Ein Zirkustraum

Anonym

Gast
Ein Zirkustraum

Carina hatte niemandem von ihrem Vorhaben erzählt, nicht einmal Paul. Sie hatte sich informiert, wo der Zirkus derzeit gastierte und eine Zugfahrkarte erworben. Einfach.

Nun stand sie mit ihrem Trolli-Koffer vor dem Eingang des großen Zirkus’ und war sich ihrer Sache plötzlich gar nicht mehr so sicher.
Was war, wenn sie nicht aufgenommen würde? Wie sollte sie beginnen, um Aufnahme in die große Zirkusfamilie zu bitten?
Es war zwei Uhr nachmittags. Die Sonne brannte vom Himmel und die Kassen hatten noch nicht geöffnet. Eigentlich lag der ganze Zirkusplatz recht verlassen da.

Carina begann zögernd an dem kleinen weißen Zaun entlang zu gehen, der den Zirkus einrahmte. Dabei hielt sie Ausschau nach einem passenden Ansprechpartner.

Sie hatte Glück, denn gerade als sie den Bürowagen passierte, kam Paolo Dolce heraus, der berühmte Tierlehrer und angehende Schwiegersohn des Zirkusdirektors, ganz zivil in Jeans und T-Shirt.
„Hallo! Guten Tag Herr Dolce.“, grüßte sie auf sich aufmerksam machend.
„Guten Tag. Kann ich Ihnen helfen?“, erwiderte er mit seinem routiniert charmanten Lächeln.
„Das hoffe ich, denn ich möchte hier anheuern.“, sagte Carina forscher als ihr zumute war.
„Anheuern? Das ist nicht ihr Ernst oder?“
Das Lächeln wich einer erstaunten Miene als er ihren Koffer bemerkte.
„Doch, das ist mein Ernst, allerdings nur für vier Wochen, ich habe extra meinen gesamten Jahresurlaub genommen.“
„Und was wollen Sie hier machen?“, erkundigte sich Dolce skeptisch.
Carina zuckte die Schultern: „Och, alles was anfällt. Tiere putzen, Ställe misten, Babysitten, Bürokram, Kochen, Plakate kleben. Was auch immer.“
Der Dresseur wurde nachdenklich. Er strich sich mit der Hand übers Kinn und blickte ins Leere. Schließlich sagte er: „Warten Sie hier, ich komme gleich zurück.“

Er ging noch einmal kurz in den Bürowagen, kam zurück, nickte ihr vage zu und ging über den Platz davon bis er außerhalb ihrer Sicht war.

Carina kam es wie eine Ewigkeit vor, bis er wieder auf der Bildfläche erschien. Mit ihm der Zirkusdirektor. Sie schluckte. Jetzt wurde es wirklich ernst.
Die beiden Männer unterhielten sich angeregt, zwischendurch sah der Direktor kurz zu ihr hin und nickte. Es ging also um sie.
Sekunden später waren sie bei ihr angelangt und Direktor Klammer reichte ihr die Hand:
„Guten Tag, Frau…?“
„Beier, Carina Beier.“, beeilte sich Carina zu sagen.
„Frau Beier, was führt Sie zu uns?“
„Ich möchte mitreisen während meiner vier Wochen Jahresurlaub.“, hob sie zu einer Antwort an, wurde aber gleich wieder unterbrochen.
„Frau Beier, wir sind ein Zirkus, kein Hotel oder sonstiges Touristikunternehmen.“, sagte Klammer ätzend arrogant.
Carina fühlte sich missverstanden und gedemütigt, schluckte aber ihre Gefühle so gut es ging hinunter und erwiderte: „Das ist mir bekannt, deshalb habe ich Herrn Dolce ja auch gesagt, dass ich bereit bin, alle möglichen mir übertragenen Arbeiten zu erledigen, wenn ich mitreisen darf.“
„Ohne Bezahlung?“ erkundigte sich Klammer erstaunt.
„Ja, nur gegen Kost und Logis.“
„Hm.“ Der Direktor überlegte kurz und fragte dann: „Einen Camping haben Sie wohl nicht?“
„Nein, auch keinen PKW. Ich bin mit dem Zug angereist.“
„Führerschein?“
„Ja, Klasse 3.“
„Immerhin. Sie sagten, Sie können kochen?“
„Meiner Familie und meinen Freunden schmeckt es.“, gab Carina zurück.
„Okay, die Sache ist die: Unser Koch, der für die Requisiteure, Tierpfleger, das Orchester und einige der Artisten kocht, die keine eigene Küche haben, hat uns vor zwei Wochen verlassen und wir sind noch auf der Suche nach einem Ersatz. Das könnte noch vier Wochen dauern, wenn Sie diesen Job so lange machen wollen, brauchen Sie nur für sich mitzukochen und ab und zu dort auszuhelfen, wo noch eine Hand gebraucht wird. Dann sind wir uns einig.“
„Prima!“, freute sich Carina und streckte Klammer strahlend die Hand hin, um den Vertrag zu besiegeln.
„Wo werde ich wohnen?“, fragte sie dann.

Die beiden Männer sahen sich an. Jeder hoffte, dem anderen würde eine Antwort einfallen.
Schließlich sagte Paolo zu seinem Chef: „Ewa?“
Der nickte und erwiderte: „Ja, das wäre eine Möglichkeit. Die einzig denkbare eigentlich. Carina, kommen Sie mal hier durch.“

Er öffnete ein Zaunelement, um sie mit ihrem Koffer durchzulassen. Sie atmete tief durch und sagte sich still, dass sie es nun wirklich geschafft hatte.
Dann fragte sie: „Aber wird ihr das auch recht sein? Sollten wir sie nicht fragen?“
„Sie hat nicht im Vertrag stehen, dass ihr ein Einzelabteil zusteht, von daher…“
Direktor Klammer ließ diesen Satz unvollendet und verabschiedete sich mit den Worten:
„Wenn Sie noch Fragen haben, wenden Sie sich an Herrn Süß, wir sehen uns dann später noch.“
„Herr Süß, wo finde ich den?“, rief Carina hinter ihm her, aber er war schon fort.
„Steht vor Ihnen, Blondie. Stets zu Diensten.“, lachte Paolo Dolce.

Carina wäre am liebsten im Erdboden versunken als ihr das Licht aufging. Errötend schlug sie sich vor die Stirn und sagte: „Klar, Paul Süß alias Paolo Dolce. Daher auch kein italienischer Akzent.“

Er nickte und ging voraus. Sie folgte ihm über den Platz bis zu einem der großen Mannschaftswagen.

Paolo öffnete die Tür und rief nach Ewa. Einen Moment später kam eine junge Frau mit langen braunen Haaren an die Tür.
„Hallo Ewa. Das hier ist Carina. Sie wird in den nächsten vier Wochen für die Mannschaft kochen. Wir haben keine andere Möglichkeit als sie bei dir unterzubringen. Machst du bitte etwas Platz in deinem Schrank und führst sie später noch zu den Orten die sie kennen sollte?“

Ewa lächelte Paolo süß an und nickte.

„Gut Carina, wenn Sie alles gesehen haben kommen Sie noch zu mir, damit wir näheres bezüglich dem Einkauf von Zutaten besprechen können, ja?“
„Geht klar, bis später.“

Sobald Süß sich abgewendet hatte, war auch das Lächeln auf Ewas Lippen gestorben.
Carina folgte ihr in den Wagen und wusste bald, warum.

