Heimfahrt - Die Öko-Version

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Auf vielfachen Wunsch liefere ich hier eine ökologisch korrekte Version meiner Geschichte „HEIMFAHRT – Point of no Return“.

Öko-Hans, in schlabbriger Latzhose, geht zu seinem VW Lupo, in einer Öko-Ausführung mit Hybridmotor, extra für ihn angefertigt. Einmal streichelt seine Hand kratzend über die grün-bräunlich-schmutzige, verbeulte Karosserie, deren eigentliche Farbe man nur noch erahnen kann.

Er steigt ein und steigt wieder aus: erst einmal die Lichtkontrolle machen. Die Scheinwerfer sind o.k., aber was ist mit dem Blinker? Er hat wohl einen Wackelkontakt: Blinker geht an, Blinker geht aus, Blinker geht an, Blinker geht aus … „Da sieht man mal wieder das Versagen der Technik, sie können nicht einmal einen dauerhaft funktionierenden Blinker herstellen“, brummelt Öko-Hans.

Er steigt wieder ein und lässt den Elektromotor an. Und man hört – nichts. „Herrlich, diese Stille“, schwärmt er und fährt los. Leider streift er dabei eine Mutter mit Kinderwagen, die das geräuschlose Auto überhört hatte. Das bekommt Öko-Hans aber nicht mit, denn er hört bereits seine Lieblings-CD: Karl, der Käfer. Von dem Song bekommt er immer eine Gänsehaut. „Karl der Käfer wurde nicht gefragt, man hat ihn einfach fortgejagt“ … summt er mit.

Dann zieht Öko-Hans den Lupo brutal hoch. Die erste Kurve nimmt er schon mit 20 km/h. Da passiert es: In 50 Meter Entfernung sieht Öko-Hans eine grüne Ampel. Und was macht der korrekte Mann? Er steigt voll auf die Bremse. Denn er sagt sich: Falls ich jetzt weiterfahre, kann es sein, dass die Ampel, wenn ich sie erreicht habe, gelb oder sogar rot ist und ich nicht mehr rechtzeitig bremsen kann. Also bremse ich lieber schon jetzt.

Leider sind die anderen Autofahrer zu dumm, solchen komplexen Gedankengängen zu folgen. So gibt es nach Öko-Hans‘ Vollbremsung einen Auffahrunfall. Drei Wagen knallen aufeinander. Aber ER achtet nicht darauf, denn er sieht einen Zebrastreifen vor sich, und da muss der umsichtige Fahrer äußerste Vorsicht walten lassen.

An der einen Seite vom Zebrastreifen steht eine Greisin. „Ein Fall für Super-Hans“, sagt sich Öko-Hans, stellt den Wagen mitten auf der Straße ab und eilt zu der alten Dame. „Keine Sorge, ich helfe Ihnen über die Straße.“ „Sehr nett, junger Mann, aber ich will gar nicht rüber, ich warte hier nur auf eine Freundin.“ Aber da ist die Alte an den Falschen geraten. Wenn sich Öko-Hans eine gute Tat vorgenommen hat, dann zieht er das auch gnadenlos durch. Öko-Hans schleift und zerrt die sich heftige wehrende Frau über den Zebrastreifen. Da fällt ihre Tasche runter und geht auf, ein Sammelsurium von Lippenstift, Rouge, Makeup, Kamm, Spiegel usw. ergießt sich auf den Asphalt. „Ach, das sind alles unökologische Konsumgüter“, doziert Öko-Hans, „sei froh, Muttchen, dass du den Plunder los bist, in deinem Alter brauchst du das sowieso nicht mehr.“

Hinter Karls stehendem Lupo hat sich inzwischen ein Stau gebildet, die Fahrer hupen und brüllen aus den Fenstern. Zwei sind in Streit geraten und prügeln sich.

