Herr Heinrich

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Inge Anna

Mitglied
Herr Heinrich

Herr Heinrich sitzt am Kohleherd,
die füße unbeschuht;
dicht neben ihm schnurrt unbeschwert
der Stubentiger Knut.

Herr Heinrich seufzt, fährt sich durchs Haar -
ein spärlich Sauerkraut;
er ist erst achtundvierzig Jahr',
fast siebzig seine Braut.

Brunhilde drängt zum Eheschritt -
Herr Heinrich sperrt sich noch.
Sie hält sich für die Hochzeit fit -
er fürchtet Dauerjoch.

Beim Grübeln geht der Ofen aus -
Herrn Heinrich wird es kalt.
Drei Tage, dann ist sie im Haus,
und das ist ziemlich bald.

Oje, es schellt, zu später Stund' -
wo sind die Schuhe nur?
Die Bude muffelt ungesund -
kein Licht im langen Flur.

Herr Heinrich sich ins Bett verkriecht -
der Kater liegt schon drin;
den stört es kaum, wie es hier riecht,
brav räkelt er sich hin.

Die Klingel schweigt, doch was ist das?
Da schleicht sich wer herein.
Herr Heinrich gähnt - wohl nur ein Spaß
und pennt darüber ein.

Brunhilde weiß, der Kerl ist schlapp,
von Kopf bis Fuß verspannt;
den bringt sie ganz gewiss auf Trab,
da geht sie durch die Wand.

Brunhilde sitzt am Kohleherd -
in Rente ging ihr Mumm;
so ist das Leben lebenswert:
Herr Heinrich schrubbt sich krumm.​
 



 
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