Das Abteil, das sich Ewa mit Carina teilen sollte, war eigentlich schon für eine Person zu klein.
Es gab ein Etagenbett auf der einen Seite, das maximal 1,90m lang war. Auf der gegenüber liegenden Seite war ein Schrank von 1,50m Breite und 1,80m Höhe. Hier hatte Ewa all ihre Sachen drin. Kleidung, Wäsche, Handtücher, Kosmetika und ihre Kostüme. Sie arbeitete als Soloartistin am Vertikalseil.
Zwischen Bett und Schrank war gerade einmal Platz zum Stehen. Und zwar mit Blick zum Schrank oder zum Bett. Wenn man aus dem kleinen Fenster sehen wollte, musste man sich quer stellen.

Ewa hatte begonnen, schweigend ihre Sachen aus dem Schrank zu räumen und auf ihr Bett zu werfen. Sie benutzte das obere Bett, auf dem unteren lagen noch Kleidungsstücke, die im Schrank keinen Platz gehabt hatten, ohne zu sehr gequetscht zu werden.

Carina war die Situation mehr als unangenehm und schließlich sagte sie:
„Ewa.“
Die Russin drehte sich nicht um und antwortet auch nicht.
„Ewa, bitte! Das war nicht meine Idee. Hören Sie auf, die Sachen aus dem Schrank zu räumen. Ich werde meinen Koffer hier unter das Bett legen und meine Kleidung für die paar Wochen eben daraus nehmen.“
Die Artistin hörte tatsächlich auf und räumte ihre Kleider wieder in den Schrank. Dann nahm sie die Sachen von dem Bett, das nun Carina zufiel und ging ohne ein Wort zu sagen durch den Wagen zu einem anderen Abteil, in dem Carina sie laut russisch mit anderen Frauen sprechen hörte.
Ihr war zum Heulen zumute. Wenn sie das geahnt hätte, hätte sie sich auf dieses Unternehmen nicht eingelassen. Das fing ja wirklich gut an!
Ewa kam zurück und fragte kurz angebunden, ob sie fertig wäre, um herumgeführt zu werden.

„Klar, ich habe meinen Koffer unters Bett geschoben, weißt du, wo ich Bettwäsche herbekomme?“
Ewa zuckte die Schultern und erwiderte: „Kaufhaus?“
Carina bekam einen Kloß im Magen. Handtücher hatte sie ja eingepackt, aber darüber, dass sie eventuell Bettwäsche bräuchte, hatte sie gar nicht nachgedacht. Was nun?

Sie waren bei ihrem ersten Ziel angekommen und Ewa sagte: „Hier ist der Toilettenwagen. Da kannst du dich waschen und aufs Klo gehen.“
„Ach. Ja. In unserem Wagen ist also keine Toilette oder ein Waschbecken? Muss ich da nachts auch hierher?“
Ewa grinste sie nur verächtlich an. ‚Wo kommst du eigentlich her?’ sagte ihr Blick und Carina traute sich nicht, noch weiter zu fragen. Sie hatte gedacht, bei so einem großen Unternehmen hätten die Angestellten andere Möglichkeiten.

Die Russin zeigte ihr noch den Küchenwagen, also ihren zukünftigen Arbeitsplatz, der mit einem Vierplatten-Gasherd ausgestattet war, ansonsten aber außer Geschirr, Besteck, Töpfen und Pfannen keinen Luxus aufwies. Die Rückseite des Wagens war das Wohnabteil der vier Marokkaner, die den Stall der Pferde und Exoten betreuten. Zwei von ihnen kamen neugierig herbei und stellten sich vor. Mohammad und Hassan waren unbestimmten Alters und wären Carina offensichtlich am liebsten nicht mehr von der Pelle gerückt.

Eine blonde Frau, die ohne männlichen Schutz hier auftauchte und dann auch noch hier arbeiten sollte, war eben etwas Besonderes.

Nach Besichtigung der Küche brachte Ewa Carina zu Paolo und verabschiedete sich falsch lächelnd.

„So, Sie haben also alle wichtigen Plätze gesehen. Nun ein paar Details, damit Sie wissen, was in etwa auf Sie zukommt.“
Er sah sie an und sie nickte erwartungsvoll. Je mehr sie darüber wusste, was von ihr erwartet wurde, desto besser.
„Gut, Sie kochen für etwa zwanzig Personen und haben ein Budget von rund 40,-€ pro Tag. Sie müssen davon alle Lebensmittel kaufen, die Sie für Frühstück, Mittag- und Abendessen brauchen. Getränke besorgt sich jeder selbst. Es ist jetzt drei Uhr, Sie sollten sich um Zutaten für das Abendessen kümmern. Das findet nach der Abendvorstellung statt, wenn jeder seine Arbeiten erledigt hat. Frühstück ist um 7 Uhr, damit danach alle ihre Pflichten erledigen können. Mittagessen um 12 Uhr. Die Artisten, die mitessen, dürfen nicht bei der Nachmittagsvorstellung noch volle Bäuche haben.“

Carina bedauerte schon, sich nichts zum Schreiben mitgebracht zu haben. Es gab doch einiges zu bedenken.
„Haben Sie eine Ahnung, wo ich Bettwäsche herbekomme?“, fragte sie Paolo, sich dieses Problems erinnernd.
„Ist dort keins? Fragen Sie doch Ewa.“
Carina wollte um keinen Preis, dass er etwas von Ewas Stimmung mitbekam, daher ließ sie das Thema fallen und beschloss, sich bei ihrem Einkauf von Lebensmitteln einen Satz Bettwäsche von ihrem Geld zu kaufen.
„Wie komme ich denn zum nächsten Supermarkt. Gibt es irgendein freies Transportmittel für mich?“
„Hm. Der Reklamewagen könnte da sein, wenn Leszek und Pjotr nicht gerade plakatieren. Kommen Sie, wir schauen mal nach.“

Sie gingen zu den Polen, die erfreulicher Weise auf dem Platz waren und sich anboten, mit Carina loszufahren, um einzukaufen. Paolo gab ihr sechzig Euro und meinte, damit solle sie bis morgen auskommen. Übermorgen wäre ohnehin Reisetag, da würde in der nächsten Stadt aufgebaut.

Froh, in den beiden Männern von der Reklame-Truppe wenigstens freundliche Seelen gefunden zu haben, fuhr sie mit ihnen davon.


