Grausames Erwachen

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philipp

Mitglied
Grausames Erwachen

Karsten wachte auf und brauchte einen Moment, um sich zu orientieren. Er stellte fest, dass er in einem der Sessel im Wohnzimmer saß, statt im Bett zu liegen. Er wusste nicht mehr so recht, wie er in den Sessel gekommen war, auch nicht, warum er in dem Sessel eingeschlafen war. Er sah auf die Uhr. Es war kurz nach 12:00 Uhr mittags. Wieder mal hatte er zu lang geschlafen.
In seinem Kopf pochte ein mächtiger Kater, der auf ein ebenso mächtiges Besäufnis am Vorabend hinwies. Er hasste das Gefühl wie kaum etwas anderes. Was er aber noch mehr hasste, war die Tatsache, dass er sich schon wieder an nichts erinnern konnte, was am gestrigen Abend geschehen war. Das passierte ihm in letzter Zeit häufiger und ermahnte ihn auf unangenehme Weise, dass er schon seit einiger Zeit zu viel trank. Insbesondere am Wochenende. Seine Freundin hatte ihn in letzter Zeit bereits mehrfach gebeten, am Wochenende nicht mehr so viel zu trinken, aber er konnte nicht anders.

Der Fernseher plärrte noch immer, hatte wahrscheinlich die ganze Nacht erbarmungslos unsinnige Sendungen ausgespuckt. Da es erst später Vormittag war, fand Karsten sich mit schonungslos schlechten Kindersendungen bombardiert, so dass er genervt nach der Fernbedienung suchte, um der Tortur des Jugendprogramms ein Ende zu bereiten. Er sah auf den Wohnzimmertisch und stellte etwas verwundert fest, dass dort ein heilloses Durcheinander herrschte. Die zwei Gläser Wein, mit denen er und seine Freundin auf ihr fünfjähriges Jubiläum angestoßen hatte, waren umgekippt, der Wein verschüttet und auf den Wohnzimmerteppich gelaufen. Die Schüssel mit den Chips war umgekippt, wodurch sich auf dem Tisch ein Matsch aus Chips und Wein gebildet hatte, wie Karsten ihn schon seit seinen Tagen als Student, als sie jede Woche wilde Parties gefeiert hatten, nicht mehr gesehen hatte.

Auf dem Boden fand er die Fernbedienung, inmitten eines süffigen Sees von Wein, der im Teppich versickerte und langsam trocknete. Da die Fernbedienung ebenfalls Wein abbekommen hatte, stand Karsten fluchend auf, und schaltete den Fernseher am Gerät selbst ab.
Auch das restliche Wohnzimmer war vollkommen durcheinander. Karsten versuchte verzweifelt, sich daran zu erinnern, was gestern Abend geschehen war. Linda war nirgends zu sehen. Er rief ein paar mal nach ihr, aber er bekam keine Antwort. Vielleicht war sie bereits einkaufen gegangen, wie so oft, wenn er seinen Rausch ausschlief. Er ging in die Küche, um sich einen Kaffee zu machen.
Auch die Küche war in einem chaotischen Zustand. Neben dem Abwasch, den sie in Ermangelung einer Geschirrspülmaschine die ganze Woche vor sich hergeschoben hatten, war die Schublade mit den Küchengeräten offen, es lagen überall Kochlöffel, Schneebesen, Küchen- und Fleischmesser auf der Anrichte und auf dem Boden. Karsten fragte sich, was hier gestern Nacht bloß geschehen war. Er konnte sich an nichts mehr erinnern.

Als er den Wasserkocher auffüllen wollte, sah er im Spülbecken ein Messer. Ein Messer, dass über und über mit Blut besudelt war, es hingen sogar noch einige Haare daran. Karsten erschrak, das Blut gerann ihm in den Adern, seine Hände wurden kalt und begannen zu zittern. Der Wasserkocher fiel ihm aus der Hand und fiel mit einem Scheppern zu Boden, wobei sich das restliche Wasser aus dem Wasserkocher mit einer Blutlache vermischte, die anscheinend schon seit ein paar Stunden auf dem Küchenfußboden angetrocknet war. Karsten machte ein paar Schritte rückwärts und sah sich mit Entsetzen um. Was war hier bloß geschehen, wer war hier eingedrungen – und wo war Linda?
Karsten torkelte vor Schrecken langsam aus der Küche und ging langsam und vorsichtig durch die Wohnung. Irgendeine schreckliche Szene hatte sich hier gestern Abend abgespielt. Er musste so schnell wie möglich Linda finden. Sie konnte ihm hoffentlich sagen, was hier passiert war. Wenn ihr nur nichts passiert war. Er ging langsam den Flur entlang auf die Schlafzimmertür zu. Am rechten Türrahmen gelehnt stieß er leise die Tür zum Schlafzimmer auf und traute sich aber für ungefähr eine Minute lang nicht, hineinzusehen. Er atmete tief durch, schloss die Augen, und ging ins Schlafzimmer.