Öko-Hans schaut sie missbilligend an. „Tja, die Leute haben keine Geduld mehr und keinen Blick für eine hilfsbedürftige Frau.“ Er grüßt die Fahrer, die ihn mit dem ausgetreckten Mittelfinger heftig zurückgrüßen. Öko-Hans fährt wieder los, da gibt es einen Schlag auf sein Auto. Er guckt sich um und sieht die alte Frau, die ihren Schirm auf sein Auto geworfen hat. „Mein Gott, wie undankbar, diese alte Krähe“, wundert sich Öko-Hans. „Dabei habe ich ihr doch im Verkehrsdschungel das Leben gerettet. Dass selbst die Alten heute schon gewalttätig sind, daran ist bestimmt die Konsumgesellschaft schuld.“

Aber jetzt wird es ernst, da vorne ist die Autobahn. Karl denkt traurig an seine Kindheit im Heim. Da herrschte das blanke Entsetzen, der furchtbarste Terror, die gnadenlose Grausamkeit: er musste Fleisch essen! Nie wird er dieses Trauma überwinden! „Eigentlich ist mein Leben dadurch sinnlos geworden“, sagt sich Öko-Hans. „Ich glaube, ich sollte mich recyclen, so dass mein Körper wieder der Mutter Natur zugeführt wird.“

Öko-Hans tritt jetzt voll aufs Gas. Und dabei will er etwas Härteres hören. Er legt die CD Mein Freund, der Baum ein und denkt zurück. Wie ein Film läuft sein Leben im Heim vor seinem inneren Auge ab: Frankfurter Würstchen, Wiener Würstchen, Schinken, Fleischwurst, Salami, Schnitzel, Gänsebraten, Hühnerfrikassee, Kalbsragout, Rindersteak, sogar Frikadellen und andere Scheußlichkeiten mehr – ein Fließband des Grauens.

Und der Song ist auch nicht gerade ein Stimmungsaufheller. Refrain: „Mein Freund der Baum ist tot, er fiel im frühen Morgenrot.“ „Soll ich dem Baum nicht folgen?“, grübelt Öko-Hans.

Plötzlich traut Öko-Hans seinen Augen nicht: ein typischer Rentner überholt ihn auf dem Fahrrad. „Mein Gott, sind diese Raser denn überall?!“ schreit er auf. Und dabei überholt ihn dieser Verkehrsraudi auch noch rechts, auf dem Standstreifen.

Aber dann überholt ihn noch einer und zwingt ihn sogar zum Anhalten: die Polizei. „Mann, wie kommen Sie dazu, hier mit Tempo 30 die Autobahn langzuschleichen? Hier ist doch keine Fußgängerzone!“ „Herr Oberwachtmann, ich fahre immer Richtgeschwindigkeit 30 km/h, dem Wald zuliebe.“ „Was reden Sie denn da? Die Richtgeschwindigkeit ist 130 km/h, nicht 30 km/h. Anders als viele denken, gibt es zwar keine Mindestgeschwindigkeit von 60 km/h, aber Sie dürfen durch Langsamfahren nicht den Verkehr behindern.“ „Ach, und ich dachte 60 km/h wäre die erlaubte Höchstgeschwindigkeit.“ Der Polizist schüttelt verzweifelt den Kopf. „Wir folgen Ihnen jetzt, wenn Sie nicht mindestens 80 km/h fahren, ziehen wir Sie aus dem Verkehr.“

Öko-Hans fährt weiter - jetzt mit rasanten 80 km/h. Und wenn er ehrlich ist, fühlt er sich in diesem Geschwindigkeitsrausch sogar ganz wohl. „So schlecht ist das Leben gar nicht“, sagt er sich. „Ich habe heute einer alten Frau geholfen, andere Verkehrsteilnehmer durch mein Vorbild belehrt und der Polizei durch mein umsichtiges Fahren imponiert. Das Fleisch im Kinderheim verdränge ich einfach mit positivem Denken. Ich lebe weiter und freue mich jetzt auf einen Tofuburger.“

Und so war aus dem „posttraumatischen“, traurigen Öko-Hans ganz einfach und schnell ein Hans im Glück geworden.

