Es ist August, das Wetter ist schwülwarm-sonnig, ich schwitze.
Ich erinnere mich - ich weiß nicht warum - an diese steile Kellertreppe im Haus meiner Oma und daran, wie sehr ich es als Kind genossen habe, in die angenehme Kühle da unten hinabzusteigen. Ich fühle noch genau die Form des runden Knaufs mit der Metallumrundung an der Holztür, die man mit einem quietschenden Ruck nach innen aufstoßen musste. Bei den ersten Stufen musste man höllisch aufpassen: Sie gingen um eine eh schon enge Ecke, waren schmal und steil - ein Geländer gab es nicht. Auf dem ersten Treppenabsatz standen oft leere Einmachgläser oder Flaschen hinter der Tür, die sollte man dann mit runternehmen. An der Wand hing ein Staubsauger, an dem man immer leicht vorbeischrappte, so dass der an seinem Nagel an der Wand schaukelte. Bevor ihr euch damals endlich den Vorwerk mit dem dunkelgrünen Stoffbeutel leisten konntet, hattet ihr einen petrolfarbene aus Kunststoff der Marke \"Sauge-laut-und-schlecht\" oder so ähnlich. Der neue Vorwerk war ungeheuer schwer und musste mit aller Kraft von und auf seinen Nagel gewuchtet werden, saugte aber unglaublich. Und ein von-Tür-zu-Tür-Vertreter brachte immer neue Beutel und Prospekte.
Unten angelangt, kam man rechts in einen Kellerraum, in dem vor allem eine große Gefriertruhe stand. So eine mit Deckel, der nach oben aufging und in dem in den alten Krimis immer die Leichen versteckt wurden. Bei dir war Vanilleeis oder das Schoko-Vanille-Erdbeer-Gemisch drin. Vor allem im Sommer. Wie oft habe ich micht heimlich mit einem großen Löffel bewaffnet und bin heimlich in den Keller geschlichen um in aller Schnelle ein paar Riesenlöffel davon zu verschlingen? Ich aß so schnell, dass ich Kopfschmerzen davon bekam ,aber es gab nun mal zu selten Eis zum Nachtisch...!
Der Raum hinter der Eistruhe war jedoch die eigentliche Schatzkammer: Dort lagerte das ganze eingemachte Obst und Gemüse, eingesickter Saft, Kartoffeln, Zwiebeln usw.
Schon der Geruch war typisch Vorratskeller: modrig-muffig, etwas staubig, aber nicht feucht. Nach alt-trockenem Holz und ein bisschen nach den roten Einmachringen aus Gummi und den Metallspangen für die Weckgläser. Gleich rechts um die Ecke beim Eingang stand die große Kartoffelkiste mit der Lade unten, aus der man die noch erdigen Kartoffeln rausnahm. Danaben der rundliche Drahtkorb mit dem runden Holzgriff am Henkel. Als ich klein war, konnte ich nicht in die Kiste schauen, so hoch war sie. Und man musste höllisch aufpassen, dass man sich keinen Splitter in den Finger jagte, das Lattenholz war ziemlich rau.
Ich glaube, es waren auch ein paar Zwiebeln drin in der Kiste. Die brauchen ja auch trockene Dunkelheit zum Lagern, hast du mir mal erklärt.
Die gegenüber liegende Wand war über und über mit Gläsern gefüllt: Eingemachte Äpfel, Birnen, Plaumen, Kirschen.
Ich weiß nicht, wie viele der Kirschen ich erst gepflückt, dann gewaschen und schließlich mit dem Entsteiner entsteint habe. Das war eine Heidenarbeit, ich war danach über und über bespritzt mit Sauerkirschsaft.
Gurken mit Senfkörnern und Dillstengelchen, knalloranger Kürbis süß-sauer - mich überkommen immer noch Ekelschauer in Erinnerung an diesen Geschmack. Ich mag ihn bis heute nicht.
Auch für die eingemachten Bohnen weiß und grün, als Salat und für die Suppe saß ich oft stundenlang auf der roten Treppe hinten und döppte entweder die Bohnen aus ihren Schoten oder schnippelte die Enden ab.
