Die Reisen des Hiob: Twilight im Rosenfrosch

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Yamana

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gut.also los.
Er war nicht gekommen, der Cowboy auf seinem bleischweren Chromrad, Marke ‘cult blood’. Er war nicht gekommen.
Sieben S-Bahnen kamen und gingen, schepperten vorbei in eine unsichere Zukunft ohne Netz und doppelten Boden - wer kann schon sagen ob sie jemals angekommen sind?
Der Cowboy jedenfalls kam nicht.
Als die siebente der kreischenden S-Bahn-Brut davonschnarrte, fällte ich mein Urteil und sprach:
"Cowboy, du hast deine Chance gehabt, nun ist dein Zug abgefahren."
Ich habe lange genug gewartet. Wir wollen zur Sache kommen, kurz und bündig aber überdeutlich, ich will es klar und deutlich sagen, so, als stünde es in der Zeitung, Rubrik VERMISCHTES, zwischen den täglichen Leichen:
der Cowboy hatte mir ein Angebot zu machen. Eine Angelegenheit lag in der Luft. Es handelte sich, wie man sagt, um die Möglichkeit von viel Flüssigem, den stolzen Odem einer goldigen Nachmittagsstunde.
Er bräuchte dazu, sagte er und mehr könne er am Telefon nicht sagen, fünf bis sechs Minuten mit mir, Auge in Auge, und Diskretion. Übrigens eines meiner bevorzugten Vokabeln, denn es wird immer in Verbindung mit Flüssigem gehandelt. Wo viel Flüssiges zu holen ist, wird auf viel Diskretion Wert gelegt, soweit sehr schön also. Ich ging hin.
Ich hatte gute Erfahrungen mit dem Cowboy gemacht. Letztlich arbeite ich selten bis bevorzugt gar nicht mit Anfängern, unbeschriebenen Blättern. Aber der Cowboy war, wenn man das Gegenteil will, ein eng beschriebenes Blatt, guter Leumund und keine Ängstlichkeiten beim Punktemachen.
Diesmal aber : eine Zigarettenkippe, wenn sie so wollen, mitten ins Papier gebrannt. Ich hatte in Vergeblichkeit auf ihn gewartet. Für mich war die Angelegenheit erledigt.
Eines war gewiß: der Cowboy hatte mehr oder minder düstere Schwierigkeiten zu gewärtigen gehabt. Warum sonst sein Totalausfall? Das stand nicht in seinem Programmzettel. Undenkbare Kombination. Womöglich lag er schon um etwas Blei verschönert irgendwo im Kasten. War längst in einer anderen Weltengegend als Mauerblümchen wiedergeboren, während Ich noch seiner der S-Bahn harrte.
In diesen Tagen aber gammelte mein sorgloses Leben voller Zuversicht dahin und kein Schatten konnte meinen sonnigen Vormittag trüben. Morgens erwachte ich in frisch gewaschenen Laken und sagte: ‘willkommen bist du mir, Tag, willkommen, du, sonniger Morgen’.