Der Wecker piepste und Carina wachte gerädert auf. Es war sechs Uhr und die Pleite des Vorabends steckte noch lähmend in ihren Knochen.
Sie war so stolz darauf gewesen, für preiswertes Geld Schweinegulasch zu bekommen und hatte ihn mit einigen Schwierigkeiten in den vorhandenen Geschirren gekocht. Ihrer Meinung nach hatte sie ihn vorzüglich hinbekommen. Leider hatte ihr niemand gesagt, dass sämtliche Marokkaner, die sie bekochte – und das waren immerhin zehn – gläubige Moslems waren und damit kein Schweinefleisch anrührten…Na gut, da hätte sie auch selbst dran denken können und das war eigentlich das Schlimmste an der Sache.
Die Männer hatten beim Anblick des Fleisches verächtlich gegrunzt und nur Nudeln gegessen mit Salat. Sie hatte noch schnell eine Butter-Ketchup-Soße angerührt, damit die Nudeln nicht so trocken waren.
Vom Gulasch war dank dem guten Appetit der Polen trotzdem kaum noch etwas übrig, aber sie musste sich für heute Mittag etwas einfallen lassen. Nach dem Essen, das erst gegen halb zwölf beendet war, hatte sie noch allein alles wegspülen müssen. Mit kaltem Wasser aus dem Toilettenwagen, denn um Punkt halb zwölf war der Strom ausgegangen. So hatte sie nicht einmal im Kocher Wasser erhitzen können. Erst später fiel ihr ein, dass es mit Gas ja gegangen wäre…
Sie hatte zunächst gedacht, es hätte einen Stromausfall gegeben, aber die Polen hatten nur gelacht und gesagt, es wäre normal, dass um diese Zeit der Strom abgestellt würde, schließlich sollten alle schlafen und sich auf den nächsten Arbeitstag vorbereiten.
So kam es, dass sie nur im Licht des Mondes bis nach Mitternacht gespült und sich dann todmüde zu ihrem Abteil durchgetastet hatte. Nun stand eine Taschenlampe noch mit auf ihrer Einkaufsliste.

Heute früh war sie natürlich noch völlig k.o. Sie hatte Angst, wie es heute weitergehen würde. Hoffentlich würden die Männer die Zutaten essen, die sie zum Frühstück gekauft hatte.

Dahingehend hätte sie jedoch nichts befürchten müssen. Wer keinen Käse mochte, aß eben Marmelade und sogar über den nach Carinas Meinung etwas zu stark geratenen Kaffee meckerte niemand. Dafür hatte Hassan es sich zur Aufgabe gemacht, sie anzubaggern und sie wusste nicht so recht, wie sie reagieren sollte, ohne ihn vor den Kopf zu stoßen. Sie versuchte, ihm aus dem Weg zu gehen und war froh, als er um halb acht mit seinen Kollegen in die Ställe verschwand.
Sie wusch das Geschirr auf und setzte sich daran, einen Speiseplan und anschließend eine Einkaufsliste für die nächsten Tage zu machen.
Danach ging sie zu Paolo Dolce, alias Paul Süß, um zu fragen, wie die Essenszeiten am Abreisetag waren.
Hier erfuhr sie ganz nebenbei, dass bereits nach der heutigen Abendvorstellung die ersten Wagen in Richtung Hamburg rollen sollten und ihr die Aufgabe zufiel, den Reklamewagen zu überführen, während die beiden Polen noch beim Abbau des Chapiteaus helfen sollten und später einen der Tiertransporter nach Hamburg fahren würden.

Sofort wurde das Essen nebensächlich und ein anderes Problem türmte sich vor Carina auf. Sie sollte ein wildfremdes Auto von Oldenburg nach Hamburg überführen und dort nach Anweisung des Platzmeisters so abstellen, dass es den weiteren Aufbau des Zirkus’ nicht störte. Davon abgesehen, dass sie sich weder in Hamburg, noch auf der Strecke bis dorthin auskannte. Süß merkte, dass ihr die Sache nicht geheuer war und sagte aufmunternd:
„Sie können hinter Erik herfahren, er wird mit dem Kassenwagen im Schlepptau als erster aufbrechen.“


Erik war etwa 50 Jahre alt und scheinbar Mädchen für alles beim Zirkus Calippo. Er half überall dort, wo er gebraucht wurde, während der Vorstellung verdiente er sich ein Zubrot dadurch, dass er die Toiletten betreute. Heute würde er also Transporte fahren.
Carina war froh, sich mit dem alten VW-Bus hinter ihn klemmen zu können. Jedenfalls so lange bis sie auf der Autobahn waren.

Dort merkte sie schnell, wie enervierend es war, mit 80 km/h hinter dem Zirkuswagen herfahren zu müssen. Immerhin gab es auf dieser Strecke keine Steigungen, sonst hätte sich das Tempo noch weiter verringert.
Sie waren gegen Ende der Abendvorstellung losgefahren. Als sie sich Hamburg näherten, kamen sie in einen Gewittersturm, der es kurzfristig unmöglich machte, schneller als mit 50km/h voran zu kommen. Auch nach Ende des Gewitters hielt heftiger Regen an.

Carina war müde und überwach zugleich. Sie hatte Mühe, in der Innenstadt hinter Erik zu bleiben, denn nicht nur einmal fuhr er bei tief dunkelgelb über eine Ampel. Beim letzten Mal konnte sie es wirklich nicht mehr verantworten noch hinterher zu fahren und hielt an. Nicht so Erik. Er konnte natürlich nicht einfach mit dem langen Gespann am Straßenrand anhalten und auf sie warten.
Verdammt, was nun? Sie hatte sich so darauf verlassen, hinter ihm herfahren zu können, dass sie keinen Plan hatte, wo sie hinmusste. Geschweige denn, dass sie eine Karte von Hamburg hatte. Super! Apropos super…ein Blick auf die Tankanzeige macht ihr klar, dass es höchste Zeit war, eine Tankstelle anzufahren. Bei diesem Wetter und zu der Uhrzeit war natürlich kaum ein Mensch auf der Straße, den sie hätte fragen können, wo sie tanken konnte.

Da der Diesel aber nun wirklich knapp wurde, hielt sie einfach an der nächsten Kneipe an, stieg aus und ging hinein, um dort nachzufragen. Sofort beim Öffnen der Tür schlug ihr eine Wolke aus Rauch und Bierdunst entgegen. Sie versuchte, nur noch auszuatmen, während sie sich der Theke näherte, in der es von Fußballfans nur so wimmelte, die sie zunächst entgeistert und dann neugierig anstarrten. Die Blicke der Männer so gut wie möglich ignorierend wandte sie sich an den Wirt und fragte nach dem Weg zur nächsten Tankstelle.


Ihr Mannschaftswohnwagen war einer der letzten, der in dieser Nacht Hamburg erreichte und so war es schließlich drei Uhr nachts bevor sie völlig erschöpft und fertig mit der Welt ins Bett fiel. Die einzige Dusche, die sie seit ihrer Ankunft beim Zirkus genossen hatte, war der Regenguss gewesen, in dem sie 500 Meter vor der Tankstelle aussteigen und mit dem Ersatzkanister Diesel holen musste, um den Tank nach mehrfachem Stottern nicht ganz leer zu fahren. Es hatte unaufhörlich geschüttet und sie war bis auf die Haut durchnässt gewesen, als sie wieder beim Wagen ankam. Wenigstens war es nicht allzu kalt gewesen.

Trotzdem hatte sich Carina eine heftige Erkältung zugezogen und musste ihrem Einkaufszettel noch Nasentropfen, Taschentücher und Aspirin zufügen. Leszek und Pjotr bemächtigten sich wieder des VW-Busses, um in der nächsten Stadt zu plakatieren und sie bekam ein altes Fahrrad geliehen, mit dem sie in Hamburg ihre Einkäufe erledigen musste, was sich als nicht ganz einfach herausstellte.

