Geben und Nehmen

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gareth

Mitglied
So mancher Wunsch bleibt unerwähnt,
aus Angst, er werde abgelehnt.

Zwar wünscht sich immer wer im Stillen,
grad einen solchen zu erfüllen,
wagt aber selber nichts zu sagen
und hofft, man werde ihn schon fragen.

Das aber tun die Leute selten.
Und deshalb muss als Regel gelten:

Es hilft uns sehr, wenn wir uns wagen,
den andern was von uns zu sagen,
besonders wenn wir haben wollen,
dass sie uns Wünsche stillen sollen.

Hat man's getan, dann ist man froh.
Und überhaupt: es geht nur so.
 

Leise Wege

Mitglied
Stimmt!
Strophe zwei kommt etwas verdreht bei mir an,... würde sich meiner Meinung nach besser erschließen, wenn Du fragen und sagen tauschst.
Jeder hat eigentlich Wünsche auf der Stirn stehen, irgendwie schade, dass wir sie nicht einfach lesen können, nicht wahr? Nur - viele erwarten genau das.
Lieben Gruß
Moni
 

Hieronymus

Mitglied
Hallo gareth,

die ersten zwei Zeilen des Gedichts werden aus der Sicht dessen gesprochen, der sich etwas wünscht.

Dann folgen die Zeilen:

Zwar wünscht sich immer wer im Stillen,
grad einen solchen zu erfüllen,
Sie scheinen aus der Sicht dessen gesprochen, der einen Wunsch erfüllt.

Die letzten acht Zeilen sind wieder eindeutig aus der Sicht des Wünschenden.

Frage: ist dieser Sichtwechsel beabsichtigt?

Ich finde ihn etwas verwirrend. Er ließe sich vermeiden, wenn die dritte Zeile beispielsweise lautete:

"ein solcher werde sich erfüllen".

LG Hieronymus
 

Vera-Lena

Mitglied
Hieronmus,

ich denke, Du hast den Text nicht richtig verstanden. Es gibt auch Menschen, die anderen gerne einen Wunsch erfüllen würden. Aber sie möchten nicht aufdringlich sein, sondern möchten erst einmal gefragt werden, bevor sie in Aktion treten. Davon spricht die zweite Strophe. Dieser Inhalt würde durch Deinen Vorschlag verloren gehen, denke ich.

Liebe Grüße von Vera-Lena
 

Hieronymus

Mitglied
Liebe Vera-Lena

Meine Verwirrung ließe sich mit dem Vorschlag von Leise Wege beheben. Dann wäre klar, dass die 2. Strophe aus der Sicht des Erfüllenden geschrieben ist.

Leider habe ich Leise Weges Posting erst gesehen, nachdem ich meins abgeschickt hatte.

LG Hieronymus
 

Vera-Lena

Mitglied
[blue]wagt aber selber nichts zu fragen
und hofft, man werde etwas sagen[/blue]

Ja, Hieronymus und Leise Wege,

das sehe ich auch so, dass sich der Textinhalt, so formuliert, leichter erschließt.

Mir geht dann aber etwas verloren, etwas, das hier in der LL für mich nur bei gareth's Texten zu finden ist. Er versteht es immer die Dinge nicht so ganz offensichtlich hin zu stellen. Man muss manchmal genauer hinsehen. Dadurch wirken sie aber für mich nicht verdreht, sondern erhalten mehr Tiefe.

Nun bin ich gespannt, was er selbst dazu sagen wird. Vielleicht übernimmt er ja Euren Vorschlag.

Liebe Grüße von Vera-Lena
 

Leise Wege

Mitglied
Liebe Vera Lena,

verdreht im Sinne von Durcheinander war auch nicht gemeint, hab mir gleich schon überlegt, ob ich es anführen soll. Natürlich gewinnen die Texte von Gareth eben durch seine eigene schriftstellerische Art und Weise. Bin auch mal gespannt, was er dazu sagt. Denke auch, wer gern einen Wunsch erfüllen möchte, würde manchmal gern darum gefragt, durchaus schlüssig und richtig. :)

Lg Moni
 

gareth

Mitglied
Liebe Leise Wege, Hieronymus und Vera-Lena,

ich dachte schon, dass es vielleicht gar niemand liest, weil es ja wieder auch so ein bisschen altmodisch ist :eek:)

Umso mehr freu ich mich natürlich, dass ihr es inhaltlich diskutiert habt.

Ich seh es so:

Wie Hieronymus sagt, wird erst einmal festgestellt, dass es Leute gibt, die sich etwas wünschen, es aber nicht wagen, diesen Wunsch zu äußern.

Dann wird behauptet, dass es gleichzeitig immer auch Leute gibt, die genau diese Art Wunsch gerne erfüllen würden, sich ihrerseits aber nicht trauen das (nämlich die Tatsache, dass sie gerne derartige Wünsche erfüllen würden) zu sagen und deshalb hoffen müssen, dass einer der Wünscher sich überwindet und sie eben doch wg der Erfüllung ihres Wunsches fragt.

In diesem Sinn müsste aus meiner Sicht die Reihenfolge sagen - fragen so bleiben.

Zum Schluss wird dann aus einer übergeordneten Position heraus die Folgerung gezogen und gesagt, was richtig ist, also genau das getan, was wir alle so mögen :eek:)

Aber so hab ich es halt geschrieben und vielleicht habe ich jetzt zur Klärung der Fragen ja etwas beitragen können.