Unter der kalten Dusche massierte ich meinen Tatendrang und kratzte mir die Fussnägel sauber.
Dann aber, nach sorgloser Zeit, ich würde sagen, vier Tage nach der verpatzten S-Bahn-Konferenz, Ahnung!, dunkle Ahnung!, erfüllte sich dein bitteres Wort und ich las in der Zeitung von der Leiche in der Jauchegrube eines Metzgers.
Ein zugegeben lächerlicher Tod, eine ganz und gar nicht auszudenkende Schweinerei. Wer wollte so seine Erdenfrist
beschließen ?
Ich war gezwungen, mir dieses Düsternis einen Augenblick vorzustellen und las dann weiter: bei der Leiche des Unglücklichen fand man nichts als eine scheißegetränkte Kopfbedeckung texanischer Herkunft.
Jetzt, natürlich, blühte in mir die Ahnung auf, wuchs heran und bildete sich zur Gewißheit aus, daß es mein Cowboy war, der auf so ruchlose, übelriechende Weise sein Ende gefunden hatte.
Und ich ahnte Weiteres : sein letztmaliges Erscheinen in der Zeitung unter der Rubrik VERMISCHTES, als eine der täglichen Leichen, mußte im Zusammenhang stehen mit unserem verpatzten
Rendezvous an der Stadtbahn.
Ich wechselte die Socken. Ich suchte die schwärzeste unter meinen Jacken heraus. Ich war bereit für ein Parfüm, das ich noch nie benutzt hatte: es gab mir die Härte eines Eisbrechers und die Duftfahne eines davonjagenden Seelöwen.
Was war geschehen mit dem Cowboy?
Meine haarsträubende Odyssee begann vor dem BLACK BUNKER.
Listy Fogscreen war, wenn ich mich recht entsinne, der erste, dem ich an diesem Abend begegnete.
Ahnung, düstre Ahnung: Listy Fogscreen !
Ein Lügner, seit er seiner Mutter zwischen den Beinen hindurchgewischt war. Dieser Abend sollte das Setup zu seinem ersten und einzigen Topcast werden. Es war sein Film der nun begann. Aber konnte ich das an dieser frühen Stelle bereits
ahnen ?
Er sagte: "wie aber geht’s, Bruder Hiob? Alle Schäflein im trockenen?" und ich dachte : ‘was aber soll das heißen’, und sprach: "geh mir aus dem Licht, Listy."
Er sagte: "die Russen sind vollzählig aufmarschiert und ich schätze, sie sind nicht zum Polka tanzen hier."
"Kassatschock" sagte ich, "in Rußland tanzen sie Kassatschock".
"Hör mal", lispelte er frechdreist, "erzähl mir nicht, daß sie in Rußland nicht Polka tanzen!"
Ich war mit Eisbrecher gestählt und in schwerstes Leder gewickelt, mir hätte nicht einmal Toby Scowbone etwas anhaben können, nicht hier und nicht an diesem Abend. Also ließ ich Listy davonkommen und sagte: "Listy, du meinst etwas ganz anderes, es ist ein Mißverständnis, die babylonische Sprachenverwirrung."
Ich ließ ihn stehen, es war ein Akt der Gnade.
Im schwarzlackierten Keller saßen Russen. Was da stank war nicht das Terpentin vom letzten Anstrich, es war die vereinigte Fahne dieser Söhne der östlichen Steppen. Nicht mit zu spaßen. Sie kannten den Ernst des Lebens.

Witocki setzte sein messerscharfes Grinsen auf und sagt :
"deine kleine Flamme wird unser Licht erhellen, Bruder Hiob, tritt näher und sei gegrüßt."
Ich denke: meine kleine Flamme wird den ganzen Laden hochgehen lassen, sollten die düsteren Ahnungen zutreffen. Wenn Scowbone nichts mit der Sache Cowboy zu tun hatte, dann sind diese schwärzlichen Tunken darin verwickelt. So lautete mein Ratschluß.
Ich hob an und sprach: "gut, setzen wir uns."
Witocki reichte mir den Hirnspalter in einem Limonadenglas. Zu meiner eigenen Verwunderung überstand ich eine ganze Einfuhr unbeschadet und schmierte mich bei den Bleischläuchen mit der Bitte nach einer weiteren Ladung ein.
Witocki schüttete stehenden Fußes nach.
"Du wirst Blut im Stuhl haben, wenn du das getrunken hast."
Alle stimmten fehlerfrei zum gemeinschaftlichen Grunzen ein.
Soschaschwilli, ein kleiner Dicker im Zweireiher, machte die zurückhängende letzte Stimme und verschluckte sich nahezu tödlich. Seine Brüder trugen ihn behutsam auf ihren Schultern an die frische Luft.
"Ich bin gerührt, Bruder Hiob, feinster Besuch der einheimischen Belegschaft ist kein alltägliches Geschäft", sagte Klinticki, der einäugige Pfeifer des Ave Maria, "was soll mir das?"
Ich aber versuchte es mit einem Wortspiel:
"es handelt sich um gewisse Vorgänge der unappetitlichen Art. Ein Showdown in der Scheiße. Unangenehme Geschichte."
Verabredungsgemäß übertünchten sie ihr Unverständnis mit einem außerordentlich schwach gespielten Scheiß-Egal-Grinsen. Witocki kam der Sache ziemlich nah:
"Das heißt, dich plagt ein schmerzlicher Verlust, das unwiderrufliche Ableben eines Skatbruders, Tawarisch?"
"Ein Skatbruder, so ist es, der besten Sorte, grundsolide und ahnungslos. Er hat sich bis zum Hals mit Scheiße auffüllen lassen."
"Man kann nicht glauben", wehleidigte Witocki im Stil der Fünfzigerjahre, "man kann nicht glauben, wozu Menschen fähig sind, wenn sie getrunken haben. Es ist erschütternd. Depremierend. Wollokow", er deutete auf einen blassen Knochenmann am Tresen, "wird dir etwas mitgeben für das letzte Geleit. Nur eine Aufmerksamkeit, ein Zeichen des guten Willens, Tawarisch."
"Man sagt", bog ich in die Zielgerade ein, den Mittelfinger mit dem Revolver in zärtlicher Umbandelung, "der Gute hatte eine verhängnisvolle Schwäche für Wodka im Limonadenglas."
Es trat ein : das aschfahle Schweigen vor der letzten Schlacht bei Waterloo. Sie standen auf dem frühmorgendlichen Nebelfeld mit Pferd und Mann und Maus. Nichts war zu hören. Kein Telefon, kein Spatz im Wipfel. Einfach Stille im See. Tälinin, der gelbe Lette, zerschnitt das kosmische Schweigen mit vernehmbarem Räuspern.
"Was meint er?" fragte er, als wüßte er es wirklich nicht.
"Nein, nein, ich bin erschüttert", konstatierte Witocki heiser, "ich falle vom Glauben ab.