Nach vier Tagen wurde in Hamburg wieder abgebaut. Das nächste Ziel war Münster. Carina fand diesen Tourneeplan völlig daneben, schließlich wäre es von Oldenburg nach Münster doch viel näher gewesen. Als sie das jedoch mal verwundert gegenüber Erik äußerte, stand der Bürochef und Tourplaner Roland Ehrlich in Hörweite und bemerkte ätzend: „Vielleicht sind Sie ja noch nicht darauf gekommen, aber wir können als Zirkus nicht sagen: Wir kommen jetzt, macht mal eure Plätze frei! Wir müssen uns auch danach richten, wann die entsprechenden Plätze zur Verfügung stehen und ob nicht gerade unmittelbar vor unserem Gastspiel ein anderes Zirkusunternehmen dort spielt.“
Carina errötete und sagte: „Natürlich, da haben Sie recht. Was man alles beachten muss!“
Ehrlich, der kein nachtragender Mann war, erwiderte: „Genau. Wenn Sie sonst noch Fragen zur Organisation haben, stehe ich Ihnen jederzeit gerne zur Verfügung.“


Nach drei Wochen hatte sich Carina so weit eingelebt, dass sie die Abläufe ganz gut kannte. Es war ihr kein Horror mehr, die Mahlzeiten zu planen und sie wusste, sie würde immer irgendwann und irgendwie vor ihrem Mannschaftswagen mit dem VW-Bus auf dem nächsten Platz ankommen.
Sie hatte das Gefühl, von ihren Kollegen akzeptiert zu werden und auch die Chefs machten einen zufriedenen Eindruck und behandelten sie freundlich und – wie es ihr vorkam – mit wesentlich mehr Achtung als bei ihrer Ankunft. Nur Ewa hatte leider ihre Einsilbigkeit ihr gegenüber nicht aufgegeben und fieberte sichtlich ihrer Abreise entgegen.
Woran sich Carina nicht gewöhnen mochte, waren die hygienischen Verhältnisse und obwohl sie inzwischen regelmäßig vor halb zwölf noch Wasser im Kocher heiß machte, um warm spülen zu können, hatte sie nur zweimal die Gelegenheit zum Duschen gefunden als sie in der Nähe eines Schwimmbades gastiert hatten.

Heute hatte sie bereits alles für das Abendessen vorbereitet und leistete sich den seltenen Luxus, sich zur Abendvorstellung als Zuschauerin mit ins Zelt zu setzen. Am liebsten saß sie seitlich des Sattelganges im Parkett. So konnte sie das Trapez von der Seite sehen und hatte alle Vorführungen gut im Blick. Sie kannte den einen oder anderen Trick aus der Illusionsnummer und lachte still über die staunenden Ausrufe neben sich.
Die Musik des polnischen Orchesters, für das sie ebenfalls mit kochte, ließ ihr noch immer einen Schauer über den Rücken laufen.
Auch, wenn sie in ihrer Küche stand und alles für das Abendessen vorbereitete, während im Chapiteau die Vorstellung lief, genoss sie die Klänge und wusste immer, welche Artisten gerade auftraten.
Heute aber war sie mit dabei, sah, was sie sonst nur hörte und fand, dass es trotz der vielen Entbehrungen und Schwierigkeiten die richtige Entscheidung gewesen war, ihren Traum vom Zirkus wahr werden zu lassen, wenigstens für vier Wochen.
 

Julia P

Mitglied
Hallo!

Schade, dass sich hier noch niemand geäußert hat. Vielleicht weil der Text so lang ist. Ich finde ihn vor allem am Anfang spannend und deutlich erzählt. Aber dann hätte ich mir erwartet, dass neben Schwierigkeiten auch die Faszination kommt, warum carina zum Zirkus gegangen ist. Der Schluss ist sehr nüchtern. Ich hätte gehofft, dass sie zwischendurch auch Zeit hat, bei den tieren zu sein, vielleicht als Höhepunkt einmal in der Manege dabei... Oder geht der Text weiter? Ciao,

Julia
 

Anonym

Gast
Ein Zirkustraum

Carina hatte die Freikarte in ihrer Dienstpost gehabt, zusammen mit einem Post-it-Zettel ihres Kollegen Paul:

"Für unsere Süchtige. Aber damit du es weißt: Ich habe auch eine und werde dafür sorgen, dass du nicht gleich dort bleibst!"

Nun saßen die beiden mit einer Tüte frischem Popcorn und einem Programmheft bewaffnet im Parkett.

Carina atmete tief den vertrauten und doch immer wieder erregenden Geruch von Sägespänen, vermischt mit dem Dung der verschiedenen Zirkustiere ein. Das Orchester hatte das Stimmen der Instrumente beendet und intonierte synchron mit der Abdunkelung der Scheinwerfer einen flotten Eingangsmarsch.
„Live-Musik im Zirkus ist das einzig Wahre.“, seufzte Carina glücklich und begann mitzuklatschen.
Die anderen Besucher ließen sich ebenfalls bald von den stimmungsvollen Rhythmen mitreißen.
Mit den letzten Klängen des Marsches kam eine Truppe von zwölf marokkanischen Springern in die Manege. Die Musik wechselte nahtlos zu flotten arabischen Tönen, während die bunt gekleideten Marokkaner Flic-Flacs, Sprünge mit dem Minitrampolin und den Bau einer Männerpyramide präsentierten.

Carina wurde nicht müde zu applaudieren. Sie liebte solche temperamentvollen Darbietungen und neben den verschiedenen Tierdressuren, sah sie so etwas am liebsten.

Die Hassanis zogen ab und schon folgte die Vorführung einer gemischten Exotengruppe.
Die Requisiteure falteten blitzschnell die Abdeckung der Sägespäne zusammen und machten zwei majestätisch dreinblickenden Trampeltieren Platz, die von ihren als Sultan verkleideten Pflegern geführt wurden.
Ihnen folgten ausgelassen drei Zebrahengste, die sich im Staub der Sägespäne spielerisch bissen, bevor der Tierlehrer sie zur Ordnung rief.
Während die Kamele sich am Manegenrand ablegten, stiegen die Zebras mit den Vorderhufen auf die Bande und schnaubten aufgeregt ins Publikum.
Carina lachte unwillkürlich als sie sah, dass sich eine piekfeine Dame in der Loge angewidert das Gesicht mit einem Taschentuch betupfte. Das hatte sie nun davon, dass sie ganz vorne sitzen musste.
Sie verfolgte die kleinen Gesten und die ruhige Ansprache, mit denen Paolo Dolce seine Tiere lenkte und wünschte sich wie so oft vorher, es würde ihr vergönnt sein, auch einmal als Tierlehrerin in der Manege zu stehen.
Natürlich musste sie während der kurzen Pause auch die Tierschau besichtigen.

Anschließend sahen sie noch zahlreiche atemberaubende Nummern von hochbegabten Artisten am Trapez, am Vertikalseil und am Schleuderbrett. Außerdem Pferde- und Hundedressuren der Extraklasse.

Zum Schluss der Darbietungen zeigte Paolo Dolce noch den Ritt auf einem Sibirischen Tiger. Ein bildschönes Tier, wie Carina fand.
Paul, der nach einem Seitenblick auf ihr Profil wusste, was sie dachte, tätschelte ihr beruhigend den Arm und sagte: „Vergiss es lieber, Carinchen. Zuschauen ist doch auch schön. Und viel ungefährlicher.“

Sie sah ihn an und er konnte erkennen, dass sie seine Einstellung nicht nachvollziehen konnte. Trotzdem sagte sie nichts.

