Ein fast perfektes Verbrechen

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Lars Neumann

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Ein fast perfektes Verbrechen

Es ist Samstag.
„Der“ Samstag!
Der letzte Samstag der laufenden Bundesligasaison.
Der Samstag an dem der FC Bayern München die Chance hat die Meisterschaft für sich zu entscheiden. Wieder einmal.
Und wir haben die letzte Chance unseren Auftrag auszuführen. Denn unser “Kunde“ würde ein »warten wir halt bis nächstes Jahr« gewiss nicht akzeptieren. Nicht bei diesem Vorschuss.
Aber ohne ordentlich „Bakschisch“ kommt eben keiner an das Objekt der Begierde, ja nicht mal bis in Sichtweite.
Denn wir haben den Auftrag die Meisterschale zu „organisieren“.
Nun gibt es „Kollegen“ in unserer Branche, die sind tatsächlich der Meinung, reinkommen sei leichter als raus. Diese Helden der Nacht sollen mir mal erklären was das für einen Unterschied macht. Bei zig-tausend Fans beider Lager, jeder Menge Security und Polizei soweit das Auge reicht. Von den anderen Angestellten ganz zu schweigen. Da müssen schon besondere Einfälle die Situation retten.
Und bis jetzt lief alles wie geschmiert!
Wir sind als Fans rein, in voller Montur, sogar das Aftershave war von „Hopfenkaltschale“. Drinnen zogen wir Security-Klamotten an. Wären wir gleich damit am Einlass aufgeschlagen hätte es nur blöde Fragen gehagelt. Gott sei Dank wurde alles Nötige bereits vor Tagen von einem Komplizen deponiert. Was beweist dass Spielschulden gut sind, sofern ein anderer sie hat!
Die „Salatschüssel“ mitgehen zu lassen war sogar einfacher als geplant. Sämtliche Informationen waren korrekt, die Überfallenen nicht annähernd so Zahlreich wie befürchtet. Und erst der Anblick der Gesichter. Gold wert! Aber irgendwie auch verständlich. Schließlich blickt man nicht jeden Tag in den Lauf einer Walther. Ihre Handys waren im nu eingesammelt, das interne Telefon mit einem Ruck hinüber. Als wir den Raum verließen lagen alle geknebelt und mit Kabelbindern gefesselt am Boden. Was für Bullen gut ist, ist für uns gerade gut genug.
Die von außen blockierte Tür zum Raum gab uns etwas mehr Zeit um den Koffer mit der Schale seelenruhig zur Tiefgarage zu verfrachten. Dort stand der erste Fluchtwagen bereit, gehört übrigens unserem Komplizen. Äh, gehörte, sorry!
Und gerade eben haben wir das Gelände der Arena verlassen. Doch jetzt kommt der Clou! Es geht nicht wie jeder erwarten würde direkt auf die Autobahn, nein! Wenn wir das tun haben sie uns in ein paar Stunden geschnappt. So dumm darf man bei solch einem Job nicht sein.
Nach erneutem „Stoffwechsel“ wird uns die Flucht direkt auf das U-Bahnbetriebsgelände führen. In genau jene Betriebshalle in der ein „Fluchtwaggon“ für uns bereit steht. Skeptiker würden sagen: Blödsinn, die drehen euch doch in kürzester Zeit den Saft ab. Nur ist das Kontrollsystem, Internet sei dank, bereits seit einer Woche mit einem entsprechenden Programm versehen. Hab's heute früh selber noch mal gecheckt. Bis zur Messe fahren und in den zweiten Pkw umsteigen wird ein Kinderspiel! Und danach...


Montags darauf, auf der ersten Seite aller Tageszeitungen:

München
Dreisten Verbrechern wäre es am vergangenen Samstag beinahe gelungen mit Waffengewalt die DFB-Meisterschale zu rauben. Obwohl die vier, noch unbekannten, Täter mehrfach die Kleidung wechselten, konnten sie bereits eine Stunde nach der Tat auf dem Gelände der MVG in Fröttmaning gefasst werden. Offenbar hatten sie geplant in einer manipulierten U-Bahn zu entkommen, waren jedoch im Simulatorraum gelandet. Dieser dient zur Ausbildung angehender Zugführer, der darin befindliche „Waggon“ ist fest montiert. Laut Polizei wurde bei der Festnahme einer der Räuber leicht verletzt. Die Fahndung nach den vermuteten Auftraggebern läuft zur Zeit auf Hochtouren. Weitere Angaben zur Tat werden auf der heutigen Pressekonferenz erwartet. Der Vorstand des FCB gab Gestern bekannt...
 

