Grippewelle

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Dancingdet

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Grippewelle
Wir hatten eine fürchterliche Nacht hinter uns.
Meine Frau und unsere Tochter niesten, husteten und fieberten um die Wette. Da die Anzahl der Medikamente in unserem Haus beschränkt war und meine medizinischen Kenntnisse sich darin erschöpften, dass man bei Schnupfen mit einem Taschentuch regelmäßig die Nase putzt, blieb uns nichts anderes übrig, als einen Arzt zu konsultieren.
Während meine beiden Frauen von einem Weißkittel untersucht wurden, ergriff ich die Gelegenheit in diversen Magazinen, die für die Patienten auslagen, herumzublättern.
Das Auto-Motor-und Sport Magazin hatte es mir angetan, aber ich musste fast fünf Minuten warten, bis der Andere es auf den Stapel legte. Ich schloss meine Zeitschrift und wollte nach dem Heft greifen, als mein Gegenüber einen Husten- und Niesanfall bekam. Meine Hand zuckte zurück und ich nahm Deckung vor dem Bakterienschwall. Diesen Augenblick nutzte ein Unerschrockener, um sich des Heftes zu bemächtigen.
Ein höhnischer Blick. „Geschwindigkeit ist keine Hexerei.“ Mir schwoll der Kamm. Erst die durchwachte Nacht, dann umgeben von Bazillenträgern und schließlich auch noch dumme Sprüche.
Ich wollte aufspringen und dem Sprücheklopfer die Hand drücken; und zwar zur Faust geballt mitten ins Gesicht, als die Sprechstundenhilfe mich zu sich rief.
Meine Frauen hatten die Untersuchung hinter sich gebracht und der Arzt hatte ihnen fiebersenkende Zäpfchen verordnet, die wir auch noch selbst bezahlen müssen. „Was, nur ein Medikament. Und dafür wart ihr fast eine halbe Stunde beim Arzt ?“ staunte ich. „Gott lässt genesen, der Arzt kassiert die Spesen,“ lachte mich die Damen an. Noch so ein Spruch. Meine Laune war wirklich nicht die Beste.
Ich packte meine beiden Mädels ein und wir fuhren nach Hause.
„Wenn du die Medizin holst, dann bring doch bitte noch etwas Tee mit,“ krächzte meine Liebste.
„Etwas Pfefferminz-, etwas Salbei-, etwas Lindenblüten- und etwas Brusttee,“ zählte sie auf und schlüpfte wieder unter die Decke.
Eilig verließ ich diesen Herd der ansteckenden Krankheiten. Wie gern hätte ich auch ein wenig geschlafen !
Wo bekommt man all diese Zutaten ? In der Apotheke natürlich! Also auf zur Paracelsus-Apotheke.
Forsch öffnete ich die Tür und befand mich plötzlich in einem Meer aus Pfefferminz, Lakritze, Rosmarin und Carbol.
Vor mir standen einigen ältere Herrschaften.
„Bar oder auf Rezept?“ fragte die Dame hinter dem Tresen. Die Oma murmelte irgend etwas und die Apothekerin trippelte davon. Sie öffnete eine der ungefähr Tausend Schubladen, entnahm ein Päckchen und legte es vor die alte Frau. Die ältere Dame äußerte ihren nächsten Wunsch und die Apothekerin fragte erneut:“ Bar oder auf Rezept?“ Wie lange sollte das noch gehen ? Ich spürte, wie mein Adrenalinspiegel zu steigen begann. Auch beim nächsten Kunden stellte sie die Frage wohl noch vier Mal.
„Und was kann ich für Sie tun,“ schnarrte sie.
„Ich hätte gern etwas gegen bar,“ trumpfte ich und sie zog die Augenbrauen zusammen.
„Zunächst ein Päckchen Pfefferminztee...“
„Pfefferminze kann ich Ihnen geben, den Tee müssen Sie schon selbst zubereiten.“ Das Adrenalin stieg weiter.
„Und ein Päckchen Lindenblütentee.“
„Lindenblüten kann ich Ihnen geben, den Tee müssen Sie schon selbst zubereiten.“
Ich zwang mich zur Ruhe. „Und etwas Salbeitee.“
Ihre Augen verengten sich zu Schlitzen und sie zischte: „Salbei kann ich Ihnen geben, den Tee müssen Sie schon selbst zubereiten.“
Jetzt kam mein Konter ! „Und ein Paket Brusttee!“ Sie schnaubte und klatschte das Päckchen auf die Glasfläche. Der Triumphator in mir begann zu tanzen. Meine schlechte Laune war kurz davor, zu verschwinden.
„Und schließlich dieses fiebersenkende Mittel.“ Sie zitterte leicht, als sie den Zettel zu sich zog. „Tablette oder Zäpfchen?“ fragte sie barsch. „Zäpfchen,“ triumphiere ich weiter. „Was kostet das alles?“
„Das macht 15,50 Euro, die Zäpfchen lasse ich Ihnen zum Einführungspreis !“
 