Nach dem Finale, zu dem alle Artisten noch einmal in die Manege kamen, um sich von ihrem Publikum zu verabschieden, blieben der Zirkusdirektor Franz Klammer, der selbst nicht mehr auftrat, und Paolo Dolce als sein designierter Nachfolger und Schwiegersohn in spe noch am Sattelgang stehen.
Die Zuschauer konnten dort das Chapiteau verlassen und viele nutzten die Gelegenheit, ein paar Worte mit einem der beiden Männer zu wechseln.

‚Das ist meine Chance!’, dachte Carina.
Schon bei dem Gedanken, ihr Idol anzusprechen, klopfte ihr das Herz bis zum Hals und sie bekam feuchte Handflächen.
Wie oft hatte sie sich gewünscht, mit dem Zirkus mitzureisen, die Tiere zu pflegen und von einem der großen Tierlehrer zu lernen?
Nach jedem Besuch einer Vorstellung träumte sie wochenlang nachts davon wie es wäre, ein Teil dieser großen Zirkusfamilie zu sein. Gleich würde sie die beiden Männer erreichen. Jetzt oder nie!
Sie atmete tief durch und fasste sich ein Herz.
„Guten Tag. Das war eine tolle Vorstellung, vor allem haben mir Ihre Tierdressuren gefallen, Herr Dolce.“
Der dunkelhaarige Dresseur, der nun in einen eleganten cremefarbenen Anzug gekleidet war, schenkte ihr ein charmantes Lächeln und bedankte sich für die anerkennenden Worte.
Carina fühlte sich durch das Lächeln ermutigt und fuhr fort: „Ich würde auch gerne mitreisen und die Tiere versorgen.“
Der Zirkusdirektor, der das mitbekam, lachte laut auf und fragte: „Wissen Sie überhaupt, was da auf Sie zukommen würde, junge Dame?“
Auch Paolo Dolce, der überraschender Weise gar keinen italienischen Akzent hatte, sagte wenig ermutigend: „Ja, ich glaube, das stellen Sie sich zu romantisch vor. Wir sind ja oft nur für zwei Tage an einem Ort und nicht eine ganze Woche, wie hier. Das ist eine große Ausnahme.“
Carina war weit davon entfernt, sich abschrecken zu lassen.
„Mag ja sein, aber das halten andere schließlich auch aus.“
„Was können Sie denn? Haben Sie irgendwelche Erfahrungen, die uns nützen würden?“, wollte der Direktor wissen.
Carina dachte nach: „Hm. In der Tierpflege nicht, außer dass ich Tiere mag, aber Pferde putzen und Ställe misten muss doch wohl zu lernen sein.“
Der ältere Mann sagte etwas höhnisch: „War es das schon? Tierpfleger haben wir bereits. Was sind Sie denn von Beruf?“
„Kauffrau für Bürokommunikation. Im Büro könnte ich mich natürlich auch nützlich machen.“, erwiderte sie wenig begeistert.
„Sie kocht hervorragend.“, warf Paul ein, der nun von dem Ehrgeiz gepackt war, seine Kollegin nicht ganz dumm dastehen zu lassen.
Daraufhin meldete sich Dolce wieder zu Wort: „Sie wollen Ihre Freundin wohl loswerden?“ Er zwinkerte Carina dabei zu, während Paul sich beeilte zu sagen: „Nein, um Himmels Willen, aber eigentlich ist sie auch gar nicht meine Freundin, sondern nur eine gute Kollegin.“

Der Direktor stieß Paul von der Seite an und sagte grinsend: „Soviel also zu den Büroqualitäten der Dame.“

Die Männer lachten und Carina dachte: ‚Na so ein Gockelverein, denen werde ich es zeigen!’

Sie verabschiedete sich höflich und ging mit Paul zum Auto.

Carina hatte niemandem von ihrem Vorhaben erzählt, nicht einmal Paul. Sie hatte sich informiert, wo der Zirkus derzeit gastierte und eine Zugfahrkarte erworben. Einfach.

Nun stand sie mit ihrem Trolli-Koffer vor dem Eingang des großen Zirkus’ und war sich ihrer Sache plötzlich gar nicht mehr so sicher.
Was war, wenn sie nicht aufgenommen würde? Wie sollte sie beginnen, um Aufnahme in die große Zirkusfamilie zu bitten?
Es war zwei Uhr nachmittags. Die Sonne brannte vom Himmel und die Kassen hatten noch nicht geöffnet. Eigentlich lag der ganze Zirkusplatz recht verlassen da.

Carina begann zögernd an dem kleinen weißen Zaun entlang zu gehen, der den Zirkus einrahmte. Dabei hielt sie Ausschau nach einem passenden Ansprechpartner.

Sie hatte Glück, denn gerade als sie den Bürowagen passierte, kam Paolo Dolce heraus, der berühmte Tierlehrer und angehende Schwiegersohn des Zirkusdirektors, ganz zivil in Jeans und T-Shirt.
„Hallo! Guten Tag Herr Dolce.“, grüßte sie auf sich aufmerksam machend.
„Guten Tag. Kann ich Ihnen helfen?“, erwiderte er mit seinem routiniert charmanten Lächeln.
„Das hoffe ich, denn ich möchte hier anheuern.“, sagte Carina forscher als ihr zumute war.
„Anheuern? Das ist nicht ihr Ernst oder?“
Das Lächeln wich einer erstaunten Miene als er ihren Koffer bemerkte.
„Doch, das ist mein Ernst, allerdings nur für vier Wochen, ich habe extra meinen gesamten Jahresurlaub genommen.“
„Und was wollen Sie hier machen?“, erkundigte sich Dolce skeptisch.
Carina zuckte die Schultern: „Och, alles was anfällt. Tiere putzen, Ställe misten, Babysitten, Bürokram, Kochen, Plakate kleben. Was auch immer.“
Der Dresseur wurde nachdenklich. Er strich sich mit der Hand übers Kinn und blickte ins Leere. Schließlich sagte er: „Warten Sie hier, ich komme gleich zurück.“

Er ging noch einmal kurz in den Bürowagen, kam zurück, nickte ihr vage zu und ging über den Platz davon bis er außerhalb ihrer Sicht war.

