Faszination Urpflanze abstrahiert

1,50 Stern(e) 2 Bewertungen

agonius

Mitglied
Faszination Urpflanze abstrahiert

Alte mächtige Eichen
rauschen windwärts Natur:
Wunderheiliges Oraculum
der ewiglichen Gottheit!

Welch schimmerndes Prachtgebilde,
dieses Blätterlichtspiel, ein Schatz
ungezähmter Wirklichkeitserfahrung:
metaphorisch - E i c h e n d o r f f .

Schöpferisches Urphänomen
ansprechender Formen,
wie von einem himmlischen Holzschnitzer
in harmonischer Vollendung erschaffen.

Vernünftig gegliederte Gestaltung
der lebendigen Vielfalt
einer zweckmäßigen Ordnung
der wechselwirkenden Elemente.

Beschauliche Offenbarung,
(rituell nachvollzogen),
der kein kulturelles Kunstgebilde
auch nur annährend gleichen kann!

Das alles erschielen wir bald
nur noch auf der Mattscheibe,
unserem "gelobten" Altar, unentbehrlich,
wo der Schein fürwahr so trügerisch.

Um uns herum häuft sich
himmelhoch triumphierend,
das Schandmal des Fortschritts:
M ü l l , der zuletzt lacht und übrig bleibt.

Dingen, die wie wir
aus der Schöpfung kommen,
stehen wir heutzutage
sehr skeptisch gegenüber.
Industrie - Technokratie,
(Computer, Autos, Heimkino etc.),
wird willkommen geheißen,
ja, als Statussymbol geradezu vergottet.

Ist das nicht die totale Entfremdung?

Man hört nicht mehr
den Wind rauschen,
sondern die Motoren der Maschinen.

Man sieht nicht mehr
den Sonnenuntergang,
er ist im Smog versunken.

Man riecht nicht mehr
den Duft der Pflanzen,
sondern den Gestank des Abfalls.

Wo bleibt da unsere Sinnlichkeit?

Die technologische Hybris des Menschen
ist nicht mehr im Einklang mit
der Schöpfungs natürlicher Urkraft.

Weltweit werden die terrestrischen Ressourcen
auf Kosten beschämend verschlagener Profitparasiten
ökonomisch ausgebeutet.

Die habgierige Brandrodung der Natur
ist die substanzielle Zerstörung
der menschlichen Lebensgrundlage.

Tagtägliche Klimakatastrophen,
Massen-Menschen-Macher-Maschinen mutieren
zur genmanipulierten Einheitskünstlichkeit.

Statt die allerletzten Regenwälder,
die Lungen unseres blauen Edelsteins Erde, zu retten,
handeln wir immer erst dann und dort, wo es zu spät ist.

Virtuelle Welt = globalisierte Freiheit?

Eine scheinbare Gemeinschaft wird online
in einer Art von Internethörigkeit
in die Sackgasse geführt.


Digitalisierte Daten, Wunschbild der Wirklichkeit,
transnationale Gedankenkontrolle,
Hausputz der Gefühle.

Abstraktion absolut bewusstlos =
aporische Apokalypse
des existentiellen Daseins!
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo agonius!

Als ich deinen Text gelesen hatte, war mein erster Gedanke: Recht hat er!

Aber bei allem guten Willen will mir das als Gedicht nicht durchgehen. Es handelt sich hier eher um ein wütendes Statement, das durch Zeilenumbrüche in Gedichtform gebracht wurde.

Ein Gedicht besteht nicht nur aus seinem Inhalt, sondern auch aus der Lust an der Sprache.

Hier tauchen Sachen auf, die m.E. in einem Gedicht so nichts verloren haben:

z.B.

Weltweit werden die terrestrischen Ressourcen
auf Kosten beschämend verschlagener Profitparasiten
ökonomisch ausgebeutet.

Die habgierige Brandrodung der Natur
ist die substanzielle Zerstörung
der menschlichen Lebensgrundlage.

Wie gesagt: Als Statement ok, aber als Gedicht? Nein!

Liebe Grüße
Manfred
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo agonius!

Ich will mal versuchen es zu erklären:

Du hast vielleicht schon gemerkt, dass noch niemand außer mir auf dieses Gedicht reagiert hat, bzw. es bewertet hat.

Du bist hier eine der schwierigsten Aufgaben in der Lyrik angegangen: ein politisches Gedicht schreiben.
Das ist m.E. gründlich in die Hose gegangen, was aber eigentlich kein Problem ist, denn es gibt höchstens eine handvoll Lyriker auf der ganzen Welt, die in der Lage sind ein brauchbares politisches Gedicht zu schreiben.

Wie ich in meinem ersten Kommentar schon geschrieben habe, besteht ein Gedicht nicht nur aus seinem Inhalt, sondern vor allem auch aus der Sprache in der es geschrieben ist.
Und das Sprachvermögen eines Lyrikers zeigt sich nicht darin, dass er seinen Text mit möglichst vielen Fremdwörtern schmückt und Parolen zum Besten gibt.
Lyrik ist ein Spiel mit den Möglichkeiten der Sprache!

Ich bin mir sicher, dass von allen Usern, die dein Gedicht angeklickt haben, nicht einmal die Hälfte deinen Text zu Ende gelesen hat.
Wenn man das so geballt serviert bekommt, wirkt es auch schon mal peinlich, sorry!

Ich empfehle die Lektüre von Pablo Neruda, der schreibt famose politische Gedichte, die zudem auch noch als Lyrik einen allerhöchsten Stellenwert einnehmen.

Liebe Grüße
Manfred
 

agonius

Mitglied
Danke Manfred für dieses ausführliche Gutachten,

der Text ist komprimiert, weil ich so viel wie möglich darin unterbringen mochte und trotzdem ist er relativ lang.

Ich habe aber auf jeden Fall möglichst viele neue Sprachschöpfung erfunden, dazu noch viele Aliterationen,
auch das kann ein Gedicht ausmachen,

und ich will noch weiterhin dran arbeiten.

Viele der benutzten Fremdwörter lassen sich nicht so treffend
und geballt übertragen, oder sind deutschsprachlich abgegriffen.

Ein Gedicht muss nicht immer nur einfache Sprache sein....

GlG,
der Cassius Clay von der Spree
 



 
Oben Unten