Ich gelobe ...

3,00 Stern(e) 4 Bewertungen

HorstK

Mitglied
Ein Jahr kann einem kurz oder sehr lang erscheinen, was sicher auch von der Perspektive abhängt, ob man zurück oder auf das kommende Jahr blickt. Ich war gerade zwanzig geworden, und mein Blick zurück ergab ungefähr das Gleiche wie der nach vorn. Seit einem Jahr war ich Soldat, ein weiteres lag noch vor mir. Ich zog Bilanz.
Mein anfänglicher Respekt vor Offizieren und deren Gebrüll, vor Gewalt und Drill hatte sich zu einem gesunden Überlebensinstinkt gewandelt. Mit meiner Grundeinstellung, nichts und niemanden in Uniform ernst zu nehmen und Ärger aus dem Weg zu gehen, war ich bestens gefahren. Ich hatte mit Pistolen, Uzzis und Maschinengewehren geschossen, Panzerfäuste und Scharfschützenkoffer durch den Dreck geschleppt. Es gab die üblichen Raufereien unter Infanteristen, aber auch Freundschaften, und nach Klärung der Fronten besetzte ich sogar eine ziemliche hohe, friedliche Position in der Hackordnung.
Mein jugendlicher Leichtsinn hatte sich zu dem Plan materialisiert, nach zwei Jahren Bundeswehr, zu denen ich mich verpflichtet hatte, mit dem ersparten Sold nach Kanada oder Alaska auszuwandern und dort jede Menge Abenteuer zu bestehen. Insofern betrachtete ich die Zeit bis dahin als notwendiges Übel, um mir die anschließende Belohnung zu verdienen. Wobei mein freiwilliges Opfer nicht in Anstrengung oder Leid bestand, sondern im täglichen Erdulden organisierten Wahnsinns. Je weniger ich mich am Fiasko beteiligte, desto leichter ließ es sich ertragen.
Umso überraschender traf mich auf diesem Zenit, also nach etwa einem Jahr Dümpelei eine Tatsache, die ich bis dahin völlig aus den Augen = aus dem Sinn verloren hatte: Meine Verpflichtung hatte automatisch zur Folge, dass man mich im zweiten Jahr als Ausbilder, als Vorgesetzten „verwenden“ würde. Nur echte oder simulierte Behinderungen hätte mich davor bewahren können, doch dafür war es bereits zu spät.
Nach ein paar wahnwitzigen Lehrgängen, vor denen ich mich nicht drücken konnte, wurde ich zum Gruppenführer befördert und dadurch zum Sinnbild des Sprichworts vom Bock, der zum Gärtner gemacht wurde. Man hatte mir eine Truppe von zwölf neuen Rekruten zugeteilt, traurige Gestalten, die zum ersten Mal diese kratzigen Uniformen, Stiefel in falschen Größen und schwere Stahlhelme verpasst bekamen. Ihre panischen Blicke und Gesten, wenn nachts zum Probelarm gepfiffen wurde und willkürliche Befehle durch lange Korridore donnerten, erinnerten mich an meine eigenen ersten Tage im Gulag. Fest entschlossen, meinem anvertrauten Haufen schwere Traumata zu ersparen, musste ich anfangs trotzdem meine Rolle als Vorgesetzter spielen, schon aus Selbstschutz.