jon

Mitglied
Teammitglied
Ich habe gerade ein paar Minuten, also pack ich mal die Leselupe aus …

Die Idee finde ich witzig, auch wenn mir nur andeutungsweise klar wird, warum jemand den Pott (geklaut) haben will. Aber das ist vielleicht so wie mit Kunst, an der kann man sich ja auch nur "im Geheimen" erfreuen. Wie die Verwechslung mit der Trainingseinheit zustande kam, ist auch nicht ganz klar - da muss man schon recht blind sein, oder? Vielleicht wäre es sinnvoller, nicht am Ende die Gangster in den falschen Wagon zu schicken, sondern den Hacker das falsche System erwischen zu lassen, so dass die Jungs zwar einen echten Waggon "treffen", der aber eben nicht manipuliert ist. Es wird dann allerdings nicht so leicht, die Erklärung im Text unterzubringen …

Schade finde ich, dass du für die Pointe das so oft benutzte Mittel der "angehängten Nachrichten-Meldung" benutzt. Was hältst du davon, es die Gangster erleben zu lassen? So in der Art … und danach … ABSATZ Aber jetzt erstmal rein in den Waggon! Die Fenster vorn sehen etwas komisch aus, aber naja. Fahrerkabine, Startknopf drücken und los geht es. Moment! Im Fenster ist ja gar nicht die Halle zu sehen, sondern ein Bahnsteig! Und er sieht komisch aus. Sind das … sind das Bildschirme?? Was zum … ?! LEERZEILE Der Gangster starrte den Polizisten an. Der konnte sich ein Grinsen kaum verkneifen. "Hände hoch … und würden Sie bitte aus dem Fahrsimulatur aussteigen?"

Das größte "Formproblem" sind die fehlenden Kommas. Und am Anfang hast du verschiedene Anführungszeichen benutzt, das muss noch vereinheitlicht werden. Das und weiteres nun hier:

Ein fast perfektes Verbrechen

Der Samstag[red]KOMMA[/red] an dem der FC Bayern München die Chance hat[red]KOMMA[/red] die Meisterschaft für sich zu entscheiden. Wieder einmal.
Und wir haben die letzte Chance[red]KOMMA[/red] unseren Auftrag auszuführen. Denn unser Kunde“ würde ein »warten wir halt bis nächstes Jahr« gewiss nicht akzeptieren. Nicht bei diesem Vorschuss.
Die denn-Erklärung ist nicht logisch. Die letzte Chance entsteht doch nicht wegen des Kunden, dem ist doch egal, wo die den Pokal herausholen, Hauptsache, er bekommt ihn. Die Begrenzung entsteht doch eher durch den Mangel an Gelegenheit – so "leicht" zugänglich ist das Objekt wahrscheinlich nur eben in dieser begrenzten Zeitspanne. Oder?

Aber ohne ordentlich „Bakschisch“ kommt eben keiner an das Objekt der Begierde, ja nicht mal bis in Sichtweite.
Der Satz irritiert mich, ich weiß nicht, was er mir sagen soll. Dass der Vorschuss benutzt wurde, um irgendwen zu bestechen?

Nun gibt es „Kollegen“ in unserer Branche, die sind tatsächlich der Meinung, reinkommen sei leichter als raus. Diese Helden der Nacht sollen mir mal erklären[red]KOMMA[/red] was das für einen Unterschied macht.
… aber das ist doch auch hier das Hauptproblem: Das Reingehen (mit wechselnder Tarnung) geht ratzfatz, aber nach ausgelöstem Alarm mit der Schale abzuhauen, ist schon ein anderes Ding (und verlangt nach diesem Kniff mit der Bahn). Nicht umsonst bestehen die meisten Sicherheitssysteme zum größeren Teil aus Vorrichtungen, die schnell Alarm geben und den Täter festsetzen.