Er machte die Augen wieder auf und schaute sich um. Nichts. Gar nichts. Das Bett war unberührt, nirgendwo irgendetwas sonderbares zu sehen. Karsten war erleichtert. Aber auch besorgt. Wenn Linda nicht hier war, wo dann? Wahrscheinlich – nein, hoffentlich – war sie wirklich einkaufen!
Es blieb nur noch das Bad. Ihm wurde eiskalt, er hoffte inständig, dass Linda tatsächlich einkaufen war, vorher aber noch das Bett gemacht hatte. Etwas anderes vermochte er sich zu diesem Zeitpunkt nicht vorzustellen.
Schritt für Schritt ging er auf das Badezimmer zu. Je näher er diesem letztmöglichen Raum in der Wohnung kam, desto langsamer wurde er. Kurz vor der Badezimmertür hielt er inne und lauschte. Es war nichts zu hören. Durch das Fenster über der Tür konnte er sehen, dass im Bad Licht brannte. Ihm wurde mulmig zumute, seine Knie wurden weich. Wiederum mit geschlossenen Augen stieß er langsam die Tür auf, und machte einen Schritt vorwärts.

Sein Fuß stieß gegen etwas, dass auf dem Fußboden lag. Karsten hatte keine Schuhe an, und fühlte etwas Kaltes, Bewegliches, an seinem Fuß. Langsam machte er die Augen auf und blickte auf den Boden.
Ihm gefror das Blut in den Adern, er sackte in sich zusammen. Auf dem Boden lag Linda, nackt, in einer Lache aus Blut und Fäkalien, kreidebleich, in einer verkrampften Haltung. Ihr Gesicht war eine schmerzzerrissene Grimmasse.. Der Gestank im Badezimmer war schier unerträglich.
Karsten wurde übel, fast musste er sich übergeben. Er richtete sich vorsichtig auf. Taumelnd machte er einen Schritt ins Badezimmer hinein. Auch hier herrschte ein unbeschreibliches Chaos, Gegenstände lagen auf dem Boden, der Duschvorhang lag heruntergerissen auf den Kacheln, eine Ecke war von Lindas erstarrter Faust fest umkrampft. Alles sah so aus, als ob hier ein unerbittlicher Kampf stattgefunden hatte. Karsten blickte sich vorsichtig um, bis sein Blick auf den Boden fiel. Dort befanden sich in mitten der angetrockneten Blutlachen Fußspuren, jemand war hier barfuss durch das Badezimmer rund um die Leiche gelaufen.

Als er sich die Fußspuren genauer ansah, stellte Karsten mit Schrecken fest, dass die Fußabdrücke seinen eigenen Fußabdrücken verdammt ähnlich sahen. Er sah an sich herunter. Er war nur ein paar Schritte weit ins Bad gegangen, aber seine Füße waren über und über mit Blut vollgeschmiert.
Er lehnt sich gegen den Türrahmen und versuchte verzweifelt irgendetwas vom gestrigen Abend zu rekonstruieren, aber es war ihm nicht möglich. Er meinte entfernt zu erinnern, dass er und Linda sich wieder gestritten hatten, nachdem er eine Flasche Whiskey ganz alleine ausgetrunken hatte. Aber an mehr konnte er sich nicht erinnern. Sie hatten sich doch schon oft gestritten – hätte er wirklich... Er wollte diesen Gedanken nicht zuende denken.
Er ging ein paar Schritte weiter ins Bad hinein und sah sich weiter um. Links neben Lindas Kopf entdeckte er eines der Küchenmesser, die auch in der Küche herumlagen. Auch an diesem Messer hingen Haare dran, sogar Hautfetzen. Es lag direkt neben Lindas durchgeschnittenen Hals. Karsten wurde übel, er rannte schnurstracks zur Toilette und übergab sich.

