Die Nixe und das Menschenkind
Im grün schimmernden See war der Zauber der Nacht im Morgenlicht erloschen. Nebelschwaden hingen, wie Schutzschilder gegen den Tag, über dem Wasser. Die Tautropfen lagen Perlen gleich, auf den Gräsern des Ufers.
Als die kleinen Elfen in den noch geschlossenen Blütenblättern erwachten, erfrischten sie sich am kühlen Nass, strichen zierlich ihre Kleidchen glatt, die in den Farben der Blumen leuchteten. Sie schwirrten schließlich über den See, wie ein tanzender Regenbogen.
(So still ist das Sein am Fuße des Berges, wo der Riese Erla einst sich in den Gesang der Nixe verliebte - als sie sich danach sehnten einen hoffnungslosen Traum zu erleben.)
Dies war die Zeit, in der die Nixe es wagte, an die Oberfläche zu kommen. So früh am Morgen oder abends in der Dämmerung. Niemand kam zu dieser Stunde den Weg bergan. Die Nixe fürchtete die Menschen, wie kein anderes Wesen. Selbst die Hexe Kranawitha war ihr, obwohl sie großes Leid in ihr Herz goss, zwar Feind, doch nicht so sehr fremd. Sie konnte nicht sagen, ob diese Menschen gut oder böse seien. Sie fühlte etwas, wenn ein Wanderer seine Hände im See wusch. Sie fühlte eine Verbundenheit – so als sei sie ein Teil von Ihnen. Und doch war da diese Angst, die sie in ihrem ganzen Leib spürte. Es war die Angst der Bäume, deren Trauerlieder sie hörte, der Tiere, deren Blut den See erglühen ließ.
In diesem Augenblick umgab sie jedoch nur Unschuld im unberührten Sumpfreich – sie saß am Felsen und sang ihre Lieder, vergaß die Träume, die sie jede Nacht erwachen ließ.
Und doch war irgendetwas anders als sonst. Es war nicht das Eichhörnchen das besonders aufgeregt sich in den Ästen tummelte. Es war nicht die Schlange die sich an der Wasseroberfläche entlang schlängelte und so oft freundlicher Bote des Unheils war, nicht das Getuschel der süßen Elfen, die lachend das Leben liebten, unbeschwert wie immer.
Die Nixe war von einer Vorahnung erfüllt. Unruhig tauche sie unter, um sofort wieder hoch zu schwimmen, nach zu sehen, was ringsum geschah.
Da sah sie plötzlichen einen Mann den Weg entlang gehen, ein kleines Mädchen an der Hand, mit ernsten Gesichtern, blass und schmal. Sie gingen schnell und entschlossen und doch mit großem Bedacht. In diesem Augenblick wuchs im Herzen der Seennixe eine Unruhe, aber auch ein Wohlwollen für diese fremden Wesen. Sie wusste mit unglaublicher Gewissheit – sie wollten zu ihr. Noch war sie verwirrt, versteckte sich. Doch sie kamen immer näher, mit dieser Offenheit in den Augen, mit diesem Schimmer, der eine Traurigkeit, nein Verzweiflung, nicht verbergen konnte.
Als die zwei Gestalten schließlich am Ufer des Sees standen, wagte die Nixe nicht auf zu tauchen und obwohl sie wusste, dass dieser Augenblick nicht vorüber gehen würde, ohne das Geheimnis dieser Menschen zu erfahren, kam doch Furcht über sie – fühlte sie wieder das Leid – das diese Wesen in ihre Welt trugen.
Was würde es für sie bedeuten, wenn sie sich preisgab?
Da hörte sie die leise Stimme des Mädchens:
„Ja, ich habe sie gesehen in meinem Traum. Ganz klar. Sie ist wunderschön und sie hat eine große Kraft. Sie hat ein Herz, das uns helfen kann. Ich weiß es.“
Die Nixe sah durch den verschwommenen Wasserspiegel das Mädchen und den Vater, der unsicher begann umher zu gehen.
