Elvis & Achmett - Das lange Warten

nescobar

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Elvis und Achmett
Band 1
Das lange Warten


Erklärung: Die folgende Geschichte habe ich für meinen Sohn geschrieben. Eigentlich ist dies ein Bilderbuch inkl Bebilderung. Die Bilder bekomme ich hier leider nicht unter, jedoch steht ja auch der Text im Vordergrund. Viel Spaß beim lesen und ich freue mich auf eure Meinungen.


In einem kleinen Dorf zwischen Wäldern und Wiesen gelegen, sangen an diesem noch kalten Frühjahrsmorgen die heimgekehrten Vögel fröhliche Lieder über ihre beschwerlichen Reisen aus dem Süden. Unermüdlich versuchten sie, mit ihrem Getriller die Geschichten des gefiederten Nachbarn in ihrer Lautstärke und in der Melodienvielfalt zu übertreffen. Die typische Frühlingsfrische lag bereits in der Luft und überall im Dorf kündigten sprießende Schneeglöckchen an, dass sich der Winter schon bald für lange Zeit verabschieden und der Frühling die Natur wieder zum Erwachen bringen würde.

Hier, irgendwo in der lippischen Idylle, wo Apfel-, Birnen-, Pflaumen- und Kirschbäume die Gärten der Einwohner zieren und große Eichen ihre wuchtigen Schatten über die rot geziegelten Dächer werfen, leben noch immer zwei der wohl ungewöhnlichsten Geschöpfe, die Du je kennen gelernt hast. Und dies ist ihre Geschichte.

Elvis Donkey steht auf vier Hufen. Er hat ein dichtes graues Fell mit einem buschigen, schwarzen Streifen darauf, der ihm von den langen und spitzen Ohren hinunter bis zum Rücken wächst. Er hat große, dunkle Nüstern und ein hell abgesetztes Maul, welches stets zu lächeln scheint.

Achmett Piglet hat eine zarte, rosafarbene Haut, die mit feinen hellen Borsten übersät ist, und über seinem Po wedelt er mit seinem Ringelschwänzchen munter hin und her. Auf seinen kurzen, aber schnellen Beinchen stolziert er glücklich über die Felder und sein runder Rüssel grunzt dabei vergnügt den lieben langen Tag.

Vor einiger Zeit wurden beide kurz nacheinander von einem netten Paar adoptiert, welches sie seit je her liebevoll Frau Kumpel und Herr Kumpel nennen. Gemeinsam durchlebten sie bereits die verschiedensten Abenteuer und bereisten dabei ferne Länder.
Die junge Familie bejubelte Tore im Stadion ihres Lieblingsvereins, aßen dabei knusprige Pommes und tranken kühle Limonaden.
Sie fuhren mit dem Motorrad entlang der Uferstraßen des Flusses und die engen Kurven hinauf zu den Gipfeln der Berge.

Sie tanzten auf Konzerten zu den rhythmischen Gitarren und den wummernden Bässen ihrer Lieblingsband, klatschten im Takt des Trommelschlags und sangen die Lieder im Chor der feiernden Menge.
Sie bräunten sich in der Sonne am Strand, bauten majestätische Burgen im goldgelben Sand und planschten fröhlich im seichten Wellengang des Meeres.

So entspannt und vollkommen, voller Spaß und Action, liebten die beiden ihr neues Leben im Rahmen der kleinen Familie. Doch nichts währt ewig. Elvis und Achmett hatten bereits gemerkt, dass in letzter Zeit irgendetwas nicht mehr zu stimmen schien. Allmählich sollte sich das Leben der Beiden, wie sie es bisher kannten, von Grund auf ändern.

Frau Kumpel und Herr Kumpel sprachen die Beiden am Abend auf diese und noch bevorstehende Veränderungen an und erklärten, dass schon bald ein Mini Kumpel die kleine Familie um Elvis und Achmett herum ergänzen wird. Doch was das für ihr bisheriges Leben bedeuten würde, wussten sie nun wirklich nicht. „Wo soll der denn herkommen?“ wollte Elvis wissen. „Wir haben doch gar keinen Platz“ merkte Achmett an.
So saßen sie da und lauschten gespannt den Worten von Frau Kumpel und Herr Kumpel. Sie bekamen Antworten auf all ihre Fragen und dennoch begann sich ein bestimmtes Gefühl unter all den Erläuterungen auszubreiten. Angst!