Ich kommandierte meine Jungs über den Kasernenhof, kontrollierte Spinde und Waffen. Auf meinen Befehl warfen sie sich in den Dreck, rannten durch Wälder, gruben Löcher in vereisten Boden und schossen auf Pappscheiben. Wie in jeder Gruppe gab es auch unter ihnen den „Kleinen“, den „Raufbold“, den „Clown“, den „Unsichtbaren“, den „Arschkriecher“ und weitere Formen schräger Charaktere, die sich unter verschärften Bedingungen heraus-kristallisieren. Aber wie erwartet, weil selbst schon dutzendmal erlebt, wurde aus einem bunten Haufen von Verlierern irgendwann ein Team, eine verschworene Mannschaft - mit mir als Trainer. Und spätestens zu diesem Zeitpunkt hatten alle verstanden, dass ich die Regeln des Spiels, zu dem wir hier täglich antreten mussten, als puren Humbug einstufte. Zwar sprachen wir nie offen darüber, auch nicht nach Dienstschluss bei Flaschenbier in den Soldatenstuben, doch spürten meine Männer, zumindest die Cleveren von ihnen, dass ich uns alle nur möglichst unbeschadet über die Runden bringen wollte. Mein ganzer Ehrgeiz, so fremd mir der Begriff damals auch war, stand im Dienst meiner Mission, die Gruppe körperlich und seelisch gesund zu erhalten und vor allem in einer Disziplin zu trainieren: Wachsamkeit und Skepsis gegenüber allen Unsinnigkeiten, die jemand befiehlt!
So gesehen hätte ich auch eine prima Restzeit in der Bundeswehr ableisten können ... wären da nicht noch die anderen gewesen, meine Ausbilder-Kollegen und Vorgesetzten. Auch hier galt natürlich das ungeschriebene Gesetz, dass eine Gruppe nie nur aus Vollidioten besteht. Was im konkreten Fall für mich bedeutete, dass die Moral meiner kleinen Einheit (bzw. ihr auffälliger Mangel daran) im Bataillon Argwohn erregte. Ich wurde „anvisiert“, so könnte man es wohl am besten beschreiben; erst ausgegrenzt, dann schweigend und schließlich offen verdächtigt, subversive Ausbil-dungsmethoden anzuwenden, die zu einer Unterminierung der Kampfmoral führten. Bei einem Überraschungsbesuch mehrerer Offiziere in meiner Bude waren ihnen meine Bücher von Dostojewskij und Klaus Mehnert sofort ein Dorn im Auge. „Russenfreund, nicht wahr?“ Worauf ich mir nur mühsam verkneifen konnte, mit „Feindbeobachtung!“ zu antworten. Es war die Zeit der RAF, und ich wollte bei allem Übermut nicht riskieren, unter irgendeinem Verdacht verhaftet oder verhört zu werden. Niemandem, auch mir selbst konnte ich nicht garantieren, unter Druck lange die Beherrschung zu bewahren. Ich blieb höflich und behielt meine Meinung zu dem ganzen Affentheater für mich.
Eine andere Begebenheit sollte stattdessen diese Zeit in der Armee gewissermaßen krönen. Ein historischer Moment, der meine Erlebnisse, ihre Sinnlosigkeit und ihre ganze Lächerlichkeit in einem einzigen Punkt verdichtete:
Es war im Januar 1978, als die Rekruten dieses Jahrgangs aus mehreren Bataillonen zusammengetrieben worden waren, um ihr feierliches Gelöbnis, ihren Eid auf Fahne und Vaterland abzulegen. Ein Jahr zuvor hatte ich selbst in ähnlichem Rahmen, damals sogar bei Fackelschein wie zu Zeiten der Wehrmacht, die vom Kommandeur gebrüllten Floskeln müde nachgesprochen, innerlich das Gegenteil schwörend. Diesmal führte ich meine kleine Gruppe, alle geschniegelt in Ausgehuniformen, auf einen weiten Platz in Norddeutschland, der wohl ein Schlosshof war und zu drei Seiten von hohen Fassaden begrenzt wurde. Es war neblig und eiskalt, und vermutlich lag es an der Feuchtigkeit, die einem in die Knochen kroch, dass bald alle zu zittern begannen. Die Vorbereitungen, bis mehrere Hundert Rekruten nebst Gruppen- und Zugführern verschiedener Waffengattungen in Reih und Glied standen und endlich drei massive Menschenblöcke in U-Form bildeten, nahmen einfach kein Ende. Dabei lieferten die gebellten Befehle der Kapos, die ihre Herden ausrichteten, einen ersten Vorgeschmack auf die Besonderheit des Ortes: Ein ungewöhnlich starkes Echo in diesem Schlosshof! Jedes Geräusch, jeder Ruf wurde mehrfach zurückgeworfen und durch die Wände scheinbar noch verstärkt.
Kurz vor dem feierlichen Akt hatte ich in meinem Haufen noch eine Zigarette herumgehen lassen, unbemerkt von den Wachoffizieren. Dann hieß es „Stillgestanden!“, und ein General bestieg ein Podest vor unserer Formation. Nebelschwaden zogen über den Platz, hier und da klapperten Zähne vor Kälte, und alle hofften, dass die Zeremonie zügig abgewickelt würde. Nach einer markigen Begrüßung aus ein paar Hundert Kehlen gab es eine gottlob kurze Rede des Generals, die in dem Ausruf endete: „Sprecht mir nach!“
Er brüllte: „Ich gelobe ...“ mit zehnfachem Echo in den folgenden Sekunden. Alle (außer mir) wiederholten: „Ich gelobe ...“ Dann weiter der General: „... der Bundesrepublik Deutschland ...“ wieder das Echo und würdevolles Innehalten, in das, noch während die Soldaten ihre Münder aufrissen, ein furchtbarer Furz knatterte, dessen ebenso furchtbares Echo mit einem Durcheinander von Stimmen verschmolz, die teils feierlich, teils feixend „Bundesrepublik Deutschland“ wiederholten und sich schließlich in kollektivem Gelächter auflösten. Der General rang um Fassung, schrie „Ruhe!“ und brachte den Eid irgendwie zu Ende. Doch danach hieß es nicht „Rühren!“, sondern Offiziere marschierten die Reihen ab.
„Wer war das?!“ hallte es unaufhörlich über den Platz. Jeder wusste, dass den Ruhestörer eine Strafe erwartete, von der noch Generationen sprechen würden. Niemand zuckte, alle starrten gebannt geradeaus, aber man spürte, dass alle Frierenden unter ihrer Maske jubilierten, tierisch über dieses Fanal jauchzten. Mein Kompaniechef lief mit anderen Mördervisagen die Front ab und schnaubte vor Wut. Er ahnte, was ich wusste: Der Trompetenstoß war aus einem meiner Rekruten gekommen! Ich konnte nicht sagen, ob es der Dicke, der Raufbold oder einer der anderen gewesen war. Aber ich war mir absolut sicher, dass soeben einer meiner Schüler bewiesen hatte, wie treu man die Botschaft seines Lehrers umsetzen konnte. Und obwohl ich die Konsequenzen fürchtete, falls dies jemals herausgekommen wäre (es kam nie heraus!), war ich in diesem Moment der stolzeste Mensch auf dem gesamten Platz.
 