Er meint, dieser Spaß habe etwas mit uns zu tun. Sein Mann in der Scheiße sei eine Installation unseres ausgesuchten Kreises. Brich an, ewige Finsternis, versinke mißgünstige Welt der undankbaren Brüder."
Er setzte sich, schwer getroffen, ehrlich erschüttert.
Als mein kleiner Finger ein gutgeöltes Klicken vernehmen ließ, bestand die Fortsetzung des Abends in der Reise nach Jerusalem:
alle suchten nach den Stühlen und einer sollte dran glauben. Mit hellseherischen Gaben bedacht, hatte ich die Möglichkeit dieser Einlage schon in Betracht gezogen und mich blickweise nach den Lichtschaltern erkundigt.
Ein gut gesetzter Hechtsprung brachte mich ans Ziel und der erlauchte Kreis saß im dunkeln, unverständlich slawisch fauchend. Was aber nützen all die leeren Worte, wenn man nichts mehr sieht. Mühsam gelangte ich nach draußen, wo Listy Fogscreen Wasser an den Mülltonnen abschlug.
Mit bangem Blick versetzte er: "ich weiß von nichts und habe nichts gesehen".
"Du wirst mir folgen, Listy", meinte ich und zog bereits an seinen Ohren, jenseits des Gutdünkens.
Das Taxi brachte uns mit knapper Not zum ROSENFROSCH. Hier sitzt beisammen, was ungenannt bleiben will am Tage des jüngsten Gerichts.
"Warum nur willst du in den ROSENFROSCH?", gab Listy listig zu bedenken, "hier werden sie zuerst nach dir suchen. Die Herren hier werden dich gegen eine geringe Schutzgebühr im Päckchen zu den slawischen Söhnen schicken. Es gibt keine Gerechtigkeit."
Listy hatte sich verausgabt und baumelte noch haltloser hinter dem Tresen. Er rechnete vier und zwei zusammen und stellte fest, daß auch sein Bauchnabel nicht verschont bleiben würde. Er roch nicht nur ungewaschen, sondern auch nach Verrat.
"Sie bleiben ruhig und beantworten nur meine Fragen", spaßelte ich in sein Nasenloch und bestellte Magenbitter gegen das Gift der Russen.
Listys Redefluß war versiegt, bald nippte er wie stummgeboren am Kräuterschnaps.
"Gut, sprechen wir mit schneidender Deutlichkeit: wann hast du den Cowboy zuletzt gesehen?"
Diese Namensnennung versetzte ihm einen derartigen Schub, daß es vonnöten war, Listy anschließend wieder auf die Beine zu stellen, rülpsende Nachbarn halfen angewidert mit.
"Es war, es war in einer verregneten Mainacht, die Blätter des Hibiscuszweiges stauten sich unter den Achselhöhlen, Cowboy sah mit blütenverhangenem Blick noch ein letztes Mal zu mir und verschwand dann über die Dächer. Heute las ich, daß sich sein Schicksal erfüllet hat."
Listy unterdrückte Gefühle der vereinsamten Trauer, die schwarze Galeere drohte ihn über den Haufen zu fahren.
"Der Mai ist lange schon vergangen", sagte ich drohend.

