Fee Fatal - Der Kuss des Dämons

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düsterbunt

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Die Feierlichkeit des Sommerfestes war in vollem Gange. Alle tanzten, die Erde schien zu beben. Tjörk schwitzte, sein Herz pochte schnell. Er fühlte sich wohl inmitten des Gedränges. Plötzlich wurde ihm schwindlig.
Die Welt vor seinen Augen verschwamm. Er musste seine Augen schließen. Als er sie wieder öffnete war ihm, als stünde die Zeit inmitten der tanzenden Menge still. Sein Blick fiel wie magnetisch auf eine kleine ältere Dame inmitten der Menge, deren Gesicht eine seltsame Verzweiflung ausstrahlte.
Reglos stand er da und starrte einfach auf die kleine alte Frau. Sie schien so verloren. Als eine Gruppe Menschen gemeinsam zur Seite sprang, sah Tjörk welches Problem die ältere Dame hatte. Ein kräftiger Mann packte die Grauhaarige am Handgelenk. Sie zitterte am ganzen Körper.
Der kahle Typ wollte gerade zu einem Schlag ausholen wollte. Beherzt sprang Tjörk dazwischen und sank von der Wucht des Schlags zu Boden.

Aus der Ferne hörte er das Toben des Festes. Er öffnete die Augen und blickte in das besorgte Gesicht einer schönen jungen Dame in das rote Strähnen fielen.
„Geht es wieder?“ wollte sie wissen. Tjörk wusste nicht wie ihm geschah, langsam rappelte er sich auf, bemerkte dass er auf einer Bank lag, den Kopf auf den Schoss der Unbekannten gebettet. Er beschloss, dass es ihm noch nicht so gut ging und dass er in dieser nicht unangenehmen Situation verharren wollte.
Tjörk rieb sich die Stirn, „ Noch etwas Kopfschmerzen. Was ist denn passiert?“. Er erinnerte sich gut was passiert war, bis zu dem Schlag
„ Sie haben meine Mutter vor einem üblen Kerl beschützt. Sie hat die Feier verlassen und mich gebeten mich um sie zu kümmern.“
Tjörk schnaufte und rappelte sich auf.
Als hätte sie seine Gedanken gelesen korrigierte sie seine Annahme es wäre nur eine halbe Stunde vergangen. „ In fünf Minuten ist Mitternacht, ich habe hier zwei Stunden auf sie aufgepasst. Ich bin Ihnen sehr dankbar für ihre Tapferkeit. Meine Mutter sagte, sie seien der Einzige gewesen, der ihre Notlage bemerkt hat. Sie haben wie ein wahrer Ritter gehandelt. Dann haben sie sich noch so ein Veilchen eingefangen. Es tut mir wirklich leid. Wie kann ich das wieder gutmachen?“ Die Worte quollen so süß und sanft aus ihrem Schmollmund, das Tjörk ganz vergaß nach ihrem Namen zu fragen.
„Ach, halb so wild. Ich helfe natürlich wo ich kann und als ich ihre Mutter so bedrängt gesehen habe“ Tjörks Blick wanderte vom Hals der Schönen über ihren Busen zu den Beinen. Sie war einfach zu perfekt. Er stockte kurz, sammelte sich aber gleich wieder:“ Ich konnte ihrer Mutter doch nicht im Stich lassen.“ Tjörk seufzte. „Aber der fiese Typ hat wirklich einen harten Schlag drauf. Mein Auge fühlt sich nicht gut an“.
Die Holde sah ihn verständnisvoll an. „ Sie sind ein Held und ja, Karl, so heißt der Schäger ist ein widerlicher Kerl. Ich konnte ihn noch nie leiden. Er hat einfach keinen Anstand und seine Stimmungsschwankungen bringen ihn regelmäßig aus der Fassung.“
Tjörk hing an den vollen Lippen der Schönen und er suchte sich irgendwie abzulenken.
Also kramte er in seiner Tasche herum und fand schließlich ein silbernes Döschen. „Sie entschuldigen, aber ich mache mich gerade etwas frisch- Sie haben doch nichts dagegen“? Tjörk war sich nicht ganz sicher, ob er einen Schritt zu weit gegangen war, da beugte sie sich über das geöffnete Döschen, schnupperte kurz daran, lächelte und griff in ihre Handtasche. Triumphierend hielt sie ein goldenes mit seltsamen Ornamenten verziertes Döschen in Händen. „ Also erstens, können sie mich duzen und zweitens sollten sie mal das probieren. Ist echt 1A.“ Tjörk ließ sich das nicht zweimal sagen und nahm eine kleine Kostprobe aus ihrem Döschen. Danach war sie dran. Sein Herz begann zu rasen auf eine angenehme Art und er fühlte sich plötzlich so leicht wie noch nie. Die laue Sommerluft prickelte auf seiner Haut und roch so süß duftend, das er mehrmals tief einatmete. Dabei strömte ihm noch der Duft von ihrem dezent aufgetragenem Parfum in die Nase und er war ganz betört, sodass er tief Luft holte die Augen schloss und den Kopf in den Nacken legte. Als er die Augen öffnete gaben die Wolken gerade den Blick auf den hell strahlenden Vollmond frei, dessen Licht ihr Gesicht so schön weichzeichnete, dass ihm fast der Atem stockte.