Die meisten Gläser wurden dann in dem großen hellblauen Emaille-Topf mit dem Loch im Deckel auf dem Gasherd zugekocht.
Am liebsten war mir die Abteilung \"Marmelade und Gelee\" aus Erdbeeren, Himbeeren, Brombeeren, Johannisbeergelee, das ich nie mochte, weil es so sauer schmeckte und das so viel Arbeit machte: Ich erinnere mich noch genau wie damals auf den Hintertreppen saß, umgeben von Eimern und Schüsseln voller gepflückter Rebchen, die Abgestribbelt werden mussten. Auf dem Schoß hatte ich eine Schale, in die ich die abgezupften kleinen Beeren sammelte. Die ersten Zweige waren die dööfsten, weil diese 20 Beeren einsam in der grauen Rührschüssel herumkullerten und sich fast darin verloren. Wie lange das immer dauerte, bis die Schüssel wenigstens halb voll war...!
Meine Finger waren danach immer noch zwei Tage lang knallrot. Von diesen Früchten blieb auch immer viel mehr übrige als wenn ich Himbeeren oder Erdbeeren verlesen musste - kein Wunder, denn Himbeeren mochte ich ja auch viiiiel lieber!
Die Beeren wurden danach mit Gelierzucker aufgekocht. Du hattest dafür einen großen, dicken braunroten Topf, der vorne ein Ventil hatte, durch das dann der Geleesaft durch ein es dieser rot-weiß karierten Küchentücher in die Gläser lief damit auch ja kein Kernchen oder Schälchen im Gelee blieb. Das Tuch musste gaaaanz sauber sein, ebenso die Gläser damit sich zum einen kein Schimmel bilden konnte, zum anderen damit dier Gläser sauber schließen und beim Öffnen dann so schön \"knack!\" machen wie die Gläser aus dem Supermarkt.
Auf jedes Glas kam dann eines von diesen blau umrandeten, mit Schnörkeln und Punkten gemusterten Schildchen, auf die du zuvor mit deiner alt anmutenden, etwas wackligen Halbsütterlinschrift geschrieben hattest: \"Johannisbeer \'82\" oder \"Himbeer 84\"
Ich erinnere mich - ich weiß nicht warum - an diese steile Kellertreppe im Haus meiner Oma und daran, wie sehr ich es als Kind genossen habe, in die angenehme Kühle da unten hinabzusteigen. Ich fühle noch genau die Form des runden Knaufs mit der Metallumrundung an der Holztür, die man mit einem quietschenden Ruck nach innen aufstoßen musste. Bei den ersten Stufen musste man höllisch aufpassen: Sie gingen um eine eh schon enge Ecke, waren schmal und steil - ein Geländer gab es nicht. Auf dem ersten Treppenabsatz standen oft leere Einmachgläser oder Flaschen hinter der Tür, die sollte man dann mit runternehmen. An der Wand hing ein Staubsauger, an dem man immer leicht vorbeischrappte, so dass der an seinem Nagel an der Wand schaukelte. Bevor ihr euch damals endlich den Vorwerk mit dem dunkelgrünen Stoffbeutel leisten konntet, hattet ihr einen petrolfarbene aus Kunststoff der Marke \"Sauge-laut-und-schlecht\" oder so ähnlich. Der neue Vorwerk war ungeheuer schwer und musste mit aller Kraft von und auf seinen Nagel gewuchtet werden, saugte aber unglaublich. Und ein von-Tür-zu-Tür-Vertreter brachte immer neue Beutel und Prospekte.
Unten angelangt, kam man rechts in einen Kellerraum, in dem vor allem eine große Gefriertruhe stand. So eine mit Deckel, der nach oben aufging und in dem in den alten Krimis immer die Leichen versteckt wurden. Bei dir war Vanilleeis oder das Schoko-Vanille-Erdbeer-Gemisch drin. Vor allem im Sommer. Wie oft habe ich micht heimlich mit einem großen Löffel bewaffnet und bin heimlich in den Keller geschlichen um in aller Schnelle ein paar Riesenlöffel davon zu verschlingen? Ich aß so schnell, dass ich Kopfschmerzen davon bekam ,aber es gab nun mal zu selten Eis zum Nachtisch...!