Nachtrag: Der Autor dieser Geschichte weist daraufhin, dass er selbst noch nie einen Punkt in Flensburg hatte und seinen Müll ordentlich trennt.
 

ThomasQu

Mitglied
Hallo Stefan,

Sehr witzig, aber mir gefallen beide Versionen. Ein paar Unstimmigkeiten im logischen Ablauf findet man schon, aber du schreibst ja, dass dir die Authentizität wichtiger ist und das ist OK. Diese kommt durch deinen Schreibstil auch gut rüber. (Carlos Montoya lässt grüßen). Deine Texte wirken auf mich immer, und das ist sehr positiv gemeint, als würden sie in einem Zug aufgeschrieben, einfach aus dem Bauch heraus, ohne nachfeilen oder nachbessern, und so, wie sie stehen, bleiben sie. Der erste Entwurf passt und wird auch nicht mehr Korrektur gelesen oder geändert.

Gruß Thomas
 

rothsten

Mitglied
Ich ahnte ...

Der Dialog ist in einer Erzählung unverzichtbarer Bestandteil. Ob Du ihn beherrscht, glaube ich Dir, wenn Du in einer Geschichte mehrere Figuren unterschiedlicher Prägung ausarbeitest und diese entsprechend sprechen lässt.

Dann glaube ich Dir, dass Du Dialoge kannst. Was zu beweisen wäre ...
und lag richig, denn hier ist der Beweis, ...

„Da sieht man mal wieder das Versagen der Technik, sie können nicht einmal einen dauerhaft funktionierenden Blinker herstellen“, brummelt Öko-Hans.
... dass Du keine Dialoge kannst. So geschwollen redet niemand, so geschwollen schreibt vielleicht der Beamtenschimmel in der Amtsstube, aber Du willst uns hier ja einen Öko-Hans verkaufen, der spontan seinem Ärger Luft machen will.

Du kannst es nicht.

Sorry, dass ich mich doch noch hab hinreißen lassen, aber das sollte noch gesagt sein. Jetzt ist aber gut, spar Dir eine Antwort. Du würdest Dir eh nur selbst weh tun, denn sie würde wohl ebenso authentisch klingen wie die Deines Öko-Hansemannes. Falls nicht, hättest Du Dich ja selbst widerlegt ... ein Teufelszeug, diese Logik eines Kritikers. :D

Prost
 
Hallo Thomas,

ich freue mich über deine Rezension - eine Rezension ohne viele Ratschläge, was ich anders und „besser“ machen soll.

Mit der Spontaneität ist das so eine Sache. Den ersten Entwurf schreibe ich meistens ganz spontan und intuitiv, im Flow, aber dann überarbeite ich einen Text doch, mehr oder weniger.

Eigentlich finde ich es zwar eine schöne Idee, ganz spontane Texte in einem Literatur-Forum einzustellen, aber nach meiner Erfahrung rufen die unvermeidlichen Fehler in so einem „Erstfassungs-Text“ doch sehr schnell die Kritiker auf den Plan, und das braucht man nicht unbedingt. Wenn sich aber mein überarbeiteter Text wie ganz spontan geschrieben liest, finde ich das eher ein Kompliment.

Den Hinweis auf Carlos Montoya habe ich nicht ganz verstanden. Meinst du, dass mein Schreibstil an Flamenco-Improvisationen erinnert? Das würde mir gefallen.

