Höhenflüge

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Tula

Mitglied
Hallo Jenno

Die zweite Strophe finde recht gut, die erste klingt zu sehr nach Vorurteilen oder gar Neid (?). Könnte doch feinsinniger sein

LG
Tula
 

Jenno Casali

Mitglied
Hallo Tula,
Vorurteile oder gar Neid kann ich hier nicht erkennen. Die Verse sind eben aus der Sicht von "unten" geschrieben, so wie es Satire will, denn Satire ist stets von "unten" gegen "oben" gerichtet. Insofern, glaube ich, sind Auftrieb und Aufwind dieser "Allüren" usw. schon treffend.
Trotzdem Danke fürs Vorbeikommen.
Jenno C.
 

Tula

Mitglied
Hallo Jenno

Ich meinte eher die Schmalspur-Intelligenzia. Sind die Erfolgreichen immer geistig schmalspurig? Sind bei mir auch viele andere.
Aus dem Gedicht geht nicht klar hervor, gegen wen du dich satirisch richtest. "Die da oben" können Politiker sein, die Firmenleitung, feine Pinkel, die selbst nichts auf Tasche haben (beruflich) oder auch "verdiente" Erfolgsberufler. Von denen kenne ich einige, die alles andere als scmalspurig sind.

LG
Tula
 

Jenno Casali

Mitglied
HÖHENFLÜGE

so abgehoben, die da oben,
durch den aufwind
ihrer nadelstreifen-allüren,
durch den auftrieb
renommierender renommee

urwüchsigkeit im offline-modus,
kein netz mehr
zu hundepromenade, zu stammtisch –
zu dem waschechten,
dem greifbaren, dem so wahren

(Jenno Casali)
 

Jenno Casali

Mitglied
Tula,
Deinen Einwand zur Schmalspur-Intelligenzia hat mich überzeugt. Außerdem zeigt die neue Version mit der "renommierenden Renommee" umso besser, wie so ein Höhenflug sich hochschaukeln kann.
Gegen wen es gerichtet ist? Frage die "von unten", die werden so manche kennen!
Nochmals vielen Dank für deine Anmerkung.
Jenno C.
 

revilo

Mitglied
so abgehoben, die da oben,
durch den aufwind
ihrer nadelstreifen-allüren,
durch den auftrieb
renommierender [red]renommee[/red]

müsste das nicht ein Genitiv sein?

Lg revilo
 

Jenno Casali

Mitglied
HÖHENFLÜGE

so abgehoben, die da oben,
durch den aufwind
ihrer nadelstreifen-allüren,
durch den auftrieb
des renommierenden renommees

urwüchsigkeit im offline-modus,
kein netz mehr
zu hundepromenade, zu stammtisch –
zu dem waschechten,
dem greifbaren, dem so wahren

(Jenno Casali)
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Lieber Jenno Casali!
so abgehoben, die da oben,
Ist zwar ein netter Binnenreim, aber "die da oben" kennzeichnet das lyrische Ich dieser Verse als einen Vollpfosten, einen Pegidioten.
durch den aufwind
ihrer nadelstreifen-allüren,
Was sind das für Allüren?
durch den auftrieb
des renommierenden renommees
Besetzungskautsch?
urwüchsigkeit im offline-modus,
kein netz mehr
zu hundepromenade, zu stammtisch –
zu dem waschechten,
dem [blue]greifbaren[/blue], [red]dem so wahren[/red]
Das ist doch gequirlte Schifferscheiße!