Die Abendsonne machte sich allmählich auf den Weg, sich hinter den Wäldern und Wiesen am Rande des Dorfes zur Ruh zu legen und tauchte den zuvor strahlend blauen Himmel in eine Farbenpracht aus lila und orange. Elvis und Achmett gingen dabei mit einem unguten Gefühl zu Bett. Ein erholsamer Schlaf schien genauso weit entfernt zu sein, wie die zu schwinden drohenden Erinnerungen an die sorglose Vergangenheit zwischen Fangesang und Meeresrauschen. Es vergingen einige Minuten, bis sich die gleichmäßig ruhige Atmung von Frau Kumpel und Herr Kumpel, in einen brummenden Kanon des Schnarchens wandelte und somit verkündete, dass sich die beiden in ihre phantasievollen Traumwelten verabschiedet haben.

„Achmett!“ zischte Elvis, „Kumpel! Glaubst du, die wollen uns loswerden?“ fügte er mit fragendem Blick hinzu.
„Nein Elvis, das glaube ich nicht. Die haben uns nicht aus den staubigen Fängen der Regalbretter gerettet, nur um uns jetzt wieder loszuwerden.“ argumentierte Achmett klug. Elvis wollte dies gerne glauben, blieb aber skeptisch.
„Aber wenn dieser Mini Kumpel kommt, dann sind wir ganz schnell vergessen“ schluchzte der kleine Esel und ein Hauch von Traurigkeit schwang in seiner Stimme mit.

„Aber Elvis“ munterte Achmett ihn auf. „Erinnere dich doch mal daran, wie du zu uns gefunden hast.“ Achmett neigte seinen Kopf zur Seite und rief sich den Tag ins Gedächtnis.
„Damals hatte mir Herr Kumpel einen Männertag nur mit uns zweien versprochen.“ erinnerte sich das kleine Schwein „Wir waren in der Stadt und bummelten von Geschäft zu Geschäft, bis…“
„…bis ihr mich gefunden habt“ unterbrach ihn Elvis und erkannte worauf Achmett hinaus wollte.
„Genau, bis wir dich gefunden haben“ bestätigte Achmett und fügte hinzu „Ich weiß es noch ganz genau, weil ich mich damals ähnlich gefühlt habe, wie du es scheinbar jetzt tust und mir deine Sorgen und die Fragen, die dir nun durch den Kopf gehen, sehr bekannt vorkommen.“

Achmetts Blick senkte sich in Richtung Boden und zwar nicht, weil er die neidvolle Angst spürte, die ihn damals übermannt hatte, wie Elvis heute. Nein, Achmett schämte sich nun für die Gefühle von damals und ärgerte sich darüber, dass er seinen Sorgen und Ängsten so viel Platz bot. Denn was er damals noch nicht ahnen konnte war, dass er an jenem Tag seinen besten Freund kennen lernte, mit dem er die schönsten Erlebnisse in seinem Leben und all die Erinnerungen daran teilen konnte. Achmett blickte wieder auf und als Elvis seine fellige Stirn in hoffnungsvolle Falten legte, sah er, dass auch er sich erinnerte und verstand.

„Du hast mir damals deinen Schal gegeben“ drückte Elvis seine Dankbarkeit ein weiteres Mal nach so langer Zeit aus.
Achmett nickte und fing an zu lächeln. „Du hast damals so gefroren, nachdem du so lange Zeit auf diesem Regalbrett ausharren musstest und dann gemeinsam mit uns den Weg in die Freiheit bestritten hast“ kicherte er.
„Wer hätte denn ahnen können, dass die Freiheit so eisig kalt sein würde“ entgegnete Elvis grinsend.

Das Schwelgen in solch glücklichen Erinnerungen, ließ die Gegenwart für den Moment verblassen und in den Hintergrund geraten. Froh darüber, den jeweils anderen gefunden zu haben, kuschelten sich die beiden aneinander und schliefen nach kurzer Zeit friedlich ein.

