Ein todsicheres Gespür (gelöscht)

E

Edgar Wibeau

Gast
Hallo, Susanne!

Woher kenne ich diesen Globus? "Citizen Cane"?
Dein Text erinnert mich an Frankes "Y minus" oder Huxleys "Schöne neue Welt", in der sich über den glitzernden Tempeln der Arbeit schimmernd das heilige T dreht. Der Einzelne funktioniert in seiner Aufgabe, für die er gedrillt, herangezüchtet wurde. Nur wenige Mächtige wissen um die wahren Zusammenhänge. Der Aufklärer ist der naive Tor, den es kaltzustellen gilt, in deinem herrlich satirischen Text sogar ganz kalt. Mit einem globalisiert durchgestyleten Schokoriegel als Henke(r)smahlzeit. Köstlich!
Mir gefällt immer wieder Deine Fähigkeit, die ganz normalen Alltagsgehässigkeiten augenzwinkernd und doch so treffend darzustellen, gleich, ob der Schauplatz das Büro oder die Bizepsbude ist. Man spürt sofort, Du kennst Dich dort aus ;o) .
Ein kleines lichttechnisches Problem habe ich mit der Halogenfunzel: Halogenlicht verbinde ich mit grell, nicht mit funzelig.
Ansonsten: Gediegene Sache, das. Mit hohem Spaßfaktor bei allem moralischen Anspruch.

Christian
 

HO

Mitglied
Hallo Susanne,

hmm, das soll ein Krimi sein?

Soll diese Geschichte spannend sein? Finde ich nicht.

Und den Sinn der Geschichte begreife ich auch nicht, und das, was ich begreife kommt mir etwas sehr einfach gehalten vor.

Und wie böse dem armen Mayer mitgespielt wird. Freundin weg, durchgebrannt mit dem erfolgreichen Kollegen, sogar der Sommer war verregnet. Da kann man Mitgefühl gar nicht vermeiden.

Der arme Mayer landet also auf dem Asphalt, sein Chef hat ihm dabei unterstützt.

Warum nur?

Warum sollte das ein Chef tun?

Welche Bedeutung hat folgender Satz:
Die Blaulichter von Polizei und Krankenwagen ...erloschen schnell.

Erloschen schnell?



Bitte verstehe mich nicht falsch, der Text hätte in einem anderen Zusammenhang seine Stärken. Gut, mir persönlich gefällt er nicht, deshalb ist er aber noch lange nicht schlecht, nur als Krimi ist das ein absoluter Blindgänger.




Gruß

HO
 
Hallo Susanne,

in deiner Geschichte kommen zwei Hauptstränge vor:
1. Der Wunsch, seinen Artikel zu veröffentlichen und die Angst des Journalisten
Das wird eigentlich schön, wenn auch ein wenig schlaglichtartig dargestellt.
2. Die Entscheidungsfindung der Zeitungsindustrie
Kaum hatte man den einen Punkt ein wenig verinnerlicht, endet die Geschichte schon mit ihrem zweiten Teil, indem alles sehr dicht gedrängt erläutert wird.
Und am Schluss ist er tot?

Auis meiner Sicht solltest du dir gerade für den zweiten Teil, aber auch für die Hinführung viel mehr Zeit nehmen. Schreib doch noch eine Hintergrundhandlung und portioniere die Infos besser. Das Thema hat mehr verdient als eine allzu knappe Abhandlung in 5 Seiten.

Bis bald,
Michael
 
Hallo Michael,

danke für Deinen Kommentar.
Der motiviert, denn ich habe tatsächlich vor, daraus ein längeres Werk zu machen ;-)

Vergnügte Ostern

Susanne
 
P

Pete

Gast
Faden verloren?

Hallo Susanne,

eine wunderbar ätzende Satire, die sich selbst Glaubwürdigkeit verschafft.

Einen Faden lässt Du ungenutzt liegen:

Stefan zerdrückte den Schokoriegel in seiner Hand. Ungläubig starrte er auf den Monitor. Mit einem schrillen Signalton sprang eine neue Meldung auf: "Achtung! Letzte Seite aus der Politik!"
Wie geht es weiter? Wird die Klammer geschlossen? Habe ich etwas nicht kapiert?

Gut wäre es, beispielsweise aus der Marktforschung die Notwendigkeit eines Artikels mit "zielgruppenübergreifender Dramaturgie" abzuleiten, den Computer empfehlen zu lassen: "Anrührende Tiergeschichte, Einzelschicksal oder tragischer Selbstmord." Dann noch ein Schlusssatz des Herausgebers: "Ein guter Journalist muss sich immer den Anforderungen des Marktes beugen. Nach Ihnen!"

Er öffnete Stefan eine Tür am anderen Ende des Raumes. Eine eiskalte Böe schlug ihm entgegen.
Hier fehlt noch etwas. Das ist nun wirklich zu dezent. Vorschlag: "Dann erfüllte sich sein schlimmster Albtraum." So ein Satz drängt sich auf, da Du die Schwindelgefühle bereits vorher thematisiert hast. Warum, wenn Du sie nicht nutzst? Zur Charakterisierung kommen sie zu spät. So eine Satzergänzung würde ganz anders kulminieren. In Deiner jetzigen Form denke ich: Huch! Habe ich etwas überlesen?