„Sie ist nicht da. Schau... Ich habe dir gesagt, es hat keinen Sinn. Es gibt keine Meerjungfrauen- es gibt keine Nixen – Liebes – das Leben schenkt uns keine Wunder.“
Es war nicht nur Resignation in seiner Stimmer, nicht nur die Gewissheit eines vernunftbegabten Mannes. Es war auch diese letzte Hoffnung auf etwas nicht Erklärbares darin, die diesen Vater mit seiner Tochter hier her kommen ließ. Dieser verzweifelte Drang, der kommt, wenn alles real Scheinende zerbricht, wenn alle Dinge die ein Mensch mit eigener Kraft bewirken kann aussichtslos werden, wenn alle Mittel versagen, wenn alles in sich zusammenfällt und das einzige Licht nur mehr ein Glaube an etwas ist, das über das menschliche Vermögen hinausreicht.
Das Mädchen sah auf. Sie war noch blasser geworden, als sie sah, dass ihr Vater sich abwandte. Sie ließ ihren Blick beschwörend über den See gleiten – der sich in ihren Augen spiegelte. Aber da war noch der Glanz von Tränen, der so traurig schimmernd, die Nixe berührte.
In diesem Augenblick tauchte sie auf. Wellen umrauschten sie. Das Wasserwesen hob sich empor, ihr langes helles Haar umhüllte sie, wie ein glänzender Unhang. Die türkisen Schuppen waren sichtbar.
Der Mann wich erschrocken zurück. Das Mädchen lächelte nur.
Als sich die Nixe im Schutze des Schilfs nieder lies, wagte das Kind, die ersten Worte auszusprechen.
„Liebe Nixe, wir sind heute schon sehr früh von zu Hause fort gegangen, um dich zu sehen, um mit dir zu sprechen. Du hast mir in meinen Träumen erzählt, dass es keine Krankheit in eurer Welt gäbe?“
Nun lächelte auch die Nixe.
„Ja, ich habe dich auch gesehen. Ich träume schon lange von dir. Ich wusste nicht, woher du kommst...“
Das Mädchen erzählte vom Leben der Menschen, das oft von Schmerz bestimmt ist. Es erzählte davon, dass die Menschen große Angst vor den Tod hätten und sie Antworten suchen. Da hatte sie plötzlich diesen Traum, in dem ihr eine Nixe von einer anderen Welt erzählte. Eine Welt, die den Menschen nicht fern sei, doch sie könnten sie nicht erkennen, da eine Blindheit sie umgibt. Sie seien Gefangene in ihrem Selbst, ohne es zu wissen.
Ein Schatten fiel plötzlich auf sie. Die große Eiche knarrte im Wind. In unglaublicher Geschwindigkeit zog ein Sturm auf. Ein heftiger Regenschauer prasselte auf die beiden Menschen nieder. Sie fanden keinen Schutz. Es war als würde das Unwetter nur über ihnen sein, die Nixe schien völlig unberührt.
„Es ist nur der Wind, es ist nur der Regen, habt keine Angst.“
Doch Blitze tobten und erhellten den See, den Wald, die Sumpfwiesen, lauter Donner ließ sie erschrocken zittern. Dunkelgraue Wolken deckten sie zu. Ein Mantel aus Unheil.
Die Regentropfen rannen wie kleine Flüsse über ihre Gesichter. Die Kleider klebten durchnässt an ihrer Haut. Der Vater wollte seine Tochter schützen. Er wollte fliehen, doch das nächste Haus war zu weit. Ohne Vorwarnung krachte ein dürrer, dicker Ast mit mächtiger Gewalt herab und streifte das Bein des Mannes. Es blutete. Doch er spürte die Wunde kaum. Noch immer hielt er sein Mädchen fest, noch immer bot er ihr Schutz.
Sie wirkte so zerbrechlich, mit ihren dünnen Armen und Beinen. Ihre Blässe schien völlig durchlässig, dunkle Ringe waren unter ihren Augen. Aber sie trotzte all der Bedrohung.
Sie war ganz eins mit der Natur. Das Wasser umspielte ihre Füße. Sie fühlte sich nur mehr geborgen. Es war etwas Seltsames mit ihr, so als sei sie schon ein Stück entrückt von diesem Dasein. Unbeirrt stand sie da und wartete, bis es vorüber war. Nichts war ihnen geschehen.
„Du bist ein ungewöhnliches Menschenkind. Was ist mit dir?“ fragte die Nixe.