Die Tage vergingen und die Nächte zogen vorüber. An den Obstbäumen in den Gärten des kleinen Dorfes entfalteten zarte weiße und rosa Blüten ihre volle Schönheit, ehe sie den satten grünen Blättern weichen mussten und sich allmählich die ersten kleinen Früchte an den Ästen breit machten.
Ein langer, heißer und trockener Sommer hatte sich über das gesamte Land gelegt und sowohl den Menschen, den Tieren, als auch den Pflanzen das Leben in ihrer natürlichen Umgebung erschwert. Elvis und Achmett blieben davon nicht verschont und als wäre all das noch nicht schwer genug, mussten sie auch die persönlichen Veränderungen mit all den Schattenseiten, die das familiäre Leben mit sich brachte, ertragen.

Nichts schien mehr so zu sein, wie es mal war und die Welt von Elvis und Achmett wurde komplett auf den Kopf gestellt. Kein Stein passte mehr auf den anderen und so kam es, dass die heimische Couch mittlerweile die bebenden Tribünen im Stadion ersetzte. Der Klang fetziger Gitarren nur noch aus kratzenden Lautsprechern im Wohnzimmer ertönte, das Motorrad in der verschlossenen Garage verstaubte und lediglich verblassende Fotos an der Wand an unbeschwerte Ausflüge an den Strand erinnerten.

Die Ungeduld in Elvis und Achmett wuchs stetig an und drohte, sich in ein Gefühl der Enttäuschung und Frust zu wandeln. Der heutige Tag bildete keine Ausnahme, als das erste Heimspiel der Saison während einer Diskussion zwischen der jungen Familie in den Hintergrund geriet. „Der Mini Kumpel wird bald kommen und dann fahren wir auch bald wieder ins Stadion" vertröstete Herr Kumpel die beiden. „Bald, bald, bald, das kann ich nicht mehr hören!" schimpfte Achmett lauthals. Währenddessen verkündete der Kommentator im Fernseher, dass der Lieblingsverein der Familie, den Rückstand nach Ablauf der neunzig Minuten nicht mehr aufholen konnte und sich den Gästen mit einer knappen eins zu zwei Niederlage geschlagen geben musste. Elvis hob seine Hufe und drohte in Richtung des Fernsehers: „Wären wir im Stadion gewesen, hätten wir bestimmt nicht verloren. Denen hätten wir es schon gezeigt."

Frau Kumpel versuchte die angespannte Situation zu beschwichtigen und motivierte die beiden, sich wieder auf die Vorfreude zu konzentrieren und darauf zurück zu blicken, was jeder Einzelne bereits geleistet hatte. „Elvis, Achmett", richtete sie ihre eindringlichen Worte direkt an die beiden „wir befinden uns doch auf der sogenannten Zielgeraden und bis zur Geburt kann es nicht mehr lange dauern. Ihr habt bisher wirklich tolle Arbeit geleistet und könnt unglaublich stolz darauf sein. Herr Kumpel und ich sind es und wir freuen uns sehr, dass ihr ein Teil davon seid."
Frau Kumpels Worte wirkten wie Balsam für die Seele. Achmett schien jedoch nicht vollends überzeugt. „Meinst du das wirklich? Oder sagst du das nur, um uns zu beruhigen?" fragte er wehmütig.

„Mein lieber Achmett, ich meine es so, wie ich es gesagt habe", begann sie ihre Worte ausführlich zu erläutern „Ihr beide habt uns so viel geholfen. Ich erinnere mich noch genau, wie Elvis die Wände im neuen Kinderzimmer in dem schönen Grün gestrichen hat, oder wie du die Wickelkommode gebaut hast. Ihr beide, Elvis und Du, ihr habt hervorragende Arbeit geleistet und schon damals habt ihr euch darauf gefreut, dass der Mini Kumpel euch irgendwann dafür danken wird, dass er euch zum Fußball mitnimmt oder euch die Welt auf dem Fahrrad zeigen wird. Und ihr dürft euch bereits jetzt sicher sein, er wird euch dafür danken, auch wenn das noch ein wenig dauern wird. Ich kann verstehen, dass ihr euch ständig fragt, wann etwas passieren wird oder wann für euch wieder etwas von der Normalität zurückkehren wird, die ihr gewohnt seid. Aber bitte habt noch etwas Geduld und lasst euch nicht die Vorfreude darauf nehmen, wofür ihr bereits so hart gearbeitet und gekämpft habt." Mit diesen abschließenden Worten hatte Frau Kumpel schlussendlich beide überzeugen können und auch Herr Kumpel nickte zustimmend.