Bei zig-tausend Fans beider Lager, jeder Menge Security und Polizei soweit das Auge reicht. Von den anderen Angestellten ganz zu schweigen. Da müssen schon besondere Einfälle die Situation retten.
Diese Menge an Leuten vereinfacht es doch eher: Da kennt nicht jeder jeden persönlich, man kann sich leicht reinschmuggeln. Besondere Einfälle sind da noch nicht nötig. Ich würde diese Satz streichen und eher … ganz zu schweigen. Aber bis jetzt lief alles wie geschmiert. schreiben. Das würde auch dieses unselige Ausrufezeichen eliminieren.


Wären wir gleich damit am Einlass aufgeschlagen hätte[red]KOMMA[/red] es nur blöde Fragen gehagelt.
Wieso gehagelt? Die Einlasser hätten sich vielleicht gewundert, dass sie ihre "neuen Kollegen" nicht kennen, aber das wäre regelbar gewesen. (Trotzdem ist die Idee, als Fans reinzugehen besser, weil die sich gegenseitig ja nun wirklich kaum kennen.)

Gott sei Dank wurde alles Nötige bereits vor Tagen von einem Komplizen deponiert. Was beweist[red]KOMMA[/red] dass Spielschulden gut sind, sofern ein anderer sie hat!
Wieder so ein sinnfreies Ausrufezeichen. Nein im Ernst, die Manie, überall mit Rufbalken zu operieren, ist weit verbreitet, eines guten Autors aber "nicht würdig". Er kann - wie du hier - allein durch den Rhythmus und die inhaltliche Pointierung viel effektiver Akzente setzen. Ohne das Zeichen wirkt es lakonischer, was dem "Witz" gut tut. (PS: Eine andere Lösung zeige ich weiter unten auf.)

Die „Salatschüssel“ mitgehen zu lassen[red]KOMMA[/red] war sogar einfacher als geplant. Sämtliche Informationen waren korrekt, die Überfallenen nicht annähernd so Zahlreich wie befürchtet. Und erst der Anblick der Gesichter. Gold wert! Aber irgendwie auch verständlich. Schließlich blickt man nicht jeden Tag in den Lauf einer Walther. Ihre Handys waren im nu eingesammelt, das interne Telefon mit einem Ruck hinüber. Als wir den Raum verließen[red]KOMMA[/red] lagen alle geknebelt und mit Kabelbindern gefesselt am Boden. Was für Bullen gut ist, ist für uns gerade gut genug.
"zahlreich" klein
Der Satz mit den Bullen ist überflüssig. Für mein Empfinden bremst er zudem den Fluss.

Die von außen blockierte Tür zum Raum gab uns etwas mehr Zeit[red]KOMMA[/red] um den Koffer mit der Schale seelenruhig zur Tiefgarage zu verfrachten.
Es geht nicht[red]KOMMA[/red] wie jeder erwarten würde[red]KOMMA[/red] direkt auf die Autobahn, nein!
Die Ausrufezeichen (nach sorry, Clou und nein) passen - man kann sie so sprechen, ohne der Satzmelodie Gewalt anzutun. Bei dem Satz oben wäre dieser Effekt möglich gewesen, wenn du "Sofern ein anderer sie hat!" abzutrennen und die Betonung ganz auf diesem "Witz" zu lassen, statt sie auf den ganze Satz pressen zu wollen. (Oje, ich hoffe, ich habe mich verständlich genug ausgedrückt.)

Wenn wir das tun[red]KOMMA[/red] haben sie uns in ein paar Stunden geschnappt. So dumm darf man bei solch einem Job nicht sein.
Nach erneutem „Stoffwechsel“ wird uns die Flucht direkt auf das U-Bahnbetriebsgelände führen. In genau jene Betriebshalle[red]KOMMA[/red] in der ein „Fluchtwaggon“ für uns bereit steht.
"Stoffwechsel" gefällt mir.

Skeptiker würden sagen: Blödsinn, die drehen euch doch in kürzester Zeit den Saft ab.
Hier könnte ein Ausrufezeichen stehen, denn die Skeptiker würden ja "Blödsinn!" sagen. Es geht aber auch so.

Hab's heute früh selber noch mal gecheckt. Bis zur Messe fahren und in den zweiten Pkw umsteigen wird ein Kinderspiel! Und danach...
Hinweis: Hier redet zwar jemand und der darf auch "falsch" sprechen, aber eigentlich heißt das Wort "selbst", nicht "selber".
Leerzeichen vor den drei Punkten fehlt.