Der Vater umarmte seine Tochter und da sie nicht sprach, antwortete er für sie:
„Sie ist sehr krank. Ich weiß nicht, was ich noch tun soll! Wir haben alles versucht. Niemand kann uns mehr helfen!“
„Ich glaube,“ sagte die Nixe,“ sie braucht keine Hilfe. Sie kann sich heilen, wenn sie will, aber ich weiß nicht, ob ihre Seele das noch möchte.“
Erschrocken blickte der Vater in das Gesicht des Kindes. Es sah ihn nicht an. Der Blick des Mädchens ruhte gelassen am Wasser. Der Himmel war wieder von einem tiefen Blau erfüllt und spiegelte sich im See, so klar und rein. Die Steine am Grund waren zu sehen und glitzerten wie Diamanten.
Das Mädchen erkannte all die Vollkommenheit der Natur – all das Vergehen und Erwachen.
All die Unendlichkeit.
Es hatte beschlossen wie eine Blume das Köpfchen zu neigen, aber ganz ohne Schmerz, fast ein wenig stolz. Es hat beschlossen, auch darin die Schönheit zu sehen.
In diesem Augenblick, strahlten die kleinen Elfen lachend in deren Regenbogenfarben und erfreuten alles um sie, mit ihrer unbeschwerten Lebenslust.
Es ging sehr rasch. Alles vollzog sich im sanften Schatten der Eiche, der zuvor noch so unheimlich bedrohte. Nur Stille legte sich auf die Seele des Vaters. Er hätte weinen wollen, fragen, wütend sein, aber er setzte sich nur auf den flachen Stein im Schilf des Seeufers und schloss die Augen. Die blutige Wunde hatte sich geschlossen.
Er spürte eine Wärme in seiner Hand und als er die Augen öffnete, küsste eine kleine Elfe die Linien auf seiner Haut. Ganz rasch, flüchtig und doch so innig, dass sein Herz für alle Zeit erfüllt war von dieser Wärme, von diesem Gefühl, das ihm die Gewissheit gab, das alles gut war. Es war kein Licht erloschen, ein neues war erstrahlt, viel heller als je zuvor.
Im grün schimmernden See war der Zauber der Nacht im Morgenlicht erloschen. Nebelschwaden hingen, wie Schutzschilder gegen den Tag, über dem Wasser. Die Tautropfen lagen Perlen gleich, auf den Gräsern des Ufers.
Als die kleinen Elfen in den noch geschlossenen Blütenblättern erwachten, erfrischten sie sich am kühlen Nass, strichen zierlich ihre Kleidchen glatt, die in den Farben der Blumen leuchteten. Sie schwirrten schließlich über den See, wie ein tanzender Regenbogen.
(So still ist das Sein am Fuße des Berges, wo der Riese Erla einst sich in den Gesang der Nixe verliebte - als sie sich danach sehnten einen hoffnungslosen Traum zu erleben.)
Dies war die Zeit, in der die Nixe es wagte, an die Oberfläche zu kommen. So früh am Morgen oder abends in der Dämmerung. Niemand kam zu dieser Stunde den Weg bergan. Die Nixe fürchtete die Menschen, wie kein anderes Wesen. Selbst die Hexe Kranawitha war ihr, obwohl sie großes Leid in ihr Herz goss, zwar Feind, doch nicht so sehr fremd. Sie konnte nicht sagen, ob diese Menschen gut oder böse seien. Sie fühlte etwas, wenn ein Wanderer seine Hände im See wusch. Sie fühlte eine Verbundenheit – so als sei sie ein Teil von Ihnen. Und doch war da diese Angst, die sie in ihrem ganzen Leib spürte. Es war die Angst der Bäume, deren Trauerlieder sie hörte, der Tiere, deren Blut den See erglühen ließ.
In diesem Augenblick umgab sie jedoch nur Unschuld im unberührten Sumpfreich – sie saß am Felsen und sang ihre Lieder, vergaß die Träume, die sie jede Nacht erwachen ließ.
Und doch war irgendetwas anders als sonst. Es war nicht das Eichhörnchen das besonders aufgeregt sich in den Ästen tummelte. Es war nicht die Schlange die sich an der Wasseroberfläche entlang schlängelte und so oft freundlicher Bote des Unheils war, nicht das Getuschel der süßen Elfen, die lachend das Leben liebten, unbeschwert wie immer.