Manchmal ist es einfach schwer sich in Geduld zu üben und auf die Dinge zu verzichten, die man mag, oder auf etwas, dass für einen zur Gewohnheit geworden ist, so lange Zeit warten zu müssen. Vor allem wenn das Ziel in so weiter Ferne liegt und man nicht den Hauch einer Ahnung hat, was einen schlussendlich erwarten wird, fällt es einem umso schwerer. Natürlich gehört es dazu, dass die eigene Gefühlswelt durcheinander gerät, Frust und Ärger dazu kommen und der vorherrschenden Vorfreude, oder der Liebe zum Unbekannten den Platz rauben wollen. Weder Elvis noch Achmett konnten sich davor schützen und mussten diese Erfahrung machen. Doch der Rückhalt, den die kleine Familie im Ganzen nach wie vor mit sich brachte half dabei, wieder Ordnung in dieses emotionale Chaos zu bringen und Elvis und Achmett wieder auf den richtigen Weg zu leiten. Im Endeffekt tat diese Aussprache allen gut, denn auch wenn Frau Kumpel und Herr Kumpel es nicht direkt zugegeben haben, waren auch sie von dem Gedankenchaos betroffen und mussten selbst den richtigen Weg wieder finden, auf den sie Elvis und Achmett führen wollten.

Die Tage wurden kürzer und die Nächte hingegen länger. Der Herbstwind rüttelte die Bäume von den Kronen bis zu den Wurzeln und das herabgefallene Laub bildete einen bunten Teppich aus verschiedenen Gelbtönen. Die Familie befand sich gerade auf dem Weg ins Krankenhaus und so mancher Bewohner des kleinen Dorfes pflückte bereits die ersten reifen Äpfel von den Ästen und läutete somit die Erntezeit ein.

Nun war der Tag also gekommen an dem der Mini Kumpel das Licht der Welt erblicken sollte und sie ihn als neues Mitglied der Familie Willkommen heißen würden.
„Achmett, ich bin schon total aufgeregt." jauchzte der Esel und Achmett antwortete prompt: „Das bin ich auch Elvis. Ich weiß noch gar nicht, wovon ich dem Mini Kumpel zuerst erzählen soll." Elvis schmunzelte und hatte eine Idee. „Na, das weiß ich aber genau, Achmett. Erzähl ihm von dem weltbesten Esel, den es je gegeben hat und jemals geben wird."
Achmett fing an zu lachen und konterte direkt „Den weltbesten Esel also? Den kenn ich ja noch nicht einmal, du vielleicht?" Elvis stieg in das Gelächter mit ein und beide machten sich ihren Spaß daraus und witzelten die restliche Fahrt darüber, wer dem Mini Kumpel was zuerst erzählen darf.

Als sie kurz darauf am Krankenhaus ankamen, wich die Euphorie und ein Gefühl der Ernüchterung machte sich breit. „Jetzt heißt es erstmal abwarten und hoffen, dass die Untersuchungen alle gut verlaufen." verkündete Herr Kumpel, als sie die große Empfangshalle durchschritten. Den Weg zu der richtigen Station hatte die Familie zuvor aufgrund der unzähligen Untersuchungen bereits verinnerlicht und so war es für sie kein Problem, sich in dem Durcheinander von Türen, Aufzügen und unendlich vielen Fluren zurecht zu finden. „Mannomann, das ist ja alles ganz schön groß, und es ist so leer hier drin." beobachtete Elvis aufmerksam. „Es ist ja auch ein Feiertag." erklärte Achmett „Kein Wunder, dass sich hier niemand bei dem tollen Wetter blicken lässt." Die Erklärung von Achmett schien logisch und Elvis erinnerte sich an die Worte von Frau Kumpel und Herr Kumpel. „Ein Feiertag" dachte er „der dritte Oktober“ oder sowas hatte Herr Kumpel mal gesagt. Irgendwie schien das der Wunschtag von Frau Kumpel und Herr Kumpel gewesen zu sein. Irgendwas von „Wiedervereinigung“ hatten sie mal erzählt. Aber so genau wusste Elvis es nicht mehr und empfand dies auch nicht als wichtig.

