Die Moral von der Geschichte

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Es war einmal vor nicht alzu langer Zeit in den Südstaaten Nordamerikas, als die Diskriminierung der weißen Oberschicht zumindest auf dem Papier ein offizielles Ende fand. Ihren Anfang hatte sie damals vor gut 100 Jahren genommen, als die amerikanische Wirtschaft mal wieder den Bach runter gegangen war. Zunächst hatte die schwarze Mehrheit den Juden die Schuld an der Krise zuschieben wollen. Schließlich war es schon seit geraumer Zeit bekannt, dass sie nach fröhlichen Saufgelagen, bei denen sie das Blut schwarzer Babys getrunken hatten, Wucherpreise für Ersatzräder von Pferdekutschen verlangten. Das Problem mit dieser Schuldverschiebung war nur, dass damals noch überhaupt keine Juden in Amerika heimisch waren...

Zu Beginn unserer Geschichte, hatte der Schnee seinen Weg, natürlich nach Absprache mit dem örtlichen Wetteramt, auch auf die Straßen von Baton Rouge, Lousiana gefunden. Endlich durften auch weiße Kinder Schneemänner bauen und sich Eiskugeln an die Köpfe werfen. Doch die neue Gesellschaft war mindestens so zerbrechlich, wie irgendetwas anderes, was auch zerbrechlich war, aber also anders als früher, wo blaublütige Blaumeisen ihre Bahnen um stabile Sozialstrukturen drehten. Brötchen. Deshalb musste jeder besonders vorsichtig sein, dass er sich nicht so verhielt, wie er sich vor Kurzem noch verhalten sollte.

Unsere Geschichte beginnt am Heiligabend. Beinahe jede Familie sitzt freudestrahlend vor ihrem Weihnachtsbaum. Warum sollte auch jemand auf dieses wundervolle Fest verzichten, wenn doch der Ertrag nach Abzug von langweiligen Weihnachtsliedern und streitreichem Beisammensein immer noch höher war? Zumindest für die Kinder.
Der Nachwuchs der schwarzen Familie Jackson lieferte sich gerade einen Wettstreit im Weihnachtslieder gröhlen, während der weiße Obdachlose Andy Miller in ihren Mülltonnen nach seinem Weihnachtsgeschenk suchte, welches er sich höchst selbst übereignen würde.
"Mami, Mami, hast du das gehört? Da draußen ist jemand!" erschrak der kleine Tony Jackson. Seine Mutter Polly warf einen Blick durch das Fenster und erblickte Andy, welcher das allerdings nicht bemerkte.
"Schatz, sieh mal, da steht Andy Miller. Du weisst schon, der Obdachlose, der seine Frau im Bürgerkrieg verloren hat." bemerkte sie.
"Und aus unserem Müll baut er sich eine neue- wie romantisch!" antwortete ihr Mann.
"William! Lass doch den armen Kerl in Frieden! Du gehst jetzt raus und lädst ihm zum Essen ein, ist das klar!"
"Ist ja gut, Schatz. Meinetwegen. Aber ich wette mit dir, dass er uns nur unsere Geschenke stehlen will!"

So kam es, dass Andy mit den Jacksons den Heiligabend verbrachte. Er erwieß sich als herzensguter Mensch und als hervorragender Unterhalter: Er sang Weihnachtslieder mit den Kinder und führte urkomische Sketche auf, bei denen Elfen eine Gewerkschaft gründeten und den Weihnachtsmann zu einer Gehaltserhöhung zwangen. Selbst Mr. Williams, ein traditioneller Gewerkschaftgegner, war irgendwann von Andys Aufrichtigkeit überzeugt und er bot ihm daher an, bei ihnen zu übernachten. Doch Andy lehnte ab, weil er die Nacht mit seinen Freunden durchfeiern wollte. Sie verabschiedeten sich herzlich.

Auch in Amerika ist es üblich, dass die Bescherung erst am nächsten Morgen nach Heiligabend stattfindet. Als die ersten Sonnenstrahlen das Zimmer von Tony und seiner Schwester erhellten, sprangen die Kinder sofort auf, um ihre Eltern zu wecken, weil sie schon so gespannt auf ihre Geschenke waren. Doch als sie unten im Wohnzimmer beim Weihnachtsbaum ankamen, waren ihre Präsente verschwunden. Die Kinder brachen in Tränen aus.

Und die Moral von der Geschicht'
Es tut mir leid- die gibt es nicht.
Und wendet man es hin und her,
dreht manche eine Schraube schwer,
die in Richtung eines Zweckes reiche,
letztlich bleibt es doch die gleiche
Aussage die ins Lehre führt,
die die Verwirrung gar zum König kührt.

Doch betrachten wir es mal bei Lichte,
die Moral von der Geschichte,
und vielen Dank für die Gedult:
Letztendlich sind die Juden schuld!
 



 
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