Ebenen

Alex Knov

Mitglied
„Vielleicht sollten wir das Ganze auf eine andere Ebene bringen.“

Ihre Worte hallten pochend in meinem Kopf wieder, während ich niedergeschlagen die Lotter Straße in Richtung meiner kleinen zwei-Zimmer-Wohnung lief. Jede Straßenlaterne, jedes Autolicht und jede Neonanzeige blendete mich in diesem Moment. Mein Blick verschwamm und die Gebäude verzerrten sich, als die ersten Tränen mein Gesicht runterliefen.

„Fuck!“, murmelte ich, gegen dieses überwältigende Gefühl ankämpfend.

Ich spielte die eben erlebte Situation wieder und wieder in meinem Kopf ab. Sie, mir gegenüber sitzend, schaute mich mit Mitleid erfülltem Blick an, während ich wie gelähmt da saß und versuchte, nicht verletzt zu wirken, was vermutlich genau den gegenteiligen Effekt auslöste.

„Kommst du klar?“, fragte sie und sah mir direkt in die Augen.

„Sicher“, antwortete ich ihrem Blick ausweichend. „Ich muss los.“

Ich wurde wütend, als ich daran denken musste, wie wunderschön sie aussah. Ihre blonden Haare hatte sie wie immer hinten zu einer Art Dutt gebunden und ihren Pony links zur Seite gekämmt. Mir fielen die vielen Morgen ein, an denen ich ihr beim Frisieren und Anziehen zugesehen habe. Als ich dort nackt in ihrem Bett lag und sie auf der Bettkante saß und sich schminkte, fühlte ich mich unbeschreiblich. Ich fühlte mich irgendwie erwachsen, als könnte mich nichts aufhalten. Als könnte uns nichts aufhalten. All die Regeln der Gesellschaft, all die Leute die sagten es würde nicht funktionieren, waren Kilometer weit weg. In dieser Wohnung, in diesem Bett fühlte ich mich sicher.

Eine Welle aus Trauer überkam mich bei diesem Gedanken und spülte die Wut und alle anderen Eindrücke und Gefühle weg. Es war so überwältigend, dass ich zu Boden sank und auf dem Bürgersteig kniend meinen Tränen zusah, wie sie auf die grauen Steine fielen und die Betonplatten dunkel färbten.
 
A

aligaga

Gast
Hallo @Alex,

leider ist das nichts als die übliche "Scheiße, sie ist weg"-Nummer, wobei wir im Unklaren gelassen werden, welches spezielle Selbstmitleid unseren Ich-Protz denn so zum Heulen brachte.

Offenbar handelt es sich bei ihm um eine Person, die im analogen Leben außer Bettbezügen keine hat und gern alles von der Liege aus betrachtet. Wobei ihm die aber nicht als Spielfeld zu dienen scheint, auf dem auch die significant other ab und zu mal was gewinnen darf, sondern als Warte, von der aus die Welt betrachtet wird und unerklärlich bleibt.

Die Betroffenheit des Lesers über das Wehleid des Protzes hält sich in Grenzen. Der hat seiner Liebsten zwar theatralisch erklärt, er "müsse los", schlurft aber dann doch nur heim in seine Zweiraum-Bleibe.

Sonderbar auch die Sitte des Mädchens, sich im Bett zu schminken. In normalen Haushalten haben die Göttinnen der Morgenröte ein Badezimmer mit einem Spiegel, vor dem sie die Spuren der Nacht zu verwischen versuchen - in der Regel aber nicht, bevor sie sich ein bisschen gewaschen und die Zähne geputzt haben (meist dabei das Kai-System* anwendend).

TTip, @Alex: Mach mehr aus dem eindimensionalen "Scheiße, sie ist weg und das macht mich jetzt ganz arg traurig"-Textlein. Irgendwas Besonderes. Heb's auf eine tatsächlich andere Ebene. Sonst wird das nix - mit dem Mädel sowieso nicht mehr, aber halt auch kein Stern am Lieteraturhimmel.

Heiter

aligaga

*"Kaufläche-außen-innen"!
 
S

steky

Gast
Hallo, Alex, viele Deiner Gedanken gefallen mir sehr gut! Aus dem Anfang des vierten Absatzes könntest Du ein Wortspiel machen. Anscheinend kennst Du Dich mit Traurer aus, denn ihre Vorstufe ist tatsächlich Wut. Viele neigen hier zu Gefühlen, die nicht nachvollziehbar sind. Der nasse Beton ist m.M.n zu viel des Guten. Deine Geschichte braucht eine Konfliktsituation - "der Neue", z.B. So, wie das hier steht, ist das zu alltäglich, finde ich. Vielleicht fehlt Dir einfach Erfahrung, weil du Erlebtes noch nicht verarbeitet hast? Somit würden sich andere Perspektiven eröffnen, was in Deinem Fall von Vorteil wäre. Im Negativen steckt immer etwas Positives; und umgekehrt. Minus und Minus ergibt Plus. Lg Steky
 
A

aligaga

Gast
Minus und Minus ergibt Plus.
Das ist Quark, @steky. -2 und -2 ergeben -4. Du musst minus mit minus multiplizierern, um auf plus zu kommen.