Wichtiger war es hingegen, dass es bald geschafft war, der Mini Kumpel gesund zur Welt kommen würde und alle so schnell wie möglich wieder nach Hause fahren könnten. Die folgenden Untersuchungen verliefen derweil gut, es gab keinerlei Auffälligkeiten und die Familie konnte sich nun in aller Ruhe auf die bevorstehende Geburt vorbereiten. Teil dieser Vorbereitung war ein letztes gemeinsames Mittagessen in vertrauter Viersamkeit. Die Wünsche von Elvis und Achmett nach Pizza und Burger wurden nicht erfüllt, denn Frau Kumpel bestand darauf, dass sie an diesem Tag entscheidet, was gegessen wird. Und somit mussten sich Elvis und Achmett mit einem Döner zufrieden geben, wobei zufrieden geben in diesem Fall die falsche Formulierung war. Sie freuten sich über die aufgetischten Leckereien und eigentlich war es doch sowieso das Zusammensein als Familie was in diesem Moment wirklich zählte.

Am Nachmittag schaute Elvis aus dem Fenster und trauerte dabei ein wenig dem schönen Wetter hinterher. Die Sonne schien von einem wolkenlosen Himmel herab und für einen Tag im Oktober war es erstaunlich warm. Elvis konnte sehen, wie Familien mit Kindern, Männer und Frauen, mal mit und mal ohne Hund, mal auf dem Fahrrad oder auf Rollschuhen vom Park in die Stadt gingen und umgekehrt. Diese unbeschwerten Tage vermisste er und wusste, dass es auch Achmett so ging. Achmett hatte sich ein wenig zurückgezogen und sein Blick konzentrierte sich auch in Richtung Fenster. Elvis konnte jedoch beobachten, dass er immer wieder zu Frau Kumpel linste, die mittlerweile sichtlich unter Schmerzen litt und die Hand von Herrn Kumpel fest drückte.

Die Anspannung war ihr anzumerken und die nachfolgende Zeit war die wohl schwierigste für Elvis und Achmett. Sie mussten mit ansehen, wie Frau Kumpel weinte, wimmerte, darum flehte, dass es bald geschafft sei. Sie sahen, wie sich ihre Atmung in regelmäßigen Intervallen steigerte und oftmals in einem fürchterlichen Schrei endete, bei dem Elvis und Achmett jedes Mal zusammen zuckten. Herr Kumpel konnte einfach nur da sitzen und nichts dagegen tun, so hilflos haben sie diesen noch nie gesehen. Achmett erinnerte sich an Herr Kumpels Worte. Er sagte zu ihnen, dass sie sehr stark sein müssten, wenn sie wirklich dabei sein wollten und dass was sie zu sehen bekämen, alles andere als schön sein würde. Leichtfertig wie sie waren, haben sie dies auf die viel zu leichte Schulter genommen und beide sagten damals, dass das für sie kein Problem sein würde, schließlich seien sie harte Burschen. Herr Kumpel tat dies damals mit einem Lächeln ab und wusste wohl genau, dass die beiden sich überschätzten. Die Überschätzung mussten sich Elvis und Achmett nun selbst eingestehen und hofften insgeheim, dass alles schnell vorüber ging.

Das monotone Piepen der Geräte an die Frau Kumpel angeschlossen war, verlangsamte die Zeit zusätzlich, doch anhand der untergegangenen Sonne und der bereits lange andauernden Dunkelheit wussten die beiden, dass bereits Stunden vergangen sein mussten. Gerade deshalb mussten sie gegen die Müdigkeit ankämpfen, denn schließlich wollten sie nichts verpassen und so begannen sie ihren eigenen Kampf, gegen ihren eigenen Körper, der sich nach Ruhe sehnte, gegen die gnadenlosen Gesetze der Natur und dem ungestillten Bedürfnis nach Schlaf. Es dauerte ein wenig, doch Elvis und Achmett verloren diesen Kampf und obwohl sie es nicht wollten, obwohl sie es unter diesen Umständen nicht für möglich gehalten haben, ließ sie ihre Kraft im Stich und beide schliefen ein.