Nachdem er wieder einigermaßen einen klaren Kopf hatte, stand er auf, und fasste sich an seine Backe, die nach seiner Erleichterung in der Toilettenschüssel etwas schmerzte. Etwas flüssiges, schmieriges lief an seiner Wange hinunter. Er zog die Hand wieder zurück und sah sie sich an. Auf seinen Fingern war ein wenig Blut. Er wunderte sich, und ging zum Badezimmerspiegel hinüber. Was er sah, ließ ihn schaudern: ein vollkommen entstelltes Gesicht. Quer über seine Wangen waren Kratzspuren, wie von Fingernägeln. Der Rest vom Gesicht war gesprenkelt mit Blut. An einer Stelle war eine Kratzspur wieder aufgerissen.
Er sah sich eine Weile im Spiegel an, die Blutstropfen, die quer über sein Gesicht und auch in seinen Haaren verteilt waren, sah auf seine blutrot getränkten Füße auf die Fußspuren auf dem Boden und wieder zurück auf die verschorften, teilweise wieder blutenden Kratzer in seinem Gesicht.

Und auf einmal erinnerte er sich wieder an etwas, an Lindas schmerzverzerrtes Gesicht und wurde er sich der unglaublichen, grausamen Wahrheit bewusst.
Er kniete vor Linda nieder und fing leise an zu weinen. Nachdem er für eine ganze Weile mit der Stirn auf Lindas Bauch gelehnt danieder gekniet und geheult hatte, stand er auf und ging ins Schlafzimmer. Er nahm aus seinem Nachtisch eine Kleinkaliberpistole, die er noch aus seiner Zeit im Schützenverein hatte und die er im Nachtisch aufbewahrte, um nächtlichen Ruhestörern entgegentreten zu können, und setzte sich aufs Bett. Nie wieder würde er im Rausch Dinge tun, an die er nüchtern noch nicht einmal zu denken wagte, nie wieder. Nie wieder.
 
P

Phantom

Gast
Hi philipp,
hasst du es auch, wenn du was veröffentlichst, und keiner hat Bock dich zu rezensieren??? Also hier meine Tipps...

„Er sah auf den Wohnzimmertisch und stellte etwas verwundert fest, dass dort ein heilloses Durcheinander herrschte.“
Das du dass in zweiten Absatz erst erwähnst, find ich ein bisschen zu spät, er wacht ja im Wohnzimmer auf, also müsste sein Blick sich doch gleich auf das Chaos heften... Ich würde es an deiner Stelle eher in den ersten Absatz einschieben...

„Er machte die Augen wieder auf und schaute sich um. Nichts. Gar nichts. Das Bett war unberührt, nirgendwo irgendetwas sonderbares zu sehen.“ Der letzte Satz stört etwas, natürlich gibt es was zu sehen, Blutlache in der Küche und viel Chaos (zwar weiß ich natürlich, dass du damit das Schlafzimmer meinst, aber trotzdem hört sich das ein bisschen blöd an). Außerdem würde ich mich als Protagonist wundern, warum kein Chaos im Schlafzimmer herrscht, da der andere Teil der Wohnung „verwüstet ist“...

„Ihm gefror das Blut in den Adern, er sackte in sich zusammen. Auf dem Boden lag Linda, nackt, in einer Lache aus Blut und Fäkalien, kreidebleich, in einer verkrampften Haltung.“ Gehen wir mal die Sache logisch an. In der Küche findet sich eine riesige Blutlache, er geht durch das Schlafzimmer – nichts, im Badezimmer, was direkt daran angrenzt, findet er Linda, wie ist es möglich das keine Spuren im Schlafzimmer zu finden waren, eine Blutspur oder irgendetwas anderes...??? Wenn schon Blut in der Küche ist, muss Linda doch mehrere offene Wunden gehabt haben, die haben garantiert nicht zu bluten aufgehört als sie ins Schlafzimmer gerannt(oder gezerrt worden) ist. Da der Mörder auch durch das Blut gelaufen ist, warum hat er keine blutigen Fußspuren auf dem Wohnzimmerteppich hinterlassen???

„Nachdem er wieder einigermaßen einen klaren Kopf hatte, stand er auf, und fasste sich an seine
Backe, die nach seiner Erleichterung in der Toilettenschüssel etwas schmerzte.“ Warum bemerkt er seine Verletzungen nicht vorher??? Gut, er hatte einen Kater, aber ist es nicht seltsam, dass er erst viel später Schmerzen verspürt??? An deiner Stelle würde ich ihn schon beim Aufwachen Schmerzen im Gesicht verspüren lassen, die sind dann aber wie weggewischt, als er das Chaos sieht...

