Die Tyrannei der Gegenwart über den Rest der Zeit

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Tula

Mitglied
Hallo Ralf

Ich muss dir gestehen, mir gefällt's auch nicht. Was sonst stets gekonnt an Benn erinnert, wirkt hier nicht tiefsinnig, sondern eher wie ein K(r)ampf gigantischer Metaphern. Schon im Titel erschlägst du den Leser mit der Weisheits-Keule, dann die täglichen Stürme des Lebens und die eisigen Nächte ... irgendwie zu viel der Tiefe.

Sei aber nicht traurig, ich lese dich hier sehr gern. Mit anderen Worten

... nur eine Wunde,
mehr ist es nicht :)

LG
Tula
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Wie verschieden, lieber Ralf,

es verschiedenen Lesern mit diesem Gedicht hier gehen kann!
Gewiß, ich habe schon einige Zeit und Wiederlesen gebraucht, und einige Brüche zwischen dem Priamel-Katalog und der thematischen letzten Strophe muß ich noch besser begreifen, aber zunächst ahne ich, gerade durch den eben beschriebenen Aufbau, einen interessanten Gedankengang. Demnach wäre alle Zeit ein weiträumiges Herumirren, das Jetzt allein zwänge uns auf den Punkt.
Aber mit dieser Deutung bin ich nicht sicher.

Und mit der letzten Zeile: Ist das ein elliptischer Bedingungssatz oder nur Fortsetzung der indikativischen Aussage des Verses davor?

grusz, hansz
 

Ralf Langer

Mitglied
Hallo Hansz,
danke für deine Meldung.
Kann leider heute nicht auf deine Frage antworten

Muss bis Mitternacht arbeiten
Gruss
Ralf
 

Ralf Langer

Mitglied
Weiterführende Gedanken

Hallo Hansz,

etwas zum Procedere dieses Stückes:


Der Titel des Stückes greift schon seit zwei oder drei Jahren in mein Denken ein. Er entspringt, nicht als Zitat, eher als seine Abwandlung, dem Buch Joseph Vogl`s:

„Das Gespenst des Kapitals“

In dem Buch geht es um Kapitalismus (Finanzkapilalismus, Marktkapitalismus) und seine Auswirkungen auf gesellschaftliches Denken und Handeln.

Er spricht selbst von der Herrschaft der Gegenwart.

Dieser Satz blieb irgendwie in mir stecken. Aber ich begriff ihn eher persönlich, als gesellschaftlich. Und ja Zeit? Was ist das eigentlich.

Von hier aus entwickelten sich meine Gedanken.

Wir empfinden Zeit ja als dreiteilig: bestehend aus Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft.

Aber ist diese Dreiteilung auch in der Welt?
Oder ist er nur eine Interpretation unseres Gehirns?

Einstein hat mal gesagt: Zeit ist was eine Uhr anzeigt.
Mehr könne man darüber nicht sagen.

Hm, ich empfinde es so, das das einzige was existiert Gegenwart ist, das „Jetzt“.
Somit wäre meinem Gedanken folgend Zeit eine unendliche Aneinanderreihung von Gegenwarten.

Ich erinnere mich an Vergangenes, ich streben mit meinen Gedanken eine Zukunft an, aber was ist, ist „Jetzt“.

Das nenne ich nun Tyrannei.

Von hier aus entstand mein Gedicht.

Lg
Ralf
 

Andri Vento

Mitglied
Tatsächlich kommt das Gedicht ein wenig schlaubergerisch daher. Klar, das gilt auch für Benn, aber dem verzeiht man den Unbedingtheitsanspruch ja gern.
Trotzdem gefällt es mir immer, wenn es existenzialistisch wird, wenn unsere Grundlagen abgeklopft werden. Das ist doch irgendwie unser "Job" nicht wahr?

...Dabei bietet die Zeit gar kein "jetzt"...Sie ist nur an der Veränderung für den Physiker messbar und den Menschen erlebbar....

Wie immer, ein anregendes Gedicht allemal.

PS.
Vielleicht: bist [strike]du[/strike] kein Jäger sondern Beute ?
oder:[blue] du[/blue] bist [strike]du[/strike] kein Jäger sondern Beute
 

JoteS

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo,

ich muss mich leider Tula anschließen und noch hinzufügen, dass das Metrum furchtbar schlingert.

Sorry

Jürgen
 



 
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