Elvis und Achmett erschraken plötzlich. Was war passiert? Waren sie eingeschlafen? Sie wussten es nicht! Und wo waren Frau Kumpel und Herr Kumpel? Beide richteten sich auf, blickten sich panisch um und erkannten sofort, dass dies nicht der Raum war, wo sie gerade noch gewesen sind und dass zum Fenster herein scheinende Tageslicht verdeutlichte beiden, was sie bereits geahnt hatten. „Verflixt, Elvis!" stöhnte Achmett. „Wir sind eingeschlafen!" sprach Elvis diese Offensichtlichkeit aus. Beide wagten einen Blick über den Stuhlrand hinaus in den Raum hinein.
Zwei Betten konnten sie erblicken, Frau Kumpel lag in dem einen und Herr Kumpel in dem anderen. Beide sahen müde aus, sehr müde! Das konnten sie auch aus dieser Entfernung erkennen. Doch da war auch etwas anderes in ihren Gesichtern zu sehen. „Sie sehen glücklich aus" sprach Elvis seine Gedanken laut aus. Achmett nickte bedächtig und in diesem Moment schauten auch Frau Kumpel und Herr Kumpel zu ihnen rüber.

„Guten Morgen ihr beiden, kommt zu uns!" winkte Herr Kumpel sie herbei. „Hier möchte euch jemand kennen lernen" sagte Frau Kumpel freudestrahlend und dabei kullerte ihr eine Träne über das Gesicht. Elvis und Achmett hatten verstanden, sahen sich an und sprinteten sofort los. „Pssst! Nicht so schnell und schön vorsichtig!" flüsterte Herr Kumpel ihnen entgegen und schon verlangsamten beide ihr Tempo, hin zu einem Hufspitzengang. Als Elvis und Achmett näher traten, lag der Mini Kumpel auf der nackten Brust von Herrn Kumpel. Frau Kumpel lag daneben und streichelte sanft das zarte Köpfchen mit ihren Fingerspitzen. „Das ist er also?!" staunte Achmett und Elvis bekam nur ein „Boooaaaah, cooooool" heraus. Der Mini Kumpel war größer als sie dachten, doch sah er zwischen Herrn Kumpels Halt gebenden Händen noch so winzig klein und zerbrechlich aus. Elvis und Achmett waren den Tränen nahe, denn noch nie hatten sie etwas so schönes gesehen und dabei so viel Glück und gleichzeitig Ehrfurcht empfunden. Achmett fand seine Stimme als erstes wieder und fragte: „Ist er gesund? Er sieht so... so.... Ich weiß nicht, wie ich es sagen soll...", unterbrach Achmett sich selbst „Er sieht schrumpelig aus!" stellte Elvis selbstsicher fest und zog dabei alle Blicke auf sich und er fügte schnell hinzu „Naja, unter den Umständen ist das bestimmt normal, oder nicht?" Herr Kumpel lächelte ihm zu „Ja, das ist normal, er hat monatelang im Wasser verbracht. Gebt ihm ein wenig Zeit, dann legt sich das wieder." erklärte Herr Kumpel „Und um eure Frage zu beantworten, ja, er ist gesund." ergänzte Frau Kumpel. Elvis und Achmett trauten sich näher ran und berührten die weiche Haut des Mini Kumpels mit ihren Hufen und zuckten zurück, als dieser die Berührung durch eine Armbewegung erwiderte und ihre kleinen Herzen somit schneller schlagen ließ. Elvis wandte sich ab, schaute Frau Kumpel und Herr Kumpel neugierig an und fragte: „Jetzt gilt es nur noch ein Geheimnis zu lüften. Wie heißt denn nun der Mini Kumpel?" Nun drehte sich auch Achmett erwartungsvoll in die Richtung der beiden. Frau Kumpel sah den Mini Kumpel einen Moment lang an und wandte sich dann Elvis und Achmett zu. „Theo" antwortete sie mit ruhiger, fast flüsternder Stimme „Der Mini Kumpel heißt Theo."

„Herzlich Willkommen auf der Erde, Theo!" begrüßten Elvis und Achmett ihn gleichzeitig, gaben ihm einen liebevollen Kuss auf die Wange und das lange Warten hatte somit ein Ende.
 

hera

Foren-Redakteur
Teammitglied
LL-Redaktion

Hallo nescobar,

für diesen Text ist die Mehrteilerfunktion zu nutzen! Ich habe Dir dazu gerade eine E-Mail geschickt.

Viele Grüße,
hera
 



 
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