Hyronimus

Inge Anna

Mitglied
Hyronimus

In einem alten Schienenbus
logierte eine Wanze;
sie nannte sich Hyronimus
und war eine Emanze.

Sie pumpte jeden Fahrgast an,
schwer war es, zu entrinnen;
Blut hatte es ihr angetan,
wer konnte, stob von hinnen.

Der leidgeprüften Leonor'
molk sie den letzten Tropfen,
aus strapaziertem Leitungsrohr;
im Eimer lag der Pfropfen.

Mit einem Liedlein auf den Lippen
fuhr Kilian zur Schicht;
sein Stimmlein drohte umzukippen,
ob Wänzleins Leibgericht.

Franz-Isidor wusch seine Haut
nur zu den Feiertagen;
Gestank ist Wanzen längst vertraut,
drum ging's ihm an den Kragen.

Miranda nahm, das war nicht gut,
aus Zeitnot diesen Bus,
oh welche Schmach, ihr blaues Blut,
genoss Hyronimus.

Die Wanze fand, dass jenes Nass
mit and'rem kaum vergleichlich;
die Adlige wurde sehr blass.
Hyronimus soff reichlich.

Die Wanze blühte und gedieh
im alten Schienenbus;
vergeblich man um Hilfe schrie
bei ihrem Höllenkuss.

Dann rief man Olga auf den Plan,
die Putzfrau der Nation;
ihr Plattfuß trat die Sache an,
da gab es kein Pardon.

Dem Schienenbus war's einerlei,
was sollte denn das Ganze;
es zog ihm glatt am Arsch vorbei,
das Amen einer Wanze.
 



 
Oben Unten