Ihn überkam ein verzücktes Glücksgefühl, das sich mit einem gewissen Schaudern abwechselte, wie er es noch nicht gekannt hatte. Alles fühlte sich so gut und richtig an. „Wollen wir ein bisschen spazieren gehen? Der Park ist sehr schön und, ich glaube das würde uns beiden jetzt gut tun“ fragte die Holde in diesem Moment mit dem süßesten Lächeln der Welt auf ihren Lippen. Tjörk nahm ihre Hand, ganz selbstverständlich und drückte sie leicht. Sie erwiderte den Druck sanft.
Schweigend gingen sie an alten Linden und exotischen Blumenbeeten vorbei, schritten unter Trauerweiden durch, gingen über eine Brücke, die über einen seerosenbewachsenen Teich führte. Tjörk erschien es wie der schönste Traum. Schließlich kamen sie an der die den Park begrenzenden Mauer an. Sie führte ihn, und jeder Schritt den er mit ihr ging steigerte sein Glück und ihm war als habe er nie etwas Schöneres erlebt. Alles war so wundervoll und der Mondschein warf ein magisches Licht auf die Umgebung.
Er hatte vor Glückseligkeit nicht bemerkt, dass sie in einem immer dichter werdenden Wald gekommen waren.
Da donnerte es in der Ferne und sie fragte ob er weiter gehen wolle. Er lächelte nur.
Schlagartig begann ein starker Regenschauer und es wurde kalt. Tjörk zuckte zusammen. „ Vielleicht sollten wir doch zurückgehen“ seine Zähne klapperten, doch das holde Wesen umarmte ihn. Ihr warmer Schmollmund gab einen Kuss nach dem anderen auf seine Lippen ab.
Tjörk klopfte das Herz bis zum Hals und ihm wurde unweigerlich heiß, sodass er all seine Zweifel wieder vergaß. Sie sahen sich tief in die Augen, nahmen sich wieder an den Händen.
Durch eine eingefallene Stelle in der Mauer gelangten sie aus dem Park, in eine Lichtung hinein.
Küssend ließen sie sich ins weiche nasse Gras fallen und wälzten sich umher.
Plötzlich krachte direkt neben Tiörk ein Blitz nieder. Als er seine Augen nach dem Schlag wieder öffnete war er allein. Er Blickte sich um, fasste sich an den Kopf, raufte sich die Haare. So lag er verlassen da inmitten der dunklen Bäume. Ein Sturm kam auf und er hörte plötzlich ein seltsames Kichern, das aus allen dunklen Stellen zwischen den Bäumen zu kommen schien. Dann war es wieder still. Wieder krachte ganz in der Nähe ein Blitz herunter. Nach der tiefen Stille erhob sich aus allen Richtungen ein seltsamer Gesang aus der Dunkelheit des Waldes. Eine schrecklich schöne Stimme, die immer lauter und furchtbarer wurde. Er konnte nichts erkennen. Der Mond war wolkenverhangen.
Hilflos und starr vor Angst lag er in der Mitte der Lichtung. Die Wolken gaben den Mond wieder frei, in dem Moment sprang ihn eine verzerrte Fratze an. Ihre Klauen hielten sein Gesicht in Händen. Sie betrachtete ihn eingehend und lachte schallend auf. Er war zu schwach um sich zu wehren. Ihr Mund, wenn man es so nennen kann roch faulig nach Verwesung und Moder und er kam immer näher. Er verschloss erschrocken und angeekelt seinen Mund, doch als sie ihn mit dem ihren berührte, zog sie etwas aus ihm heraus. Viele würden sagen es war seine Seele, andere würden meinen es sei sein Geist, den sie ihm dort nahm.
Alles was er je gewusst hatte, was er gedacht hatte und welche Meinung er hatte, wurde in dieser Nacht aus ihm herausgesaugt. Von ihm blieb nichts übrig als sein Körper und eine alles erfüllende Furcht.
Man fand Tjörk wie einen Säugling zusammengekauert in der Lichtung.
Er stammelte wirre Phrasen vor sich hin, spielte mit seinen Fingern, als würde er große Summen zählen, doch als sie ihn nach Hause bringen wollten, rannte er kreischend davon und ward nie mehr wieder gesehen.

Man erzählt sich noch heute von einer alten, einer schönen rothaarigen jungen Frau und einem Dämon, die eigentlich eins sind, nur ihre Verwandlung macht sie für das menschliche Auge zu drei Wesen, die in Vollmondnächten im Park herumgeistert, junge Männer verführt und in den Wahnsinn treibt.
 