Viele Grüße
Stefan
 

ThomasQu

Mitglied
Hallo Stefan,

Ich glaube, dass wir beide sehr unterschiedlich schreiben, und deshalb kann und möchte ich dir auch keine Ratschläge erteilen. Wahrscheinlich wäre das sogar kontraproduktiv. Dein Stil, deine Themen und die Art und Weise, wie du sie präsentierst, kommen bei mir an, so wie sie sind, und der Flow, von dem du sprichst, ist für mich als Leser greifbar. Warum mir bei deinen Texten jedes Mal der Carlos Montoya (leider schon verstorben) einfällt, ist schwer zu erklären. Das hat nicht mal unbedingt etwas mit Flamenco zu tun. Zwar ist sein Spiel im Gegensatz zu anderen Gitarrenvirtuosen dieses Genres (Al di Meola, Paco de Lucia) etwas unsauberer und technisch weniger ausgefeilt, aber dafür sind bei ihm Spontaneität und Bauchgefühl besonders zu spüren. Seine Musik ist für mich wie ein Pistolenschuss, bumm, - und da! (Der Flow eben). Aber, dieser Vergleich ist wirklich sehr subjektiv und ob das ein Anderer nachvollziehen kann? Sehr fraglich.
 
Hallo Thomas,

deine musikalisch-literarische Analyse finde ich interessant. Früher habe ich mich in der Flamencomusik ganz gut ausgekannt, auch selbst mit Hingabe meine Gitarren bearbeitet, aber das ist ziemlich lange her. Von daher kann ich die Feinheiten der spielerischen Unterschiede der von dir genannten Supergitarristen nicht mehr wirklich beurteilen. Aber ich glaube dir das gerne.

Ohne zu viel von meinem anderen Leben zu plaudern: Zu meinen Arbeiten gehört auch das Schreiben von wissenschaftlichen Texten, die man wirklich zigmal überarbeiten muss und bei denen es u. U. auf jedes Wort und jedes Symbol ankommt; um so mehr möchte ich hier bei der LL etwas freier schreiben. Allerdings, gerade der von dir ja auch rezensierte „Du bist doch-besoffen"-Text ist (obwohl der Titel nicht gerade darauf hinweist) doch ziemlich genau konzipiert und konstruiert.

Viele Grüße
Stefan
 
Auf vielfachen Wunsch liefere ich hier eine ökologisch korrekte Version meiner Geschichte „HEIMFAHRT – Point of no Return“.

Öko-Hans, in schlabbriger Latzhose, geht zu seinem VW Lupo, in einer Öko-Ausführung mit Hybridmotor, extra für ihn angefertigt. Einmal schleift seine Hand über den verbeulten, grün-bräunlich-schmutzigen Kotflügel, dessen eigentliche Farbe man nur noch erahnen kann.

Er steigt ein und steigt wieder aus: erst einmal die Lichtkontrolle machen. Die Scheinwerfer sind o.k., aber was ist mit dem Blinker? Er hat wohl einen Wackelkontakt: Blinker geht an, Blinker geht aus, Blinker geht an, Blinker geht aus … „Da sieht man mal wieder das Versagen der Technik, sie können nicht einmal einen dauerhaft funktionierenden Blinker herstellen“, brummelt Öko-Hans.

Er steigt wieder ein und lässt den Elektromotor an. Und man hört – nichts. „Herrlich, diese Stille“, schwärmt er und legt sofort seine Lieblings-CD auf: Karl, der Käfer. Von dem Song bekommt er immer eine Gänsehaut. Dann fährt los. Leider streift er dabei eine Mutter mit Kinderwagen, die das geräuschlose Auto überhört hatte. Das bekommt Öko-Hans aber nicht mit, denn er singt bereits den Refrain vom „Karl“ lauthals mit: „Karl der Käfer wurde nicht gefragt, man hat ihn einfach fortgejagt.“

Dann zieht Öko-Hans den Lupo brutal hoch. Die erste Kurve nimmt er schon mit 20 km/h. Da passiert es: In 50 Meter Entfernung sieht Öko-Hans eine grüne Ampel. Und was macht der korrekte Mann? Er steigt voll auf die Bremse. Denn er sagt sich: „Falls ich jetzt weiterfahre, kann es sein, dass die Ampel, wenn ich sie erreicht habe, gelb oder sogar rot ist und ich nicht mehr rechtzeitig bremsen kann. Also bremse ich lieber schon jetzt.“

Leider sind die anderen Autofahrer zu dumm, solchen komplexen Gedankengängen zu folgen. So gibt es nach Öko-Hans‘ Vollbremsung einen Auffahrunfall. Drei Wagen knallen aufeinander. Aber ER achtet nicht darauf, denn er sieht einen Zebrastreifen vor sich, und da muss der umsichtige Fahrer äußerste Vorsicht walten lassen.