Carina kam es wie eine Ewigkeit vor, bis er wieder auf der Bildfläche erschien. Mit ihm der Zirkusdirektor. Sie schluckte. Jetzt wurde es wirklich ernst.
Die beiden Männer unterhielten sich angeregt, zwischendurch sah der Direktor kurz zu ihr hin und nickte. Es ging also um sie.
Sekunden später waren sie bei ihr angelangt und Direktor Klammer reichte ihr die Hand:
„Guten Tag, Frau…?“
„Beier, Carina Beier.“, beeilte sich Carina zu sagen.
„Frau Beier, was führt Sie zu uns?“
„Ich möchte mitreisen während meiner vier Wochen Jahresurlaub.“, hob sie zu einer Antwort an, wurde aber gleich wieder unterbrochen.
„Frau Beier, wir sind ein Zirkus, kein Hotel oder sonstiges Touristikunternehmen.“, sagte Klammer ätzend arrogant.
Carina fühlte sich missverstanden und gedemütigt, schluckte aber ihre Gefühle so gut es ging hinunter und erwiderte: „Das ist mir bekannt, deshalb habe ich Herrn Dolce ja auch gesagt, dass ich bereit bin, alle möglichen mir übertragenen Arbeiten zu erledigen, wenn ich mitreisen darf.“
„Ohne Bezahlung?“ erkundigte sich Klammer erstaunt.
„Ja, nur gegen Kost und Logis.“
„Hm.“ Der Direktor überlegte kurz und fragte dann: „Einen Camping haben Sie wohl nicht?“
„Nein, auch keinen PKW. Ich bin mit dem Zug angereist.“
„Führerschein?“
„Ja, Klasse 3.“
„Immerhin. Sie sagten, Sie können kochen?“
„Meiner Familie und meinen Freunden schmeckt es.“, gab Carina zurück.
„Okay, die Sache ist die: Unser Koch, der für die Requisiteure, Tierpfleger, das Orchester und einige der Artisten kocht, die keine eigene Küche haben, hat uns vor zwei Wochen verlassen und wir sind noch auf der Suche nach einem Ersatz. Das könnte noch vier Wochen dauern, wenn Sie diesen Job so lange machen wollen, brauchen Sie nur für sich mitzukochen und ab und zu dort auszuhelfen, wo noch eine Hand gebraucht wird. Dann sind wir uns einig.“
„Prima!“, freute sich Carina und streckte Klammer strahlend die Hand hin, um den Vertrag zu besiegeln.
„Wo werde ich wohnen?“, fragte sie dann.

Die beiden Männer sahen sich an. Jeder hoffte, dem anderen würde eine Antwort einfallen.
Schließlich sagte Paolo zu seinem Chef: „Ewa?“
Der nickte und erwiderte: „Ja, das wäre eine Möglichkeit. Die einzig denkbare eigentlich. Carina, kommen Sie mal hier durch.“

Er öffnete ein Zaunelement, um sie mit ihrem Koffer durchzulassen. Sie atmete tief durch und sagte sich still, dass sie es nun wirklich geschafft hatte.
Dann fragte sie: „Aber wird ihr das auch recht sein? Sollten wir sie nicht fragen?“
„Sie hat nicht im Vertrag stehen, dass ihr ein Einzelabteil zusteht, von daher…“
Direktor Klammer ließ diesen Satz unvollendet und verabschiedete sich mit den Worten:
„Wenn Sie noch Fragen haben, wenden Sie sich an Herrn Süß, wir sehen uns dann später noch.“
„Herr Süß, wo finde ich den?“, rief Carina hinter ihm her, aber er war schon fort.
„Steht vor Ihnen, Blondie. Stets zu Diensten.“, lachte Paolo Dolce.

Carina wäre am liebsten im Erdboden versunken als ihr das Licht aufging. Errötend schlug sie sich vor die Stirn und sagte: „Klar, Paul Süß alias Paolo Dolce. Daher auch kein italienischer Akzent.“

Er nickte und ging voraus. Sie folgte ihm über den Platz bis zu einem der großen Mannschaftswagen.

Paolo öffnete die Tür und rief nach Ewa. Einen Moment später kam eine junge Frau mit langen braunen Haaren an die Tür.
„Hallo Ewa. Das hier ist Carina. Sie wird in den nächsten vier Wochen für die Mannschaft kochen. Wir haben keine andere Möglichkeit als sie bei dir unterzubringen. Machst du bitte etwas Platz in deinem Schrank und führst sie später noch zu den Orten die sie kennen sollte?“

Ewa lächelte Paolo süß an und nickte.

„Gut Carina, wenn Sie alles gesehen haben kommen Sie noch zu mir, damit wir näheres bezüglich dem Einkauf von Zutaten besprechen können, ja?“
„Geht klar, bis später.“

Sobald Süß sich abgewendet hatte, war auch das Lächeln auf Ewas Lippen gestorben.
Carina folgte ihr in den Wagen und wusste bald, warum.

Das Abteil, das sich Ewa mit Carina teilen sollte, war eigentlich schon für eine Person zu klein.
Es gab ein Etagenbett auf der einen Seite, das maximal 1,90m lang war. Auf der gegenüber liegenden Seite war ein Schrank von 1,50m Breite und 1,80m Höhe. Hier hatte Ewa all ihre Sachen drin. Kleidung, Wäsche, Handtücher, Kosmetika und ihre Kostüme. Sie arbeitete als Soloartistin am Vertikalseil.
Zwischen Bett und Schrank war gerade einmal Platz zum Stehen. Und zwar mit Blick zum Schrank oder zum Bett. Wenn man aus dem kleinen Fenster sehen wollte, musste man sich quer stellen.

Ewa hatte begonnen, schweigend ihre Sachen aus dem Schrank zu räumen und auf ihr Bett zu werfen. Sie benutzte das obere Bett, auf dem unteren lagen noch Kleidungsstücke, die im Schrank keinen Platz gehabt hatten, ohne zu sehr gequetscht zu werden.

Carina war die Situation mehr als unangenehm und schließlich sagte sie:
„Ewa.“
Die Russin drehte sich nicht um und antwortet auch nicht.
„Ewa, bitte! Das war nicht meine Idee. Hören Sie auf, die Sachen aus dem Schrank zu räumen. Ich werde meinen Koffer hier unter das Bett legen und meine Kleidung für die paar Wochen eben daraus nehmen.“
Die Artistin hörte tatsächlich auf und räumte ihre Kleider wieder in den Schrank. Dann nahm sie die Sachen von dem Bett, das nun Carina zufiel und ging ohne ein Wort zu sagen durch den Wagen zu einem anderen Abteil, in dem Carina sie laut russisch mit anderen Frauen sprechen hörte.
Ihr war zum Heulen zumute. Wenn sie das geahnt hätte, hätte sie sich auf dieses Unternehmen nicht eingelassen. Das fing ja wirklich gut an!
Ewa kam zurück und fragte kurz angebunden, ob sie fertig wäre, um herumgeführt zu werden.

„Klar, ich habe meinen Koffer unters Bett geschoben, weißt du, wo ich Bettwäsche herbekomme?“
Ewa zuckte die Schultern und erwiderte: „Kaufhaus?“
Carina bekam einen Kloß im Magen. Handtücher hatte sie ja eingepackt, aber darüber, dass sie eventuell Bettwäsche bräuchte, hatte sie gar nicht nachgedacht. Was nun?

Sie waren bei ihrem ersten Ziel angekommen und Ewa sagte: „Hier ist der Toilettenwagen. Da kannst du dich waschen und aufs Klo gehen.“
„Ach. Ja. In unserem Wagen ist also keine Toilette oder ein Waschbecken? Muss ich da nachts auch hierher?“
Ewa grinste sie nur verächtlich an. ‚Wo kommst du eigentlich her?’ sagte ihr Blick und Carina traute sich nicht, noch weiter zu fragen. Sie hatte gedacht, bei so einem großen Unternehmen hätten die Angestellten andere Möglichkeiten.

Die Russin zeigte ihr noch den Küchenwagen, also ihren zukünftigen Arbeitsplatz, der mit einem Vierplatten-Gasherd ausgestattet war, ansonsten aber außer Geschirr, Besteck, Töpfen und Pfannen keinen Luxus aufwies. Die Rückseite des Wagens war das Wohnabteil der vier Marokkaner, die den Stall der Pferde und Exoten betreuten. Zwei von ihnen kamen neugierig herbei und stellten sich vor. Mohammad und Hassan waren unbestimmten Alters und wären Carina offensichtlich am liebsten nicht mehr von der Pelle gerückt.