Dreisten Verbrechern wäre es am vergangenen Samstag beinahe gelungen[red]KOMMA[/red] mit Waffengewalt die DFB-Meisterschale zu rauben.
Offenbar hatten sie geplant[red]KOMMA[/red] in einer manipulierten U-Bahn zu entkommen, waren jedoch im Simulatorraum gelandet.
Der Vorstand des FCB gab Gestern bekannt...
gestern
Leerzeichen
 

Lars Neumann

Mitglied
Hallo jon!

Ich muss mich bei dir bedanken. Schon wieder! Wird wahrscheinlich zur Gewohnheit. Trotzdem danke für die ausführliche Bewertung. Genau das habe ich gebraucht. (Lechz, Hechel … Gier!)
Das mit den vielen Fehlern bei den [red]KOMMAS[/red] hatte ich befürchtet, aber leider habe ich zur Zeit kein Geld für ein entsprechendes Korrekturprogramm übrig. Ich muss mit Open Office zurecht kommen, oder es selbst lernen.
Die meisten von dir angemahnten Änderungen scheinen logisch und werden wohl, nach eingehender Prüfung, vorgenommen. Aber ein paar Dinge muss ich wohl, vorab, erklären.

Die Idee finde ich witzig, auch wenn mir nur andeutungsweise klar wird, warum jemand den Pott (geklaut) haben will. Aber das ist vielleicht so wie mit Kunst, an der kann man sich ja auch nur "im Geheimen" erfreuen.
Klar ist es vielleicht wenn man weiß, dass selbst der Gewinner das Original nicht behalten darf, sondern eine Kopie bekommt. Damit ist das Original eher wie eine Reliquie zu sehen.

Wie die Verwechslung mit der Trainingseinheit zustande kam, ist auch nicht ganz klar - da muss man schon recht blind sein, oder? Vielleicht wäre es sinnvoller, nicht am Ende die Gangster in den falschen Wagon zu schicken, sondern der Hacker das falsche System erwischen zu lassen, so dass die Jungs zwar einen echten Waggon "treffen", der aber eben nicht manipuliert ist.
Das betreffende Gebäude war der eigentliche Grund für diese „Geschichte“. Es ist, wenn man das Gelände der MVG betritt, das erste auf der linken Seite und nicht auffällig „markiert“. Eine kleine silberne, mit dünnen schwarzen Buchstaben beschriftete, Tafel erkennt man erst, wenn man vom Hauptgebäude oder den Wartungshallen zurück fährt. Ich habe dort für eine Spedition geliefert und es selbst erst beim dritten, oder vierten, mal bemerkt. Bei guten Sichtverhältnissen und ohne in Eile zu sein.

Aber ohne ordentlich „Bakschisch“ kommt eben keiner an das Objekt der Begierde, ja nicht mal bis in Sichtweite.

Der Satz irritiert mich, ich weiß nicht, was er mir sagen soll. Dass der Vorschuss benutzt wurde, um irgendwem zu bestechen?
Der Begriff "Bakschisch" ist wohl nicht mehr geläufig, werde ihn, notgedrungen, in Schmiergeld ändern müssen.


Wären wir gleich damit am Einlass aufgeschlagen hätteKOMMA es nur blöde Fragen gehagelt.

Wieso gehagelt? Die Einlasser hätten sich vielleicht gewundert, dass sie ihre "neuen Kollegen" nicht kennen, aber das wäre regelbar gewesen.
Das Problem ist der Job an sich. Vor jeder Veranstaltung finden so genannte „Lagebesprechungen“ statt. „Neue Kollegen“ werden dabei bekannt gemacht, die erste Zeit aber immer Jemandem mit Erfahrung zur Seite gestellt. Sie arbeiten nie alleine, schon gar nicht vier neue zusammen. Und selbst Angehörige verschiedener Firmen kennen sich untereinander, so unwahrscheinlich es klingen mag. Erst im inneren eines Stadions ist die Securitydichte etwas geringer.

"Stoffwechsel" gefällt mir.
Ich habe mal gelesen Frauen leiden oft unter der „Stoffwechselkrankheit“, dachte es würde hier auch passen.