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Grippewelle
Wir hatten eine fürchterliche Nacht hinter uns.
Meine Frau und unsere Tochter niesten, husteten und fieberten um die Wette. Da die Anzahl der Medikamente in unserem Haus beschränkt war und meine medizinischen Kenntnisse sich darin erschöpften, dass man bei Schnupfen mit einem Taschentuch regelmäßig die Nase putzt, blieb uns nichts anderes übrig, als einen Arzt zu konsultieren.
Während meine beiden Frauen von einem Weißkittel untersucht wurden, ergriff ich die Gelegenheit in diversen Magazinen, die für die Patienten auslagen, herumzublättern.
Das Auto-Motor-und Sport Magazin hatte es mir angetan, aber ich musste fast fünf Minuten warten, bis der Andere es auf den Stapel legte. Ich schloss meine Zeitschrift und wollte nach dem Heft greifen, als mein Gegenüber einen Husten- und Niesanfall bekam. Meine Hand zuckte zurück und ich nahm Deckung vor dem Bakterienschwall. Diesen Augenblick nutzte ein Unerschrockener, um sich des Heftes zu bemächtigen.
Ein höhnischer Blick. „Geschwindigkeit ist keine Hexerei.“ Mir schwoll der Kamm. Erst die durchwachte Nacht, dann umgeben von Bazillenträgern und schließlich auch noch dumme Sprüche.
Ich wollte aufspringen und den Sprücheklopfer körperlich zurechtweisen, als die Sprechstundenhilfe mich zu sich rief.
Meine Frauen hatten die Untersuchung hinter sich gebracht und der Arzt hatte ihnen fiebersenkende Zäpfchen verordnet, die wir auch noch selbst bezahlen müssen. „Was, nur ein Medikament. Und dafür wart ihr fast eine halbe Stunde beim Arzt ?“ staunte ich. „Gott lässt genesen, der Arzt kassiert die Spesen,“ lachte mich die Damen an. Noch so ein Spruch ! Meine Laune war wirklich nicht die Beste.
Ich packte meine beiden Mädels ein und wir fuhren nach Hause.
„Wenn du die Medizin holst, dann bring doch bitte noch etwas Tee mit,“ krächzte meine Liebste.
„Etwas Pfefferminz-, etwas Salbei-, etwas Lindenblüten- und etwas Brusttee,“ zählte sie auf und schlüpfte wieder unter die Decke.
Eilig verließ ich diesen Herd der ansteckenden Krankheiten. Wie gern hätte ich auch ein wenig geschlafen !
Wo bekommt man all diese Zutaten ? In der Apotheke natürlich! Also auf zur Paracelsus-Apotheke.
Forsch öffnete ich die Tür und befand mich plötzlich in einem Meer aus Pfefferminz, Lakritze, Rosmarin und Carbol.
Vor mir standen einigen ältere Herrschaften.
„Bar oder auf Rezept?“ fragte die Dame hinter dem Tresen. Die Oma murmelte irgend etwas und die Apothekerin trippelte davon. Sie öffnete eine der ungefähr Tausend Schubladen, entnahm ein Päckchen und legte es vor die alte Frau. Die ältere Dame äußerte ihren nächsten Wunsch und die Apothekerin fragte erneut:“ Bar oder auf Rezept?“ Wie lange sollte das noch gehen ? Auch beim nächsten Kunden fragte sie bei jedem Gang : "Bar oder auf Rezept?" Ich spürte, wie mein Adrenalinspiegel zu steigen begann.
„Und was kann ich für Sie tun,“ schnarrte sie.
„Ich hätte gern etwas gegen bar,“ trumpfte ich und sie zog die Augenbrauen zusammen.
„Zunächst ein Päckchen Pfefferminztee...“
„Pfefferminze kann ich Ihnen geben, den Tee müssen Sie schon selbst zubereiten.“ Das Adrenalin stieg weiter.
„Und ein Päckchen Lindenblütentee.“ zischte ich durch die Zähne.
„Lindenblüten kann ich Ihnen geben, den Tee müssen Sie schon selbst zubereiten.“ Sie lächelte süffisant.
Ich zwang mich zur Ruhe. „Und etwas Salbeitee.“
Ihre Augen verengten sich zu Schlitzen und sie giftete: „Salbei kann ich Ihnen geben, den Tee müssen Sie schon selbst zubereiten.“
Jetzt kam mein Konter ! „Und ein Paket Brusttee!“ Sie schnaubte und klatschte das Päckchen auf die Glasfläche. Das war mein innerer Vorebimarsch! Meine schlechte Laune war kurz davor, zu verschwinden.
„Und schließlich dieses fiebersenkende Mittel.“ Sie zitterte leicht, als sie den Zettel zu sich zog. „Tablette oder Zäpfchen?“ fragte sie barsch. „Zäpfchen,“ triumphiere ich weiter. „Was kostet das alles?“
„Der Tee....das macht zusammen 8 Euro; die Zäpfchen lasse ich Ihnen zum Einführungspreis !“
 



 
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