Es regnet

2,00 Stern(e) 2 Bewertungen

Jaron

Mitglied
Es regnet
Stehst stolz gen Himmel gestreckt
im Traum deines Jetzt
Dein prächtiges Haupt
mit lichtschillernden Tropfen benetzt

Es regnet
Mit ausladend stämmigen Armen
empfängst das streichelnde Nass
Die Furchen auf deinem Leib
verwischen pastellen, werden blass

Es regnet
Trinkst dürstend, lechzend
Cranachs ewige Quelle
Die Zeit der Entbehrung vorbei
tiefgründig wurzelnde Kraft anstelle

Es regnet
Bist eins
mit den Flügeln des nebligen Scheins
Seit Anbeginn des Zirkels
Hüter, Wächter, Bewahrer des Seins

Es regnet
Jahr um Jahr
rhythmisch sprühender Gesang
Treibst im Rausch der unberührt fließenden Zeit
bist der Welten Gleichklang

Es regnet
Unsäglich schmerzender Schall
erbarmungsloser Widerhall
schlägt deinen knöchernen Leib
gehst tosend tränenumhüllt zu Fall

Es regnet
Gezählt deine Ringe
Ringest um dein Leben – vergebens
doch niemals vergeben
das Übermaß menschlicher Dinge

Es regnet
nicht mehr
Wo einst der Wald war
dessen Atem den Regen gebar
 

Tula

Mitglied
Hallo Jaron

Inhaltlich ist das Spiel mit dem Regen durchaus interessant. Von der Länge abgesehen, sehe ich hier ein Strukturproblem. Reime sind zwar bei, aber eben keine erkennbare metrische Grundstruktur. Du könntest da vielleicht ganz auf Reime verzichten, es einfach frei und ungereimt belassen, mit etwas Kürzung auf die originelleren Elemente konzentrieren.

LG
Tula
 

Jaron

Mitglied
Hallo Tula,

danke für deinen Kommentar und deine Bewertung.

Ich möchte mit dem Gedicht die Urtümlichkeit, den Facettenreichtum und den Bedeutungsgehalt des (Regen)Waldes beschreiben, was ich durch den freien Rhythmus unterstreiche. (Leben und Sterben des Waldes sind z. B. durch einen besonders auffälligen metrischen Bruch getrennt.)
Gleichzeitig habe ich mich für einen einfachen Reim entschieden, um dem Kreislauf der Natur eine Bestätigung zu geben. (Die Frequenz ist wiederum in den letzten Versen, wo es um Zerstörung geht, dichter/härter.)

Liebe Grüße
Jaron
 

JoteS

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Jaron,

auch mir fehlt es an Struktur - ein Reim so ganz ohne Rhythmus ist reizlos und läßt den Text nur prätentiös wirken, wozu übrigens auch seltsame Metaphern (z.B. der knöcherne Leib) und die altertümelnde Sprache ihren Teil beitragen.

Es wirkt auf den Leser, als ob jemand ohne Gefühl für Metrik sich einer altertümlichen Sprache bedient hätte, die er nun wirklich nicht beherrscht.

Für mein Empfinden ein durch und durch gekünsteltes (das Gegenteil von kunstvoll) Konstrukt. Im Arbeitszeugnis stünde: Er war stets bemüht.

Bitte entschuldige dieses vernichtende Urteil aber ein anderes ist mir nicht möglich.

Gruß

Jürgen
 

Jaron

Mitglied
Hallo Jürgen,

ja, inzwischen denke ich auch, das Ding war ein ziemlicher Ausrutscher. Ich habe da mal alles ausgeblendet und mich zu sehr von meinen Gefühlen leiten lassen.

So what, ich bin ja hier um Meinungen zu hören und weiterzukommen. Also (trotzdem ;o) danke.

Liebe Grüße
Helga
 

JoteS

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Helga,

richtig, man muss erst einmal zeitlich und emotional Distanz zum eigenen Werk gewinnen. Das ist gar nicht so einfach. Schön, wenn es geklappt hat.

Damit hast Du den ersten Schritt auf einem guten Weg gemacht. Da mussten wir alle durch. ;)

Viele Grüße

Jürgen
 



 
Oben Unten