Ja, genau so war es!

Hallo HorstK,

das erste, was mir beim Lesen Deines Textes durch den Kopf ging war: „Ja, genau so war es! - Worte die nur ein Überlebender äußern kann!“

Mir hat Dein Text sehr gut gefallen. Du hast auch mit Deinen Worten genau das Gefühl aufgefangen, was viele Wehrpflichtige damals erlebt hatten.

Dein Text ist eventuell für alle diejenigen Wertvoll, die nicht in diesen Haufen eingezogen wurden, oder auch so schlau waren, sich nicht hineinziehen ließen. Er macht sehr wohl deutlich, dass viele wehrpflichtige junge Soldaten nicht alle Rambo-Verschnitte waren und jeden befohlenen Unsinn für bare Münze nahmen (solche gab es ja auch), sondern tatsächlich ihre Individualität behielten.

Nun zu Deinen Text.

Aus den Augen

„... nach etwa einem Jahr Dümpelei eine Tatsache, die ich
bis dahin völlig aus den Augen = aus dem Sinn verloren hatte: Meine ...“

Ich denke, das Gleichheitszeichen kann hier weg.

Eventuell kann man das mit einem Komma lösen:

„... die ich bis dahin völlig aus den Augen, aus dem Sinn verloren hatte: Meine ...“


Gulag

„.... erinnerten mich an meine eigenen ersten Tage im Gulag.“

Ich denke nicht, dass Du im Gulag Zeit verbracht hast, also in einem Zwang-Arbeitslager der Sowjetunion. Ich glaube, das Wort ist hier falsch gewählt; meine aber wohl, was Du beschreiben wolltest. Eventuell sind die Wörter Straflager, Camp, Internierungslager, Gefangenenlager, … oder eine andre Beschreibung, die einen unfreiwilligen Aufenthalt beschreiben will, passender.

Lieber HorstK, bitte stöbre doch noch ein wenig in der alten Zeit und fixiere Deine jugendlichen Erlebnisse, die Du in der Bundeswehr gemacht hattest. Sicherlich werden noch mehr Leser da sein, die dann wehmütig offen bekennen werden „Ja, genau so war das damals!“

Dein Tintenkleckser
 

Ralph Ronneberger

Foren-Redakteur
Teammitglied
HorstK,

das was du über die Verhältnisse in der Bundeswehr am Ende der siebziger Jahre zum Besten gibst, mag ja für Uneingeweihte recht informativ und für Eingeweihte eine Bestätigung eigener Erfahrungen sein, aber der Text hat mit einer Kurzgeschichte nichts zu tun. Ein lauter Furz als Handlungsträger reicht da nicht. Fast alles, was davor geschieht, ist pure Beschreibung. Als Text für unsere Sparte "Tagebuch" durchaus brauchbar, als Kurzgeschichte unakzeptabel.

Gruß Ralph
 

HorstK

Mitglied
@ Tintenkleckser

Hallo Gesinnungsgenosse,

freut mich außerordentlich, dass meine Story bei Dir auf Affinität gestoßen ist und Dir grundsätzlich gefällt! Über die Bundeswehr Ende der 70-er könnte man (ich) sicher Bücher schreiben, doch trotz aller Skurrilität möchte ich die Zeit nicht übergebühr aufleben lassen und dadurch womöglich aufwerten.

Deine Text-Hinweise finde ich sehr konstruktiv, danke! Natürlich war ich nicht in einem "Gulag", doch die Wortwahl soll absichtlich assoziieren, wie/wo ich mich damals fühlte.

Im Diskussionsforum "Literaturbetrieb" habe ich übrigens Links etc. zu meinem jüngst bei AMAZON veröffentlichten Buch "My Walk On The Wild Side" eingestellt - in dem es um andere exotische Erlebnisse aus meinen jungen Jahren geht. Sieh bei Interesse mal nach!

Herzliche Grüße - HorstK
 

HorstK

Mitglied
@ Ronny

Hallo Ralph Ronneberger,

danke auch für Deine Kommentare! Allerdings betrachte ich es als Fehleinschätzung, dass besagter Furz "Handlungsträger" meiner Story sei. Und wenn Du meinst, der Text gehöre eher in die Sparte "Tagebuch", muss ich mich doch sehr wundern.

Nun, wie (hoffentlich) in diesem und in meinem anderen Beitrag und praktisch allem, was ich schreibe, durchklingt, lasse ich jede Einsortierung bzw. Ausgrenzung mittels Schubladen(denken) instinktiv abprallen - darum sorry für meine Unbelehrbarkeit an dieser Stelle.

Mögen die Leser urteilen, welcher Kategorie sie den Text zuordnen ... falls das für irgend jemanden eine Rolle spielt.