Alte Sache! Das ist wie mit dem Ständer. Der ist zugekifft um Mitternacht eine imaginäre Größe, mathematisch gesprochen.

Amüsiert

aligaga
 

Alex Knov

Mitglied
Hey Leute,

Sau nett, dass ihr mir geantwortet habt.
Ich hätte vielleicht erwähnen sollen, dass das der Anfang eines Buches ist/werden soll.
Wusste nur leider nicht wie, diese Seite ist mir noch etwas fremd.
Blöd auch, dass ein Kommentar gelöscht wurde, danke trotzdem dafür.

Heiter bis wolkig

Alex
 

FrankK

Mitglied
Hallo, Alex

Auf Ebene eines neutralen Lesers hat mich diese "Einführung" nicht überzeugt (unter der Prämisse, es sei der Einstieg in ein Buch).

Es sind in der Tat interessante Bilder, die Du uns zeigst. Emotional aufgewühlt kann ich ihn mir sehr gut vorstellen.
Und ich stimme Steky zu: Der Zusammenbruch auf offener Straße und die Tränen auf dem Beton sind definitiv zu viel des guten.
Spätestens hier hätte ich das "Buch" weggelegt, kein näheres Interesse.
Die Befürchtung, das dieser überzogene Stil sich in der Story ähnlich fortsetzt, hätte mich abgeschreckt.

Tut mir leid.


Abendliche Grüße aus Westfalen
Frank
 

Alex Knov

Mitglied
„Vielleicht sollten wir das Ganze auf eine andere Ebene bringen.“

Ihre Worte hallten pochend in meinem Kopf wieder, während ich niedergeschlagen die Lotter Straße in Richtung meiner kleinen zwei-Zimmer-Wohnung lief. Jede Straßenlaterne, jedes Autolicht und jede Neonanzeige blendete mich in diesem Moment. Mein Blick verschwamm und die Gebäude verzerrten sich, als die ersten Tränen mein Gesicht runterliefen.

„Fuck!“, murmelte ich, gegen dieses überwältigende Gefühl ankämpfend.

Ich spielte die eben erlebte Situation wieder und wieder in meinem Kopf ab. Sie, mir gegenüber sitzend, schaute mich mit Mitleid erfülltem Blick an, während ich wie gelähmt da saß und versuchte, nicht verletzt zu wirken, was vermutlich genau den gegenteiligen Effekt auslöste.

„Kommst du klar?“, fragte sie und sah mir direkt in die Augen.

„Sicher“, antwortete ich ihrem Blick ausweichend. „Ich muss los.“

Ich wurde wütend, als ich daran denken musste, wie wunderschön sie aussah. Ihre blonden Haare hatte sie wie immer hinten zu einer Art Dutt gebunden und ihren Pony links zur Seite gekämmt. Mir fielen die vielen Morgen ein, an denen ich ihr beim Frisieren und Anziehen zugesehen habe. Als ich dort nackt in ihrem Bett lag und sie auf der Bettkante saß und sich schminkte, fühlte ich mich unbeschreiblich. Ich fühlte mich irgendwie erwachsen, als könnte mich nichts aufhalten. Als könnte uns nichts aufhalten. All die Regeln der Gesellschaft, all die Leute die sagten es würde nicht funktionieren, waren Kilometer weit weg. In dieser Wohnung, in diesem Bett fühlte ich mich sicher.

Eine Welle aus Trauer überkam mich bei diesem Gedanken und spülte die Wut und alle anderen Eindrücke und Gefühle weg. Mit hängenden Schultern schleppte ich mich weiter den Gehweg entlang. Als ich dann nach einer gefühlten Ewigkeit in meiner Wohnung ankam, zog ich lediglich meine Jacke aus, ließ sie auf den Boden und mich ins Bett fallen und schlief sofort ein.
 

Alex Knov

Mitglied
Habe die letzten paar Zeilen bearbeitet, nach nochmaligem lesen stimme ich euch da auf jeden Fall zu.
Ist nicht so einfach eine solch tiefe Trauer zu zeigen ohne zu übertreiben.
Danke fürs Feedback
 



 
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