An der einen Seite vom Zebrastreifen steht eine Greisin. „Ein Fall für Super-Hans“, sagt sich Öko-Hans, stellt den Wagen mitten auf der Straße ab und eilt zu der alten Dame. „Keine Sorge, ich helfe Ihnen über die Straße.“ „Sehr nett, junger Mann, aber ich will gar nicht rüber, ich warte hier nur auf eine Freundin.“ Aber da ist die Alte an den Falschen geraten. Wenn sich Öko-Hans eine gute Tat vorgenommen hat, dann zieht er das auch gnadenlos durch. Öko-Hans schleift und zerrt die sich heftige wehrende Frau über den Zebrastreifen. Da fällt ihre Tasche runter und geht auf, ein Sammelsurium von Lippenstift, Rouge, Makeup, Kamm, Spiegel usw. ergießt sich auf den Asphalt. „Ach, das sind alles unökologische Konsumgüter“, doziert Öko-Hans, „sei froh, Muttchen, dass du den Plunder los bist, in deinem Alter nutzt das sowieso nichts mehr. Und in einen Spiegel solltest du bestimmt nicht gucken!“

Hinter Karls stehendem Lupo hat sich inzwischen ein Stau gebildet, die Fahrer hupen und brüllen aus den Fenstern. Zwei sind in Streit geraten und prügeln sich.

Öko-Hans schaut sie missbilligend an. „Tja, die Leute haben keine Geduld mehr und keinen Blick für eine hilfsbedürftige Frau.“ Er grüßt die Fahrer, die ihn mit dem ausgetreckten Mittelfinger heftig zurückgrüßen. Öko-Hans fährt wieder los, da gibt es einen Schlag auf den Lupo. Er guckt sich um und sieht die alte Frau, wie sie mit ihrem Schirm auf sein Auto drischt. „Mein Gott, wie undankbar, diese alte Krähe“, wundert er sich. „Dabei habe ich ihr doch im Verkehrsdschungel das Leben gerettet. Dass selbst die Alten heute schon gewalttätig sind, daran ist bestimmt die Konsumgesellschaft schuld.“

Aber jetzt wird es ernst, da vorne ist die Autobahn. Öko-Hans denkt traurig an seine Kindheit im Heim. Da herrschte das blanke Entsetzen, der furchtbarste Terror, die gnadenlose Grausamkeit: er musste Fleisch essen! Nie wird er dieses Trauma überwinden! „Eigentlich ist mein Leben dadurch sinnlos geworden“, sagt sich Öko-Hans. „Ich glaube, ich sollte mich recyclen, so dass mein Körper wieder der Mutter Natur zugeführt wird.“

Öko-Hans tritt jetzt voll aufs Gas. Und dabei will er etwas Härteres hören. Er legt die CD Mein Freund, der Baum und denkt zurück. Wie ein Film läuft sein Leben im Heim vor seinem inneren Auge ab: Frankfurter Würstchen, Wiener Würstchen, Schinken, Fleischwurst, Leberwurst, Salami, Schweineschnitzel, Gänsebraten, Hühnerfrikassee, Kalbsragout, Rindersteak, Eisbein, sogar Frikadellen – ein Fließband des Grauens.

Und der Song ist auch nicht gerade ein Stimmungsaufheller. Refrain: „Mein Freund der Baum ist tot, er fiel im frühen Morgenrot.“ „Soll ich dem Baum nicht folgen?“ grübelt Öko-Hans.

Plötzlich traut Öko-Hans seinen Augen nicht: ein typischer Rentner überholt ihn auf dem Fahrrad. „Mein Gott, sind diese Raser denn überall?!“ schreit er auf. Und dabei überholt ihn dieser Verkehrsraudi auch noch rechts, auf dem Standstreifen.

