Die Weltraumpflegerin

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Mitschie

Mitglied
Es war sehr ungewöhnlich, dass wir von unserer Weltraumpflegerin zu einem kurzfristigen Meeting am Freitag nachmittag eingeladen wurden. Es musste sich um ein wichtiges Thema handeln, denn es war sehr selten, dass so kurzfristige Termine stattfanden, noch seltener war, dass wir die Weltraumpflegerin persönlich treffen sollten. Wir, die Allputzkolonne des 4. Quadranten, sahen unsere Vorgesetzte sehr selten, zu sehr war sie mit der Repräsentation ihrer Abteilung im Weltall beschäftigt. Bereits seit vielen Jahren arbeite ich in der Putzkolonne und habe schnell Karriere gemacht. Als Praktikant führte ich kleinere Aufträge aus, beispielsweise den Winterdienst. Den Winterdienst wollte keiner meiner Kollegen machen, da die Arbeit in doch sehr kühler und eisiger Umgebung stattfindet. Ich bekam einen kleinen Planeten zugeteilt und war verantwortlich, ihn einmal im Jahr zu enteisen. Es war ausserordentlich anstrengend und mühsam, da ich das Eis mit einem Weltraumkratzer 4 entfernen musste, zu der damaligen Zeit gab es noch keine elektronischen Kratzer der Klasse 2 oder 3, da zählte noch die Handarbeit. Meine Tätigkeit führte ich äusserst vorsichtig durch, da ich keine Berge, sonstige geographische Unebenheiten oder Lebewesen wegkratzen durfte. Die Anstrengung lohnte sich für mich, denn auf Grund hervorragender Leistung wurde ich zum leitenden Wischer der Allputzkolonne des 4.Quadranten befördert und bekam sogar ein Geschäftsraumschiff mit allen Extras.
Wir sassen zu zehnt im Konferenzsaal und konnten unsere Aufregung kaum verbergen, als die Türe aufging und unsere Weltraumpflegerin mit ernstem Gesichtsausdruck eintrat. „Ich komme gleich zur Sache, gestern wurde in der intergalaktischen Sitzung „Planeten für eine saubere Zukunft“ die Vorgehensweise bezüglich eines Planeten, namentlich „Erde“ besprochen und es wurde eine einstimmige Resolution verabschiedet. Kennt einer von Euch diesen Planeten?“ Sogleich meldete ich mich als einziger Teilnehmer und berichtete von einem Urlaub, den ich vor 5 Jahren dort verbracht hatte, wurde aber in meinen Schilderungen abrupt von meiner Vorgesetzten unterbrochen „Ja,ja, wir haben jetzt wirklich nicht die Zeit uns ihre Geschichten an zu hören“. Beleidigt und mit verschränkten Armen würdigte ich sie keines Blickes mehr und beschloss keine einziges Wort mehr zu sagen. Sie erzählte uns, dass sich nach einer intergalaktischen Umfrage im vergangenen Jahr herausstellte, dass dieser Planet als äussert verschmutzt und verdreckt bewertet wurde und in der Gesamtwertung die Klassifikation „irreversibel verschmutzt“ erhielt. Seit Jahren stehe der Planet unter Beobachtung, aber die dort ansässigen Lebewesen, genannt Menschen, hätten alle Hinweise und Ratschläge der intergalaktischen Umweltorganisation einfach ignoriert und so verschlimmerte sich der Zustand des Planeten zunehmend. Wir wussten alle was die Klassifizierung „irreversibel verschmutzt“ bedeutet, aber nur aus Erzählungen, da es in den vergangenen Jahre nicht einen vergleichbaren Fall gab.
„Der Planet muss noch Heute weggeputzt werden meine Herren“ sagte die Weltraumpflegerin bestimmt und unterstrich diese Aussage mit einem Faustschlag auf den Tisch. Solche Aktionen waren in der Vergangenheit immer heikel, ja von ethischer Reichweite, da ja mit dem Planeten auch alle Lebewesen weggeputzt wurden. Deshalb war ich auch der einzige, der sich sofort freiwillig meldete, ich wollte ja noch Karriere machen. Die Weltraumpflegerin lächelte mich an und bat mich sogleich mit zukommen, um mich mit den erforderlichen Reinigungsutensilien aus zu statten. Eigentlich erhielt ich nur ein Utensil, den grossen roten Weltallsauger, auf dem in grossen Buchstaben stand „einmal an und alles ist weg“. Ich nahm meine Schutzbrille und die gelben Ohrenstöpsel, brachte den Sauger in Position und drückte den grünen Knopf. Und weg war er, binnen weniger Sekunden, der Staubsaugerbeutel wurde sofort mechanisch entfernt und auf die Müllverbrennungsdeponie des 2. Quadranten transportiert. Und ich wurde auf Grund meiner geleisteten Arbeit zum stellvertretenden Weltraumpfleger mit besonderen Befugnissen befördert. „Jeder muss sehen wo er bleibt und ausserdem habe ich etwas Gutes getan, habe den Schmutzfleck des Universums beseitigt und bin somit ein ausgesprochen umweltbewusster Pfleger, einer der das Ganze überblickt“ dachte ich mir nach der Ernennung und schiebe mir einen Cracker in den Mund.
 