Jasione

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Hallo,
ich finde die Idee deines Textes mit der Frau/dem Dämon, mit den drei Gestalten originell, aber in der Umsetzung hapert es meiner Meinung nach.

Der Beginn liest sich durch die Aneinanderreihung der vielen kurzen Sätze holprig. Nach dem Satz
Die Feierlichkeit des Sommerfestes war in vollem Gange
würde ich diese Feierlichkeit erst mal genau beschreiben, um den Leser in die Atmosphäre des Festes eintauchen zu lassen. Wo findet dieses Fest statt? Draußen oder in einem Saal? Wenn draußen, wie ist das Wetter und die Luft, wenn drinnen, wie ist der Saal dekoriert? Wie ist die Stimmung? Wer ist alles da? Gibt es Musik? Gibt es Essen? Versuche dem Leser Eindrücke zu geben, die möglichst verschiedene Sinne ansprechen. Augen, Ohren, Geruchssinn...(den gleichen Tipp habe ich für dich, wenn es darum geht, die Atmosphäre im Wald noch etwas intensiver darzustellen)
Dafür würde ich längere Sätze und viele Adjektive verwenden.
So viele kurze Sätze passen eher dazu, um actionreiche Passagen zu verfassen.

Dann würde ich schreiben, warum der Protagonist auf diesem Fest ist. Damit hast du dann einen Übergang zu der Beschreibung, wie Tjörk sich dort fühlt. Auch seine Gefühle würde ich detailierter beschrieben. Sonst ist das zu überhastet erzählt. Erst schwitzt er und sein Herz pocht (das klingt eher negativ), dann fühlt er sich wohl, dann wird ihm plötzlich schwindelig, dann schließt er kurz die Augen und schon ist der Schwindel weg.
Ziehe das, indem du es etwas detailierter schilderst oder noch zusätzliche Informationen gibst, etwas in die Länge.

Im Laufe der Geschichte nehmen die kurzen Sätze etwas ab. Da finde ich das Erzähltempo besser.

Ein paar Logik- und Verständnis-Sachen:

Als hätte sie seine Gedanken gelesen korrigierte sie seine Annahme es wäre nur eine halbe Stunde vergangen.
Wie kommt er darauf, dass seine Bewusstlosigkeit genau eine halbe Stunde lang war? Diese Zeitangabe würde ich weglassen, da man, während man bewusstlos ist, kein Zeitgefühl besitzt.

Tjörk hing an den vollen Lippen der Schönen und er suchte sich irgendwie abzulenken.
Also kramte er in seiner Tasche herum und fand schließlich ein silbernes Döschen. „Sie entschuldigen, aber ich mache mich gerade etwas frisch- Sie haben doch nichts dagegen“? Tjörk war sich nicht ganz sicher, ob er einen Schritt zu weit gegangen war, da beugte sie sich über das geöffnete Döschen, schnupperte kurz daran, lächelte und griff in ihre Handtasche.
Mir ist nicht klar, was es mit diesem silbernen Döschen auf sich hat? Braucht es das Döschen unbedingt für die Handlung?
Und wieso sollte er damit zu weit gegangen sein?

Also erstens, können sie mich duzen und zweitens sollten sie mal das probieren.
Spätestens bei diesem Duz-Angebot sollte die Schöne dann aber auch ihren Namen verraten, oder nicht?

Den Mittelteil finde ich ansonsten okay, auch wenn das eine oder andere Komma fehlt. Die Atmosphäre des Waldes hätte ich, wie schon angedeutet,gern noch etwas intensiver und gruseliger.

Was mir dann leider gar nicht gefällt, ist der Schluss und zwar ab:
Viele würden sagen es war seine Seele, andere würden meinen es sei sein Geist, den sie ihm dort nahm.
Ab dem Punkt wechselt du in eine erzählende Perspektive, die wie ein ganz sachlicher Bericht klingt. Dadurch nimmst du der Geschichte die ganze Spannung und den ganzen Grusel. Bleibe da doch noch länger bei Tjörk und beschreibe den ganzen Horror und Wahnsinn, den er erlebt hautnah. Damit bringst du den Leser sicher mehr zum gruseln.

Also Anfang und Ende würde ich nochmal überarbeiten und die letzten Rechtschreib- und Kommafehler ausmerzen.
 
Hallo düsterbunt,

ich habe fast exakt den entgegengesetzten Eindruck wie mein Vorschreiber :). Mir gefällt die Geschichte wie sie ist, vor umständlichen und unwesentlichen Beschreibungen (wo ist das, wie ist die Stimmung, wie ist dekoriert) würde ich mich hüten.

Vor vielen Adjektiven auch!

LG SilberneDelfine
 



 
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