Noch einmal Danke für die intensive Besprechung. Werde die gröbsten Fehler sobald als möglich ändern.
 

jon

Mitglied
Teammitglied
Das Wort Bakschisch kenn ich schon, und ich denke, es ist auch noch geläufig (vielleicht inzwischen nicht mehr "politisch korrekt", aber das vermute ich nur). Ich meine die Kopplung von „Vorschuss erhalten“ mit der „Erklärung", dass man eben nur mit Bakschisch an das Objekt kommt. Dieser Vorschuss ist ja eben kein Schmiergeld, damit Leute „guten Willen zeigen“ und den Pokal rausrücken, sondern „Lohn" für die, die das Teil holen.

Das mit der Security(Verkleidung) leuchtet ein.

Das Spezialwissen um die Örtlichkeiten bei der MVG hat natürlich nicht jeder Leser; das ist bei Verwendung von „sowas" immer ein Problem. Mein Problem bestand aber auch weniger darin, dass die in das falsche Gebäude gingen, sondern ich nehme stark an, dass man einen Waggon, der für Trainingszwecke dort „montiert" ist, von einem „echten" unterscheiden können sollte. Ich nehme an, der Wagen steht nicht auf Schienen – du lässt was von „Simulatorraum" melden – oder wenn er zusammen mit allen anderen Waggon in der „Garage" steht (z. B. weil er zu aufwändig abzutransportieren gewesen wäre), dann auf einen sichtsichtlich benutzten Gleisteil. Auch das Simulator-Equipment sollte sichtbar sein: Keine „normalen Scheiben" an der Fahrerkabine, vielleicht Kabel als Verbindung zum Leitstand (wo z. B. bei Prüfungen unvorhergesehene Situationen eingespeist werden) etc.
 

Lars Neumann

Mitglied
Ein fast perfektes Verbrechen

Es ist Samstag.
„Der“ Samstag!
Der letzte Samstag der laufenden Bundesligasaison.
Der Samstag, an dem der FC Bayern München die Chance hat, die Meisterschaft für sich zu entscheiden. Wieder einmal.
Und wir haben die letzte Chance, unseren Auftrag auszuführen. Unser Kunde wird ein "warten wir halt bis nächstes Jahr" gewiss nicht akzeptieren. Nicht bei diesem Vorschuss.
Aber ohne ordentlich Schmiergeld kommt eben keiner an das Objekt der Begierde, ja nicht mal bis in Sichtweite.
Denn wir haben den Auftrag die Meisterschale zu „organisieren“.
Und dass bei zig-tausend Fans beider Lager, jeder Menge Security und Polizei soweit das Auge reicht. Von den anderen Angestellten ganz zu schweigen. Und bis jetzt lief alles wie geschmiert!
Wir sind als Fans rein, in voller Montur, sogar das Aftershave war von „Hopfenkaltschale“. Drinnen zogen wir Security-Klamotten an. Wären wir gleich damit am Einlass aufgeschlagen hätte es nur blöde Fragen gehagelt. Gott sei Dank wurde alles Nötige bereits vor Tagen von einem Komplizen deponiert. Was beweist, dass Spielschulden gut sind. Sofern ein anderer sie hat!
Die „Salatschüssel“ mitgehen zu lassen, war sogar einfacher als geplant. Sämtliche Informationen waren korrekt, die Überfallenen nicht annähernd so zahlreich wie befürchtet. Und erst der Anblick der Gesichter. Gold wert! Aber irgendwie auch verständlich. Schließlich blickt man nicht jeden Tag in den Lauf einer Walther. Ihre Handys waren im nu eingesammelt, das interne Telefon mit einem Ruck hinüber. Als wir den Raum verließen, lagen alle geknebelt und mit Kabelbindern gefesselt am Boden.
Die von außen blockierte Tür zum Raum gab uns etwas mehr Zeit, um den Koffer mit der Schale seelenruhig zur Tiefgarage zu verfrachten. Dort stand der erste Fluchtwagen bereit, gehört übrigens unserem Komplizen. Äh, gehörte, sorry!
Und gerade eben haben wir das Gelände der Arena verlassen. Doch jetzt kommt der Clou! Es geht nicht, wie jeder erwarten würde, direkt auf die Autobahn, nein! Wenn wir das tun, haben sie uns in ein paar Stunden geschnappt. So dumm darf man bei solch einem Job nicht sein.
Nach erneutem „Stoffwechsel“ wird uns die Flucht direkt auf das U-Bahnbetriebsgelände führen. In genau jene Betriebshalle, in der ein „Fluchtwaggon“ für uns bereit steht. Skeptiker würden sagen: Blödsinn! Die drehen euch doch in kürzester Zeit den Saft ab. Nur ist das Kontrollsystem, Internet sei dank, bereits seit einer Woche mit einem entsprechenden Programm versehen. Hab's heute früh selbst noch mal gecheckt. Bis zur Messe fahren und in den zweiten Pkw umsteigen wird ein Kinderspiel! Und danach ...


