Feucht gebiete tief schürfend

5,00 Stern(e) 1 Stimme

Walther

Mitglied
Feucht gebiete tief schürfend


Das wett laufen ist
watt laufen schritte
schlurfen schlürfend
in den prielen

Der wind weht wie der
wind greint freund fischer
& meint fishermen’s
friends

Der gesichts ausdruck
eindrucks voll der
gestrigen zeitung gleich
ab gestempelt

Luft holen & substanz
aus atmen das substrat
der substraktion aller
(un)möglichkeiten

Auf ebbe folgt flut
folgt ebbe die tide hat
hebungen & land
unter & bracke

laufen lassen damit
was geht & der deich
graf adelt seine krone
mit weit(em) blick
 

Walther

Mitglied
lb val,

das spannende an diesem text, den ich nur hier gepostet habe, weil ich mir sicher war, den versteht niemand außer mir und mir fehlt was deswegen, ist es, daß er einen leser mit einem kommentar, der die intention ziemlich gut erfaßt, gefunden hat. ich war mir sicher, dafür wirst du versenkt.sogar in der lupe. woanders habe ich deshalb auch gar nicht erst versucht. :)

ich bin also geplättet und danke dir für deine wertung und deinen sehr kenntnisreichen kommentar!

lg w.
 

Val Sidal

Mitglied
Walther,

… na ja, wenn man deine poetik studiert, dann erkennt man – finde ich – grob zwei unterscheidbare hauptwege, die du beschreitest, zwei beine – ein standbein und ein spielbein wenn man so will …

vor diesem verständnis sind deine werke alles andere als hermetisch – vielmehr besticht die balance, die dir in der gestaltung der textuellen stringenz und der semiotisch/semantischen offenheit gelingt, die konvergiert.
gegen verständnis und schönheit.

gambler spielen mit wörtern. zufällig werfen sie auch mal pasch – poeten konfigurieren die welt in worten, und lassen verstand und seele zusammen singen und tanzen …

ich mag halt so was …
und bin natürlich (als prosa-mensch) auch neidisch …
 

Walther

Mitglied
hi val,

in der tat fahre ich zwei lyrikstile. das eine ist der, der auf klang, form und sprache sich richtet, mit ziel, das "perfekte" poem zu "finden". das klappt nicht immer, aber man kann einen kleinen fortschritt erkennen, seit ich vor fast genau 11 jahren anfing, wieder lyrik zu schreiben, nachdem ich das fast 20 jahre nicht getan hatte. grund war eine traumatisierende, aber aus heutige sicht völlig berechtigte absage eines verlagslektors, der sich bei mir bitterlich über den mist beschwert hat, den ich ihm damals zugemutet hatte.

der andere ist der des sprachspiels, der atemlosen wortfertzenkaskade. diese kann in form oder formlos daherspringen. sie ist vor allem eines: überraschend. wenigstens soll sie das sein. und sie soll zum assoziieren, weiterspinnen, also "fertigschreiben", anregen. hier arbeite ich konzeptionell stark mit dem auch den haikus zugrundeliegenden konzept, dem leser nur wegzeichen zu liefern, in denen er sich bewegt und den text in sich oszillierend und gedankenströmend immer wieder neu (und anders) fertigstellt.

beide verfahren haben ihren platz in meiner schreibe. der erste gedichtband wird wohl nun definitiv zur leipziger buchmesse 2014 erscheinen. er gehört mehr in die zweite rubrik. drei weitere bände sind bereits angesichts des furors, der seit 11 jahren mit wenigen unterbrechungen anhält, so als hätte ich etwas nachzuholen, könnte man fast meinen, in vorbereitung. so warten allein ca. 750 bis 1000 sonette der sichtung. die ersten 300 sind bereits geordnet.

danke fürs mitlesen! das ehrt und freut mich.

lg w.
 



 
Oben Unten