Hallo Mitschie,

schöne Idee. Damit triffst du genau meinen Geschmack.
An einigen Stellen, finde ich, kannst du dem Kopfkino noch ein bisschen mehr Futter geben. Beispielsweise:
Heikel, ja von ethischer Reichweite ..
Ich glaube zu verstehen, was du andeuten willst. Hier fände ich zwei zusätzliche Sätze schöner.

Sicher bin ich mir nicht, glaube aber dass es heißen müsste: ich meldete mich als Einziger.

Anstatt mit zukommen: mitzukommen.

Am Ende gibt es einen Bruch in der Erzähzeit:
Dachte ich nach meiner Ernennung – und schiebe mir einen Cracker in den Mund.
Dachte er das, und schob sich dann irgendwann später einen Cracker in den Mund? Ich denke, diese beiden Ereignisse passieren zeitnah und es sollte daher - denke ich und schiebe - oder - dachte ich und schob - heißen.

Vielen Dank für die amüsant-nachdenkliche Geschichte,
Gruß
DasKatastrophenprinzip.
 

Mitschie

Mitglied
Es war sehr ungewöhnlich, dass wir von unserer Weltraumpflegerin zu einem kurzfristigen Meeting am Freitag nachmittag eingeladen wurden. Es musste sich um ein wichtiges Thema handeln, denn es war sehr selten, dass so kurzfristige Termine stattfanden, noch seltener war, dass wir die Weltraumpflegerin persönlich treffen sollten. Wir, die Allputzkolonne des 4. Quadranten, sahen unsere Vorgesetzte sehr selten, zu sehr war sie mit der Repräsentation ihrer Abteilung im Weltall beschäftigt. Bereits seit vielen Jahren arbeite ich in der Putzkolonne und habe schnell Karriere gemacht. Als Praktikant führte ich kleinere Aufträge aus, beispielsweise den Winterdienst. Den Winterdienst wollte keiner meiner Kollegen machen, da die Arbeit in doch sehr kühler und eisiger Umgebung stattfindet. Ich bekam einen kleinen Planeten zugeteilt und war verantwortlich, ihn einmal im Jahr zu enteisen. Es war ausserordentlich anstrengend und mühsam, da ich das Eis mit einem Weltraumkratzer 4 entfernen musste, zu der damaligen Zeit gab es noch keine elektronischen Kratzer der Klasse 2 oder 3, da zählte noch die Handarbeit. Meine Tätigkeit führte ich äusserst vorsichtig durch, da ich keine Berge, sonstige geographische Unebenheiten oder Lebewesen wegkratzen durfte. Die Anstrengung lohnte sich für mich, denn auf Grund hervorragender Leistung wurde ich zum leitenden Wischer der Allputzkolonne des 4.Quadranten befördert und bekam sogar ein Geschäftsraumschiff mit allen Extras.
Wir sassen zu zehnt im Konferenzsaal und konnten unsere Aufregung kaum verbergen, als die Türe aufging und unsere Weltraumpflegerin mit ernstem Gesichtsausdruck eintrat. „Ich komme gleich zur Sache, gestern wurde in der intergalaktischen Sitzung „Planeten für eine saubere Zukunft“ die Vorgehensweise bezüglich eines Planeten, namentlich „Erde“ besprochen und es wurde eine einstimmige Resolution verabschiedet. Kennt einer von Euch diesen Planeten?