Aber dann überholt ihn noch einer und zwingt ihn sogar zum Anhalten: die Polizei. „Mann, wie kommen Sie dazu, hier mit Tempo 30 die Autobahn langzuschleichen? Hier ist doch keine Fußgängerzone!“ „Herr Oberwachtmann, ich fahre immer Richtgeschwindigkeit 30 km/h, dem Wald zuliebe.“ „Was reden Sie denn da? Die Richtgeschwindigkeit ist 130 km/h, nicht 30 km/h. Anders als viele denken, gibt es zwar keine Mindestgeschwindigkeit von 60 km/h, aber Sie dürfen durch Langsamfahren nicht den Verkehr behindern.“ „Ach, und ich dachte 60 km/h wäre die erlaubte Höchstgeschwindigkeit.“ Der Polizist schüttelt verzweifelt den Kopf. „Wir folgen Ihnen jetzt, wenn Sie nicht mindestens 80 km/h fahren, ziehen wir Sie aus dem Verkehr.“

Öko-Hans fährt weiter - jetzt mit rasanten 80 km/h. Und wenn er ehrlich ist, fühlt er sich in diesem Geschwindigkeitsrausch sogar ganz wohl. „So schlecht ist das Leben gar nicht“, sagt er sich. „Ich habe heute einer alten Frau geholfen, andere Verkehrsteilnehmer durch mein Vorbild belehrt und der Polizei durch mein umsichtiges Fahren imponiert. Das Fleisch im Kinderheim verdränge ich einfach mit positivem Denken. Ich lebe weiter und freue mich jetzt auf einen Tofuburger.“

Und so war aus dem „posttraumatischen“, traurigen Öko-Hans ein ganz einfach und schnell ein Hans im Glück geworden.

Nachtrag:
Der Autor dieser Geschichte weist daraufhin, dass er selbst noch nie einen Punkt in Flensburg hatte und seinen Müll ordentlich trennt.
 
Auf vielfachen Wunsch liefere ich hier eine ökologisch korrekte Version meiner Geschichte „HEIMFAHRT – Point of no Return“.

Öko-Hans, in schlabbriger Latzhose, geht zu seinem VW Lupo, in einer Öko-Ausführung mit Hybridmotor, extra für ihn angefertigt. Einmal schleift seine Hand über den verbeulten, grün-bräunlich-schmutzigen Kotflügel, dessen eigentliche Farbe man nur noch erahnen kann.

Er steigt ein und steigt wieder aus: erst einmal die Lichtkontrolle machen. Die Scheinwerfer sind o.k., aber was ist mit dem Blinker? Er hat wohl einen Wackelkontakt: Blinker geht an, Blinker geht aus, Blinker geht an, Blinker geht aus … „Da sieht man mal wieder das Versagen der Technik, sie können nicht einmal einen dauerhaft funktionierenden Blinker herstellen“, brummelt Öko-Hans.

Er steigt wieder ein und lässt den Elektromotor an. Und man hört – nichts. „Herrlich, diese Stille“, schwärmt er und legt sofort seine Lieblings-CD auf: Karl, der Käfer. Von dem Song bekommt er immer eine Gänsehaut. Dann fährt los. Leider streift er dabei eine Mutter mit Kinderwagen, die das geräuschlose Auto überhört hatte. Das bekommt Öko-Hans aber nicht mit, denn er singt bereits den Refrain vom „Karl“ lauthals mit: „Karl der Käfer wurde nicht gefragt, man hat ihn einfach fortgejagt.“

Dann zieht Öko-Hans den Lupo brutal hoch. Die erste Kurve nimmt er schon mit 20 km/h. Da passiert es: In 50 Meter Entfernung sieht Öko-Hans eine grüne Ampel. Und was macht der korrekte Mann? Er steigt voll auf die Bremse. Denn er sagt sich: „Falls ich jetzt weiterfahre, kann es sein, dass die Ampel, wenn ich sie erreicht habe, gelb oder sogar rot ist und ich nicht mehr rechtzeitig bremsen kann. Also bremse ich lieber schon jetzt.“

