Detlef Schumacher
Mitglied
Herr F. ist ein umtriebiger Mann, der die Behörden auf Trab hält. Vor allem die Geruhsamkeit der Beamten stört er vorsätzlich. Er ist nicht, wie man vermutet, ein sportlicher, schnellfüßiger Typ, nein, er ist das Gegenteil von einem solchen. Gemächlich und leicht gebückt schiebt er seinen Rollator dahin, dabei unablässig Verwünschungen ausstoßend. Seine Selbstgespräche würzt er mit unflätigen Worten. Die kritischen Bemerkungen gelten nicht nur seiner Umwelt, sondern manchmal auch sich selbst. So schilt er sich, den Bundespräsidenten noch nicht in sein bescheidenes Heim gelockt zu haben, damit der sich nach seinem Gesundheitszustand und der niedrigen Höhe seiner Rente erkundige. Die Liste der Unzulänglichkeiten, die Herr F. im noch intakten Teil seines Gedächtnisses gespeichert hat, ist lang. Länger jedenfalls als der Schwanz seines Hundes Foxi, der ihn bei seinen Beschwerdegängen zähnefletschend begleitet. Foxis bisher erzielte Erfolge sind beachtlicher als die seines Herrchens. Er verbucht fünf zerbissene Hosenbeine, zwei angebissene Menschenbeinwaden und siebzehn Tritte in seinen Hintern. Erwähnt seien auch die Strafanzeigen, die sein Herrchen wegen unterlassener Kotbeseitigung erhielt.
Herr F. und Foxi bilden eine verschworene Gemeinschaft, wenn es gilt, dem Recht zum Recht zu verhelfen. Außerhalb der Behördengänge zeigt sich Foxi friedvoller als Herrchen. Er bellt zwar hin und wieder, doch nur, um zu zeigen, dass er ein Hund ist. Besonders lautstark tut er es, wenn eine Hündin seinen Weg kreuzt.
Herr F. hingegen zeigt sich vom weiblichen Geschlecht unbeeindruckt. Vor fünfzig Jahren war das anders. Foxi war zu jener Zeit noch nicht geboren und konnte deshalb bei der Abwehr wütender Verlobter oder in Rage geratener Ehemänner nicht behilflich sein.
Manchmal trifft Herr F. mit Erika zusammen, die damals eine der Brandherde in seinem Herzen war. Aber auch diese Flamme ist längst erloschen. Ebenso wie das Lebenslicht des Mannes, dem sie das Ja-Wort gab. Wenn F. mit Erika ein Stück des Weges rollt, dann sind ihre Stimmen im nörgelnden Gleichklang über das Verhalten der heutigen Jugend.
Auch Erika führt ein Hündchen bei sich, geleint an ihr Fortbewegungsgerät. Anfangs erweckte dieses behaarte Etwas die Aufmerksamkeit Foxis. Als aber eine Windbö es in die Höh‘ hob, verlor sich seine Hinwendung.
Auch Herr F. brachte diesem winselnden Wollknäuel nur Verachtung entgegen, was Erika neben ihren alterstypischen Gelenkschmerzen als schmerzlich empfand. Warum er ihm nicht die gleiche Liebe bezeuge wie seinem Hund, klagte sie. Herr F. wies auf die Hundeechtheit Foxis hin. Das beleidigte Erika, weshalb sie ihren Liebling fortan von dem Köter Herrn F.s fern hielt. Ihre wunde Seele heilte sie so, indem sie das Finanzamt auf den Hundebesitz Herrn F.s aufmerksam machte. Das reagierte, weil es von Foxi nicht wusste, sofort und überschüttete Herrn F. mit dem Vorwurf unterlassener Entrichtung erforderlicher Hundesteuer.
Herr F. konterte in der ihm eigenen Art und sandte den „Raubrittern“, wie er die unersättlichen Finanzbeamten zu nennen pflegte, mit einem Protestschreiben folgenden Inhalts:
Unverehrtes Finanzamt, von dir habe ich endgültig die Schnauze voll. Mein Foxi auch. Wo leben wir denn, dass ein betagter Hund, der mit klapprigem Gebiss seinen täglichen Knochen nagt, zur Kasse gebeten wird. Hast Du denn überhaupt kein Herz im Leibe, einen alten Hund so auszusaugen? Ich möchte Dich mal sehen, wie Du mit lockeren Zähnen nagst. Deshalb verlange ich, dass du von weiteren Drohbriefen Abstand nimmst. Solltest Du es weiterhin auf die Spitze treiben, informiere ich den Bundespräsidenten, der ein entfernter Verwandter und Tierliebhaber ist.