„Er nahm aus seinem Nachtisch eine Kleinkaliberpistole, die er noch aus seiner Zeit im Schützenverein hatte und die er im Nachtisch aufbewahrte, um nächtlichen Ruhestörern entgegentreten zu können“. „Nächtlichen Ruhestörern“??? Nimm doch lieber gleich das Wort „Einbrecher“ in den Mund bzw. auf’s Papier.

Die Geschichte gefiel mir gut, der Stil war klar und flüssig, ich hab mich auch ein bisschen geekelt, was dafür spricht, dass du das hier gut auf’s Papier gebracht hast...
Freue mich schon auf deine nächste Geschichte...
Gruß Phantom
 

philipp

Mitglied
Hi Phantom,

zu Anfang war ich über Deine Behauptung, keiner würde Bock haben, meine Geschichte zu rezensieren, zugegebenermassen etwas entrüstet, aber nun steht die Geschichte schon so lange online, dass ich fast fürchte, Du hattest recht...

Daher natürlich vielen Dank, dass Du Dir die Mühe gemacht hast, Dich ausführlich mit der Geschichte auseinanderzusetzen.

Das du dass in zweiten Absatz erst erwähnst, find ich ein bisschen zu spät.
Finde ich nicht. Er wacht erstmal langsam und verkatert auf, ist erstmal mit sich selbst beschäftigt und nimmt seine Umgebung nur langsam nach und nach kennen. Ausserdem kann es doch sein, dass der Wohnzimmertisch nicht direkt vor ihm steht, sondern neben ihm? Kann ich ja nochmal spezifizieren.

Mit deiner zweiten Anmerkung hast Du aber recht. Das muss ich etwas anders formulieren, ausserdem sollte der Protagonist sich wirklich etwas wundern.

Wenn schon Blut in der Küche ist, muss Linda doch mehrere offene Wunden gehabt haben
Stimmt, das hat sie sicherlich auch, und Du hast recht, die sollte ich vielleicht erwähnen :)

Wenn schon Blut in der Küche ist, muss Linda doch mehrere offene Wunden gehabt haben, die haben garantiert nicht zu bluten aufgehört als sie ins Schlafzimmer gerannt(oder gezerrt worden) ist.
Sie war nie im Schlafzimmer. Er findet sie im Bad.

Da der Mörder auch durch das Blut gelaufen ist, warum hat er keine blutigen Fußspuren auf dem Wohnzimmerteppich hinterlassen
Doch, die habe ich in der Tat vergessen!

An deiner Stelle würde ich ihn schon beim Aufwachen Schmerzen im Gesicht verspüren lassen, die sind dann aber wie weggewischt, als er das Chaos sieht
Werd ich mal überdenken. Ich bin momentan davon ausgegangen, dass seine Wunden erst beim Erleichtern wieder aufgegangen sind...es sollten auch keine großen Wunden sein, sind "nur" von Lindas Fingernägeln.

Vielen also nochmal für Deine Kommentare, und vielen Dank für das Lob!

Ich bin schon an der nächsten Geschichte dran, kann aber noch etwas dauern.

Gruss,
philipp.
 
M

Miss Marple

Gast
Gute Geschichte, bekannte Motive.

Hallo philipp!

Alles in allem finde ich die Geschichte gut gelungen. Sie ist durchdacht und baut einen Spannungsbogen auf, der bis zum Ende der Geschichte aufrecht erhalten wird. Das Motiv deiner Geschichte, Mann wacht im Chaos auf, ohne jegliche Erinnerung zu haben was am Abend davor geschehen ist, fand schon Einzug in Hakan Nessers Werk (Van-Veeteren-Roman; Das Grobmaschige Netz) und ist wirklich spannend.
Die ganze Zeit fragt sich der Leser, was am Abend davor passiert sein könnte und was mit Linda ist.
Spannend macht deine Geschichte auch, dass dein Protagonist durch alle Räume schleicht und schließlich mit dem letzten Raum, dem Badezimmer (Psycho?), erst wissen wird, ob es zu einem Unglück in seinen vier Wänden gekommen ist.

Bei all dem Lob muss ich aber auch anmerken, dass es Passagen in deinem Text gibt, die die Spannung beim lesen ins stocken bringen, bzw. sich negativ auf den Lesefluss auswirken.