Eine blonde Frau, die ohne männlichen Schutz hier auftauchte und dann auch noch hier arbeiten sollte, war eben etwas Besonderes.

Nach Besichtigung der Küche brachte Ewa Carina zu Paolo und verabschiedete sich falsch lächelnd.

„So, Sie haben also alle wichtigen Plätze gesehen. Nun ein paar Details, damit Sie wissen, was in etwa auf Sie zukommt.“
Er sah sie an und sie nickte erwartungsvoll. Je mehr sie darüber wusste, was von ihr erwartet wurde, desto besser.
„Gut, Sie kochen für etwa zwanzig Personen und haben ein Budget von rund 40,-€ pro Tag. Sie müssen davon alle Lebensmittel kaufen, die Sie für Frühstück, Mittag- und Abendessen brauchen. Getränke besorgt sich jeder selbst. Es ist jetzt drei Uhr, Sie sollten sich um Zutaten für das Abendessen kümmern. Das findet nach der Abendvorstellung statt, wenn jeder seine Arbeiten erledigt hat. Frühstück ist um 7 Uhr, damit danach alle ihre Pflichten erledigen können. Mittagessen um 12 Uhr. Die Artisten, die mitessen, dürfen nicht bei der Nachmittagsvorstellung noch volle Bäuche haben.“

Carina bedauerte schon, sich nichts zum Schreiben mitgebracht zu haben. Es gab doch einiges zu bedenken.
„Haben Sie eine Ahnung, wo ich Bettwäsche herbekomme?“, fragte sie Paolo, sich dieses Problems erinnernd.
„Ist dort keins? Fragen Sie doch Ewa.“
Carina wollte um keinen Preis, dass er etwas von Ewas Stimmung mitbekam, daher ließ sie das Thema fallen und beschloss, sich bei ihrem Einkauf von Lebensmitteln einen Satz Bettwäsche von ihrem Geld zu kaufen.
„Wie komme ich denn zum nächsten Supermarkt. Gibt es irgendein freies Transportmittel für mich?“
„Hm. Der Reklamewagen könnte da sein, wenn Leszek und Pjotr nicht gerade plakatieren. Kommen Sie, wir schauen mal nach.“

Sie gingen zu den Polen, die erfreulicher Weise auf dem Platz waren und sich anboten, mit Carina loszufahren, um einzukaufen. Paolo gab ihr sechzig Euro und meinte, damit solle sie bis morgen auskommen. Übermorgen wäre ohnehin Reisetag, da würde in der nächsten Stadt aufgebaut.

Froh, in den beiden Männern von der Reklame-Truppe wenigstens freundliche Seelen gefunden zu haben, fuhr sie mit ihnen davon.


Der Wecker piepste und Carina wachte gerädert auf. Es war sechs Uhr und die Pleite des Vorabends steckte noch lähmend in ihren Knochen.
Sie war so stolz darauf gewesen, für preiswertes Geld Schweinegulasch zu bekommen und hatte ihn mit einigen Schwierigkeiten in den vorhandenen Geschirren gekocht. Ihrer Meinung nach hatte sie ihn vorzüglich hinbekommen. Leider hatte ihr niemand gesagt, dass sämtliche Marokkaner, die sie bekochte – und das waren immerhin zehn – gläubige Moslems waren und damit kein Schweinefleisch anrührten…Na gut, da hätte sie auch selbst dran denken können und das war eigentlich das Schlimmste an der Sache.
Die Männer hatten beim Anblick des Fleisches verächtlich gegrunzt und nur Nudeln gegessen mit Salat. Sie hatte noch schnell eine Butter-Ketchup-Soße angerührt, damit die Nudeln nicht so trocken waren.
Vom Gulasch war dank dem guten Appetit der Polen trotzdem kaum noch etwas übrig, aber sie musste sich für heute Mittag etwas einfallen lassen. Nach dem Essen, das erst gegen halb zwölf beendet war, hatte sie noch allein alles wegspülen müssen. Mit kaltem Wasser aus dem Toilettenwagen, denn um Punkt halb zwölf war der Strom ausgegangen. So hatte sie nicht einmal im Kocher Wasser erhitzen können. Erst später fiel ihr ein, dass es mit Gas ja gegangen wäre…
Sie hatte zunächst gedacht, es hätte einen Stromausfall gegeben, aber die Polen hatten nur gelacht und gesagt, es wäre normal, dass um diese Zeit der Strom abgestellt würde, schließlich sollten alle schlafen und sich auf den nächsten Arbeitstag vorbereiten.
So kam es, dass sie nur im Licht des Mondes bis nach Mitternacht gespült und sich dann todmüde zu ihrem Abteil durchgetastet hatte. Nun stand eine Taschenlampe noch mit auf ihrer Einkaufsliste.

Heute früh war sie natürlich noch völlig k.o. Sie hatte Angst, wie es heute weitergehen würde. Hoffentlich würden die Männer die Zutaten essen, die sie zum Frühstück gekauft hatte.

Dahingehend hätte sie jedoch nichts befürchten müssen. Wer keinen Käse mochte, aß eben Marmelade und sogar über den nach Carinas Meinung etwas zu stark geratenen Kaffee meckerte niemand. Dafür hatte Hassan es sich zur Aufgabe gemacht, sie anzubaggern und sie wusste nicht so recht, wie sie reagieren sollte, ohne ihn vor den Kopf zu stoßen. Sie versuchte, ihm aus dem Weg zu gehen und war froh, als er um halb acht mit seinen Kollegen in die Ställe verschwand.
Sie wusch das Geschirr auf und setzte sich daran, einen Speiseplan und anschließend eine Einkaufsliste für die nächsten Tage zu machen.
Danach ging sie zu Paolo Dolce, alias Paul Süß, um zu fragen, wie die Essenszeiten am Abreisetag waren.
Hier erfuhr sie ganz nebenbei, dass bereits nach der heutigen Abendvorstellung die ersten Wagen in Richtung Hamburg rollen sollten und ihr die Aufgabe zufiel, den Reklamewagen zu überführen, während die beiden Polen noch beim Abbau des Chapiteaus helfen sollten und später einen der Tiertransporter nach Hamburg fahren würden.

Sofort wurde das Essen nebensächlich und ein anderes Problem türmte sich vor Carina auf. Sie sollte ein wildfremdes Auto von Oldenburg nach Hamburg überführen und dort nach Anweisung des Platzmeisters so abstellen, dass es den weiteren Aufbau des Zirkus’ nicht störte. Davon abgesehen, dass sie sich weder in Hamburg, noch auf der Strecke bis dorthin auskannte. Süß merkte, dass ihr die Sache nicht geheuer war und sagte aufmunternd:
„Sie können hinter Erik herfahren, er wird mit dem Kassenwagen im Schlepptau als erster aufbrechen.“


Erik war etwa 50 Jahre alt und scheinbar Mädchen für alles beim Zirkus Calippo. Er half überall dort, wo er gebraucht wurde, während der Vorstellung verdiente er sich ein Zubrot dadurch, dass er die Toiletten betreute. Heute würde er also Transporte fahren.
Carina war froh, sich mit dem alten VW-Bus hinter ihn klemmen zu können. Jedenfalls so lange bis sie auf der Autobahn waren.