Die Nixe war von einer Vorahnung erfüllt. Unruhig tauche sie unter, um sofort wieder hoch zu schwimmen, nach zu sehen, was ringsum geschah.
Da sah sie plötzlichen einen Mann den Weg entlang gehen, ein kleines Mädchen an der Hand, mit ernsten Gesichtern, blass und schmal. Sie gingen schnell und entschlossen und doch mit großem Bedacht. In diesem Augenblick wuchs im Herzen der Seennixe eine Unruhe, aber auch ein Wohlwollen für diese fremden Wesen. Sie wusste mit unglaublicher Gewissheit – sie wollten zu ihr. Noch war sie verwirrt, versteckte sich. Doch sie kamen immer näher, mit dieser Offenheit in den Augen, mit diesem Schimmer, der eine Traurigkeit, nein Verzweiflung, nicht verbergen konnte.
Als die zwei Gestalten schließlich am Ufer des Sees standen, wagte die Nixe nicht auf zu tauchen und obwohl sie wusste, dass dieser Augenblick nicht vorüber gehen würde, ohne das Geheimnis dieser Menschen zu erfahren, kam doch Furcht über sie – fühlte sie wieder das Leid – das diese Wesen in ihre Welt trugen.
Was würde es für sie bedeuten, wenn sie sich preisgab?
Da hörte sie die leise Stimme des Mädchens:
„Ja, ich habe sie gesehen in meinem Traum. Ganz klar. Sie ist wunderschön und sie hat eine große Kraft. Sie hat ein Herz, das uns helfen kann. Ich weiß es.“
Die Nixe sah durch den verschwommenen Wasserspiegel das Mädchen und den Vater, der unsicher begann umher zu gehen.
„Sie ist nicht da. Schau... Ich habe dir gesagt, es hat keinen Sinn. Es gibt keine Meerjungfrauen- es gibt keine Nixen – Liebes – das Leben schenkt uns keine Wunder.“
Es war nicht nur Resignation in seiner Stimmer, nicht nur die Gewissheit eines vernunftbegabten Mannes. Es war auch diese letzte Hoffnung auf etwas nicht Erklärbares darin, die diesen Vater mit seiner Tochter hier her kommen ließ. Dieser verzweifelte Drang, der kommt, wenn alles real Scheinende zerbricht, wenn alle Dinge die ein Mensch mit eigener Kraft bewirken kann aussichtslos werden, wenn alle Mittel versagen, wenn alles in sich zusammenfällt und das einzige Licht nur mehr ein Glaube an etwas ist, das über das menschliche Vermögen hinausreicht.
Das Mädchen sah auf. Sie war noch blasser geworden, als sie sah, dass ihr Vater sich abwandte. Sie ließ ihren Blick beschwörend über den See gleiten – der sich in ihren Augen spiegelte. Aber da war noch der Glanz von Tränen, der so traurig schimmernd, die Nixe berührte.
In diesem Augenblick tauchte sie auf. Wellen umrauschten sie. Das Wasserwesen hob sich empor, ihr langes helles Haar umhüllte sie, wie ein glänzender Unhang. Die türkisen Schuppen waren sichtbar.
Der Mann wich erschrocken zurück. Das Mädchen lächelte nur.
Als sich die Nixe im Schutze des Schilfs nieder lies, wagte das Kind, die ersten Worte auszusprechen.
„Liebe Nixe, wir sind heute schon sehr früh von zu Hause fort gegangen, um dich zu sehen, um mit dir zu sprechen. Du hast mir in meinen Träumen erzählt, dass es keine Krankheit in eurer Welt gäbe?“
Nun lächelte auch die Nixe.
„Ja, ich habe dich auch gesehen. Ich träume schon lange von dir. Ich wusste nicht, woher du kommst...“
Das Mädchen erzählte vom Leben der Menschen, das oft von Schmerz bestimmt ist. Es erzählte davon, dass die Menschen große Angst vor den Tod hätten und sie Antworten suchen. Da hatte sie plötzlich diesen Traum, in dem ihr eine Nixe von einer anderen Welt erzählte. Eine Welt, die den Menschen nicht fern sei, doch sie könnten sie nicht erkennen, da eine Blindheit sie umgibt. Sie seien Gefangene in ihrem Selbst, ohne es zu wissen.