Montags darauf, auf der ersten Seite aller Tageszeitungen:

München
Dreisten Verbrechern wäre es am vergangenen Samstag beinahe gelungen, mit Waffengewalt die DFB-Meisterschale zu rauben. Obwohl die vier, noch unbekannten, Täter mehrfach die Kleidung wechselten, konnten sie bereits eine Stunde nach der Tat auf dem Gelände der MVG in Fröttmaning gefasst werden. Offenbar hatten sie geplant, in einer manipulierten U-Bahn zu entkommen, waren jedoch im Simulatorraum gelandet. Dieser dient zur Ausbildung angehender Zugführer, der darin befindliche „Waggon“ ist fest montiert. Laut Polizei wurde bei der Festnahme einer der Räuber leicht verletzt. Die Fahndung nach den vermuteten Auftraggebern läuft zur Zeit auf Hochtouren. Weitere Angaben zur Tat werden auf der heutigen Pressekonferenz erwartet. Der Vorstand des FCB gab gestern bekannt ...
 

Lars Neumann

Mitglied
Hallo Jon.

Ich meine die Kopplung von „Vorschuss erhalten“ mit der „Erklärung", dass man eben nur mit Bakschisch an das Objekt kommt.
Es sollte klar werden dass ohne Vorschuss kein Schmiergeld gezahlt werden kann, da die Täter das Geld dazu selbst nicht besitzen. Die später erwähnten Spielschulden sind ein Beispiel. Man kann mit den "Schuldscheinen" nur dann Druck ausüben, wenn man sie selbst besitzt. Dazu muss man sie vorher bei dem letzten "Besitzer" ablösen. Das muss ich wohl noch verständlicher einbauen.

Mein Problem bestand aber auch weniger darin, dass die in das falsche Gebäude gingen, sondern ich nehme stark an, dass man einen Waggon, der für Trainingszwecke dort „montiert" ist, von einem „echten" unterscheiden können sollte.
Bei Simulatoren wird für gewöhnlich versucht die Unterschiede so gering wie möglich zu halten. Flug- und Fahrsimulatoren werden sogar oft hydraulisch bewegt, um soviel Realitätsnähe wie möglich zu generieren. Bildschirme befinden sich nicht am, sondern vor dem, originalgetreuen "Gerät", im inneren ist der Unterschied nicht zu bemerken. Der Unterschied besteht alleine in der Steuerung aus einem Kontrollraum.
Dieses Problem sollte sich aber auflösen, sobald ich deinen Vorschlag das Ende zu verlängern, um den Zeitungszext zu ersetzen, in die Tat umsetze.
 

jon

Mitglied
Teammitglied
Ich will ja nicht nerven

Das mit dem Simulator noch mal: Ja, wenn sie erst drin sind, dann merken sie es eventuell nicht, aber sie müssen ja vorher das Ding von außen gesehen haben. Wenn da z. B. noch solche "Beweger" dran wären, dann müssten diese Technik aber sowas von auffallen …

Wenn sie also im Dunkeln in einen falschen Raum stolpern und nur mit Taschenlampen rumfunzeln, einen Waggon sehen und einsteigen, dann muss der in diesem Licht mit einem echten Waggon halbwegs verwechselbar sein. Da die Knaben aufgeregt sind (es muss ja alles schnell gehen) kann denen eventuell entgehen, dass der Wagen zu einsam da rumsteht oder dass was mit den Schienen nicht stimmt. „Beweger“ würden ihnen nicht entgehen. Monitore statt Fenster vorn an der Fahrkabine wohl nur bei großer Unaufmerksamkeit … Die Pointe würde glaubhafter, wenn man als Leser erführe, wie es zu dieser Verwechslung kommen konnte (Lichtmangeln, Hektik).
 

