Friedenau

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lester

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Friedenau

Endlich am Perelsplatz ist man fast Zuhaus,
geht langsam auf breiten, steinbelegten Wegen,
sieht in den Griechengärten Mädchen sitzen,
und wenn es regnet, geben Lindenbäume
und hohe Häuser Schutz und Ruh.

Sie haben hundert Treppen
und Hinterhöfe, Schuppen, Platz
für Wiesen, auf denen Kinder spielen,
darüber ziehen laut und niedrig
die Flieger hin nach Tempelhof.

An jeder Kreuzung sind vier Kneipen,
man öffnet morgens meist ab zehn,
für sexuelle Zwischenstufen ist man offen,
und hat für alles Raum in den Etagen,
für bereits schon Festgelegte bleibt der Souterrain.

Dreimal die Woche ist Markt am
Breslauer Platz, mit Currywurst und Zwiebeln,
Rhabarber, Fisch, Salat und dies und das,
hier kauft der Chinamann für sein Lokal,
Caglar, der Türke, bietet Döner an.

Die einst hier malten, schrieben, sind längst fort,
Bildhauer, Komponisten und Spieler
sind vertrieben, tot, Kommunen sind wie nie gewesen,
und doch was war, in diesen Straßen, es war groß,
und war ein Stück von dem man wollt, es wär geblieben.
 

Tula

Mitglied
Hallo lester
Auch wenn ich kein echter Berliner bin, triffst du mit diesem einen nostalgischen Nerv. Es ist wirklich jammerschade, dass (vom historischen Hintergrund mal abgesehen), vom alten Berlin und seinem Flair so wenig (fast nichts) übrig geblieben ist.

Gern gelesen

LG
Tula
 

revilo

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sind vertrieben, tot, Kommunen sind [red]wie nie[/red] gewesen,
und doch was war, in diesen Straßen, es war groß,
und war ein Stück von dem man [red]wollt[/red], es wär geblieben.

verstehe ich nicht............LG revilo
 
Na ja, mit Nostalgie kann man's auch übertreiben. Ich habe selbst achteinhalb Jahre an der Grenze von Friedenau zu Steglitz gearbeitet, unter der Glocke des dauernden Fluglärms - fürchterlich. Gut dass diese Vergangenheit vorbei ist.

Im Übrigen hat Friedenau äußerlich sein Flair von damals behalten. Die alten Häuser mit den schönen Fassaden stehen fast alle noch und sie sind gepflegter als vor dreißig, vierzig Jahren.

Und die Dichter, Künstler, Intellektuellen sind auch nicht alle fort. Herta Müller, immerhin Literaturnobelpreisträgerin, wohnt z.B. da.
 



 
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