Auch äußere und innere Form müssen zusammenpassen. Das gilt bei Gedichten, wie auch bei anderer Literatur. Wenn du Spannung aufbaust bis zu einem Höhepunkt, wie bei dir das Badezimmer, hätten noch kürzere Sätze, die den Pfund im Badezimmer beschreiben, eine größere Wirkung auf den Leser ausgeübt. Dabei bist du schon sehr nah an dieses Ideal herangekommen.

Weiterhin möchte ich dir noch Hinweise auf Textstellen geben, die Spannung abbauen den Lesefluss unterbrechen, oder nicht wichtig für die Geschichte sind. Auch gibt es Handlungen deines Protagonisten, die für mich nicht nachvollziehbar sind.

Textstellen:

„Karsten erschrak, das Blut gerann ihm in den Adern“
Das ist nur meine eigene Meinung, aber dieser Satz stört in deiner Geschichte, und passt meiner Meinung eher in eine Vampir-Story.

„Karsten torkelte vor Schrecken langsam aus der Küche und ging langsam und vorsichtig durch die Wohnung.“
Eindeutig ein „langsam“ zuviel. Du benutzt es in dem Absatz zu oft. Streiche das hinter „ging“ oder benutze ein Synonym wie „zögernd“.

„. Er musste so schnell wie möglich Linda finden.“
Im Absatz darüber schreibst du, dass sie beim einkaufen ist, da ist das „finden“ irreführend, schreib lieber „sprechen“.

„Sie konnte ihm hoffentlich sagen, was hier passiert war. Wenn ihr nur nichts passiert war.“
Ich würde die beiden Sätze umdrehen, da deinem Protagonisten die Frau sicher wichtiger ist und sich mit ihr sowieso alles klären wird.

„Ihm wurde eiskalt, er hoffte inständig, dass Linda tatsächlich einkaufen war, vorher aber noch das Bett gemacht hatte.“
Der eingeschobene Nebensatz „vorher aber noch das Bett gemacht hatte“ hemmt jegliche Spannung, die bis zu diesem Zeitpunkt aufgebaut wurde. Ist dir das sehr wichtig, oder kannst du es weglassen. Ein nüchternes „Das Bett war unberührt“ würde es auch tun.

„Karsten hatte keine Schuhe an, und fühlte etwas Kaltes, Bewegliches, an seinem Fuß.“
Hier fragt sich der Leser wirklich, was du mit „Bewegliches“ meinst. Es bringt ihn ganz aus dem Konzept (war das gewollt?) und mich zu der Frage: „Hat die Totenstarre denn noch nicht eingesetzt?“

Darauf folgt dann die Szene, in der er Linda im Bad findet. Mir ist es dabei schleierhaft, wie er, von dem auffinden der Leiche zu Tode erschreckt, in den Raum rennt, also zur Leiche, und sich dann in der Toilette übergibt. Hat dein Protagonist wirklich die Überwindung, zur Leiche, in den Raum hineinzulaufen, lass ihn doch einfach im Flur kotzen.

„Und auf einmal erinnerte er sich wieder an etwas, an Lindas schmerzverzerrtes Gesicht und wurde er sich der unglaublichen, grausamen Wahrheit bewusst.“
Ich würde das zweiter „er“ in diesem Satz streichen, dass hebt den Stil und den Lesefluss.

„Er nahm aus seinem Nachtisch eine Kleinkaliberpistole, die er noch aus seiner Zeit im Schützenverein hatte und die er im Nachtisch aufbewahrte, um nächtlichen Ruhestörern entgegentreten zu können , und setzte sich aufs Bett.“
Der Nebensatz „um nächtlichen Ruhestörern entgegentreten zu können,“ passt nicht in die Szene und ist völlig irrelevant für die Geschichte. Schreib doch einfach das er die Waffe „zur Sicherheit“ aufbewahrte. Das gibt der Geschichte dann noch mal einen tieferen Sinn, da es sich dann nicht mehr auf die physische, sondern auf die psychische Sicherheit deines Protagonisten noch stärker bezieht.

Ich hoffe auf jeden Fall, dass ich dir weiterhelfen konnte und meine Anmerkungen nicht unwichtig waren. Ich freue mich schon auf deine nächste Geschichte. Die hier hat mir nämlich gut gefallen!

Gruß, Miss Marple.

PS: Trotz nur einem veröffentlichten Werk bei Leselupe, hoffe ich, dass wir wieder mal voneinander hören, vielleicht wenn du mein kreatives Schaffen beurteilst.
 



 
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