Dort merkte sie schnell, wie enervierend es war, mit 80 km/h hinter dem Zirkuswagen herfahren zu müssen. Immerhin gab es auf dieser Strecke keine Steigungen, sonst hätte sich das Tempo noch weiter verringert.
Sie waren gegen Ende der Abendvorstellung losgefahren. Als sie sich Hamburg näherten, kamen sie in einen Gewittersturm, der es kurzfristig unmöglich machte, schneller als mit 50km/h voran zu kommen. Auch nach Ende des Gewitters hielt heftiger Regen an.

Carina war müde und überwach zugleich. Sie hatte Mühe, in der Innenstadt hinter Erik zu bleiben, denn nicht nur einmal fuhr er bei tief dunkelgelb über eine Ampel. Beim letzten Mal konnte sie es wirklich nicht mehr verantworten noch hinterher zu fahren und hielt an. Nicht so Erik. Er konnte natürlich nicht einfach mit dem langen Gespann am Straßenrand anhalten und auf sie warten.
Verdammt, was nun? Sie hatte sich so darauf verlassen, hinter ihm herfahren zu können, dass sie keinen Plan hatte, wo sie hinmusste. Geschweige denn, dass sie eine Karte von Hamburg hatte. Super! Apropos super…ein Blick auf die Tankanzeige macht ihr klar, dass es höchste Zeit war, eine Tankstelle anzufahren. Bei diesem Wetter und zu der Uhrzeit war natürlich kaum ein Mensch auf der Straße, den sie hätte fragen können, wo sie tanken konnte.

Da der Diesel aber nun wirklich knapp wurde, hielt sie einfach an der nächsten Kneipe an, stieg aus und ging hinein, um dort nachzufragen. Sofort beim Öffnen der Tür schlug ihr eine Wolke aus Rauch und Bierdunst entgegen. Sie versuchte, nur noch auszuatmen, während sie sich der Theke näherte, in der es von Fußballfans nur so wimmelte, die sie zunächst entgeistert und dann neugierig anstarrten. Die Blicke der Männer so gut wie möglich ignorierend wandte sie sich an den Wirt und fragte nach dem Weg zur nächsten Tankstelle.


Ihr Mannschaftswohnwagen war einer der letzten, der in dieser Nacht Hamburg erreichte und so war es schließlich drei Uhr nachts bevor sie völlig erschöpft und fertig mit der Welt ins Bett fiel. Die einzige Dusche, die sie seit ihrer Ankunft beim Zirkus genossen hatte, war der Regenguss gewesen, in dem sie 500 Meter vor der Tankstelle aussteigen und mit dem Ersatzkanister Diesel holen musste, um den Tank nach mehrfachem Stottern nicht ganz leer zu fahren. Es hatte unaufhörlich geschüttet und sie war bis auf die Haut durchnässt gewesen, als sie wieder beim Wagen ankam. Wenigstens war es nicht allzu kalt gewesen.

Trotzdem hatte sich Carina eine heftige Erkältung zugezogen und musste ihrem Einkaufszettel noch Nasentropfen, Taschentücher und Aspirin zufügen. Leszek und Pjotr bemächtigten sich wieder des VW-Busses, um in der nächsten Stadt zu plakatieren und sie bekam ein altes Fahrrad geliehen, mit dem sie in Hamburg ihre Einkäufe erledigen musste, was sich als nicht ganz einfach herausstellte.

Nach vier Tagen wurde in Hamburg wieder abgebaut. Das nächste Ziel war Münster. Carina fand diesen Tourneeplan völlig daneben, schließlich wäre es von Oldenburg nach Münster doch viel näher gewesen. Als sie das jedoch mal verwundert gegenüber Erik äußerte, stand der Bürochef und Tourplaner Roland Ehrlich in Hörweite und bemerkte ätzend: „Vielleicht sind Sie ja noch nicht darauf gekommen, aber wir können als Zirkus nicht sagen: Wir kommen jetzt, macht mal eure Plätze frei! Wir müssen uns auch danach richten, wann die entsprechenden Plätze zur Verfügung stehen und ob nicht gerade unmittelbar vor unserem Gastspiel ein anderes Zirkusunternehmen dort spielt.“
Carina errötete und sagte: „Natürlich, da haben Sie recht. Was man alles beachten muss!“
Ehrlich, der kein nachtragender Mann war, erwiderte: „Genau. Wenn Sie sonst noch Fragen zur Organisation haben, stehe ich Ihnen jederzeit gerne zur Verfügung.“


Nach drei Wochen hatte sich Carina so weit eingelebt, dass sie die Abläufe ganz gut kannte. Es war ihr kein Horror mehr, die Mahlzeiten zu planen und sie wusste, sie würde immer irgendwann und irgendwie vor ihrem Mannschaftswagen mit dem VW-Bus auf dem nächsten Platz ankommen.
Sie hatte das Gefühl, von ihren Kollegen akzeptiert zu werden und auch die Chefs machten einen zufriedenen Eindruck und behandelten sie freundlich und – wie es ihr vorkam – mit wesentlich mehr Achtung als bei ihrer Ankunft. Nur Ewa hatte leider ihre Einsilbigkeit ihr gegenüber nicht aufgegeben und fieberte sichtlich ihrer Abreise entgegen.
Woran sich Carina nicht gewöhnen mochte, waren die hygienischen Verhältnisse und obwohl sie inzwischen regelmäßig vor halb zwölf noch Wasser im Kocher heiß machte, um warm spülen zu können, hatte sie nur zweimal die Gelegenheit zum Duschen gefunden als sie in der Nähe eines Schwimmbades gastiert hatten.

Heute hatte sie bereits alles für das Abendessen vorbereitet und leistete sich den seltenen Luxus, sich zur Abendvorstellung als Zuschauerin mit ins Zelt zu setzen. Am liebsten saß sie seitlich des Sattelganges im Parkett. So konnte sie das Trapez von der Seite sehen und hatte alle Vorführungen gut im Blick. Sie kannte den einen oder anderen Trick aus der Illusionsnummer und lachte still über die staunenden Ausrufe neben sich.
Die Musik des polnischen Orchesters, für das sie ebenfalls mit kochte, ließ ihr noch immer einen Schauer über den Rücken laufen.
Auch, wenn sie in ihrer Küche stand und alles für das Abendessen vorbereitete, während im Chapiteau die Vorstellung lief, genoss sie die Klänge und wusste immer, welche Artisten gerade auftraten.
Heute aber war sie mit dabei, sah, was sie sonst nur hörte und fand, dass es trotz der vielen Entbehrungen und Schwierigkeiten die richtige Entscheidung gewesen war, ihren Traum vom Zirkus wahr werden zu lassen, wenigstens für vier Wochen.
 

Anonym

Gast
Ergänzung

Hallo Julia,
danke für deine Stellungnahme. Ich muss zugeben den Text gekürzt zu haben, vermutlich habe ich ihm damit genau das genommen, was dir jetzt gefehlt hat...
Falls du noch Lust hast, kannst du ja nochmal reinlesen, ich habe den Anfang wieder "angeklebt" und hoffe, die Stimmung kommt nun besser rüber.
Liebe Grüße
 

Julia P

Mitglied
Hallo!

Ich glaube, die Stimmung ist jetzt besser, aber ich versteh auch, warum Du den Text gekurzt hast. Ich finde, es fehlt vor allem ein Höhepunkt zum Schluss. Ciao,

Julia
 



 
Oben Unten