Die Stadt ruft Dich

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HerbertH

Mitglied
Ich bin's, Deine Stadt. Genauer: Ich war's. Na, Du siehst es ja. Die Schluchten sind tiefer geworden, die Fenster der Häuser viel mehr und viel größer, größer als jede Glasscheibe. In meinem Wald liegt mehr Holz, als dort früher je Bäume standen, über den Kratern. Und dort, wo in mir Leben herrschte, Lachen auf dem Markt, Schreien in den Parks, ein Kommen und Gehen, dort ist es jetzt endlich ruhig. Schade nur, dass so viele Häuser diese lustigen spitzroten Dächer nicht mehr haben. Und warum nur sind die Mauern oft so abgetragen, grad bis zur Kniehöhe? In anderen meiner Art soll es viele Menschen geben, die sich alles besehen. Aber in meine Ruinen traut sich noch niemand.
 

HerbertH

Mitglied
Ich bin's, Deine Stadt. Genauer: Bin ich's? Na, Du siehst es ja. Schau nur genau hin: Die Straßenschluchten sind tiefer geworden, die Fenster meiner Häuser viel mehr und viel größer, größer als jede Glasscheibe, und meist am Rande gezackt. In meinem Wald liegt mehr Holz, verstreut und abgerissen, als dort früher je Bäume standen, über den Kratern. Und dort, wo in mir Leben herrschte, Lachen auf dem Markt, Schreien in den Parks, ein Kommen und Geben, dort ist es letztendlich ruhig geworden. Schade nur, dass so viele meiner Häuser ihre lustigen spitzroten Dächer verloren haben, auf die ich so gerne schaute. Und warum nur sind die Mauern oft bis zur Kniehöhe abgetragen? In anderen meiner Art soll es viele Menschen geben, die sich alles besehen und auf den Mauerresten herumklettern. Aber in meine Ruinen traut sich noch niemand.
 
O

Open Mike

Gast
Die anthropomorphisierte Stadt. Bereits mit langer Tradition. Gleichwohl noch immer mit dem Zeug für einen neuen Blick.
Eine andere Tradition ist die der "toten" Ich-Erzähler: "Ich, die Münze", "Ich bin ein Baum", "Die geschwätzigen Kleinode", "Mara", das Cello usw.
Hier kommt beides zusammen.

Die Straßenschluchten sind tiefer geworden, die Fenster meiner Häuser viel mehr und viel größer, größer als jede Glasscheibe, und meist am Rande gezackt.
Viel mehr?
Zumal: "die Mauern oft bis zur Kniehöhe abgetragen".

In meinem Wald liegt mehr Holz, verstreut und abgerissen, als dort früher je Bäume standen, über den Kratern.
Nicht abgerissen und verstreut?
Der hölzerne Vergleich mit den Bäumen ist ein Vergleich der Stückzahlen. Auf dem Boden liegt da meistens wesentlich mehr.

om
 

HerbertH

Mitglied
Ich bin's, Deine Stadt. Genauer: Bin ich's? Na, Du siehst es ja. Schau nur genau hin: Die Straßenschluchten sind tiefer geworden, die Fenster meiner Häuser viel zahlreicher und viel größer, größer als jede Glasscheibe, und meist am Rande gezackt. In meinem Wald liegt mehr aus Holz, verstreut und abgerissen, als dort früher je Bäume standen, über den Kratern. Und dort, wo in mir Leben herrschte, Lachen auf dem Markt, Schreien in den Parks, ein Kommen und Geben, dort ist es letztendlich ruhig geworden. Schade nur, dass so viele meiner Häuser ihre lustigen spitzroten Dächer verloren haben, auf die ich so gerne schaute. Und warum nur sind die Mauern oft bis zur Kniehöhe abgetragen? In anderen meiner Art soll es viele Menschen geben, die sich alles besehen und auf den Mauerresten herumklettern. Aber in meine Ruinen traut sich noch niemand.
 

HerbertH

Mitglied
Hallo Open Mike,

vielen Dank fürs Lesen und den Kommentar. Deine beiden Anregungen habe ich aufgegriffen und in die Änderungen "viel zahlreicher" und "mehr aus Holz" einfliessen lassen.

Dass die vielen neuen "Fenster" und die oft kniehohen Mauern kein Widerspruch sind, zeigt ein Blick auf vom Krieg ruinierte Städte, die meist nicht überall gleichmäßig zerstört sind.

Anregung war ein Filmbericht über Breslau gestern. Und dort gab es viele Trümmer, Ruinen, Granattrichter und Möbelreste ("aus Holz") zu sehen...

Interessant fand ich Deine Anmerkungen am Anfang. Da scheint mir bisher entgangen zu sein, dass es zur anthropomorphisierten Stadt und den "toten" Ich-Erzählern soviele Vorbilder gibt. Immerhin habe ich aus dem Bauch heraus die Kombination gewählt :). Aber es gilt weiterhin: Wer lesen kann, ist im Vorteil ;).

Liebe Grüße

Herbert
 



 
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