Freundinnen

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Andrea1694

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Freundinnen

Wie unzertrennlich waren wir früher. Wir telefonierten zu jeder Tages- und Nachtzeit.

Sprachen über Gott und die Welt und über uns beide. Setzten uns zum Ziel, im hohen Alter auf einer Parkbank zu sitzen und einfach über all die Höhen und Tiefen der Vergangenheit zu lachen. Und jetzt? Wo waren unsere gemeinsamen Träume und Schwüre hin?

Als ich dir vor einigen Jahren mitteilte, dass ich endlich die wahre Liebe meines Lebens gefunden hatte und die Scheidung von meinem Mann wolle, verbatest du mir jeglichen weiteren Kontakt mit dir und deinen Kindern.

Du dachtest, es wäre wieder mal diese, meine, ewige Suche nach der Liebe und konntest es schon nicht mehr mit anhören.

Der Kontakt brach ab. Ich hätte dich so sehr in dieser schwierigen Zeit gebraucht. Vermisste dich in jeder einzelnen Sekunde meines Lebens.

Schweigen umgab uns und legte sich wie ein Schleier der Trauer um mein Herz.

Doch da war er, der neue Mann in meinem Leben, der mir stets all seine Liebe schenkte, um mir diese Trauer zu nehmen. Dich, unsere langen, eingehenden Gespräche und deine Kinder konnte und wollte ich jedoch niemals in meinem Leben vergessen.

Meine Mutter erhielt hin und wieder noch Grußkarten von dir, doch nie wurde ich jemals von dir erwähnt, als wäre ich Luft. Ich schien nicht mehr in deinen Gedanken zu existieren.

Irgendwann einmal kam dann, um die Weihnachtszeit, diese eine Karte, auf Grund derer ich meine Mutter bat, dich anzurufen. Mir standen Tränen in den Augen als sie mir den Hörer weiter gab. Du weintest auch. Wir versprachen uns erneut, egal was geschehen möge, uns niemals wieder zu verlieren.

Alles schien wie früher zu werden. Bis wieder diese Funkstille zwischen uns herrschte. Du warst der Meinung, du wärest fehl am Platze, weil ich die Liebe meines Lebens gefunden hatte und du noch immer allein mit deinen Kindern warst. Wieso nur konntest du das denken? Wieso nur konnte ich dich von diesem Gedanken nicht abbringen?

Erneutes Schweigen, erneute Stille, erneute Traurigkeit.

Als dann der Tag kam, als ich meinen ersten manisch-depressiven Anfall hatte, zusammenbrach und mich in der geschlossenen psychiatrischen Anstalt wieder fand,
warst du wieder da. Du versuchtest die beiden Menschen in meinem Leben, mit Händen und Füßen, davon zu überzeugen, dass ich dort fehl am Platze sei. Riefst sogar meine Rechtsanwältin an, um dich zu erkundigen, wie man mich dort heraus bekam.

Ich war dir so dankbar für alles!

Danach dann wieder dieses Schweigen, diese Stille, diese Traurigkeit und wieder, nach langer Zeit, ein Anruf von Dir.

Doch nun war und bin ich es, die nicht den Mut hat anzurufen. Nicht den Mut, erneut Worte wie schweigen, Stille und Traurigkeit hinnehmen zu müssen. Weil ich einfach Angst davor habe dich wieder und wieder zu verlieren.

Verstehst du mich?

Andrea
06.07.2005
 



 
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