Leider sind die anderen Autofahrer zu dumm, solchen komplexen Gedankengängen zu folgen. So gibt es nach Öko-Hans‘ Vollbremsung einen Auffahrunfall. Drei Wagen knallen aufeinander. Aber ER achtet nicht darauf, denn er sieht einen Zebrastreifen vor sich, und da muss der umsichtige Fahrer äußerste Vorsicht walten lassen.

An der einen Seite vom Zebrastreifen steht eine Greisin. „Ein Fall für Super-Hans“, sagt sich Öko-Hans, stellt den Wagen mitten auf der Straße ab und eilt zu der alten Dame. „Keine Sorge, ich helfe Ihnen über die Straße.“ „Sehr nett, junger Mann, aber ich will gar nicht rüber, ich warte hier nur auf eine Freundin.“ Aber da ist die Alte an den Falschen geraten. Wenn sich Öko-Hans eine gute Tat vorgenommen hat, dann zieht er das auch gnadenlos durch. Öko-Hans schleift und zerrt die sich heftige wehrende Frau über den Zebrastreifen. Da fällt ihre Tasche runter und geht auf, ein Sammelsurium von Lippenstift, Rouge, Makeup, Kamm, Spiegel usw. ergießt sich auf den Asphalt. „Ach, das sind alles unökologische Konsumgüter“, doziert Öko-Hans, „sei froh, Muttchen, dass du den Plunder los bist, in deinem Alter nutzt das sowieso nichts mehr. Und in einen Spiegel solltest du bestimmt nicht gucken!“

Hinter dem stehendem Lupo von Öko-Hans hat sich inzwischen ein Stau gebildet, die Fahrer hupen und brüllen aus den Fenstern. Zwei sind in Streit geraten und prügeln sich.

Öko-Hans schaut sie missbilligend an. „Tja, die Leute haben keine Geduld mehr und keinen Blick für eine hilfsbedürftige Frau.“ Er grüßt die Fahrer, die ihn mit dem ausgetreckten Mittelfinger heftig zurückgrüßen. Öko-Hans fährt wieder los, da gibt es einen Schlag auf den Lupo. Er guckt sich um und sieht die alte Frau, wie sie mit ihrem Schirm auf sein Auto drischt. „Mein Gott, wie undankbar, diese alte Krähe“, wundert er sich. „Dabei habe ich ihr doch im Verkehrsdschungel das Leben gerettet. Dass selbst die Alten heute schon gewalttätig sind, daran ist bestimmt die Konsumgesellschaft schuld.“

Aber jetzt wird es ernst, da vorne ist die Autobahn. Öko-Hans denkt traurig an seine Kindheit im Heim. Da herrschte das blanke Entsetzen, der furchtbarste Terror, die gnadenlose Grausamkeit: er musste Fleisch essen! Nie wird er dieses Trauma überwinden! „Eigentlich ist mein Leben dadurch sinnlos geworden“, sagt sich Öko-Hans. „Ich glaube, ich sollte mich recyclen, so dass mein Körper wieder der Mutter Natur zugeführt wird.“

Öko-Hans tritt jetzt voll aufs Gas. Und dabei will er etwas Härteres hören. Er legt die CD Mein Freund, der Baum und denkt zurück. Wie ein Film läuft sein Leben im Heim vor seinem inneren Auge ab: Frankfurter Würstchen, Wiener Würstchen, Schinken, Fleischwurst, Leberwurst, Salami, Schweineschnitzel, Gänsebraten, Hühnerfrikassee, Kalbsragout, Rindersteak, Eisbein, sogar Frikadellen – ein Fließband des Grauens.

Und der Song ist auch nicht gerade ein Stimmungsaufheller. Refrain: „Mein Freund der Baum ist tot, er fiel im frühen Morgenrot.“ „Soll ich dem Baum nicht folgen?“ grübelt Öko-Hans.

