Frühnebeldunst

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San Martin

Mitglied
Ich finde dein Gedicht gut. Sprachlich durchaus elegant. Atmosphärisch gelungen.
Mir bereiten allerdings die langen Substantivkomposita Unbehagen, besonders "Himmelstränenschleier". Ich weiß auch gar nicht genau, was damit gemeint ist: ist das ein Vergleich mit dem Nebel? Nebel = Schleier? Dann wäre ein "wie" statt des "mit" angebrachter. "Frühnebeldunst" ist rhythmisch problematisch - man müsste am besten die erste und letzte Silbe betonen, und das normalerweise betonte "Ne" unbetont ausprochen. Dann frage ich mich, welches Leid bedeckt wird. Das des Erlösers? Das derjenigen, die sich nach Frühlingsträumen sehnen? Mir ist das zu unklar. Der "innere" Reim mit vergreist und verwaist ist geschickt, aber "verwaist" auf Bäume anzuwenden, klingt für mich etwas holprig. Die letzten beiden Zeilen haben mich gewonnen.
 
Hallo San Martin,

herzlichen Dank für Deinen Kommentar mit entsprechend angemerkter Kritk!
Insbesondere bedankte ich mich aber für Deine konkreten und zudem sehr taktvollen Erläuterungen, bzw. Fragen.

Ja, mit dem Hinweis auf meine langen Substantivkomposita hast Du nicht ganhz Unrecht! Das ist so ein Tick von mir, ein Gedanke, der sich irgendwie verselbstständigt. Werde bestrebt sein dies möglichst zu vermeiden.
Nun zum Inhalt:

1. Vers, 2. Zeile - auf die vergreisten Bäume -

Die Bäume als Sinnbild für alte Menschen

3. u. 4. Zeile

Die in der Jugend vorschnell aufgegebenen Ziele (Träume), bringt im Alter selbst die schönste Frühlingssonne nicht mehr zurück.

2. Vers, 1. Zeile:


Frühnebeldunst verbirgt das menschliche Leid, die Erkenntnis der nicht verwirklichten Ideale,
Hier nehme ich Deinen Vorschlag dankend an - wie Himmelstränenschleier

3. u. 4. Zeile

Im Frühnebeldunst noch verborgen, grünt aber Hoffnung im Silberkelid,
zur Auferstehungsfeier - damit wollte ich den "Heimgang", die Erlösung von den irdischen Zwängen und Qualen zum Ausdruck bringen.

Doch aufgrund Deiner Denkanstöße werde ich mich noch einmal in Ruhe mit dem Text beschäftigen.
Einen schönen Abend und liebe Grüße,

Brigittte.
 

San Martin

Mitglied
Ah, das Silberkleid könnte also nicht nur auf die Farbe des Nebels und evt. Taus anspielen, sondern auf die Haarfarbe im Alter.

Dir auch schöne Grüße, Martin.
 



 
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