Geldgier macht blind

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Crazymummy

Mitglied
Fast geräuschlos glitt der letzte Nachtzug aus der Halle. Der Bahnsteig war leer, bis auf einen einzelnen Mann. Er hatte sich eine Zigarette angezündet und starrte dem Zug nach, dessen rote Schlußlichter rasch kleiner wurden.
Zufrieden grinsend drehte sich der hagere Mann um, warf seine Kippe achtlos auf den Boden und verließ den Bahnhof.

Im Zug herrschte mittlerweile reges Treiben. Zwei Polizisten zeigten Otto Rogel ihren Ausweis und baten ihn, seinen Aktenkoffer zu öffnen. "Otto Rogel, Sie sind verhaftet. Sie haben das Recht zu schweigen. Alles was Sie sagen kann und wird gegen Sie verwendet." Der untersetzte Mann war sichtlich geschockt.

Einige Zeit später saß er - zusammen mit seinem Anwalt - einem Kripobeamten gegenüber. "Herr Rogel, was können Sie uns über die Diamanten sagen?"
"Nichts. Ich habe sie im Zug das erste Mal gesehen." Der Beamte zeigte auf den schwarzen Koffer. "Ist das Ihrer?"
"Ja - Nein, ich weiß es nicht. Die sehen doch alle gleich aus." "Otto Rogel ist ein angesehener Geschäftsmann. Er hat es nicht nötig Diamanten zu stehlen."
"Sie mögen recht haben Herr Rechtsanwalt, aber Fakt ist, das wir die Diamanten bei ihrem Mandanten gefunden haben."
"Woher wussten Sie eigentlich so genau das Herr Rogel in diesem Zug sitzt - mit den Steinen?"
"Wir haben einen Tipp bekommen. Aber um Sie zu beruhigen, wir glauben an die Unschuld Ihres Mandanten, zumindest was den Diebstahl betrifft. Wir haben einen Verdacht, dieser führt uns zu Ihrer Frau, Herr Rogel. Sie ist eine geborene Berthold?"
"Ja, aber Mandy ist sicher keine Diebin." Ohne Rogels Einwand zu beachten fragte der Beamte weiter: "Kennen Sie einen Steven Berthold?"
"Nein der Name sagt mir nichts. Soviel ich weiß hat Mandy keine Verwandten. Zumindest sagte sie es damals."
Wie lange kennen Sie Ihre Frau?"
"Seit sieben Jahren. Wir haben bereits nach kurzer Zeit
geheiratet."
"Und wie ist Ihre Beziehung?"
"Nun mir ist mittlerweile klar das es Mandy hauptsächlich ums Geld geht."
"Hätte Ihre Frau einen Grund Ihnen was anzuhängen?"
"Ich weiß nicht. Ich will zwar die Scheidung - das weiß sie auch - aber finanziell würde es ihr weiterhin gut gehen."

Am nächsten Morgen wurde Mandy Rogel ins Polizeipräsidium gebracht. Ein Anwalt war bei ihr. "Frau Rogel, Sie wissen warum Sie hier sind. Was können Sie uns zu der Sache sagen?"
"Ich habe mit dieser Geschichte nichts zutun. Und wie Otto so etwas machen konnte, nein das begreif ich nicht." Tränen liefen aus ihren großen braunen Augen. Frau Rogel, Sie sind 29 Jahre, Ihr Mann 47. Sie sind sehr hübsch, Ihr Mann - nun er ist kein Traummann. Warum sind Sie mit ihm zusammen?"
"Aus Liebe Herr Kommissar, auch wenn Sie das anscheinend nicht verstehen. Otto ist warmherzig. Er hat mich aus der Einsamkeit befreit in der ich mich befand, ehe er in mein Leben trat."
"Sie waren also ganz allein?"
"Ja, es war schrecklich. Und dann kam Otto. Er war für mich da und ich verliebte mich in ihn. Ohne Ihn wär ich nichts."
"Mir kommen gleich die Tränen" unterbrach der Beamte. "Kennen Sie einen Steven Berthold?" Ein leichtes Zucken ging durch ihr schönes Gesicht, dann hatte sie sich wieder unter Kontrolle. "Nein ich - kenne niemanden der so heißt."
"Warum haben Sie dann gezögert Frau Rogel?"
"Weil - " gekonnt liefen ihr Tränen über das Gesicht, "mein Vater so hieß. Er kam vor einigen Jahren ums Leben, ein Unfall."
"Wenn Sie es so nennen möchten. Ein Schuß mitten ins Herz - nach einem Raub - so war es doch nicht wahr?" Aufschlutzend ließ sie den Kopf sinken. "Ja."
"Frau Rogel, wo ist Steven Berthold?"
"Tot verdammt noch mal, das wissen Sie doch." Nervös spielte sie mit ihren Fingern. "Darf ich rauchen?"