Beste Grüße - HorstK
 

xavia

Mitglied
Hallo HorstK,

aus meiner Sicht sind das eigentlich zwei Geschichten, die du da erzählst. Die eine ist ein netter Witz, in dem bei der Vereidigung in feierlicher Situation ein Furz gelassen wird. – Diese Geschichte hat übrigens mein Vater früher gerne auf Geburtstagsfeiern beim Kaffeetrinken erzählt. Die sollte eigentlich kürzer sein und braucht diesen Protagonisten, der ohnehin nicht unbedingt etwas mit dem Furz zu tun hat, nicht weiter zu charakterisieren. Hier könnte eher der Furzende als Protagonist auftauchen, zunächst ein unbedeutender Typ, der gehänselt wird, der dann zu einem „Helden“ erhoben wird, der von seinen Kameraden gedeckt und bewundert wird, weil er sich zu diesem Affront aufgerafft hat.

Die andere beschreibt, wie einer, der dem Militär nicht so recht zugetan ist, durch die Grundausbildung kommen kann und dann sogar in der Ausbildung landet und dort den Ungehorsam nährt. Man mag darüber denken, wie man will, mir ist das sympathisch. Aber diese zweite Geschichte, die ist es meiner Ansicht nach wert, erzählt zu werden und ich finde, die braucht mehr als einen Furz, der eventuell aus seiner Gruppe Soldaten kommt, eventuell auch nicht, der eventuell absichtlich gelassen wird, eventuell auch nicht. Ich finde, diese Geschichte hat eine Situation verdient, in der es gut ist, nicht zu gehorchen, wo die Anleitung zum selbständigen Denken Früchte trug.

Herzliche Grüße Xavia.
 

Vagant

Mitglied
Hallo HorstK,

wieso wundern?
Ich sage es mal so: Kurzgeschichte! Also hier liegt doch die Gewichtung eindeutig auf dem Wort 'Geschichte', was für mich nichts anderes bedeuten kann, als dass hier jederzeit ein kleines Team – Kameramann, Ton, Beleuchter, eine Handvoll Schauspieler – kommen könnte, um das Ding, ohne lange Drehbuchadaption, in ein paar Stunden zu verfilmen.
Das heißt: da braucht man halt die entsprechende Vorlage dazu, eine 'Geschichte', die dann halt auch bestimmten, festgelegten dramaturgischen Gesetzten unterliegt und entsprechend stringent nach vorn erzählt wird.

Dies wäre mit deiner 'Geschichte' so nicht möglich. Sie verliert sich über ganze Absätze in Betrachtungen – mal persönlicher, mal allgemeiner Art – und pflegt dazu noch einen ziemlich opulenten, fast schon barocken Erzählstil, mit schönen bunten Satzgirlanden voller eingeschobener Nebensätze. Für das 'opulent' möchte ich dir ein Beispiel nennen. Im ersten Drittel sind mir 4 Zeile aufgefallen, in denen du so gut wie jedes Substantiv mit einem Adverb erklärst/erweiterst/erschlägst.
jugendlicher Leichtsinn
ersparten Sold
notwendiges Übel
anschließende Belohnung
freiwilliges Opfer
täglichen Erdulden
organisierten Wahnsinns ...
und das war nun nur willkürlich aus 4 Zeilen der Erzählung zusammengefasst. Das eine oder andere mag berechtigt sein, allerdings sollte doch versuchen, das Erzählen so zu straffen, dass man hier präziser wird, dass die ganzen erklärenden Beiwörten gar nicht mehr nötig sind. im Grunde zieht sich der Stil ja durch den ganzen Text. Aber das passiert halt, wenn man sich nicht reduziert, dann geht es halt schnell mal ins Uferlose und die eigentliche 'Geschichte' gerät aus dem Visier.
Kurz und gut: ich denke, was Ralph hier sagen wollte ist dies, dass es hier einfach kein Plot erkenntlich ist, bzw, wenn es einen gegeben hat, dass du ihn im Erzählrausch dann einfach aus den Augen verloren hast.

