lobt, umpreist das Grabesbataillon
presst die Abscheulichkeiten an die Brust
entzückt vom kalten Eis der Körperreste

Wo Hunger brannte und die Gier antrat
ein blühend Leben zu zerstören
greift Angst um sich, das Böse in den Augenhöhlen zittert
jeder Kuss der weichen Lippen ätzt ein Liebesmal
in bleiche Stirnen, Kopf um Kopf verlieren die Gerippe
jenen Boden, den ihr Tanz zur Mitte sie vorantrieb.

Endlich ahnt der erste was geschehn wird
und sein wabernd Wesen wendet sich zum Morgen hin
wie die Flut springt gleich die Horde
aus dem Zentrum hin zum alten Mauerwerk der Burg
wer langsam ist, wird festgetreten, fortgespült
Entsetzen pflanzt sich in den Geistern fort

Mit dem Wehen ihrer sphärischen Essenzen
weht ihr Haar im sanften Tanz
und jede Strähne die das dunkle Wogen dabei trifft
zerfetzt den alten Fluch, der Tote zwang zu leben,
mit den Fingerspitzen heilt sie Pest und Foltermal
und was sich wehrt, erlischt im Feuer ihrer Augen.

So tanzt das Weib im ersten Ton des Tages
mit den Toten bis sie sterben
Ihre Haut, so makellos wie vorher, glänzt
Sie streicht das Haar aus holdem Antlitz,
schaut den Staub mit Güte an und setzt die weichen Füße
sanft wie Flocken auf.

Sie lacht. Und möge sie für immer lachen,
Glocken, die kein Priester je geweiht
und doch um vieles heiliger als alles - da erlischt die helle Stimme
Die Sonne wandert durch die Fenster, streichelt unverhülten Leib,
sie könnte nur noch Frauen lieben von Stund an,
doch dieser Leib entzieht sich der Berührung.

In der Asche der Ruinen wehen Strähnen,
fangen Feuer bei zu großer Hitze
und die Klinge eines Dolches glüht sich in den Stein
bald wird der Rost sie bluten lassen
mit den Jahren wird das Blatt zerbröseln
und vergessen, was es schnitt.
 

Anonym

Gast
Dunkelheit beschützt die Feste
reglos stanzt die Silhouette
Finsternis ins Grau und lässt den Wald verstummen
als die ersten hohen Gäste in die Mauern dringen
angezogen von dem einen Licht im Innern
füllt sich bald der klamme Rest der Burg.

Wild im Wesen eingefangen
knechtet wahrer Geist
sich und seiner Sippe Sprossen
mit Seufzer voller Qualen
allesamt nur ahnungsvoll
doch bedeutsam und sehr laut

In den Gebeinen staken Löcher
wo das ungeschärfte Beil
mit Kraft das Fleisch zerriss
und Wunden in den Körper schlug
Vergangenheit wie Wurm und Made
deren Ahnen heute noch am Nagen sind

Doch trübt kein Loch den Tanz der Knochen
über nackten Fels und totes Holz
was einst von Hand und Knie
zu diesem prächtig hohen Saal geformt
zu Buckeln und zu Füsilieren
ganz im Gegenteil zur Totenstarre

Hauch und Schrei zu hohen Melodei
das Klapppern gibt den Takt,
wer was verliert, dem bricht's entzwei
das Knirschen alter Dielen wird ganz stumpf vom Staub
gemahlen aus zerstampften Zehn und Rippen
es trommeln Unterschenkel durch die Nacht

Hastig saugt der Tau sich in die Halle
klebt Diademe in die Netze
verrät den Hungrigen wo Spinnen harren
oder fest verschnürte Opfergaben
hört sie speisen, seht sie mampfen
gierig in den langen Schatten nassen Samts

Doch noch liegt in der Mitte
schön und voller Blut - sie
die sorglos in die Ohnmacht floh
als nur ein Hauch der Kälte ihre Haut anfror
entblättert wie der Wald im Herbst
und aufgespießt vom Mondenschein so kühl.

Und enger ziehn sie ihre Runden
voller Lust und körperlich zerstört
den reinen Schein zu trüben
der aus der Geschichte ruft und winkt
ein Lachen aus der Tage Kinderstube
fast zu fern um durch den Äther herzuweh'n.

Ahnungsvoll streckt sich die Schöne,
gleich wird ihr der Geist die Augen öffnen
nur um in das Grauen ringsumher zu schaun
wird sie wohl schrein, erneut entschwinden
oder brach von Angst am Schreck ersterben
bezaubernd selbst im letzten Augenblick?

Da flattern ihre Rippen und auf den Lippen liegt
ein Wort an unbekannte Helfer
das verstummt als ihr der Raum sich offenbart
das Heer der Geister und Gespenster stockt
so einzigartig offen ist der Schlag der Zeit
ein winzigkleiner Punkt im Immerfort der Welt

Vorbei - das Mädchen springt empor
mit flügelgleichen Armen fährt sie
durch die aufmarschierten Regimenter
lobt, umpreist das Grabesbataillon
presst die Abscheulichkeiten an die Brust
entzückt vom kalten Eis der Körperreste

Wo Hunger brannte und die Gier antrat
ein blühend Leben zu zerstören
greift Angst um sich, das Böse in den Augenhöhlen zittert
jeder Kuss der weichen Lippen ätzt ein Liebesmal
in bleiche Stirnen, Kopf um Kopf verlieren die Gerippe
jenen Boden, den ihr Tanz zur Mitte sie vorantrieb.

Endlich ahnt der erste was geschehn wird
und sein wabernd Wesen wendet sich zum Morgen hin
wie die Flut springt gleich die Horde
aus dem Zentrum hin zum alten Mauerwerk der Burg
wer langsam ist, wird festgetreten, fortgespült
Entsetzen pflanzt sich in den Geistern fort

Mit dem Wehen ihrer sphärischen Essenzen
weht ihr Haar im sanften Tanz
und jede Strähne die das dunkle Wogen dabei trifft
zerfetzt den alten Fluch, der Tote zwang zu leben,
mit den Fingerspitzen heilt sie Pest und Foltermal
und was sich wehrt, erlischt im Feuer ihrer Augen.

So tanzt das Weib im ersten Ton des Tages
mit den Toten bis sie sterben
Ihre Haut, so makellos wie vorher, glänzt
Sie streicht das Haar aus holdem Antlitz,
schaut den Staub mit Güte an und setzt die weichen Füße
sanft wie Flocken auf.

Sie lacht. Und möge sie für immer lachen,
Glocken, die kein Priester je geweiht
und doch um vieles heiliger als alles - da erlischt die helle Stimme
Die Sonne wandert durch die Fenster, streichelt unverhülten Leib,
sie könnte nur noch Frauen lieben von Stund an,
doch dieser Leib entzieht sich der Berührung.

In der Asche der Ruinen wehen Strähnen,
fangen Feuer bei zu großer Hitze
und die Klinge eines Dolches glüht sich in den Stein
bald wird der Rost sie bluten lassen
mit den Jahren wird das Blatt zerbröseln
und vergessen, was es schnitt.
 



 
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