Geburtstag
Eigentlich hasse ich diese Geburtstagsfeiern. So äußerte sich Sigmund früher einmal. Seine Begründung: Menschenaufläufe, Heucheln von Dankbarkeit, Abspülen und dergleichen seien dabei nicht zu umgehen.
Wirklich festlich beging er deshalb jahrzehntelang nur runde Geburtstage.
Die Wende brachte der Fünfzigste. Nochmal so viele Jahre zu erleben, war reines Wunschdenken. Seine drei ehemaligen Geliebten (Rotraut, Ämilie, Kätzchen) tauchten nur zu seinen (oben erwähnten) Jubelfeiern auf. Jahrelang musste er also auf ihr verschmitztes Lächeln und ihre Küsschen verzichten.
Deshalb wohl sein Meinungswandel: Bereits der nächstfällige Jahrestag, der einundfünfzigste, sollte seine Geburt inkl. ersten Lichtblick auf diese(r) Welt thematisieren und würdigen.
Verwundert hielten Freunde und Verwandte die mit Rosengirlanden geschmückten Einladungskärtchen in der Hand. Sieh an, sagten sie, unser Sigi wird nostalgisch, womöglich (leicht schaudernd) gar sentimental.
Wie nun fast zu erwarten, musste man sich der Logik beugen und folgerichtig auch den 52ten, den 53ten usw. usw. mitfeiern, wenn auch mit nachlassender Begeisterung. Von "Mahl zu Mahl" sank die Teilnehmerzahl, selbst Rotraut ließ sich nicht mehr so oft blicken. Aber Sigmund blieb hart und bei seiner Linie.
Das erste Stirnrunzeln, selbst bei treuen Freunden, löste die Ankündigung aus, es stehe ein ganz besonderes Jubiläum bevor: der Tag in der exakten Mitte seines sechzigsten Lebensjahres, sozusagen der "kleine Sechziger". Angenehmer Nebeneffekt: Niemand müsste ein volles Jahr warten bis zum nächsten derartigen Event.
Die fragwürdige Entwicklung ist aber damit nicht etwa zum Stillstand gekommen. Der Berichterstatter bedauert dies ehrlich, und vermutlich werden sich ihm die meisten Leser dieser Zeilen anschließen.
Sigmund, "der Gebürtige", wie er mit vorsichtigem Spott gern bezeichnet wird, fand es bald auch angemessen, angesichts des bedeutenden Anlasses vierteljährlich daran zu erinnern.
Wir überspringen (in einem kühnen Quantensprung) einige Feiertage und blicken dem Ist-Zustand ins traurige Auge.
Die Chronistenpflicht erfordert es einzugestehen, dass kaum noch mehr als eine Handvoll Gratulanten erscheinen (inkl. spontane Gäste, Tagesbekanntschaften, Ad-hoc-Freunde), wenn Sigmund die tägliche Zusammenkunft zur Würdigung seines ersten Auftritts in dieser Welt zelebriert und gerührt ein Dutzend Mal darauf anstößt.
Eigentlich hasse ich diese Geburtstagsfeiern. So äußerte sich Sigmund früher einmal. Seine Begründung: Menschenaufläufe, Heucheln von Dankbarkeit, Abspülen und dergleichen seien dabei nicht zu umgehen.
Wirklich festlich beging er deshalb jahrzehntelang nur runde Geburtstage.
Die Wende brachte der Fünfzigste. Nochmal so viele Jahre zu erleben, war reines Wunschdenken. Seine drei ehemaligen Geliebten (Rotraut, Ämilie, Kätzchen) tauchten nur zu seinen (oben erwähnten) Jubelfeiern auf. Jahrelang musste er also auf ihr verschmitztes Lächeln und ihre Küsschen verzichten.
Deshalb wohl sein Meinungswandel: Bereits der nächstfällige Jahrestag, der einundfünfzigste, sollte seine Geburt inkl. ersten Lichtblick auf diese(r) Welt thematisieren und würdigen.
Verwundert hielten Freunde und Verwandte die mit Rosengirlanden geschmückten Einladungskärtchen in der Hand. Sieh an, sagten sie, unser Sigi wird nostalgisch, womöglich (leicht schaudernd) gar sentimental.
Wie nun fast zu erwarten, musste man sich der Logik beugen und folgerichtig auch den 52ten, den 53ten usw. usw. mitfeiern, wenn auch mit nachlassender Begeisterung. Von "Mahl zu Mahl" sank die Teilnehmerzahl, selbst Rotraut ließ sich nicht mehr so oft blicken. Aber Sigmund blieb hart und bei seiner Linie.
Das erste Stirnrunzeln, selbst bei treuen Freunden, löste die Ankündigung aus, es stehe ein ganz besonderes Jubiläum bevor: der Tag in der exakten Mitte seines sechzigsten Lebensjahres, sozusagen der "kleine Sechziger". Angenehmer Nebeneffekt: Niemand müsste ein volles Jahr warten bis zum nächsten derartigen Event.
Die fragwürdige Entwicklung ist aber damit nicht etwa zum Stillstand gekommen. Der Berichterstatter bedauert dies ehrlich, und vermutlich werden sich ihm die meisten Leser dieser Zeilen anschließen.
Sigmund, "der Gebürtige", wie er mit vorsichtigem Spott gern bezeichnet wird, fand es bald auch angemessen, angesichts des bedeutenden Anlasses vierteljährlich daran zu erinnern.
Wir überspringen (in einem kühnen Quantensprung) einige Feiertage und blicken dem Ist-Zustand ins traurige Auge.
Die Chronistenpflicht erfordert es einzugestehen, dass kaum noch mehr als eine Handvoll Gratulanten erscheinen (inkl. spontane Gäste, Tagesbekanntschaften, Ad-hoc-Freunde), wenn Sigmund die tägliche Zusammenkunft zur Würdigung seines ersten Auftritts in dieser Welt zelebriert und gerührt ein Dutzend Mal darauf anstößt.