"Kennen Sie eine Tatjana Burde?" Sekundenlang wurde ihr Blick hart. "Sie ist die Sekretärin meines Mannes."
"Und was noch?"
"Seine Geliebte. Das wollten Sie doch hören. Ja es stimmt, aber er ist mein Mann und ich liebe ihn."
"Ihr Mann hat eine Freundin, er will die Scheidung."
Sie schüttelte den Kopf. "Sie sind eine hübsche Frau, aber auch kalt wie Eis und Ihren Mann haben Sie nur des Geldes wegen geheiratet."
"Nein das ist nicht wahr."
"Sie werden mit einer Frau betrogen die nicht nur vierzehn Jahre älter, sondern auch in Ihren Augen wenig attraktiv ist."
"Ich...", sie stockte, nahm sich mit zitternden Fingern eine neue Zigarette und sah den Beamten stumm an. "Sie sind gekränkt in Ihrer Eitelkeit, der Hass macht Sie fast wahnsinnig."
Sie verlor Ihre Selbstbeherrschung. "Ja ich hasse sie, alle beide. Wegen dieser alten Schachtel will er sich scheiden lassen. Ich habe meine besten Jahre in diesen Trottel investiert und jetzt soll ich nur diese magere Abfindung bekommen. Das ist nicht fair."
"Nun ja eine Million - Sie wollten Rache, wozu das Ganze?"
"Er sollte im Knast schmoren für das was er mir angetan hat."
Der Anwalt sah sie ernst an. "Sagen Sie die ganze Wahrheit Frau Rogel, das kann vor Gericht nur vom Vorteil sein. Ich glaube nicht das Sie die Diamanten gestolen haben."
"Nein das habe ich auch nicht." Zögernd sprach Sie weiter: "Ich habe die Koffer vertauscht, der Polizei den Tipp gegeben."
"Nur noch eine Frage Frau Rogel. Wo ist Steven Berthold?"

Zwei Stunden später wurde Steven Berthold - wegen Diebstahl - in einem Hotel verhaftet. "Ihre Halbschwester hat Sie schwer belastet Berthold. Sie haben das Recht zu schweigen."
"Verdammt Mandy" fluchte er und dieses Mal lag kein zufriedenes Grinsen in seinem Gesicht.
 
B

Burana

Gast
Hallo Crazymummy,
der Anfang, den ich in der Forenübersicht gelesen habe, hat mich total neugierig auf die Geschichte gemacht, obwohl ich nicht so auf Krimis und Thriller stehe.
Der weitere Text braucht noch ein bisschen 'Zuspruch' und Überarbeitung. Vielleicht weiß jemand hier, was ich meine und nicht ausdrücken kann, und gibt Dir Tipps, wie Du Deine Geschichte im Niveau des Anfangs durchziehen kannst. Lohnt sich auf jeden Fall!
Ich schau wieder rein.
Liebe Grüße, Burana
 

Crazymummy

Mitglied
Hallo Burana,

danke für's Lesen.
Wäre tatsächlich schön wenn mir jemand noch Tipps und Anregungen geben könnte.
Habe so etwas vorher noch nie geschrieben.
Aber jetzt fahr ich erstmal in Urlaub. Liebe Grüße an Dich und alle die zu Hause bleiben.
Crazymummy
 



 
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