Der Raum hinter der Eistruhe war jedoch die eigentliche Schatzkammer: Dort lagerte das ganze eingemachte Obst und Gemüse, eingesickter Saft, Kartoffeln, Zwiebeln usw.
Schon der Geruch war typisch Vorratskeller: modrig-muffig, etwas staubig, aber nicht feucht. Nach alt-trockenem Holz und ein bisschen nach den roten Einmachringen aus Gummi und den Metallspangen für die Weckgläser. Gleich rechts um die Ecke beim Eingang stand die große Kartoffelkiste mit der Lade unten, aus der man die noch erdigen Kartoffeln rausnahm. Danaben der rundliche Drahtkorb mit dem runden Holzgriff am Henkel. Als ich klein war, konnte ich nicht in die Kiste schauen, so hoch war sie. Und man musste höllisch aufpassen, dass man sich keinen Splitter in den Finger jagte, das Lattenholz war ziemlich rau.
Ich glaube, es waren auch ein paar Zwiebeln drin in der Kiste. Die brauchen ja auch trockene Dunkelheit zum Lagern, hast du mir mal erklärt.
Die gegenüber liegende Wand war über und über mit Gläsern gefüllt: Eingemachte Äpfel, Birnen, Plaumen, Kirschen.
Ich weiß nicht, wie viele der Kirschen ich erst gepflückt, dann gewaschen und schließlich mit dem Entsteiner entsteint habe. Das war eine Heidenarbeit, ich war danach über und über bespritzt mit Sauerkirschsaft.
Gurken mit Senfkörnern und Dillstengelchen, knalloranger Kürbis süß-sauer - mich überkommen immer noch Ekelschauer in Erinnerung an diesen Geschmack. Ich mag ihn bis heute nicht.
Auch für die eingemachten Bohnen weiß und grün, als Salat und für die Suppe saß ich oft stundenlang auf der roten Treppe hinten und döppte entweder die Bohnen aus ihren Schoten oder schnippelte die Enden ab.
Die meisten Gläser wurden dann in dem großen hellblauen Emaille-Topf mit dem Loch im Deckel auf dem Gasherd zugekocht.
Am liebsten war mir die Abteilung \"Marmelade und Gelee\" aus Erdbeeren, Himbeeren, Brombeeren, Johannisbeergelee, das ich nie mochte, weil es so sauer schmeckte und das so viel Arbeit machte: Ich erinnere mich noch genau wie damals auf den Hintertreppen saß, umgeben von Eimern und Schüsseln voller gepflückter Rebchen, die Abgestribbelt werden mussten. Auf dem Schoß hatte ich eine Schale, in die ich die abgezupften kleinen Beeren sammelte. Die ersten Zweige waren die dööfsten, weil diese 20 Beeren einsam in der grauen Rührschüssel herumkullerten und sich fast darin verloren. Wie lange das immer dauerte, bis die Schüssel wenigstens halb voll war...!
Meine Finger waren danach immer noch zwei Tage lang knallrot. Von diesen Früchten blieb auch immer viel mehr übrige als wenn ich Himbeeren oder Erdbeeren verlesen musste - kein Wunder, denn Himbeeren mochte ich ja auch viiiiel lieber!
Die Beeren wurden danach mit Gelierzucker aufgekocht. Du hattest dafür einen großen, dicken braunroten Topf, der vorne ein Ventil hatte, durch das dann der Geleesaft durch ein es dieser rot-weiß karierten Küchentücher in die Gläser lief damit auch ja kein Kernchen oder Schälchen im Gelee blieb. Das Tuch musste gaaaanz sauber sein, ebenso die Gläser damit sich zum einen kein Schimmel bilden konnte, zum anderen damit dier Gläser sauber schließen und beim Öffnen dann so schön \"knack!\" machen wie die Gläser aus dem Supermarkt.
Auf jedes Glas kam dann eines von diesen blau umrandeten, mit Schnörkeln und Punkten gemusterten Schildchen, auf die du zuvor mit deiner alt anmutenden, etwas wackligen Halbsütterlinschrift geschrieben hattest: \"Johannisbeer \'82\" oder \"Himbeer 84\"