Ein Quantum Trost

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Walther

Mitglied
Ein Quantum Trost


Ich suche nach dem Quantum Trost
Im Lebensleid, das in mir tost.
Das macht die Winterdepression.
Sie ist die einzige Passion,

Die mir mein dröges Dasein ließ.
Ich fühl mich alt. Ich fühl mich mies.
Weil ich mich gerne darin suhle,
Mir freudlos in der Nase pule,

Vermiss ich dieses Selbstmitleid
So in der hellen Jahreszeit.
Just, wenn die Nächte länger werden,
Beginnt die Seele mit Beschwerden,

Den Tag mir bitter zu versüßen.
Ich muss das mit der Trauer büßen,
Mit Träumen voller Angst und Sorgen
Bis in den späten, grauen Morgen.

Am Tag bin ich total erschlagen,
Darf ich mich immerzu beklagen,
Dass grau die Welt ist und so schlecht.
Jedoch selbst das ist mir nicht recht.

Der Spaß am Klagen ist vergangen.
Ein halbes Quäntchen tät’ schon langen.
Ernüchtert such ich und erbost
Im Schneegestöber nach dem Trost.
 
Hallo Walther

Vermiss ich dieses Selbstmitleid
So in der hellen Jahreszeit.
Just, wenn die Nächte länger werden,
Beginnt die Seele mit Beschwerden,

Wäre es nicht besser so:

So in der hellen Jahreszeit
[blue]vergess [/blue]ich dieses Selbstmitleid.
Just, wenn die Nächte länger werden,
beginnt die Seele mit Beschwerden.


Man [blue]vermisst [/blue]doch nur, was man gerne hat.

Viele Grüße
Marie-Luise
 

Walther

Mitglied
Hallo Marie-Louise,

das LyrIch ist durchaus selbstironisch unterwegs. Eigentlich suhlt es sich gerne in Selbstmitleid und seiner Melancholie, uneigentlich weiß es, daß sich das (a) nicht schickt und (b) irgendwann einem selbst auf den Senkel geht.

Nur der Basset läuft gerne dauernd mit einer Trauermiene durch die Gegend, nicht wahr?

So war auch dieser Vers zu verstehen: Das LyrIch nimmt sich selbst auf die Schippe.

Lieber Gruß W.
 
Hallo Walther,
so ganz verstehe ich deine Gefühle nicht, denn du suchst ja im Schneegestöber Trost, also möchtest du dich doch gar nicht in deiner Misere suhlen.
Na ja, du wirst schon wissen, was du fühlst.
Viele Grüße
Marie-Luise
 

Walther

Mitglied
Liebe Marie-Louise,

das bin ich nicht ich. Das ist mein liebwertes LyrIch, das eine Ode auf die Winterdepressiven singt und diese nicht ganz ernst zu nehmen vermag.

Es kann durchaus sein, daß ich nicht klar genug schreibe, was ich aussagen möchte. Aber besser habe ich es nicht hinbekommen.

Lieben Dank und schade, daß ich Dir nicht helfen konnte mit meiner wohl lausigen Erklärung zu einem etwas weniger klaren Text.

Lieber Adventsgruß

der W.
 
Hallo Walther
nach mehrmaligem Lesen komme ich deinen Gefühlen schon näher.

Die einzige Passion = Leidenschaft oder Leidensgeschichte.

Vermiss ich dieses Selbstmitleid
So in der hellen Jahreszeit.

Ich meine aber, diese beiden Zeilen müssten vertauscht werden

So in der hellen Jahreszeit
vermiss ich dieses Selbstmitleid.

oder

Vermiss ich doch das Selbstmitleid
so in der hellen Jahreszeit.

Bei deiner Version meine ich, dass noch etwas Erklärendes hinterher kommen muss.

Ich schicke dir auch adventliches Grüße
Marie-Luise

Ps. Der neue James Bond-Film heißt ja auch ''Ein Quantum Trost''
 

Walther

Mitglied
Hallo Marie-Louise,

stimmt, den Film habe ich mit meinen Damen angesehen, wir waren platt. Ich fand ihn sehr gut gelungen. Sein sperriger Titel brachte mich auf das Gedicht.

Zu Deinen Hinweisen antworte ich in Kürze.

Adventsgruß W.
 

MuusTri

Mitglied
Hallo, Walther,

ich musste mir einfach mal eines von deinen Werken durchlesen und dabei habe ich gemerkt, dass wir scheinbar zwei völlig verschiedene Vorstellungen von Lyrik haben.

Ich vermisse bei dir vieles, was für mich zu Guter Lyrik gehört, und finde bei dir gleichzeitig vieles, dessen Fehlen dir bei meinem Werk gestört hat.