Ein Schatten fiel plötzlich auf sie. Die große Eiche knarrte im Wind. In unglaublicher Geschwindigkeit zog ein Sturm auf. Ein heftiger Regenschauer prasselte auf die beiden Menschen nieder. Sie fanden keinen Schutz. Es war als würde das Unwetter nur über ihnen sein, die Nixe schien völlig unberührt.
„Es ist nur der Wind, es ist nur der Regen, habt keine Angst.“
Doch Blitze tobten und erhellten den See, den Wald, die Sumpfwiesen, lauter Donner ließ sie erschrocken zittern. Dunkelgraue Wolken deckten sie zu. Ein Mantel aus Unheil.
Die Regentropfen rannen wie kleine Flüsse über ihre Gesichter. Die Kleider klebten durchnässt an ihrer Haut. Der Vater wollte seine Tochter schützen. Er wollte fliehen, doch das nächste Haus war zu weit. Ohne Vorwarnung krachte ein dürrer, dicker Ast mit mächtiger Gewalt herab und streifte das Bein des Mannes. Es blutete. Doch er spürte die Wunde kaum. Noch immer hielt er sein Mädchen fest, noch immer bot er ihr Schutz.
Sie wirkte so zerbrechlich, mit ihren dünnen Armen und Beinen. Ihre Blässe schien völlig durchlässig, dunkle Ringe waren unter ihren Augen. Aber sie trotzte all der Bedrohung.
Sie war ganz eins mit der Natur. Das Wasser umspielte ihre Füße. Sie fühlte sich nur mehr geborgen. Es war etwas Seltsames mit ihr, so als sei sie schon ein Stück entrückt von diesem Dasein. Unbeirrt stand sie da und wartete, bis es vorüber war. Nichts war ihnen geschehen.
„Du bist ein ungewöhnliches Menschenkind. Was ist mit dir?“ fragte die Nixe.
Der Vater umarmte seine Tochter und da sie nicht sprach, antwortete er für sie:
„Sie ist sehr krank. Ich weiß nicht, was ich noch tun soll! Wir haben alles versucht. Niemand kann uns mehr helfen!“
„Ich glaube,“ sagte die Nixe,“ sie braucht keine Hilfe. Sie kann sich heilen, wenn sie will, aber ich weiß nicht, ob ihre Seele das noch möchte.“
Erschrocken blickte der Vater in das Gesicht des Kindes. Es sah ihn nicht an. Der Blick des Mädchens ruhte gelassen am Wasser. Der Himmel war wieder von einem tiefen Blau erfüllt und spiegelte sich im See, so klar und rein. Die Steine am Grund waren zu sehen und glitzerten wie Diamanten.
Das Mädchen erkannte all die Vollkommenheit der Natur – all das Vergehen und Erwachen.
All die Unendlichkeit.
Es hatte beschlossen wie eine Blume das Köpfchen zu neigen, aber ganz ohne Schmerz, fast ein wenig stolz. Es hat beschlossen, auch darin die Schönheit zu sehen.
In diesem Augenblick, strahlten die kleinen Elfen lachend in deren Regenbogenfarben und erfreuten alles um sie, mit ihrer unbeschwerten Lebenslust.
Es ging sehr rasch. Alles vollzog sich im sanften Schatten der Eiche, der zuvor noch so unheimlich bedrohte. Nur Stille legte sich auf die Seele des Vaters. Er hätte weinen wollen, fragen, wütend sein, aber er setzte sich nur auf den flachen Stein im Schilf des Seeufers und schloss die Augen. Die blutige Wunde hatte sich geschlossen.
Er spürte eine Wärme in seiner Hand und als er die Augen öffnete, küsste eine kleine Elfe die Linien auf seiner Haut. Ganz rasch, flüchtig und doch so innig, dass sein Herz für alle Zeit erfüllt war von dieser Wärme, von diesem Gefühl, das ihm die Gewissheit gab, das alles gut war. Es war kein Licht erloschen, ein neues war erstrahlt, viel heller als je zuvor.