Glück im Unglück

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Anonym

Gast
Glück im Unglück
Oder: „Der Reiher am Weiher“

Gern begibt man sich zuweilen,
In die friedliche Natur,
Um dem Alltag zu enteilen,
Sei es auch für Stunden nur.

Willibald zählt auch zu diesen
Menschen, die man dann und wann,
Durch den Wald und auf den Wiesen,
Fröhlich schreiten sehen kann.

Heut` geht Willi einmal wieder
Zu dem stillen, kleinen Teich,
Setzt sich an das Ufer nieder,
Denn das Gras dort ist so weich.

Das Gewässer, wie ein Spiegel
Liegt es da, ganz klar und rein.
Reflektiert den Baum, die Hügel
Dennoch sieht man tief hinein!

Willibald frönt hier der Muße.
Friedvoll weitet sich die Brust
Und er plätschert mit dem Fuße -
Sollt er baden? Keine Lust!

Doch da huscht heran ein Schatten
Und am Wasser, auf dem glatten
Folgt sogleich, als Spiegelbild,
Majestätisch Federwild!

Willi beugt sich vor zum Weiher –
Ist`s ein Kranich? Nein, ein Reiher!
Und er freut sich, welch ein Glück!
Doch da spürt er im Genick

Einen klatschend nassen Schlag!
Schneller als er denken mag,
Fährt er mit der Hand zum Hals,
Denn dort rinnt schon, jedenfalls

Etwas weich und warm herunter!
Solch Reflexe sind mitunter
Unbeherrscht und nicht sehr weise-
Willis Lippen formen „Sch...., leise!“

„Riesengroß ist diese Welt,
So viel Platz, doch wie bestellt,
Ganz genau in meinen Nacken,
Muss der blöde Vogel kacken!“


Willibald ist nun geladen,
Er zerspringt beinah vor Wut!
Jetzt hat er auch Lust zum Baden
Und er stürzt sich in die Flut!

Wasser reinigt Kopf und Glieder
Und es kühlt den Ärger ab.
Langsam fasst sich Willi wieder
Und erkennt nun: Das war knapp!

Hätte ich, denkt er betroffen,
Nicht dem Spiegelbild vertraut
Sondern, gar den Mund noch offen,
Zu dem Vogel aufgeschaut...

Und es schüttelt ihn im Wasser,
Das nicht kalt ist, doch ihm graut,
Um die Nasenspitze blasser
Kriegt er eine Gänsehaut!

*

Willibald sitzt an dem Weiher
Nur mit Schirmmütze mehr, jetzt,
Trägt, zum Schutze vor dem Reiher,
Sie verkehrt rum aufgesetzt!
 



 
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