Liebe Grüße
gareth



p.s. vielleicht wäre es klarer, wenn die 5. Zeile heißen würde:

wagt aber dieses nicht zu sagen

???
 

Vera-Lena

Mitglied
Lieber gareth,

lass bitte die Zeile so, wie sie ist.

Bei Deinem Änderungsvorschlag : [blue]wagt aber dieses nicht zu sagen[/blue] fällt das nichts weg.

Mir gefällt so gut: Der Wünschende sagt nichts [blue](unerwähnt)[/blue] und derjenige, der gerne Wünsche erfüllt sagt auch nichts.

Diese Entsprechung finde ich wichtig, und so verklausuliert, dass man den Text nicht verstehen könnte, ist das Gedicht ja nicht.

Ich finde es auch nicht altodisch. Es ist eine immerwährende Lebensregel. Ich finde, Du hast das gut formuliert und die Strophenaufteilung gefällt mir auch. Ich nehme mal an, dass Du länger schon daran gefeilt hast.

Liebe Grüße von Vera-Lena
 

gareth

Mitglied
Über Deinen Rat bin ich froh, liebe Vera-Lena.
Dann soll es so bleiben.

Ich glaube es ist in der Tat langsam genug herangereift :eek:)

Grüße
gareth
 

JoteS

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo gareth

Ja, es ist altmodisch, altklug, banal und man sieht vor dem geistigen Auge einen erhobenen Zeigefinger. Gegen letzteren hätte ich ja grundsätzlich nichts einzuwenden, wäre die Aussage nicht (s.o.) BANAL.

Handwerklich finde ich hier die von Dir gewohnte Präzision vor, der Esprit aber, die Essenz, die ein handwerklich perfektes Gedicht überhaupt erst lesenwert macht, der fehlt hier völlig.

Im Nachhinein betrachtet finde ich einen Grossteil meiner eigenen Gedichte übrigens auch vollkommen überflüssig..;)

LG

Jürgen
 

Vera-Lena

Mitglied
JoteS,

wenn Du erst einmal erwachsene Kinder hast, wirst Du verstehen, was für ein grundsätzliches Problem hier angesprochen ist.

Der erhobene Zeigefinger ist völlig abwesend, weil nämlich jemand hier von sich selbst spricht. Hier steht das "wir" im Vordergrund.

Sind die Kinder erwachsen, sind sie natürlich stolz, dass sie ihre Probleme alleine lösen können und dass sie von den Eltern unabhängig sind. Spürt man dann als Elternteil, dass ihnen irgendetwas fehlt, möchte man sie nicht darauf ansprechen, weil man ihren Stolz nicht verletzen möchte. Aber helfen will man auch. Und so steckt man in einem Dilemma.

Wenn ich in einem Dilemma stecke, habe ich keineswegs das Gefühl, dass es sich hier um etas Banales handelt, dafür bewegt es mich ja viel zu sehr.

Gareth hat beiseite gelassen, worum es gehen könnte und hat die Sache allgemeingültig behandelt. Da muss man als Leser mal seine Phantasie zu Hilfe nehmen, um mal zu schauen, was da eigentlich steht.

Liebe Grüße von Vera-Lena
 

JoteS

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Vera-Lena

Du schlägst mir gegenüber den selben Ton an, wie das Gedicht und der ist ebenso überflüssig. Das man es auch so lesen kann, ist mir vollkommen klar aber noch einmal: Die Story vom falschen Stolz ist in allen Lebenslagen banal. Der Text ist niemandem eine Hilfe und er sagt keinem etwas, was er nicht ohnehin schon wusste.

Was Du beschönigend als allgemeingültig bezeichnest kann man genau so gut wie ich abwertend als banal ansehen.
Wozu etwas schreiben, das völlig ohne Erkenntisgewinn, völlig ohne interessante Perspektive ist? Wozu? Wozu? Wozu?

Nicht, dass der Text einfältig oder dergleichen wäre, nein. Oberflächlich ist er, zeigt nur die gewohnte Perspektive. Genausogut könnte man in Reimen die Form eines Hamburgers beschreiben, das wäre wenigstens lustig.

So, jezt mach ich Schluss, sonst ensteht noch der Eindruck, ich hätte etwas gegen gareth(im Gegenteil - er schrieb einige herausragende Werke, was überhaupt der Grund meiner Enttäuschung über diese fade Werk ist).

Gruss

Jürgen
 

Vera-Lena

Mitglied
[blue]zwar wünscht sich immer wer im Stillen,
grad einen solchen zu erfüllen.[/blue]

Ach, JoteS, wenn das Alltag wäre, ganz und gar üblich und überhaupt nicht erwähnenswert, dann wären wir ja schon im Paradies angekommen. :)

Liebe Grüße
Vera-Lena
 

Franzi

Mitglied
Lieber Jote,

zeige mir mal die Texte in der gesamten Literatur auf, die einen komplett neuen bisher nie erahnten Erkenntnisgewinn haben? Für manche Menschen gibt es kaum noch Erkenntnisgewinn (das sind dann die Erleuchteten, dazu scheinst du zu gehören :D), und andere können noch ganz viel lernen ... Das kommt doch darauf an ...
LG, Franzi
 



 
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