Lars Neumann

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Ein fast perfektes Verbrechen

Es ist Samstag.
„Der“ Samstag!
Der letzte Samstag der laufenden Bundesligasaison.
Der Samstag, an dem der FC Bayern München die Chance hat, die Meisterschaft für sich zu entscheiden. Wieder einmal.
Und wir haben die letzte Chance, unseren Auftrag auszuführen. Unser Kunde wird ein "warten wir halt bis nächstes Jahr" gewiss nicht akzeptieren. Nicht bei einem Vorschuss in dieser Höhe.
Doch der war zwingend notwendig, wir wären sonst nicht in der Lage gewesen genug für Informationen und Schmiergeld zu zahlen. Denn ohne diese „Kleinigkeiten“ kommt keiner an das Objekt der Begierde. Nicht mal bis in Sichtweite.
Denn wir haben den Auftrag die Meisterschale zu „organisieren“.
Und dass bei zig-tausend Fans beider Lager, jeder Menge Security und Polizei soweit das Auge reicht. Von den anderen Angestellten ganz zu schweigen. Und bis jetzt lief alles wie geschmiert!
Wir sind als Fans rein, in voller Montur, sogar das Aftershave war von „Hopfenkaltschale“. Drinnen zogen wir Security-Klamotten an. Wären wir gleich damit am Einlass aufgeschlagen hätte es nur blöde Fragen gehagelt. Gott sei Dank wurde alles Nötige bereits vor Tagen von einem Komplizen deponiert. Was beweist, dass Spielschulden gut sind. Sofern ein anderer sie hat!
Die „Salatschüssel“ mitgehen zu lassen, war sogar einfacher als geplant. Sämtliche Informationen waren korrekt, die Überfallenen nicht annähernd so zahlreich wie befürchtet. Und erst der Anblick der Gesichter. Gold wert! Aber irgendwie auch verständlich. Schließlich blickt man nicht jeden Tag in den Lauf einer Walther. Ihre Handys waren im nu eingesammelt, das interne Telefon mit einem Ruck hinüber. Als wir den Raum verließen, lagen alle geknebelt und mit Kabelbindern gefesselt am Boden.
Die von außen blockierte Tür zum Raum gab uns etwas mehr Zeit, um den Koffer mit der Schale seelenruhig zur Tiefgarage zu verfrachten. Dort stand der erste Fluchtwagen bereit, gehört übrigens unserem Komplizen. Äh, gehörte, sorry!
Doch jetzt kommt der Clou! Es ging, nachdem wir das Gelände der Arena verlassen hatten, nicht direkt auf die Autobahn, nein! Dann haben sie uns in ein paar Stunden geschnappt. So dumm darf man bei solch einem Job nicht sein.
Nach erneutem „Stoffwechsel“ führte uns die Flucht direkt vor das U-Bahnbetriebsgelände. Keine fünfhundert Meter Luftlinie vom „Tatort“ entfernt.
Und, oh Wunder, das Pförtnerhäuschen ist nicht besetzt!
Ich steige aus und öffne das Tor mit dem Magnetstreifen eines, durch zarte und geschickte Finger entwendeten, Dienstausweises. Es schließt selbstständig als wir vor jener Betriebshalle parken, in der ein „Fluchtwaggon“ für uns bereit steht. Skeptiker würden sagen: Blödsinn! Die drehen euch doch in kürzester Zeit den Saft ab. Nur ist das Kontrollsystem, Internet sei dank, bereits seit einer Woche mit einem entsprechenden Programm versehen. Hab's heute früh selbst noch mal gecheckt. Bis zur Messe fahren und in den zweiten Pkw umsteigen wird ein Kinderspiel! Danach trennt uns nur noch die Fahrt zum Kunden vom schwer verdienten Lohn, schließlich haben wir uns das Ding im Schweiße unseres Angesichts unter den Nagel gerissen.
Niemand ist zu sehen. Eine in der Ferne jaulende Sirene untermalt die unverständlichen Gesänge aus dem Stadion. Also betreten wir, nach erneutem Einsatz des Ausweises, das Gebäude. Wir schleichen im Dunkeln durch die Gänge, darauf bedacht niemanden des regulären Personals, wegen ein wenig Licht, auf den Plan zu rufen. Nichts soll jetzt noch dazwischen kommen. Der Grundriss hat sich, intensives Training sei Dank, in unser Gedächtnis eingebrannt. Wir müssen nur auf Hindernisse in Bodennähe achten um unnötigen Lärm zu vermeiden. Als wir, nach endlos erscheinendem Entlangtasten, bei unserem Waggon ankommen, verharren wir zunächst lautlos, um festzustellen ob uns jemand folgt. Doch nichts rührt sich. Erst als ich meinem Kumpel das vereinbarte Zeichen gebe, zieht er den passenden Schlüssel aus seiner Jackentasche, und öffnet die Tür. Wir beide steigen als erste ein, denn ich muss die Maschinerie zum laufen bringen. Die beiden anderen folgen mit der Beute.
Startprozedur.
Innenbeleuchtung an.
Die eben noch erkennbaren Schemen verschwinden hinter unseren Spiegelbildern auf den Fensterscheiben.
Fahrsystem einschalten.
Energetisches Summen erfüllt den kleinen Raum, die Anzeigen leuchten in schwachem Orange.
Zieleingabe.
Das Display bestätigt die Route als freigegeben.
Das Hackerprogramm scheint problemlos zu funktionieren.
Bremsen lösen.
Draußen ertönt das Zischen von Druckluft.
Betätigen des Totmannschalters.
Fahrtregler langsam nach vorne schieben.
Starke Motoren beginnen zu brummen, werden Lauter, verändern die Tonhöhe.
Fahrtlicht einschalten.
Vor uns wird ein Tunnel beleuchtet.
Tunnel? Wir müssten doch noch über der Erde sein. Gehe in Gedanken alles noch einmal durch, nein ich habe nichts falsch eingegeben.
Es piept und ich drücke den Totmannschalter erneut.
Genau in diesem Moment werden die Türen aufgestoßen. Auf jeder Seite stehen Beamte, mit ihren Waffen im Anschlag.
„POLIZEI! KEINE BEWEGUNG!“
Wie?
„NEHMEN SIE DIE HÄNDE HOCH!“
Meine Gliedmaßen bewegen sich automatisch, ich bekomme es gar nicht richtig mit. Ich versuche, aus den Augenwinkeln heraus, meine Kollegen zu sehen, doch ich wage nicht den Kopf zu drehen. Einer der Polizisten betritt vorsichtig den Führerstand und entwaffnet uns. Wir werden mit Handschellen gefesselt, einzeln nach draußen geführt. Ich falle dabei hin und schlage mit dem Gesicht auf den gefliesten Boden, Blut läuft mir ins rechte Auge.
Verrat? Wer? Keiner außer uns kannte den ganzen Plan.
Moment. Gefliester Boden?
Wo ist der Tunnel?
Als mir Tränen das Blut aus dem Auge spült sehe ich
dass wir die Halle gar nicht verlassen haben. Erkenne, dank des nun eingeschalteten Lichtes, dass vorher übersehene, schicksalhafte Schild: Simulatorraum.
 