Stellen wie das "Jedoch selbst das..." sind zwar im richtigen Reimschema, wirken aber hingebogen, weil man im Alltag solche Satzstrukturen eigentlich nicht benutzt, nur eben zu Karneval, wenn es darum geht, Reime zu trällern.

Aber vorerst muss ich mir mal weitere deiner Werke ansehen.


Beste Grüße,

Tristan
 

Walther

Mitglied
Guten Tag, lieber Tristan,

der Unterschied zwischen uns beiden ist, daß ich mein Schreibhandwerk beherrsche und Du (noch) nicht. Das ist durchaus nicht gönnerhaft gemeint, entspricht aber der Wahrheit.

Über Deine Bewertung, deren Begründung absolut substanz- und inhaltslos daherkommt, will ich mich nicht verbreiten, da bei Kunst der Lehrsatz gilt: De gustibus non est disputandum. Jedenfalls glaube ich, daß Du weder weißt, was ich für gute Lyrik halte, noch daß Dein Wissen über Lyrik ausreicht, um wirklich fachliches Können vom fachlichen Nichtkönnen zu unterscheiden.

Was viele Autoren übersehen, ist, daß es - unabhängig vom Geschmack - so etwas wie handwerkliches Vermögen, kurz: die formale und die Sprachfertigkeit, gibt. Dieses muß man durch (Selbst)Studium und Üben erlernen. Dieses Vermögen kann man übrigens auch neutral und vom Inhalt getrennt bewerten.

Meine sachlich begründete Wertung Deines Texts ist unter diesem Gesichtspunkt zu sehen und trifft den Kern des Problems, das wir miteinander zu haben scheinen. Meine Wertung betrifft nicht Dich persönlich sondern einzig und allein den Text, den Du gepostet hast. Kritik ist kein persönlicher Angriff, sondern eine Rückkopplung für den Autor, der er sich mit seiner Veröffentlichung absichtsvoll ausgesetzt hat, zumal in einem Forum, das die Textarbeit regelrecht in den Mittelpunkt seiner Existenz stellt. Die einführenden Emails sind klar und eindeutig in dieser Frage.

Deine Wertung hingegen begreife ich als emotionale und unsachliche Strafwertung. Diese Wertung und Dein - fast im drohenden Unterton - formulierter Hinweis, daß Du nun meine anderen Werke Dir vorzunehmen gedenkst, wirft kein sehr vorteilhaftes Licht auf Dich, wenn Du mir diesen Hinweis gestattest.

Aber das ist ganz allein Deine Sache. Du darfst davon ausgehen, daß ich diese Art von Diskussionen, auch mit diesen Seiteneffekten, hier schon oft geführt habe. Mich überrascht also nicht, was jetzt geschehen wird, weder in seiner positiven noch in seiner negativen Ausformung. Laß Dir aber eines gesagt sein: Das Ergebnis verantwortest in jedem Falle Du ganz allein. Auch das ist eine sehr sachliche Feststellung, mehr nicht.

Lieber Gruß

W.
 
H

Heidrun D.

Gast
Dein Gedicht ist - wie immer - sauber gereimt, wenn auch Lüri einen etwas übertriebenen Hang zum Selbstmitleid aufweist *grins.

Aber, der wird schon wissen, was er fühlt.
:D
Liebe Grüße
Heidrun
 

Vera-Lena

Mitglied
Lieber Walther,

eine nette Parodie auf die ewigen Jammerer hast Du da geschrieben. Anscheinend bringt das Gejammer den Protagonisten zum Schluss noch in Wut, so dass das Schneegestöber die richtige Abkühlung bringen wird.

Ich finde es lustig, schön übertrieben.

Liebe Grüße
Vera-Lena
 
S

Spaetschreiber

Gast
Lieber Walther,

erst einmal "Daumen hoch" gefällt mir gut.
Was meinst du, wenn jeweils die Z4 an die Z1 anknüpft, müsste es dann nicht so in etwa aussehen wie ich es blau markiert habe? Aus dem "Klagen" habe "Jammern" gemacht, dann ist die Wortwiederholung weg. (Das rot markierte liest sich für mich besser.)
Vielleicht aber bin ich auch auf dem falschen Dampfer, aber das liegt sicher an der Xmas Stimmung. :)

Lieben Gruß
Tom


Ich suche nach dem Quantum Trost
Im Lebensleid, das in mir tost.
Das macht die Winterdepression.
Sie ist die einzige Passion,

Die mir mein dröges Dasein ließ.
Ich fühl mich alt. Ich fühl mich mies.
Weil ich mich gerne darin suhle,
Mir freudlos in der Nase pule,

Vermiss ich dieses Selbstmitleid
So in der hellen Jahreszeit.
Just, wenn die Nächte länger werden,
Beginnt die Seele mit Beschwerden,

Den Tag mir bitter zu versüßen.
Ich muss das mit der Trauer büßen,
Mit Träumen voller Angst und Sorgen
Bis in den späten, grauen Morgen.