Dann könntest Du zur Pointe noch eine Überhöhung bringen, so etwas wie: "Stefan hat dann doch noch einen Artikel bekommen. Die Leseraufmerksamkeit lag bei 78%."

Grüße

Pete
 

petrasmiles

Mitglied
Hallo Susanne,

als eingefleischte Krimitante bin ich natürlich daran gewöhnt, nach einem Mord der Aufklärung beizuwohnen (wobei ich mich weniger an diesem 'whodunnit' Spiel beteilige, als mich in menschlichen Abgründen suhle).

Von daher habe ich gelauert: Wer ist das Opfer? Stefan, der investigative Journalist? Nein, das war ja wirklich ein Bürobote. Ahhh, Tadeus, klarer Fall, ein richtiger Fiesling, únd Stefan strotzt ja nur so von Motiven. Klarer Fall. Äh? Nicht? Ok. Ahhhh, also der Chef, klarer Fall, Stefan dreht durch, kann die erneute Demütigung nicht ertragen und verliert die Beherrschung. Auch nicht? Ja, und dann habe ich den tatsächlichen Mord gar nicht mitbekommen.

Mal abgesehen von meiner großen Enttäuschung :) war das vielleicht doch ein bisschen zuuuu subtil.

Aber dann: Das Motiv. Nein, es will mir nicht einleuchten.
Berner hat es ja gar nicht nötig, Stefan umzubringen. Er könnte ihn rausschmeißen, oder er bräuchte ihn einfach nur weiter im eigenen Saft schmurgeln lassen. Was soll ihm geschehen? Entlarvung? Wenn Stefan als Vertreter dieses 'Korrektivs der Demokratie' einen Text nicht platziert bekommt, der nur einem Kunden nicht gefällt, wo sollte er die Entlarvung platzieren? Wir gehen doch davon aus, dass diese Methode System hat? Die 'Konkurrenz' würde sich hüten, von wegen Krähe und so.
Wenn nun Stefan wenigstens mit Berners Frau geschlafen hätte ... aber nein, er ist alles in allem so ein armes Würstchen, ... die bringt man einfach nicht um. So ist das :)

Ich glaube, die glaubwürdigen Motive, die sind das Schwerste an einem guten Krimi. Anders als im wahren Leben, wo die Polizei schon beglückt ist von hinreichenden Indizien, muss sich ja der Krimischreiber Mühe dabei geben, dass all die Verwicklungen, mit denen er den Leser narrt, am Ende von einem wirklich zwingenden Motiv ausgeglichen und quasi gekrönt werden.

Im Grunde hast du das Katz und Maus Spiel gut gemacht, da bieten sich Opfer und Täter gleichermaßen an, aber das wäre dann doch zu sehr Klischée, und in die Falle bist Du nicht getappt.
Ohne Motiv geht es dennoch nicht. Mal überlegen. Nein, wirklich, Berner muss das Opfer sein - von Stefan, und um dem ganzen die Krone aufzusetzen, rächt sich Stefan an Tadeus, indem er ihm ein Motiv unterschiebt, dass nämlich Sabine, das Zugvögelchen, schlußendlich mit Berner angebandelt hat und kurz davor war, ihn zu verlassen. Unterstützung erfährt er dabei von der abwesenden Eleonora, deren Bruder von Berners Machenschaften in den Selbstmord getrieben wurde. Oder wurde sie selbst ein Opfer sexueller Übergriffe dieses selbstherrlichen Medienzars....?
Entschuldige, wenn hier die Pferde mit mir durchgehen, aber bei Krimis verstehe ich einfach keinen Spaß :))

Aber mal ehrlich, die Motive für Mord sind rar gesäht, Klischées lassen sich nicht vermeiden, was verzeihlich ist, wenn dann die Verwicklung nur intelligent ist und die Auflösung einen Überraschungseffekt hat.
Mal abgesehen davon fand ich Deine Geschichte gut geschrieben.

Liebe Grüße
Petra
 
Hallo Petra,

ein Mord aus Eifersucht ist doch mindestens so überholt wie ein Journalist, der tatsächlich noch daran glaubt, unabhängige Berichterstatttung machen zu können. Dann vielleicht lieber ein Paparazzo, der sich vornimmt, das erste Photo der öffentlich in Tränen ausbrechenden Queen zu schießen und dafür über Leichen geht. Oder das alternde Partygirl, das (nach wildem Sex versteht sich) die Paparazzi, die ihre Falten ablichten, umlegt. Oder der bekehrte Radprofi, der sich nachts im Mönchsgewand zu den noch dopenden Ex-Kollegen ins Zimmer schleicht und für sie die Geißel schwingt. ;-))

Viele Grüße

Susanne
 



 
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