Mir sind die Kategorien hier eigentlich auch nicht so wichtig, aber gerade die Rubrik 'Kurzgeschichte' ist – ähnlich wie in der Lyrik die 'Festen Formen' – halt eine Rubrik, die recht strengen Kriterien unterliegt. Und da gibt es auch kaum einen Spielraum, denn schon 2 Schritte weiter rechts oder links steht man dann bei 'Erzählung' oder einer beliebigen anderen prosaischen Gattung. Eine Geschichte ist eine Geschichte ist eine Geschichte – vorausgesetzt sie erzählt eine Geschichte.
Wenn du aber unter 'Kurzgeschichte' postes, wirst du auch unter den Kriterien für 'Kurzgeschichte' bewertet.
So ist das.

Frohes Fest, Vagant.
 

HorstK

Mitglied
@ Xavia

Hallo Xavia,

danke für Deine eingehende Beschäftigung mit meinem Text! Vielleicht hast Du recht damit, dass man zwei Geschichten daraus hätte machen können. Für mich gehörte das diesmal zusammen.

Das angesprochene zweite Thema, Beispiel oder Anleitung zum zivilen Ungehorsam ("Über die Pflicht zum Ungehorsam gegen den Staat", siehe Henry D. Thoreau) beschäftigt mich ständig ... und vielleicht mache ich unter anderen Vorzeichen daraus mal eine weitere Story. Die täglichen Ereignisse überschlagen sich leider nur zu schnell, um ein wirklich aktuelles zu thematisieren, das Bestand hat. Mal sehen.

Danke für die Hinweise und herzliche Grüße!

HorstK
 

HorstK

Mitglied
@ Vagant

Hallo Vagant,

zuerst danke ich Dir für das intensive Beleuchten meiner Story! Und nach näherer Betrachtung der einzelnen Rubriken der Prosa-Foren nehme ich meine (vielleicht zu forsche) erste Reaktion zurück, auf der Kategorie "Kurzgeschichte" zu beharren. Irgendwo zwischen "Tagebuch" und "Kurzgeschichte" und womöglich noch anderen Rubriken könnte man meinen Text, wenn es denn sein muss, besser einordnen.

Die Hinweise mit dem "opulenten" und zum Teil überflüssigen Ausstaffieren der Substantive nehme ich dankend an. Werde mich bessern bzw. selbstkritischer beobachten.

Nun, in diesem Sinne, es geht voran -

Auch Dir Frohe Ostern und viele Grüße!
 

xavia

Mitglied
Hallo HorstK,

„etwas aktuelles, das Bestand hat“ könnte bedeuten, aus etwas aktuellem das Allgemeingültige herauszufiltern. Vielleicht muss es dann gar nicht mehr den Schauplatz haben, den es aktuell hatte. Thoreau ist ein gutes Bespiel dafür. Seine Bücher sind schon so alt, aber ich finde sie aktueller denn je.
 

Vagant

Mitglied
Horst,

kein Ding. Forsche Reaktionen taugen gut dazu, gegebenenfalls revidiert zu werden.
Was die Kriterien betrifft – die hier sehr anschaulich im einführenden Forentext von der verantwortlichen Redakteurin genannt werden –, so sind sie in diesem Genre nun wirklich sehr eng gefasst; aber wenn man seine Texte nun ausschließlich nach ihnen ausrichtet, dann ist man dann auch ganz schnell bei 'malen-nach-Zahlen' und am Ende gleicht eine Geschichte der anderen.
Ich weiß auch nicht, wer die Vorgaben irgendwann einmal definiert hat, ich weiß nur, dass hier selten mal ein Text all dem gerecht wird.
Mich hatte halt deine 'forsche Reaktion' herausgefordert. Da hat's einfach gejuckt, mal ein paar Zeilen los zu werden.

LG Vagant.
 

DocSchneider

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Horst K,

Deine "Geschichte" gibt ein subjektives Erlebnis wieder - eine echte erzählte Geschichte kann ich hier nicht erkennen. Deshalb verschiebe ich den Text in die Rubrik Tagebuch.

Erlebnisse können nur der Anstoß für Geschichten sein, niemals die Geschichte selbst.

Viele Grüße von DocSchneider
 



 
Oben Unten