Einsamkeit unterwegs

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anbas

Mitglied
Hallo Michael Kuss,

ich habe nichts gegen ganz kurze Texte (hin und wieder wird ja mal darüber diskutiert, ab wann etwas wirklich (Kurz-) Prosa ist). Auch solche Momentaufnahmen können Eindrücke hinterlassen.

Aus meiner Sicht gelingt Dir das hier nur bedingt. Mit den Gedanken, die der Prot äußert, nimmst Du mir als Leser die Möglichkeit, eigene Schlüsse zu ziehen (oder schränkst sie zumindest ein) - das Fazit wird mir "vorgekaut". Ich persönlich mag das nicht.

Abschließend noch der Hinweis auf diese Stelle:
Im Scheinwerfer [blue]eine[/blue] Gestalt zum Erbarmen.
Liebe Grüße

Andreas
 
A

aligaga

Gast
Mit den Gedanken, die der Prot äußert, nimmst Du mir als Leser die Möglichkeit, eigene Schlüsse zu ziehen (oder schränkst sie zumindest ein) - das Fazit wird mir "vorgekaut". Ich persönlich mag das nicht.
Find ich eher nicht, @anbas. Ich sehe im Ich-Protz einen, der betont als Gutmensch herüberkommen möchte und offenbar über Röntgenaugen verfügt, denn er erkennt mitten in der Nacht, im strömenden Regen, am Volant sitzend und bei laufendem Motor die Schüchternheit eines Landstreichers draußen auf der Straße. Respekt! Das nenn ich Spürsinn!

Köstlich auch die unfreiwillige Komik am Ende: Der Herrenfahrer wähnt den Wanderer einsam, dabei hat der doch wenigstens einen Hund an der Seite ...

Schmunzelnd

aligaga
 

DocSchneider

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo MichaelKuss,

Dein Text ist sehr minimalistisch, aber deshalb nicht gut. Ich notiere mal meine Gedanken dazu in blau:


Nachtregen. [blue]Was ist Nachtregen? Ich kenne nur Nieselregen, starken, schwachen ... Regen. Vermutlich meinst Du: Nachts. Es regnet.[/blue]
Im Scheinwerfer Gestalt zum Erbarmen.
Ich bremse.
Öffne einladend die Wagentür.
"Nein, danke ..." Schüchtern winkt er ab. [blue]Wieso er? Es war die Rede von einer Gestalt. Grammatikalisch richtig wäre "sie". [/blue]
Schlurft weiter mit nassem Rucksack. [blue]Es regnet, also ist auch der Rucksack nass. ;-)[/blue]
Ohne Leine den Hund an seiner Seite. [blue]Vermutlich auch klatschnass.[/blue]
"Armer einsamer Kerl...!" denke ich, [blue]Wer? Der Hund?[/blue]

Für mich lieblos heruntergeschrieben - oder einfach misslungen.

LG Doc
 
B

bendemann

Gast
hallo,
ich finde den text nicht so schlecht wie meine vorredner. "nachtregen" gefällt mir auch nur bedingt. nicht, weil es den als solchen nicht gibt (was wäre die sprache ohne die erlaubnis zu neologismen?), sondern weil mir jener "nachtregen" zu simpel die verbindung zwischen "nacht" und "regen" herstellt. (im vergleich: "tagregen"? regnet es nachts anders als tagsüber? es geht ja, so denke ich, um den versuch, die stimmung eines nächtlichen regens zu greifen, aber das gelingt mit "nachtregen" nicht gut. das wort führt nicht weiter als zur zusammenfassung von "nacht" und "regen".)
Im Scheinwerfer Gestalt zum Erbarmen.
hier würde ich einfach einen doppelpunkt nach "Scheinwerfer" setzen. ein verb einzufügen widerspräche dem ganzen duktus des textes zur verknappung.

"Nein, danke ..." Schüchtern winkt er ab.
das "Nein, danke ..." würde ich überhaupt streichen. zum pronomen "er" - tatsächlich wäre "sie" korrekt, da es sich auf die "Gestalt" bezieht. gleichzeitig sehe ich darin auch fortschritt: der erzähler sieht zuerst nur die gestalt, der wagen bleibt stehen. jetzt sieht er: die gestalt ist ein "er". also würde sich "er" gar nicht auf die "gestalt" beziehen, sondern auf den von der (femininen) gestalt zum (maskulinen) "er" gewandelten.
dass ein rucksack nass ist, weil er im regen getragen wird, ist einleuchtend. trotzdem ist die erwähnung vielleicht nicht unwichtig.
das "Armer, einsamer Kerl" lese ich ironisch. und dies nur in bezug auf den erzähler unfreiwillig, nicht auf den autor. (ich weiß nicht, wie die anmerkung eines meiner vorredner gemeint war.)

liebe grüße,
costja
 



 
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