[blue]So auch am Tag,[/blue] total erschlagen[blue].[/blue]
Darf ich mich immerzu beklagen,
Dass grau die Welt ist und so schlecht.
[red]Selbst dies jedoch [/red]ist mir nicht recht.

Der Spaß am [blue]Jammern[/blue] ist vergangen.
Ein halbes Quäntchen tät’ schon langen.
Ernüchtert such ich und erbost
Im Schneegestöber nach dem Trost.
 

Walther

Mitglied
Ein Quantum Trost


Ich suche nach dem Quantum Trost
Im Lebensleid, das in mir tost.
Das macht die Winterdepression.
Sie ist die einzige Passion,

Die mir mein dröges Dasein ließ.
Ich fühl mich alt. Ich fühl mich mies.
Weil ich mich gerne darin suhle,
Mir freudlos in der Nase pule,

Vermiss ich dieses Selbstmitleid
So in der hellen Jahreszeit.
Just, wenn die Nächte länger werden,
Beginnt die Seele mit Beschwerden,

Den Tag mir bitter zu versüßen.
Ich muss das mit der Trauer büßen,
Mit Träumen voller Angst und Sorgen
Bis in den späten, grauen Morgen.

Am Tag bin ich total erschlagen,
Darf ich mich immerzu beklagen,
Dass grau die Welt ist und so schlecht.
Selbst dies jedoch ist mir nicht recht.

Der Spaß am Jammern ist vergangen.
Ein halbes Quäntchen tät’ schon langen.
Ernüchtert such ich und erbost
Im Schneegestöber nach dem Trost.
 

Walther

Mitglied
Hallo Spätschreiber,

danke für Deine Hinweise. Wie Du siehst, habe ich zwei der Vorschläge übernommen, weil sie in der Tat den Text verbessern. Deswegen stellt man seine Gedichtversuche hier ja ein.

Den ersten Vorschlag kann ich nicht annehmen, weil er den Sinn des Texts verändert. In der Nacht nicht zu schlafen, ist wirklich weniger schön, und auf die Dauer fühlt man sich wie gerädert (welch eine bösartige Bestrafung, dieses Rädern, was ein Glück, daß wir das abgeschafft haben).

Auf die Dauer geht dem LyrIch dieses gelebte Baden im Selbstmitleid mächtig auf den Keks. Aus der Liebe wird Haßliebe. Daher muß dieser Teil des Gedichts so bleiben.

Adventsgrüße

der W.
 

Walther

Mitglied
Liebe Heidrun,

als alter Melancholiker habe ich dem LyrIch den Spiegel vorgehalten. Es rannte in den Schnee, fand keinen Trost, aber sich selbst.

Danke und Gruß

W.
 
D

diana may

Gast
Hallo Walther,

ein sehr subtiler Humor.
Sowas gefällt mir!
Ich sehe auch in dem Schneegestöber zum Schluss eher das lustige sich austoben, wie beispielsweise eine lebhafte Schneeballschlacht - weil das Jammern viel zu langweilig ist. :)

lieben Gruß
Diana
 

Walther

Mitglied
Hallo Vera-Lena,

lieben Dank für Deinen ermutigenden Eintrag. Es ist nicht leicht, mit einem etwas hintergründigen Humor die zu bescheiben. Da muß ich noch sehr üben.

Hallo Diana May,

dank auch Dir für Deine lobenden Worte. In der Tat ist der Text "Quatsch mit Schneegestöber". Viktor konnte das mit seiner Debilen Sommertunte natürlich besser. Aber man darf sich ja Ziele setzen. :)

Adventsgruß Euch beiden

der W.
 

Walther

Mitglied
Muus Tri,

an dieser Stelle noch ein Nachsatz zu Deinem und meinem Eintrag in diesem Faden. Du siehst, wie sich das Bild gewandelt hat, was Beurteilungen und Wertungen angeht.

Man sollte sich von schnellen Erfolgen also nicht blenden lassen. Gut Ding will Weile haben. Ernsthafte Kritik und vorschnelles Lob muß man fein abwägen, wenn man die Beurteilungen richtig einschätzen will.

Nichts für ungut.

Adventsgruß W.
 



 
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