Lars Neumann

Mitglied
Hallo Jon!

Habe soeben mein Werk neu gepostet. Der Anfang ist jetzt verändert, und hoffentlich leichter zu verstehen. Der Abschnitt mit der Zeitung ist gelöscht, das Ende verlängert.
Ich habe, was mir zunächst schwer gefallen ist, den Wechsel von Vergangenheit zu Gegenwart ein paar Sätze nach hinten verschoben. Denn zu berichten wie die vier sich umziehen schien mir zu belanglos.

Vielleicht kommst du ja dazu noch einmal drüber zu fliegen. Hoffe es fehlen nicht zu viele KOMMAS;-)

Besonderer Tip:
Das MVG Museum, Ständlerstrasse 20, 81549 München

Dort gibt es auch einen U-Bahn-Fahrsimulator, der in einen Original-Fahrerstand eingebaut wurde und mit einem echten Fahrerpult gesteuert wird. Man kann ihn nicht nur besichtigen, sondern selbst steuern!

Unter folgender Website kann man sich darüber schlau machen:
mvg-mobil.de/museum/highlights
 

jon

Mitglied
Teammitglied
Telegramm zwischen zwei Jobs:

bin endlich zum lesen der neuen version gekommen • daumen hoch für die gelungene problemlösung
 
K

KaGeb

Gast
Klasse Idee, habe aufmerksam deinen Dialog mit jon - und dessen Zugewinn verfolgt. DAS ist Textarbeit vom feinsten :)

L.G.
 



 
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