Grußlos Herr F. und Foxi
Das Finanzamt zeigte sich unbeeindruckt und drohte Herrn F. mit der Justiz, sollte er sich weiterhin seiner Pflicht widersetzen. Er widersetzte sich weiterhin, von der Justiz jedoch unbehelligt gelassen, weil er den Herrn Polizeipräsidenten mit einem Korb frischer Erdbeeren beglückt hatte. Aus eigener Ernte versteht sich. Das war F.s einziger humanitärer Akt.
Herr F. und Foxi bilden eine verschworene Gemeinschaft, wenn es gilt, dem Recht zum Recht zu verhelfen. Außerhalb der Behördengänge zeigt sich Foxi friedvoller als Herrchen. Er bellt zwar hin und wieder, doch nur, um zu zeigen, dass er ein Hund ist. Besonders lautstark tut er es, wenn eine Hündin seinen Weg kreuzt.
Herr F. hingegen zeigt sich vom weiblichen Geschlecht unbeeindruckt. Vor fünfzig Jahren war das anders. Foxi war zu jener Zeit noch nicht geboren und konnte deshalb bei der Abwehr wütender Verlobter oder in Rage geratener Ehemänner nicht behilflich sein.
Manchmal trifft Herr F. mit Erika zusammen, die damals eine der Brandherde in seinem Herzen war. Aber auch diese Flamme ist längst erloschen. Ebenso wie das Lebenslicht des Mannes, dem sie das Ja-Wort gab. Wenn F. mit Erika ein Stück des Weges rollt, dann sind ihre Stimmen im nörgelnden Gleichklang über das Verhalten der heutigen Jugend.
Auch Erika führt ein Hündchen bei sich, geleint an ihr Fortbewegungsgerät. Anfangs erweckte dieses behaarte Etwas die Aufmerksamkeit Foxis. Als aber eine Windbö es in die Höh‘ hob, verlor sich seine Hinwendung.
Auch Herr F. brachte diesem winselnden Wollknäuel nur Verachtung entgegen, was Erika neben ihren alterstypischen Gelenkschmerzen als schmerzlich empfand. Warum er ihm nicht die gleiche Liebe bezeuge wie seinem Hund, klagte sie. Herr F. wies auf die Hundeechtheit Foxis hin. Das beleidigte Erika, weshalb sie ihren Liebling fortan von dem Köter Herrn F.s fern hielt. Ihre wunde Seele heilte sie so, indem sie das Finanzamt auf den Hundebesitz Herrn F.s aufmerksam machte. Das reagierte, weil es von Foxi nicht wusste, sofort und überschüttete Herrn F. mit dem Vorwurf unterlassener Entrichtung erforderlicher Hundesteuer.
Herr F. konterte in der ihm eigenen Art und sandte den „Raubrittern“, wie er die unersättlichen Finanzbeamten zu nennen pflegte, mit einem Protestschreiben folgenden Inhalts:
Unverehrtes Finanzamt, von dir habe ich endgültig die Schnauze voll. Mein Foxi auch. Wo leben wir denn, dass ein betagter Hund, der mit klapprigem Gebiss seinen täglichen Knochen nagt, zur Kasse gebeten wird. Hast Du denn überhaupt kein Herz im Leibe, einen alten Hund so auszusaugen? Ich möchte Dich mal sehen, wie Du mit lockeren Zähnen nagst. Deshalb verlange ich, dass du von weiteren Drohbriefen Abstand nimmst. Solltest Du es weiterhin auf die Spitze treiben, informiere ich den Bundespräsidenten, der ein entfernter Verwandter und Tierliebhaber ist.
Grußlos Herr F. und Foxi
Das Finanzamt zeigte sich unbeeindruckt und drohte Herrn F. mit der Justiz, sollte er sich weiterhin seiner Pflicht widersetzen. Er widersetzte sich weiterhin, von der Justiz jedoch unbehelligt gelassen, weil er den Herrn Polizeipräsidenten mit einem Korb frischer Erdbeeren beglückt hatte. Aus eigener Ernte versteht sich. Das war F.s einziger humanitärer Akt.