“ Sogleich meldete ich mich als einziger Teilnehmer und berichtete von einem Urlaub, den ich vor 5 Jahren dort verbracht hatte, wurde aber in meinen Schilderungen abrupt von meiner Vorgesetzten unterbrochen „Ja,ja, wir haben jetzt wirklich nicht die Zeit uns ihre Geschichten an zu hören“. Beleidigt und mit verschränkten Armen würdigte ich sie keines Blickes mehr und beschloss keine einziges Wort mehr zu sagen. Sie erzählte uns, dass sich nach einer intergalaktischen Umfrage im vergangenen Jahr herausstellte, dass dieser Planet als äussert verschmutzt und verdreckt bewertet wurde und in der Gesamtwertung die Klassifikation „irreversibel verschmutzt“ erhielt. Seit Jahren stehe der Planet unter Beobachtung, aber die dort ansässigen Lebewesen, genannt Menschen, hätten alle Hinweise und Ratschläge der intergalaktischen Umweltorganisation einfach ignoriert und so verschlimmerte sich der Zustand des Planeten zunehmend. Wir wussten alle was die Klassifizierung „irreversibel verschmutzt“ bedeutet, aber nur aus Erzählungen, da es in den vergangenen Jahre nicht einen vergleichbaren Fall gab.
„Der Planet muss noch Heute weggeputzt werden meine Herren“ sagte die Weltraumpflegerin bestimmt und unterstrich diese Aussage mit einem Faustschlag auf den Tisch. Solche Aktionen waren in der Vergangenheit immer heikel, ja von ethischer Reichweite, da ja mit dem Planeten auch alle Lebewesen weggeputzt wurden und dies in der Folge zu erheblichen Proteste diverser Allrechtsorganisationen führte.Deshalb war ich auch der Einzige, der sich sofort freiwillig meldete, ich wollte ja noch Karriere machen. Die Weltraumpflegerin lächelte mich an und bat mich sogleich mit zukommen, um mich mit den erforderlichen Reinigungsutensilien aus zu statten. Eigentlich erhielt ich nur ein Utensil, den grossen roten Weltallsauger, auf dem in grossen Buchstaben stand „einmal an und alles ist weg“. Ich nahm meine Schutzbrille und die gelben Ohrenstöpsel, brachte den Sauger in Position und drückte den grünen Knopf. Und weg war er, binnen weniger Sekunden, der Staubsaugerbeutel wurde sofort mechanisch entfernt und auf die Müllverbrennungsdeponie des 2. Quadranten transportiert. Und ich wurde auf Grund meiner geleisteten Arbeit zum stellvertretenden Weltraumpfleger mit besonderen Befugnissen befördert. „Jeder muss sehen wo er bleibt und ausserdem habe ich etwas Gutes getan, habe den Schmutzfleck des Universums beseitigt und bin somit ein ausgesprochen umweltbewusster Pfleger, einer der das Ganze überblickt“ denke ich mir nach der Ernennung und schiebe mir einen Cracker in den Mund.
 

Mitschie

Mitglied
Es freut mich sehr, dass Dir die Geschichte gefallen hat und vielen Dank für Deine konstruktiven Hinweise. Ich habe den Text diesbezüglich korrigiert. Ich wünsche dir noch einen schönen Tag und bis bald.Mitschie
 



 
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