Plötzlich traut Öko-Hans seinen Augen nicht: ein typischer Rentner überholt ihn auf dem Fahrrad. „Mein Gott, sind diese Raser denn überall?!“ schreit er auf. Und dabei überholt ihn dieser Verkehrsraudi auch noch rechts, auf dem Standstreifen.

Aber dann überholt ihn noch einer und zwingt ihn sogar zum Anhalten: die Polizei. „Mann, wie kommen Sie dazu, hier mit Tempo 30 die Autobahn langzuschleichen? Hier ist doch keine Fußgängerzone!“ „Herr Oberwachtmann, ich fahre immer Richtgeschwindigkeit 30 km/h, dem Wald zuliebe.“ „Was reden Sie denn da? Die Richtgeschwindigkeit ist 130 km/h, nicht 30 km/h. Anders als viele denken, gibt es zwar keine Mindestgeschwindigkeit von 60 km/h, aber Sie dürfen durch Langsamfahren nicht den Verkehr behindern.“ „Ach, und ich dachte 60 km/h wäre die erlaubte Höchstgeschwindigkeit.“ Der Polizist schüttelt verzweifelt den Kopf. „Wir folgen Ihnen jetzt, wenn Sie nicht mindestens 80 km/h fahren, ziehen wir Sie aus dem Verkehr.“

Öko-Hans fährt weiter - jetzt mit rasanten 80 km/h. Und wenn er ehrlich ist, fühlt er sich in diesem Geschwindigkeitsrausch sogar ganz wohl. „So schlecht ist das Leben gar nicht“, sagt er sich. „Ich habe heute einer alten Frau geholfen, andere Verkehrsteilnehmer durch mein Vorbild belehrt und der Polizei durch mein umsichtiges Fahren imponiert. Das Fleisch im Kinderheim verdränge ich einfach mit positivem Denken. Ich lebe weiter und freue mich jetzt auf einen Tofuburger.“

Und so war aus dem „posttraumatischen“, traurigen Öko-Hans ein ganz einfach und schnell ein Hans im Glück geworden.

Nachtrag:
Der Autor dieser Geschichte weist daraufhin, dass er selbst noch nie einen Punkt in Flensburg hatte und seinen Müll ordentlich trennt.
 
Hallo rothsten,

mit schöner Regelmäßigkeit kritisierst du, was ich angeblich falsch schreibe und überhaupt falsch mache. Manchmal gibst du auch Ratschläge, wie ich es vermeintlich besser machen soll – Ratschläge, die mir zeigen, dass du meine Texte und ihre Intention gar nicht wirklich verstanden hast.
Ich finde leider, dass der Ton deiner Kritik etwas überheblich ist. Und ich frage mich: Was sind denn deine großartigen Leistungen, mit denen du dein „Besserwissen“ begründest? Bist du in deinem realen Leben vielleicht Professor für Literaturwissenschaft? Oder Bestsellerautor?
Manchmal denke ich, du hast ein Problem mit mir. Vielleicht sollten wir virtuell einmal ein Glas Wein zusammen trinken.
Zwar freue ich mich über Rezensionen, aber mit überheblichen Rezensionen kann ich nichts anfangen.
Daher möchte ich dir heute auch einmal einen Ratschlag geben (den man jedenfalls manchmal gebrauchen kann): „Take it or leave it!“

Viele Grüße
Stefan Sternau
 

ThomasQu

Mitglied
Hi Stefan,

ich kann deine Kritik an rothstens Rezensionen nicht nachvollziehen. Ich wäre froh, wenn er sich eine Geschichte von mir vorknöpfen würde und wahrscheinlich geht es den meisten Mitgliedern in der Leselupe ähnlich. Schau doch mal, wie viele Texte überhaupt keine Resonanz erfahren. Das würde dir bestimmt auch nicht gefallen.

Viele Grüße

Thomas
 



 
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