Die dritte (compjutrische) Lautverschiebung

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Der bekannte Forscher Olaf Siegmund Armstring hat das Phänomen der Rechtschreibfehler in Internetforen zu untersuchen begonnen.
Leider ist seine Arbeit Fragment geblieben.
Doch möchte ich sie nicht vorenthalten.

Olaf Siegmund Armstring
Die dritte (compjutrische) Lautverschiebung
Die Wechselbeziehungen der verschiedenen Sprachen und ihr Einfluß aufeinander werden schon lange beobachtet. Auch die Tatsache der Sprachübermittlung mittels geeigneter Medien ist seit langem bekannt. Der Einfluß der Medien auf das Lautsystem ist dabei bisher fast unbeachtet geblieben. Dabei haben sie einen entscheidenden Einfluß auf die Möglichkeiten der Sprachentwicklung. Die Lautsprache erscheint dabei am flexibelsten. Die Laute erscheinen bei ihrer Bildung quasianalog, es gibt beliebig feine Übergänge zwischen verschiedenen Lauten, diese führen dabei nicht immer zu Bedeutungsunterschieden. Allerdings fördern sie eine Lautdrift, ein allmähliches gleichartiges Treiben der Konsonanten bzw. Vokale bis hin zum Verschwinden derselben. Diese Erscheinungen wurden in der Vergangenheit häufig erforscht.
Mit dem Auftreten unserer modernen Schriftsysteme trat eine weitgehende Digitalisierung der Laute ein. Übergänge wurden weitgehend beseitigt, zumindest in der Schriftsprache, zum Teil wurden noch Relikte erhalten. Diakritische Zeichen verschiedenster Art übernehmen solche Funktionen, ändern aber eigentlich nichts, sie vergrößern lediglich etwas das zur Verfügung stehende Alphabet. Eigentlich genügen bereits zwei Zeichen, 0 und 1 oder - und _ oder irgendwelche anderen, um sämtliche Buchstaben sämtlicher digitalähnlichen Alphabete aufzunehmen. (Analoge Alphabete, die zum Beispiel auf der Länge von Strecken oder der Füllmenge von Wassergläsern beruhen, sollen allerdings hier ausgeschlossen werden, da sie von der Charakteristik dem oben bereits angedeuteten analogen System der Lautsprache entsprechen.)
Die digitalen Systeme sind gegen das Driften weitgehend stabil. Ihre Veränderung erfolgt stets sprungweise. Dabei sind kleine, aber auch größere Sprünge möglich.
Kleine Sprünge entstehen dabei spontan, große werden gewöhnlich durch Rechtschreibreformen festgelegt.

Die dritte (compjutrische) Lautverschiebung entstabilisierte die digitalen Systeme weitgehend, sie sorgte für das Element des Zufalls in den Texten und im weiteren Verlauf für den Übergang der Intelligenz auf den Computer. Sie entstand zunächst weitgehend spontan, ihr Kennzeichen bestand darin, daß bestimmte Zeichenkombinationen gehäuft durch andere ersetzt werden, zunächst spontan, ohne daß der Schreiber es eigentlich will. Sie ändern die Bedeutung der Texte, führten zu einer Beschleunigung der eingeschlafenen Sprachentwicklung.
Das wurde durchaus nicht sofort anerkannt und gewünscht. Mit Rechtschreib- und Grammatikprüfprogrammen versuchten die Verfechter der reinen Sprache, diese zu verhindern oder wenigstens zu verlangsamen. Recht so, könnte man ihnen beinahe gelassen zurufen, denn sie bewirkten eigentlich gar nichts.
Die erste Liberalisierung erfolgte schon sehr bald – sie betraf zunächst lediglich die Freigabe der Worttrennung. Jedes Wort konnte nunmehr an jeder beliebigen Stelle abgeteilt werden. Der Fortschritt ist offenkundig, ein alter Zopf wurde abgeschnitten.
 



 
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