"Das ist allzu wahr", bejahte er und setzte hinzu:
"scheiße noch mal, Hiob, ich muß mich setzen."
Er ließ sich ungeachtet der zahlenmäßig weit überlegenen Tresensteher nach unten gleiten und nahm zwischen verdreckten Bierdeckeln und Zigarettenkippen Platz. Man konnte auf einen Zernichteten niederblicken. Rey Fleapreacher zwinkerte mir aus zugeschwollenen Augenritzen zu und dachte wohl, ich hätte es Listy trefflich besorgt.
Er sagte: "schau mal wer da kommt", und wies mit dem Bierglas zwischen die enggedrängten Freunde der Machenschaften.
Witocki machte soeben die Stubentüre hinter sich zu, durchblickte aber das rauchgepökelte Innenleben des ROSENFROSCH nicht schnell
genug, so daß ich Gelegenheit fand, mich Listy beizugesellen am Fuße des Tresens.
Mit dem Tritt an die richtige Stelle öffnete sich die geheimnisvolle Tresenverschalung. Widerwillig, und mit Stoß und Kantenschlag, war Listy davon zu überzeugen mir zu folgen.
Im Treseninneren befand sich eine schummrig-nett beleuchtete Abstellkammer mit Likör und Fußwärmer sowie Polstergarnitur für das geschundene Hinterteil. Außerhalb der schützenden Heimstatt schwamm die Stimmung auf höherer Woge. Es gab und nahm sich manches Wort, es wurden Schmähungen und mancherlei Verwünschungen daraus. Schließlich, am Scheitelpunkt des Aufruhrs, sausten mannstolle Fäuste slawischer und sonstiger Herkunft ihren verquollen dreinblickenden Zielen entgegen und richteten üblen Schaden an. Tumultartige Tretereien und splitternde Flaschen wechselten mit zerspringenden Spiegeln im kakophonen Wettstreit.
Als schließlich alles ein Ende hatte, ebenso jäh wie es begann, denn sinnlos ist alles was geschieht, pfiff nur noch der elektrische Wellensittich über der Latrinentüre und versprach mit aufmunterndem Gesang, das bessere Zeiten kommen sollten.
Der Waffenstillstand schien zu halten. Der Barmann trat gewissenhaft dreimal lang und dreimal kurz gegen den Tresen, so daß wir uns mit steifen Knorpeln des düsteren Verstecks entpellen konnten. Müde und wenig nüchtern nahmen wir den Rest der Einrichtung in Augenschein.
Der Barmann putzte den blutbespritzten Tresen blank.
Eingedenk, daß nichts umsonst ist, blätterte ich demütig Schein um Schein auf den nunmehr frisch gewischten Tresengrund.
"Bedankt", sagte der Barmann, "im übrigen sind die Steppenhunde, soweit sie sich an das halten was sie sagen und ihre angetretenen Knochen es erlauben, auf dem Weg zu Toby Scowbone."
Auch diese kostbaren Worte zeitigten erneutes Scheinezählen. Mit den besten Wünschen für das nächste Mal zog ich Listy hinter mir auf den nächtlichen Asphalt.
Wir kannten den Weg.
Hatten die kyrillischen Schnapsbrenner eine Zeitbombe im Limonadenglas versenkt, oder war das kurzweilige Getränkedepot im Bauch des Tresens daran schuld ?

Zunehmend kämpfte ich mit höherschlagenden Wellen, Windstärke neun jagte pfeilschnell über die schäumenden Wellenkämme. Oben und unten unterschieden sich fortschreitend weniger voneinander.
"Voran, auf zu Scowbone", schärfte ich uns ein letztes Mal ein, aber es war vergeblich.
Listy kroch nach Art der sonstigen Säugetiere auf allen Vieren neben mir, er fand nur noch auf diese Weise vorwärts, oder was er dafür hielt. Er vergoß schmerzensreiche Tränen und wimmerte:
"Oh, du mein Cowboy, oh du mein Cowboy mein."
Alles in allem erschien unser Ansinnen immer alberner, zu sehr hatte uns der heldenhafte Kampf um den ROSENFROSCH ausgezehrt, hatten uns die tückischen Chemikalien der slawischen Schlupflider von Innen heraus entmenscht. Die Lichter dimmten gegen Null, der blasse Mond über der benzinfarbenen Silhouette der Stadt war das letzte, was ich sah. Mit einem Mal zog sich der rabenschwarze Vorhang ZU.