Vermutlich nur ein Rollenspiel, s.o. (betr. das lyrische Ich dieses Ergusses).

grusz, hansz
 

Jenno Casali

Mitglied
Schade, dass die drei simplen Worte „die da oben“ reflexartig in die pegidiotische Ecke gedrückt werden (aktualitätsbedingt), denn „oben“ schweben nicht nur Politiker oder sonstige Machtinhaber, sondern auch andere Normalos, die sich per Auf-Vornehm-Allüren und daraus erblühendem Renommee auf einem Höhenflug/Überflug wähnen. (Und meine Zeilen haben gerade diese Zeitgenossen im Visier!)
Ja, und da kann es vorkommen, dass aus deren Sicht das Unten, das Einfach-Gestrickte, das Konkrete, das Wahre (Wahrhaftige) irgendwie nur so verquirlt-scheißig aussieht.
Gruß,
Jenno C.
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
das Unten, das Einfach-Gestrickte, das Konkrete, das Wahre (Wahrhaftige)
Sind das Synonyme?

Wohl kaum, denn bei mir hier unten ist nichts "einfach gestrickt", wie Du in meinen Gedichten lesen kannst, "konkret" ist hier unten vieles, nämlich kompliziert zusammengewachsen,
aber "wahr" - was ist denn, lieber Suppenbreikoch, "wahr"?
Diese Gleichsetzung meiner Basisnatur mit "Stammtisch" und "einfach gestrickt" - nä, das ist eine Unwahrheit, sei es aus Unkenntnis dessen, was "untensein" wirklich bedeutet, sei es aus Parteilichkeit, und dann ist es eine Propagandalüge.

Als ich meine ersten sieben Gedichtzyklen schrieb, lebte ich von 600 DM im Monat, das sind 300 Euro. Ich studierte im Zweitstudium, bekam deshalb weder Bafög noch Sozialhilfe, lebte ohne Frau oder Geliebte irgendwo im Moor bei Vechta, nichteinheimisch unter den Haflingern, noch unter den Niederen Sachsen (also nicht eigentlich auf dem Boden, sondern drunter, in Schlick und Sumpf) und war magister artium ("Meister der brotlosen Künste").

Erzähl Du mir nicht, was "unten" heißt!
 

Jenno Casali

Mitglied
Du beschreibst ein „Untensein“, das nicht in den Sinn dieser HÖHENFLÜGE-Zeilen passt.
Spreche ich von den „unten“, sind das die ganz "Normalen", die Geerdeten, im Vergleich zu den „oben“, d.h. denjenigen (ich wiederhole mich), die sich durch Vornehmtuerei usw. über alles und jeden erhaben fühlen.
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Nett, Deine Vornehmtuerei.

Wie im Irrenhaus: Jeder dort ist natürlich "normal", nur die "da draußen" sind es nicht. Und die Ärzte "sind alle irre".

Ich habe die Nase voll von diesen "geerdeten" Stammtischschwätzern, die Du für die "Wahren" hältst. Die mich nach unten treten und sich für den "Boden" halten, "wir hier unten, ihr da oben". Wie bereits gesagt.

Und dann wird fleißig rumdefiniert, um diesen Pegidiotensprech von denen "da oben" zu rechtfertigen.
Sozialneid, das ist soweit bekannt, -
aber vor allem ist es die fromme Lüge von der eigenen "Normalität", von dem "Geerdetsein", von dem alleinigen Besitz der alleinigen Wahrheit.

Jeder Dichter wird von diesen Arbeiterklassenbesten als "Spinner" bezeichnet. In Kulturrevolutionen werden sie "umerzogen". In Kambodscha brachte man sie einfach um.
 

Monochrom

Mitglied
Hi,

Du hättest eine andere Erzählperspektive wählen müssen.

Solche Texte sind so abgegriffen, und wie Du siehst, wird man bei politischer / gesellschaftskritischer Lyrik auch mit besonderem Maß gemessen.

Eine Satire funktioniert auch nicht so, wie der Text versucht, eine aufzubauen.

Eine Satire wäre es bspw., Du hättest das lyr.I. einen "von oben" sein lassen.

Text scheint mir misslungen.

Schau Dir mal Frankes aktuellen Text an...

Grüße,
Monochrom
 

Jenno Casali

Mitglied
Hallo Monochrom,

Eine Satire wäre es bspw., Du hättest das lyr.I. einen "von oben" sein lassen.

Danke für diese konstruktive Kritik.
LG
Jenno C.
 



 
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