"Geben sie den Wertstoff frei", schnarrte mich ein Gelbbehoster in den tristen Tag zurück. Ich begriff nicht, und starrte ihm auf die
Stoppeln. Ein Gummistiefeltritt half mir das Unverständliche zu erfassen: er meinte das gebündelte Altpapier auf dem ich bis dahin Ruhe gefunden hatte.
"Wo ist Listy Fogscreen", fragte ich, nun völlig idiotisch geworden, meinen Erwecker.
"Das geht dich gar nichts an", konterte der elegant aus der Hüfte. Er baumelte mit dem Wertstoff davon.
Ich konnte mich nicht erinnern. Es war spät, Mittag, oder Nachmittag, die Straßen quollen auseinander, der Qualm waberte aus allen Ritzen.

Der ROSENFROSCH war längst wieder geöffnet und notdürftig wiederhergestellt. Im Gegensatz zu mir.
Der Barmann jedenfalls schob eine Achtundvierzigstundenschicht, aus gelben Augenpfützen sprang mich das Flehen nach Schlaf und Vergessen an.
"Was geht hier eigentlich vor", sprach ich unwirsch, als könne ausgerechnet er mir das erklären.
"Gib mir wenigstens Kaffee, Hundsfott."
Mehr Satz, Wort und Sinn brachte ich nicht mehr hinaus, des Todes Bruder übermannte mich Sekundenschub um Sekundenschub.
Ein neuerliches Erwachen vollbrachte erst der Barmann der alles wußte:
"Sieh an, du suchst deinen tristen Begleiter Listy Fogscreen. Du wirst ihn erst in fünfundzwanzig Jahren an dieser Stelle wiedersehen. Wenn ihr mich dann noch bezahlen könnt."
Schlagartig frischgewaschen und ausgeschlafen jauchzte ich:
"Was wimmerst du da, Gelbhaut, sag mir was du weißt über Listy Fogscreen."

"Die Russen haben ihn aufgelesen", ließ der Barmann sich nicht lang bitten, "sie haben ihn mit feinsten Verhörmethoden recht gesprächig gemacht. Eigentlich baten sie ihn, nach alter Sitte, deinen Verbleib zu benennen, er aber legte ein lückenloses Geständnis ab über das tragische Ende seiner Liebe zum Cowboy.
Sie endete beim Metzger. So wurde es mir berichtet. Ich sehe, du bist erstaunt."
Viel konnte ich nicht sagen, diese ungeahnte Wendung ließ mich schweigen.
"Das wirft ein schlechtes Licht auf alle meine Vermutungen",
gestand ich ein, "Listy hat dem Cowboy das Bad in der Scheiße besorgt?"
Er nickte stumm.
"Verbrechen aus Leidenschaft. Wir lernen daraus, wohin die Liebe fällt, wenn sie vergangen ist."
"Mitunter in die Scheiße."
"So ist es", wedelte der Barmann mit dem Wischtuch, "die Russen haben ihn im zuständigen Amt abgegeben".
"Eine ungewohnte Höflichkeit von unseren Verfechtern der Steppengesetze", staunte ich noch etwas weiter, "ein wahres Glück für Listy Fogscreen, daß sie den Vollzug nicht selbst besorgten."
"Wahrhaftig, das ist wahr", sprach der Barmann zum Zapfhahn, "es heißt sogar, er wird durchkommen."
 

GabiSils

Mitglied
Wow! Wie oft muß man das wohl lesen, um alle Details mitzubekommen?
Hat mir sehr viel Spaß gemacht, eigenwillige Sprache, temporeich, spannend; tolle Wortschöpfungen wie "kreischende S-Bahn-Brut".
Ich fürchte zwar, ich habe nicht alles verstanden, aber das macht nichts.

Gruß,
Gabi
 



 
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